Kurs Tauchtheorie für Fortgeschritte

Kapitel 9 – Herausforderungen im Tauchsport

Technisches Tauchen – Tec-Tauchen

Unter technischem Tauchen versteht man besondere Formen des fortgeschrittenen Sporttauchens, bei denen zusätzliche oder spezielle Tauchausrüstung eingesetzt wird und besondere Tauchtechniken erforderlich sind. Die Übergänge vom normalen Sporttauchen zum technischen Tauchen sind fließend und hängen von der festlegenden Tauchorganisation ab. Viele verwendete Techniken stammen aus der Berufstaucherei und dem Forschungstauchen.

Viele Taucher und auch Tauchlehrer verbinden mit dem Begriff Tec-Tauchen das Tauchen mit einem oder mehreren technischen Gasen anstelle von Pressluft als Atemgas. Unter dem Ausdruck technisches Gas versteht man ein verfahrenstechnisch gewonnenes Gas mit definierten Reinheitsanforderungen, dass grundsätzlich eine gesundheitliche Eignung als Atemgas erfüllt.

Diese Annahme stimmt nicht so ganz, denn es gibt sehr unterschiedliche, abweichende Definitionen für das technische Tauchen. Was nun so bezeichnet wird, hängt von der jeweiligen Tauchorganisation ab.

Es ist daher unmöglich einen klaren Strich zwischen Sporttauchen und Tec-Tauchen zu ziehen, denn auch die Taucher die sich als Tec-Taucher sehen, sind letztendlich Sporttaucher, denn sonst wären sie ja Berufstaucher, oder?

Tauchen mit Nitrox ist uns allen bekannt und wird sicher von fast allen Lesern zumindest hin und wieder verwendet. Schaut man in die Historie, so erkennt man, dass erst Ende der 1990er Jahre bei den großen Tauchsportorganisationen Nitrox salonfähig wurde. PADI tat sich da noch sehr schwer und bediente sich zunächst einer Partnerorganisation, bis sie dann Nitrox ins eigene Programm aufgenommen hat. Zu dieser Zeit wurde Tauchen mit Nitrox als der Einstieg ins technische Tauchen bezeichnet. Heute ist bei allen großen Verbänden das Tauchen mit relativ einfach zu handhabenden Gasen wie eben Nitrox nicht mehr dem technischen Tauchen zugeordnet.

Wir sehen heute, und da stimmen wir den bedeutenden Organisationen zu, das Tauchen mit Pressluft dann als technisches Tauchen, wenn gegenüber dem einfachen Nullzeit-Tauchen mit Druckluft im offenen Wasser deutlich erhöhte Anforderungen an Technik und/oder Taucher bestehen. Hierzu zählen beispielsweise schon das Betauchen tieferer Höhlen, das Eindringen in Wracks oder das geplante Überschreiten der Nullzeit mit entsprechenden Dekompressionsphasen unter Wasser.

Beim Tec-Tauchen wird grundsätzlich eine normale Tauchausrüstung für tiefe und längerdauernde Tauchgänge benötigt, die entsprechend der Anforderung erweitert und teilweise verändert wird. So werden zum Teil spezielle Gasgemische verwendet, mehrere Atemgemische wie Trimix, Nitrox oder Heliox oder verschiedene Gasgemische für die unterschiedlichen Phasen eines Tauchgangs eingesetzt. So kommt es, dass Taucher nicht nur eine Flasche auf dem Rücken tragen, sondern sich schon einige Flaschen ans Wing-Jacket packen, um ein Travel Mix, ein Bottom Gas (verminderter Sauerstoffanteil zur Vermeidung toxischen Partialdrucks in großen Tiefen) und ein Deko Gas (erhöhter Sauerstoffanteil zur Verkürzung der Dekompressionszeit in geringen Tiefen, z. B. Nitrox50 für oberhalb von 21 m) dabei zu haben. Wissen sollte jeder, dass die Gemische, insbesondere das Bottom Gas (für den tiefsten Teil des Tauchganges), aufgrund ihres geringen Sauerstoffanteiles, teilweise an der Oberfläche nichtmehr gefahrlos geatmet werden können (ca. 16 % Sauerstoff oder weniger).

Deshalb sind alle Tauchflaschen, die keine Pressluft enthalten, besonders gekennzeichnet.

Wings, Doppelflaschen (Doppelpack), ein langer Mitteldruckschlauch am Hauptautomaten, werden ebenfalls mit dem Begriff “Technisches Tauchen” in Verbindung gebracht. Aber ist man ein technischer Taucher, nur wenn man ein Doppelpack wie eine Doppelsieben taucht? Muss ein technischer Taucher eine Stageflasche mit einem speziellen Atemgas für die Deko-Stopps dabeihaben? Oder kann man auch nur mit einem einzigen Atemgas bereits technisch tauchen?

In vielen Foren im Internet und in Tauchmagazinen kam in den letzten Jahren der Trend auf, dass ganz klar zwischen “Sporttauchen” und “Technischem Tauchen” unterschieden wird. Viele, die sich als technische Taucher sehen, vermitteln dem Otto-Normal-Taucher und dem Urlaubstaucher den Eindruck, dass nur sie richtige Taucher sind. Viele sind so von sich und ihren Tauchfertigkeiten überzeugt, dass sie mit dem klassischen Sporttaucher nichts zu tun haben wollen. Wir äußern uns an dieser Stelle bewusst leicht provokant, da wie gesagt alle letztendlich Sporttaucher sind und wir alle das Interesse und den Spaß am Abtauchen teilen, schlicht an der Faszination Tauchen. Eben jeder nach seinem eigenen Geschmack. Und zur Versöhnung: Nicht jeder Tec-Taucher ist so und viele Tec-Taucher sind auch grenzüberschreitet in beiden „Lagern“ daheim.

Kehren wir zum eigentlichen Thema zurück und halten fest, dass eine große Zahl der technischen Taucher auch Sporttaucher ist, denn ein Sporttaucher …

  • betreibt den Sport als Hobby
  • sieht das Tauchen als Sport
  • betreibt das Tauchen nicht als Beruf

Ein technischer Taucher ist ein Taucher der

  • außerhalb der “Tauchgrenzen” der klassischen Ausbildungsverbände taucht
  • sich auf spezielle Tauchgänge gezielt und sorgfältig vorbereitet
  • an Tauchplätzen taucht, die nur mit einer speziellen und fundierten Ausbildung sicher zu betauchen sind

Demzufolge können wir nur eine klare Grenze beim Tauchen zwischen Sporttauchern und Berufstauchern ziehen. Der Sporttaucher betreibt das Tauchen als Hobby und zum Spaß, ganz gleich ob er tief in Höhlen eindringt, 60 oder mehr Meter tief taucht oder sich im tropischen Meer die bunten Fische anguckt. Ein Berufstaucher taucht, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen (egal ob als Tauchlehrer an einer Tauchbasis, als technischer Tauchlehrer oder als Sättigungstaucher, der viel Zeit in einer Druckkammer verbringt, um extreme Arbeiten unter Wasser durchzuführen.

Einigen wir uns nun bitte darauf, dass das technische Tauchen besondere Fähig- und Fertigkeiten erfordert, um an besonderen, speziellen Orten sicher zu tauchen. Techniken eben! Wir verstehen so den Tec-Taucher als einen Taucher, der besondere (Tauch-)Technik und Techniken ver- und anwendet. Diese Anforderungen werden bei den zuvor schon erwähnten Orten gestellt und mittlerweile bei vielen Organisationen als Kurse auch angeboten:

  • Nitrox Advanced
  • Trimix
  • Sidemount
  • Solotauchen
  • Wracktauchen
  • Höhlentauchen
  • Rebreather

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um ein Tec-Taucher zu werden? Und wie kann der Einstieg in die aufgeführten Bereiche aussehen?

  • An erster Stelle steht, dass der Einsteiger einen Tauchschein hat, bevor er mit dem technischen Tauchen beginnt. Je nach Tauchsportverband wird meistens ein Brevet auf der Fortgeschrittenenstufe verlangt. Zumindest gibt es keinen Verband, der als Beginner-Tauchkurs einen Trimix- oder Höhlentauchkurs anbietet.
  • Einige Erfahrung ist erforderlich, denn mit der eigenen Ausrüstung sollte man schon so vertraut sein, dass man sich unter Wasser wohlfühlt. Je mehr Erfahrung man hat, umso besser. Viele Taucher wollen immer früher mit dem technischen Tauchen beginnen, obwohl die persönliche Erfahrung vielleicht noch nicht ausreicht. Trimix im Anschluss zum OWD-Kurs ist deutlich zu früh.
  • Theoretische Kenntnisse im IDA/CMAS**-Silber Bereich oder vergleichbar sollten gleichfalls vorhanden sein, damit die „Spielregeln“ des sicheren und entspannten Tauchens klar sind. Und beim technischen Tauchen gelten die natürlich auch, nur kommen dann noch einige Regeln dazu.
  • Eine weitere wichtige Voraussetzung ist eine ausgewogene Fitness, denn beim technischen Tauchen ist man in den meisten Fällen mit noch mehr Ausrüstung im Wasser, als bei einem normalen Tauchgang. Je mehr Ausrüstung bewegt werden muss, je mehr muss körperlich geleistet werden.

Und übrigens: Je besser die Fitness ist, je weniger ist man für Stress empfänglich und je weniger gerät man aus der Puste.

  • Auch die persönliche Einstellung spielt eine wichtige Rolle, denn die Tauchgänge werden länger und anspruchsvoller. Hierbei muss man verantwortungsbewusst zu Werke gehen! Draufgänger gefährden sich selbst und ihren Tauchpartner! In den Kursen spricht man dann von „awareness“.

Tec-Fundamental – Grundlagenkurs

In diesem ersten Kurs legt man sehr großen Wert auf die taucherischen Fertigkeiten. Neben Trim und Tarierung stehen hier das Tauchen im Team und spezielle Notfallprozeduren im Vordergrund. Ein S-Drill (safety drill) dient dem unfallfreien Umgang mit Longhose (langer Schlauch am primären Atemregler) und den eigenen Umstieg auf die alternative zweite Stufe (Octopus). Ein V-Drill dient dazu, dass man in Notsituationen sicher, geübt und in einer guten Geschwindigkeit alle Ventile am Tauchgerät selbständig öffnen und schließen kann, ohne dabei die Tarierung und den Trim zu verlieren.

Im Fundamentalkurs stehen ebenso die unterschiedlichen Flossenschlagtechniken wie frogkick, helicopterturn und backkick auf der Agenda, so wie die Boje freischwebend setzen zu können. Der ausbildende Instructor hat zudem weitere viele Grundlagenübungen im Repertoire, womit er die Teilnehmer auf ihre Probleme und Defizite hinweist und ausgiebig übt, um die Probleme abzustellen.
Der Grundlagenkur ist für alle weiteren Kurse unabdingbar. Entweder wird der Kurs gesondert gebucht oder er ist Teil der weiteren Ausbildung. Zu empfehlen ist allerdings, diesen Kurs vor der eigentlichen fachlichen Ausbildung zu besuchen, damit in diesen Kursen dann die gebuchten Tauchgänge auch ausreichen, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Besonders wird dies den Teilnehmern empfohlen, die vorher noch keine Erfahrung mit Wing und Doppelpack hatten.

Decompression Procedures

Der normale Sporttaucher macht sich über das Thema Dekompression oft leider kaum Gedanken. Der Decompression Procedures-Kurs bereitet den ambitionierten Taucher auf geplante stufenweise Dekompression vor.

Mit einer maximalen Tiefe von 45 Metern ist dieser Kurs der erste Schritt hinter die Grenzen des normalen Sporttauchens, und bietet in Kombination mit dem Kurs Nitrox** / Advanced Nitrox das Fundament für alle weiteren Kurse im technischen Tauchen.

Dieser Kurs bietet den nächsten Schritt, die eigenen Fertigkeiten zu verbessern und in ganz neue Bereiche des Tauchsports hineinzuschauen. Einige unvorhersehbare Situationen und Problemlösungen werden trainiert, wie z.B. versäumte Dekompression, überzogene Grundzeit mit erhöhter Dekompression und neuberechnetem Tauchplan, nicht mögliches Entfalten des Hebesacks und der Seilspule (Spool oder Reel), nicht auffindbare Aufstiegsleine oder Bootanker, Verlust des Dekompressionsgases.

Der Gebrauch und korrekte Einsatz eines Hebesacks mittels Seilspule und/oder Aufstiegsleine, simulierte Demonstration von stationärer Wechselatmung bei einer Tauchtiefe von maximal 30 Metern, die Demonstration des Einsatzes eines Zweitautomaten (Backup) oder eines anderen Notfallsystems (Bail-Out) mit Grundatemgas bei einer Tauchtiefe von maximal 30 Metern runden die zu erlernenden Fertigkeiten ab.

Nitrox Advanced – Tauchen mit Luft, Nitrox und Dekogas

Ist nun dieser Kurs bereits international ein TEC-Kurs? Die Antwort ist hier ein klares jein. Wir erinnern uns an die Überlegung, was ist denn eigentlich ein TEC-Taucher? Heißt im Klartext, beim Check-in an einer Tauchbasis wo ein Kreuzchen zu setzen ist, ob man TEC-Taucher ist, vorher nachfragen, wie man das vor Ort sieht.

Der Kurs Nitrox Advanced beinhaltet Planung, Übungen und Fertigkeiten des technischen Tauchens. Dazu gehöret die richtige Handhabung von Monoflaschen mit getrennten Auslassventilen oder von Doppelgeräten mit absperrbarer Brücke. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung ist das richtige Verhalten bei notwendigen Dekompressionsfertigkeiten bei einem Einsatz von Grundgasen bis zu einem Sauerstoffanteil von 40% und Dekompressionsgasen mit einem Sauerstoffanteil bis 100%. Die maximale Tiefengrenze nach diesem Kurs schwankt bei den Ausbildungsorganisationen zwischen 40 und 55 Meter.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Kurses ist richtige (sinnvolle) Equipment-Konfiguration, Tarierung und Trim, Flossenschlagtechniken wie backkick, helicopterturn und frogkick sowie Stageeinsatz und handling und freischwebend zum Aufstieg eine Boje oder einen Hebesack zu setzen, ohne dabei Höhe, Tarierung und Trim zu verlieren. Bis auf den Stageeinsatz, der einen Gaswechsel vom Rückengas (Bottom-Gas) auf das Dekompressionsgas notwendig macht, sind diese Übungen bekannt aus dem Fundamental-Kurs.

Trimix

Tiefer tauchen, aber wie?

Viele Ausbildungsverbände geben den Tipp, dass für den Sporttaucher eine maximale Tiefe von 30 m genug sei. Im Zusammenhang mit Luft als Atemgas, welche im Übrigen als Standartatemgas beim Tauchen zum Einsatz kommt, ist das auch sinnvoll. Bekanntlich kann ab ca. 30 m der durch Stickstoff (N2) ausgelöste Tiefenrausch auftreten. Von daher birgt das Tauchen mit Luft in Tiefen unterhalb von 30 m ein erhöhtes Risiko.

Wir wissen auch, dass Nitrox kein Gas ist, um tief zu tauchen, denn hier ist die Tiefengrenze abhängig vom O2-Partialdruck. Das bedeutet, je höher der O2-Partialdruck in einem Nitrox-Gasgemisch ist, desto flacher ist die MOD (Maximale Einsatztiefe) dieses Gases.

Wenn man nun aber tiefer tauchen möchte als die bekannten 30 m, kann man entweder das Risiko eingehen und mit Luft tauchen oder man steigt auf spezielle Atemgasgemische um, die in den entsprechenden Tiefen atembar sind. Speziell für den Einsatz von militärischen und kommerziellen Tauchern wurden daher in den letzten Jahren Möglichkeiten entwickelt und seither vermittelt, wie Taucher vergleichsweise in der Tiefe operieren können. Stickstoff ist der vorherrschende auslösende Grund für den Tiefenrausch und die Bläschenbildung im Blut, deshalb wird dieses Gas durch andere Gase zu ersetzt. Bekannt ist, dass dabei unter anderem mit Neon, Wasserstoff und Helium experimentiert wurde.

Im technischen Sporttauchen haben sich für tiefe Tauchgänge in den letzten Jahren Gasgemische mit einem erhöhten Helium-Anteil durchgesetzt, die man als Trimix bezeichnet.

Trimix ist, genau wie Nitrox, ein zusammengesetztes Wort, die auf die Eigenschaft des Gasgemisches schließen lässt. Trimix bedeutet, dass es ein Gasgemisch aus drei Gasen ist. Trimix besteht im Regelfall aus den 3 Gasen:

  • Helium
  • Stickstoff
  • Sauerstoff

Schauen wir uns kurz an, was man sich bei den beteiligten Gasen zu nutzen machen kann:

Sauerstoffanteil im Trimix

Je nach geplanter Tauchtiefe legt man seinen Sauerstoffanteil im Trimix fest. Wenn wir von den verwendeten Standardgasen ausgehen, so kommt bis zu einer Tiefe von 45 m ein TX (Trimix) 21/35 zum Einsatz. Dies bedeutet, dass das Trimix-Gemisch einen Anteil von 21 % Sauerstoff und 35 % Helium besitzt. Der Rest ist vereinfacht ausgedrückt Stickstoff.

Heliumanteil im Trimix

Je tiefer man tauchen möchte, je weniger Stickstoff möchte man in seinem Atemgas haben. Wie oben schon erwähnt, hat ein Trimix für eine Tauchtiefe von max. 45 m einen Heliumanteil von 35 %. Bei tieferen Tauchgängen wird der Heliumanteil nun kontinuierlich erhöht. Das nächste Standardgas ist ein Trimix 18/45 und wird bei Tiefen bis 60 m verwendet. Es enthält einen Sauerstoffanteil von 18 % und einen Heliumanteil von 45 %. Bei noch tieferen Tauchgängen verringert sich der Sauerstoffanteil weiter, wobei der Helium-Anteil entsprechend zunimmt.

Stickstoffanteil im Trimix

Je tiefer der Tauchgang ist, je weniger Anteil Stickstoff soll im Atemgas sein. Wenn wir bei einem Trimix 21/35 einen Stickstoffanteil von ca. 44 % haben, so haben wir bei einem Trimix 10/70 (für Tiefen von max. 121 m) nur noch einen Stickstoffanteil von 20 %.

Der Trick bei Trimix ist also, einen Teil des Stickstoffs durch Helium zu ersetzen, denn Helium hat im Gegensatz zu Stickstoff, bei einem erhöhten Partialdruck, eine geringere narkotische Wirkung.

Beim Tauchen mit Trimix muss man seine Dekompressionsplanungen dem verwendeten Gas anpassen, denn Helium verhält sich beim Auftauchen, dem Dekomprimieren anders als Stickstoff. Deshalb ist es sinnvoll für die Dekompression ein anderes Atemgas mitzuführen. Zum Beispiel kommt bei einem 45 m Tauchgang mit einem Trimix 21/35 ein Nitrox 50 als Dekogas zum Einsatz.
Je tiefer die Tauchgänge werden, desto umfangreicher wird die Dekompression. Hier können bei sehr tiefen Tauchgängen zwei, drei oder auch vier und mehr Deko-Gase zum Einsatz kommen!
Wie immer gibt es Vorteile und Nachteile, so auch beim Tauchen mit Trimix.

Betrachten wir kurz die Vorteile:

  • Tiefere Tauchgänge sind durchführbar und im Gegensatz zu Tauchgängen mit Luft als Atemgas mit einem verringerten Risiko, was die Gefahr des Tiefenrauschs betrifft.
  • Die notwendige Dekompression ist optimaler, weil bei Trimix-Tauchgängen speziell geplante Dekompressionsgase zum Einsatz kommen.
  • Ein Trimix-Gas kann über den Sauerstoff- und Helium-Anteil optimal für die vorgesehene Tiefe gemischt werden.

Und was sind nun die Nachteile beim Tauchen mit Trimix?

  • Das Tauchen mit Trimix erfordert deutlich höhere Anforderungen an das Verständnis für das Thema Dekompression. Auf eine gute Ausbildung kann man nicht verzichten und die Kurse sind nicht wirklich kostengünstig.
  • Trimix gibt es leider nicht überall, wie zum Beispiel Luft bzw. oft Nitrox. Deshalb muss man vor der Fahrt zu einem Tauchplatz seine Tauchgänge gut planen und schauen, wo man seine Atemgase bekommt.
  • Helium ist aktuell ein sehr teures Gas. Das bedeutet, je höher der Heliumanteil im Atemgas wird, je teurer wird auch die Mischung.

In der Ausbildung zu einem Trimixtaucher haben sich zwei Stufen herausgebildet. Zum einen nennen wir es mal Grundlagenkurs für Trimix mit Standardgasen, wobei der Sauerstoffanteil nicht unter 18% liegt. Deshalb bezeichnet man diesen Kurs auch als normoxic. In einem weiteren Kurs lernt man dann noch tiefer hinab zu Tauchen, wobei sich der Sauer- und Stickstoffanteil immer weiter reduziert.

Trimix * / Trimix normoxic und Trimix**/ Trimix Advanced

Diese Kurse stellen schon höhere Anforderungen an die Tauchausrüstung, der Konfiguration und den taucherischen Fertigkeiten und setzt einige Erfahrung im Tauchen mit einer Tec-Konfiguration voraus, belasten wir hier den Taucher mit weiteren Stageflaschen.

Die Einführung in das Trimixtauchen erfolgt mit den Gasgemischen TX 21/35 bis min 18% Sauerstoff und TX 30/30 mit Gasberechnung und Analyse, Tauchgangsplanung, Dekompression, Ausrüstung und Tauchpraxis.

Im Advancedbereich werden diese Gasgemische immer weiter den geplanten Tauchtiefen angepasst.

In der Theorie wird die sichere Planung dieser Tauchgänge, das benötigte Gasmanagement und gesetzliche Bestimmungen, die bei sauerstoffangereicherten Gasgemischen zu beachten sind, vermittelt.
Die Ausrüstung wird detailliert besprochen, wobei natürlich auch die Flaschenkonfiguration ein wichtiges Thema ist. Vorteile und Gefahren, die das Tauchen mit sauerstoffangereicherten Gasen mit sich bringt, werden aufgezeigt und man lernt neben den klassischen Tauchtabellen spezielle Tauchcomputer kennen, die den Gaswechsel unterstützen. Natürlich verlassen sich Trimixtaucher nicht nur auf die Tauchcomputer, sondern erstellen Run-Time- und Notfallpläne.

Der Kurs beinhaltet neben den theoretischen Einweisungen und Tipps mindestens vier Tauchgänge mit den Schwerpunkten Tarierung, Trim und Flossenschlagtechniken. Bevor es im Wasser losgeht, werden die Grundlagen ausführlich besprochen:

  • Ausrüstungskonfiguration
  • Prinzip von long hose und backup Atemregler
  • Vorteile der horizontalen Wasserlage
  • Trim und Kopfposition
  • Flossenschlagtechniken
  • Team-Awareness

Die Praxistauchgänge beinhalten diese Schwerpunkte:

  • Equipmenthandling und Tarierung
  • Wasserlage, Trim
  • Flossenschlagtechnik Frogkick, Helicopter-Turn, Backkick, Modified-Flutter-Kick
  • Basic Übungen (Clippen, Atemregler wechseln, Maske wechseln, Valve Check, Inflator koppeln, OOA skill (out of air)
  • OOA skill: mit herausgenommenen Atemregler den Partner anschwimmen, auf die Gasversorgung des Partners (long hose) wechseln, Freigeben des long hoses durch den Partner, abschließendes „Okay“- Zeichen und weitertauchen (air sharing)
  • Oberflächenboje setzen
  • Aufstieg in liegender Position aus mind. 10m Tiefe
  • 6-Minuten Aufstieg (1m/min Aufstieg in liegender Position)
  • Kommunikation unter Wasser
  • Team-Awareness. Alle Übungen unter Beibehalten des Blickkontaktes, der Wasserlage und des Trims

Sidemount

Der Start des Sidemounttauchens fand 1970 statt, als Woody Jasper zum Betauchen von engen Höhlen diese Konfiguration anwendete. Von diesem Zeitpunkt an wurde es fast ausschließlich nur von Höhlen-Tauchern angewendet, die die „Restricted Areas“, also die Bereiche einer Höhle erforschen wollten, die mit Backmount einfach nicht zu erreichen waren. So entstand eine der extremen Formen des technischen Tauchens.

Wenn man bis vor kurzen einen Taucher gefragt hätte, ob er wüsste was Sidemount-Tauchen ist, dann wäre die Antwort sicherlich eher negativ ausgefallen. Denn bis heute haben meist nur die Höhleninteressierte überhaupt vom Sidemount-Tauchen gewusst oder wüssten was damit genau gemeint ist.

Erst 2009 wurde Sidemount auch im normalen Sporttauchbereich eingeführt, als zwei Ausrüstungshersteller Sidemount-Ausrüstungen produzierten. 2010 haben dann auch die Ausbildungsorganisationen Sidemount für sich entdeckt und in ihr Ausbildungssystem eingefügt.

Was versteht man eigentlich wirklich unter Sidemount-Tauchen? Die deutsche Übersetzung macht es schon deutlich, denn wie der Name schon sagt, die Flaschen hängen seitlich am Körper und werden nicht wie sonst üblich auf dem Rücken getragen, was deshalb auch als Backmount-Tauchen bezeichnet wird.

Allerdings ist Sidemount-Tauchen viel mehr als nur ein einfacher Wechsel der Ausrüstungskonfiguration. Mit einer richtigen Ausbildung erweist sich das Sidemount-Tauchen als viel komfortabler und bequemer als vielleicht vermutet.

Welche Vorteile bietet Sidemount gegen Backmount? Ein paar Argumente wollen wir kurz auflisten:

  • Das stromlinienförmigere Profil als beim Backmounttauchen bedeutet gleichzeitig weniger Wasserwiderstand und das wiederum weniger Luftverbrauch.
  • Sidemount eröffnet ein hohes Maß an Komfort, denn jede Sidemount-Konfiguration kann vollkommen individuell auf den Taucher angepasst werden, so dass ggf. der Wohlfühlfaktor immer voll gegeben ist.
  • Der Rücken wird geschont, weil die Flaschen einzeln getragen bzw. transportiert werden können und erst im Wasser angelegt werden. Gleichzeitig wird der Ein- und Ausstieg ins Wasser erleichtert.
  • Ein sehr großer Vorteil liegt im Luft-Management, weil sich alles sichtbar vor einem befindet, so hat man Zugang zu den Ventilen und den ersten Stufen. So ist alles schön übersichtlich und jederzeit einfach zu bedienen. Auf alle Situationen kann deshalb schnell und effektiv reagiert werden.
  • Sidemount ist ein System für alle Tauchsituationen. In der Regel sind mit einem einzigen angeschafften Sidemount-Equipment auch anspruchsvollere Tauchgänge machbar, ob nun Wrack, Höhle oder technisches Tauchen, vorausgesetzt die Ausbildung wurde absolviert.

Im Ausbildungssystem Sidemount gibt es inzwischen auch Kurse für Fortgeschrittene, Tauchen mit 3-4 Flaschen im Bereich Nitrox Advanced und Trimix. Auch kann in Absprache mit der Tauchschule die „normale“ Sporttaucherausbildung mit einer Sidemount-Konfiguration durchgeführt werden.

Solotauchen

Kommen wir nun zu einem Thema, welches gerade in Deutschland für viel Aufsehen sorgt. Wir haben diesen Bereich bewusst in dieses Kapitel gefügt, denn gerade hier sind viele besondere Techniken gefragt. Doch fügen wir, bevor wir kurz die Anforderungen betrachten, einen veröffentlichen Artikel aus dem Jahr 2013 eines der Autoren

Jürgen Derichs schrieb zu diesem Thema:

Solotauchen – Macht das Sinn? Oder zu gefährlich?

Es gibt kaum ein Thema in der Tauchwelt, welches so kontrovers diskutiert wird wie solo – also alleine- zu tauchen.

Ich bin ein bekennender Solotaucher, aber das kommt letztendlich auch nicht von ungefähr. Ich bin von Beruf Taucher und dazu begeisterter Höhlen- und Wracktaucher. Und hier bin ich mir oft selbst der Nächste, besser gesagt, dabei möchte ich ungerne auf andere aufpassen wollen. Seit 1980 tauche ich ab und habe in diesen Jahren, Jahrzehnten, schon viele Diskussionen zu verschiedenen Themen erlebt. Aber Solotauchen spaltet seit Jahren die Taucherschaft. Allen voran der Verband in Deutschland, der noch vor der Entdeckung von Amerika durch Columbus das Sporttauchen in Deutschland eingeführt hat. Ihr versteht wen ich meine, fängt mit V an….

Im normalen Sporttaucherbereich bin ich allerdings auch ein Befürworter des Buddy-Systems und daran sollte auch nicht gerüttelt werden. Aber immer wieder gibt es Situationen in denen jemand alleine tauchen geht. Und das sicher, unfallfrei. Deshalb sollte man Solotauchen aber nicht derart verteufeln, als wenn jeder Solotaucher sofort verdampfen muss.

Ich selbst habe in die IDA nunmehr die Integration des Spezialkurses Solotauchen hineingebracht, die Anforderungen ausgearbeitet, eine Prüfungsordnung erstellt und… dann begann der „Kampf“ mit unserem Ausbildungsleiter und ich muss sagen, diese Diskussionen, Brain-stormings und steten Änderungen waren notwendig. Denn rechtliche Aspekte habe ich dann mit meinem Freund und Mitautor einiger Fachliteratur (bereits erschienen oder kurz vor Veröffentlichung – so auch Solotauchen) abgeklärt. Denn er als Jurist erhob stets den Zeigefinger. Mit Recht! Aber das Endprodukt kann sich nun sehen lassen, der IDA SK Solotauchen.

Ich habe nach diesen „Spielregeln“ dann einen ersten Kurs durchgeführt mit immerhin 10 Teilnehmern. Teilweise hatten diese bereits über 500 Tauchgänge geloggt. Aber man konnte feststellen, dass sie über viele Sachen gar nicht oder nicht richtig nachgedacht haben. Mir hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht, alte Hasen zu sensibilisieren, das heißt zum Nach- und Umdenken gebracht zu haben, was Ausrüstung und Konfiguartion, Tarierung usw. angeht. Deshalb kann ich diesen Kurs nur jedem eigentlich ans Herz legen, der sich wirklich taucherisch nach vorne bewegen möchte und demnächst in Solotauch-Situationen gut vorbereitest zu sein.

Zum Thema Solotauchen selbst stellen wir uns doch mal ein paar grundsätzliche Fragen vorab:

  • Wie gefährlich ist Tauchen überhaupt in der heutigen Zeit? Und das im Vergleich zu anderen Sportarten oder Tätigkeiten?
  • Ist es gefährlich zum Beispiel ein Modellflugzeug zu steuern? Oder ein richtiges Flugzeug? Oder ein gar ein Auto?
  • In welchem Zusammenhang stehen diese sportlichen Betätigungen mit den Menschen herum oder der Umwelt?
  • Wie viele Menschen sind durch einen Fehler eines Sportflugzeuges oder Segelflugzeuges gefährdet?
  • Und wie viele durch einen Fehler eines Tauchers?

Tauchen selbst ist eine potenziell gefährliche Sportart, also lebensgefährlich! So steht es doch geschrieben! Der Taucher begibt sich in einen mit dem menschlichen Leben unvereinbare Umgebung. Nur eine technische Ausrüstung ermöglicht hier das Überleben. Selbstüberschätzung, Schlampigkeit, mangelhafte oder mangelnde Ausbildung und zu wenig Erfahrung können zu Situationen führen, die den Taucher in akute Lebensgefahr bringen. Doch kann das Buddy-System hier wirklich Abhilfe schaffen? Oder macht man sich hier nur was vor und fühlt sich in Sicherheit?

Klar ist, dass ein Tauchschüler nicht alleine lernt und tauchen geht. So ähnlich wie der Fahrschüler einen Fahrlehrer an seiner Seite hat, hat der Tauchneuling einen Tauchlehrer neben sich. Aber ehrlich: Der Tauchlehrer selbst taucht genau genommen alleine. Er kann, darf und wird sich nicht darauf verlassen, dass der Tauchschüler ihm im Falle eines Falles zu Hilfe eilt. Das eiserne Gesetz „Tauche nie alleine!“ gilt es denn dabei auch? Sollte es daher ausnahmslos festverankert und in Stein gemeißelt sein?

Hört man vielen Tauchern bei ihren Gesprächen zu oder steht am See/Meer und schaut mal genau hin, so sieht man, dass die Gruppe der „einsamen Taucher“ zugenommen hat. Die Motive sind unterschiedlich: manche wollen in Ruhe fotografieren, manche genießen einfach das Tauchen selbst ohne Verantwortung für einen Buddy zu tragen müssen. In kleinen Grüppchen outen sie sich als „Solotaucher“ und besprechen ihre Vorgehensweise. Literatur? Kaum zu finden. Empfehlungen von Verbänden? Einige Organisationen setzen sich mit dem Thema auseinander so wie in Deutschland IDA oder weltweit PADI (self reliant diver) und bieten entsprechende Hilfestellungen und Tipps in Form von Kursen an, andere sitzen auf ihrem alten verrosteten Ross und sind der Meinung das Solo-Tauchen viel zu revolutionär sei und bringen Argumente ins Feld, die meist nur an den Haaren herbeigezogen sind. Und hier haben wir nun angesetzt:

Der Zweck dieses Kurses ist es, den Taucher mit den Vorteilen, Verfahren, Techniken und potenziellen Gefahren bekannt und vertraut zu machen, die mit Solo Tauchgängen verbunden sind. Der Solo-Taucher-Kurs vermittelt erfahrenen Sporttauchern, wie man sicher und unabhängig von einem Buddy taucht. Der Kurs befasst sich mit der exakten Tauchgangsplanung, der Unfallverhütung, den Gefahren des Alleine-Tauchens, sowie der korrekten Durchführung eines Solotauchgangs. Im Kurs wird auch auf die erforderliche Zusatzausrüstung für Solo-Tauchgänge eingegangen.

Die Ausbildung zum Solo-Taucher soll ganz sicher nicht das bewährte Buddy-System ersetzen. Vielmehr soll es dieses sinnvoll ergänzen. Im Bereich des Sporttauchens herrscht der Grundsatz des Buddy-Systems vor und das ist soweit auch gut so. Allerdings funktioniert das Buddy-System nur dann wirklich gut, wenn beide Taucher (oder die Tauchgruppe) einen ähnlichen Ausbildungsstand haben und ziemlich gleich routiniert sind.

Dann besteht wirklich die Möglichkeit, sich im Falle eines Falles gegenseitig helfen zu können und dadurch die Sicherheit beim Tauchen zu steigern.

Auszugsweise die Kursinhalte:

Alles was im Kurs Solotauchen vermittelt wird, stärkt das eigene Können und macht jeden Kursteilnehmer nicht nur zu einem „Alleintaucher“, sondern auch zu einem besseren Tauchpartner.

  • Vergleich und Einschätzung verschiedener Einstiegsmöglichkeiten (Besonderheiten, Schwierigkeitsgrad)
  • Planung des Tauchganges unter Berücksichtigung der Umgebung
  • Sicherheitsvorkehrungen
  • Valve Drill und Stagehandling
  • Möglichkeiten der Eigenrettung
  • Rettungskette
  • Bereitstellung und Kontrolle der Ausrüstung
  • Erkennen von eventuellen Gefahrenpunkten

Wracktauchen

Auch das Wracktauchen erfordert spezielle Vorbereitungen bevor zu einem Wrack hinabgetaucht wird. Ähnlich wie beim Höhlentauchen gibt es unterschiedliche Ausbildungsstufen, die je nach Anforderung am und im Wrack erforderlich werden.

Das betrifft nicht nur die taucherischen Fertigkeiten, sondern besondere Sicherheitsvorkehrungen und eine zusätzliche Ausrüstung müssen erlernt und beherrscht werden. Schiffswracks sind sehr häufig unübersichtlich und können außerdem gefährliche Ladung oder spitze Gegenstände an Bord haben, die für Menschen gefährlich sind. Vergessen darf man auch nicht, dass Taucher oft in große Tiefen hinab müssen, um ein Wrack zu besichtigen. Je tiefer das Schiff auf dem Grund liegt, desto geringer wird oft die Sicht, die Wassertemperatur sinkt und der Druck steigt.

Die Vorbereitungen zu einem Wracktauchgang beginnen damit, dass man sich ausführliche Informationen zu den Tauchmöglichkeiten vor Ort einholen sollte. Spezialisierte Reiseveranstalter, Tauchschulen, Bücher, Zeitschriften und das Internet können hierbei eine große Hilfe sein. Informationen über das ausgesuchte Tauchrevier und das Wrack sollten umfassend besorgt werden.

Wichtige Informationsquellen sind hierfür ortansässige Tauchschulen, Hafenämter oder Fischer. Aber die wichtigste Grundvoraussetzung ist, dass die individuelle Taucherfahrung und -ausbildung den Bedingungen vor Ort angepasst ist, denn Taucher, die zuvor nur in warmen Gewässern ihre Erfahrungen gesammelt haben, sollten auf keinen Fall ohne vorherige Übung und Ausbildung Wracks in kalten, trüben und dunklen Gewässern betauchen. Andersherum ist es aber genauso: Tauchern, die bisher nur in Seen getaucht sind, ist nicht zu empfehlen, Wracks in strömungsreichen Gebieten zu erkunden, auch wenn das Gewässer sehr klar ist.

Um den Umgang mit Kälte und Dunkelheit beim Tauchen zu trainieren, bieten sich Tauchgänge in Baggerseen an. Gewässer in Küstennähe mit klarer Sicht und geringer Tiefe eignen sich dazu, Strömungstauchgänge zu üben. Viele Sporttauchschulen bieten spezielle Kurse zum Wracktauchen an.

Anfänger sollten nur in einer Gruppe einen Tauchgang unternehmen, in der genügend erfahrene, routinierte Wracktaucher dabei sind. Auch der Versicherungsschutz sollte ebenfalls im Vorfeld geklärt werden, sollte dieser das Risiko Wracktauchen nicht abdecken, besteht die Möglichkeit, Zusatzversicherungen abzuschließen.

Wracktauchen bedarf einer speziellen Zusatzausrüstung. Ein ganz wichtiges Ausrüstungsteil ist eine ausreichend starke Tauchlampe mit ausreichend langer Brenndauer. Netze und Taue lauern oft überall, durch eine entsprechende Lampe sieht man diese Gefahren rechtzeitig. Und sollte man doch einmal hängen bleiben helfen Messer und Line Cutter.

Auch ein ausreichend berechneter Luftvorrat ist sehr wichtig, wenn Wracks unter erschwerten Bedingungen wie z.B. sehr tief auf dem Grund liegende Wracks, heftige Strömungen oder in fortgeschrittenen Leveln beim Eindringen in Wracks erreicht werden müssen. Beim Wracktauchen gelten bezgl. des Luftvorrates andere Regeln. Ist ein Drittel des Luftvorrats verbraucht ist, sollte der Rückweg zur Wasseroberfläche angetreten werden, da ein Drittel der Luft als Reserve dient.

Für Tauchgänge die in enge Schiffswracks führen, sind Handschuhe und ein Helm zu empfehlen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Der Kopfschutz bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Lampen daran zu befestigen.

Taucht man mit einem Bleigurt, sollte dieser zwei hintereinander montierte Schnallen besitzen. So lässt er sich immer noch leicht abwerfen, kann sich im Wrack aber nicht ungewollt öffnen. Natürlich ist beim Eindringen in ein Wrack eine Sicherungsleine unbedingt nötig und sollte immer straff gehalten werden, um zu verhindern, dass sie sich verheddert.

Schläuche und Instrumente der Taucherausrüstung müssen so dicht wie möglich am Körper liegen und mit entsprechenden Haken oder Clips befestigt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Teile der Ausrüstung beschädigt werden oder sich verfangen.

Regeln im Wrack – ein kleiner Auszug

Taucher sollten sich bewusst sein, dass ein Wrack jederzeit einfallen kann. Es ist Korrosion, Fäulnis und ständiger Wasserbewegung ausgesetzt und kein statisches Gebilde. Deshalb sollte ein Wracktaucher niemals Türen öffnen, an Stangen und Verstrebungen rütteln oder unter Aufbauten hindurchschwimmen.

Türen eines Wracks können zufallen und den Taucher einschließen oder einquetschen. Verrostete Verstrebungen können zusammenbrechen, Munition und Granaten können auch nach Jahrzehnten noch durch Erschütterungen im Wasser explodieren.

In engen Räumen oder Gängen besteht die Gefahr, dass der sich Taucher verirrt oder einklemmt.

Die Flossenschlagtechniken müssen perfekt beherrscht und angewendet werden. Berühren die Flossen den Grund, werden Sand und Schlick aufgewirbelt. Durch die schlechten Sichtverhältnisse geht so die Orientierung verloren und Notsituationen in einem Wrack sind deutlich problematischer als im Open Water Bereich. Vorsicht ist deshalb vor allem in Räumen geboten, in denen wenig Wasserbewegung herrscht, da hier sehr feine Schlickpartikel an Decken, Böden und Wänden haften.

Gefahren für Taucher und Ausrüstung verstecken sich auch unter Muscheln, Algen oder Seepocken, denn diese verdecken oft spitze oder scharfkantige Metallgegenstände. Und bei einem Wracktauchgang muss immer damit gerechnet werden, dass einem zum Beispiel plötzlich eine Muräne dicht vor das Gesicht schwimmt, da ein Wrack vielen Tieren Unterschlupf gewährt. In einer solchen Situation gilt es Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen.

Bei Tauchgängen die tiefer in ein Wrack hinein unternommen werden und das Tageslicht am Ausgang nicht mehr zu sehen ist sollte das gesamte Tauchteam nur aus erfahrenen Tauchern bestehen, besonders dann, wenn ein unbekanntes oder schwierig zu betauchendes Wrack das Ziel ist.

Bei großen Wracks können markante Strukturen wie beispielsweise der Schornstein oder die Kommandobrücke als Orientierungshilfe dienen. Ein Taucher muss vorher ins Kalkül ziehen, dass er eventuell kurzzeitig die Übersicht verliert und in diesem Moment mit der erhöhten nervlichen Anspannung zurechtkommen muss.

Souvenirs vom Meeresgrund

Taucher sollten niemals „Mitbringsel“ aus einem Schiffswrack mit nach oben bringen. Zum einen kann sich der Wracktaucher dadurch selbst in Gefahr bringen, indem er versucht, Gegenstände im oder am Wrack zu lösen. Er riskiert dabei, sich an Wrackteilen zu verletzen, seine Ausrüstung zu beschädigen oder zu vergessen, seine Instrumente ordnungsgemäß zu kontrollieren.

„Souvenirjäger“ sind oft schuld daran, dass wertvolle Informationen über ein Schiff und dessen Geschichte verlorengehen. Viele Wracks stehen außerdem unter Denkmalschutz und selbst beim Entwenden kleinster Gegenstände müssen Souvenirjäger mit hohen Strafen rechnen.

Nicht zuletzt gilt es als moralisch bedenklich, in Wracks auf Beutezug zu gehen. Da mit den Schiffen oft auch viele Menschen in die Tiefe gerissen wurden, sollte deren Totenruhe gewahrt bleiben.

Ähnlich wie beim Sidemount und Höhlentauchen gibt es verschiedene Ausbildungslevel um die angestrebten Wrackziele betauchen zu können.

„Wrack Advanced“ befasst sich mit dem Eindringen in Wracks jenseits der Tageslichtgrenze und „technical wreck diving“ mit Wracktauchgängen in der Tiefe mit Gaswechsel unter Wasser, wie beim „Nitrox Advanced“ oder Trimixtauchen.

Schauen wir uns zu guter Letzt noch die Königsdiziplin im Tec-Tauchen an. Schon beim Wracktauchen werden grobe Fehler kaum verziehen, beim Höhlentauchen erst recht nicht mehr.

Höhlentauchen

Höhlentauchen ist zweifelsohne eine der faszinierendsten Spezialgebiete des Tauchsports überhaupt und ist ganz sicher ein Tec-Kurs. Diese Aktivität verlangt nach einer grundsoliden und absolut seriösen Ausbildung. Taucher, die nicht mindestens ein T** CMAS Brevet (oder ein äquivalentes) einer anerkannten Ausbildungsorganisation besitzen, die Probleme mit Dunkelheit und engen Räumen haben, die Mühe haben, eine umfangreiche Ausrüstung korrekt zu bedienen, sollten keinen Gedanken an diese Ausbildung verschwenden.

Für manche ist der Gedanke, sich Hunderte von Metern vom Eingang unter Wasser in einem Berg zu befinden, nicht angenehm und löst bei vielen Menschen ein Unbehagen oder gar Angst aus. Wer dazu unter Klaustrophobie leidet, ist im Bereich Höhlentauchen total fehl am Platz und tut weder sich, noch seinen Tauchpartnern einen Gefallen.

Weltweit gesehen ist die Unfallrate beim Höhlentauchen höher als beim normalen Sporttauchen. Eine Höhle verzeiht nicht den geringsten Fehler, deshalb müssen fast alle Unfälle als schwer bezeichnet werden und enden oft auch tödlich. Wer die Orientierung verliert, wem die Luft ausgeht, wer sein Flaschendepot verpasst oder in einer Engstelle stecken bleibt, wer sich in einer Leine verheddert und sich nicht rasch befreien kann, dem droht der Tod durch Ertrinken. Sogar der im Freiwasser harmlose Riss eines Flossenbandes kann in einer Höhle üble Folgen haben.

Als Entschädigung für eine intensive und anstrengende Ausbildung, vielen Wiederholungen von Drills und Übungen entschädigen aber den Taucher reichlich mit atemberaubenden Eindrücken.

Glasklare Sicht, verschlungene Gänge, Abgründe und Kamine, die sich vor einem auftun, riesige unterirdische Hallen, ganze Felder mit Stalaktiten und Stalagmiten, riesige Felsplatten, die irgendwann aus der Decke heraus gebrochen sind und wie von Riesenhand verstreut herumliegen, warten auf den Höhlentaucher und lassen ihn immer wieder aufs Neue staunen und sprachlos genießen.

Selbst die Höhleneingänge bieten oft ein eindrucksvolles Naturerlebnis. Kleine verborgene Seen, Seerosenteiche, Schwärme kleinster Jungfische, die sich vor den Sonnenstrahlen abzeichnen, Lichtspiele in Cenoten oder Quelltöpfen und Millionen von Larven auf dem Grund, usw. sind für einen naturverbundenen Menschen der ideale Ort, um Stress und Hektik des Alltags hinter sich zu lassen.

Keine noch so gute Freiwasser-Tauchausbildung ist in der Lage, dich auf die Besonderheiten des Höhlenmilieus umfassend vorzubereiten!

Höhlentauchen sehr gerne – aber bitte sicher!

Eines steht fest: Das Tauchen in Grotten und Höhlen ist ein einmaliges Erlebnis und sicher, wenn man die Regeln und Richtlinien beachtet.

Laut Unfallanalysen und -statistiken, sind es oft immer wieder gleiche Fehler, die zu tödlichen Unfällen geführt haben. Wir schauen uns an dieser Stelle deshalb einige dieser Gefahren- und Fehlerquellen an.

Sehr häufig und deshalb Platz 1 – Fehlende Ausbildung

Immer wieder versuchen sich Taucher ohne entsprechende Ausbildung im Höhlentauchen. Statistiken belegen, dass in den letzten 2 Jahrzehnten über 400 Taucher von Bergungsteams aus den Höhlen Floridas und Mexikos gerettet werden mussten.

Höhlentauchen ist eine Spezialausbildung für den fortgeschrittenen Taucher, in der er lernt, absolute Sicherheit im Umgang mit der eigenen Ausrüstung zu besitzen. Dazu kommt dann, Erfahrung in der Dunkelheit zu sammeln und die grundlegendsten Verhaltensregeln in Höhlen (Luft- und Lichtplanung, Tarierung und Flossenschlagtechniken) zu beherrschen. Als Einstieg wird deshalb immer der Einstiegskurs „Cavern Diving“ in der Tageslichtzone empfohlen.

Ebenfalls sehr häufig ist die fehlende Führungsleine

Das weitere Eindringen in Höhlensysteme jenseits der Tageslichtzone ohne adäquate, d.h. ununterbrochene Leinenführung ist ein Hauptrisiko beim Höhlentauchen. In gut erschlossenen Höhlensystemen findet man immer eine fest verlegte Führungsleine, ohne die der Taucher keine Orientierung hat. Deshalb ist eines der obersten Gebote, entweder lege ich selbst eine Führungsleine (wie beim Wracktauchen Advanced auch) oder bleibe in Kontakt zur Main line (festverlegte Höhlenleine). Zum Überbrücken von Lücken ohne feste Führungsleine (Gaps und Jumps) oder zur Markierung des Höhleneingangs dienen entsprechende Leinenrollen (Reels oder Spools), die jeder Höhlentaucher mitzuführen hat.

Eine Erforschung tiefer Höhlensysteme ohne permanente Führungsleine ist nur sehr erfahrenen Höhlentauchern vorbehalten, die den Rückweg immer mit Einsatz der eigenen Seilrolle und Leinenmarkierungen kennzeichnen. Ohne diese Voraussetzung hat sich der Sporttaucher auf das Grottentauchen (in der Tageslichtzone) zu beschränken.

Ein echtes Problem tritt auf beim Ausfall der Gasversorgung

Durch einen technischen Defekt gerät ein ausgebildeter Höhlentaucher eher selten in diese Notlage. Häufiger ist dagegen eine mangelhafte Gasplanung (sehr viel häufiger).

Beim Höhlentauchen ist immer eine spezielle Gasplanung notwendig, weil ein Auftauchen nicht jederzeit möglich ist.

Um das Risiko des Ausfalls eines Automaten durch technischen Defekt oder Vereisung zu minimieren, wird beim Höhlentauchen grundsätzlich eine zweite unabhängige Luftversorgung mitgeführt. Höhlentaucher verwenden entweder zwei einzelne, völlig getrennte Flaschen oder zwei Flaschen, die über eine Brücke mit einem Absperrventil dazwischen miteinander verbunden sind. Beim Ausfall eines Systems wird auf das zweite, redundante System umgestiegen und sofort der Rückweg zum Höhlenausgang angetreten.

Auf Platz vier findet sich die Große Tiefe

Im Freiwasser ist das Tieftauchen schon ein Risiko, aber die Gefahren potenzieren sich zusätzlich bei gleichzeitigem Eindringen in eine Höhle. Unvorhersehbare Probleme durch Tiefenrausch, Druckzunahme oder verlängerte Dekompressionsstufen lassen das Tieftauchen in Höhlensystemen sehr schnell hochriskant werden. Deshalb hat selbst der sehr fortgeschrittene Höhlentaucher (full-cave-diver) ein Tiefenlimit von EAD 30m. Alles was tiefer hinabgeht, bedarf einer weiterführenden Ausbildung zum „technical cave diver“.

Bei Ausfall einer Atemgasflasche muss ggf. eine notwendige Austauchstufe übersprungen werden, was schnell zu einem Dekompressionsunfall führen kann. Auch sind wiederholte Tiefenwechsel in einer Höhle z.B. durch Kamine oder Siphons sehr riskant. Bei plötzlichen Problemen mit dem Druckausgleich kann u. U. ein tieferes Höhlenniveau, welches durchquert werden muss oder wo sich der Ausgang befindet nicht mehr erreicht werden.

Ein totaler Lichtausfall ist richtig übel

Schlechte oder gar keine Beleuchtung in dunklen Höhlen oder Grotten kann sehr schnell zu Orientierungsverlust mit furchtbaren Folgen führen. Dazu kommt die Steigerung der eigenen aufkommenden Angst, die bis zur Panik führen kann. Cavern Diver führen deshalb neben einer leistungsstarken Hauptlampe auch immer mindestens eine Reservelampe mit, ab Stufe 2 des Höhlentauchens(„Intro the Cave Diver“), ist die Mitnahme von zwei Reservelampen für den Höhlentaucher verbindlich.

Nicht zu unterschätzen: Unterkühlung

Wasser in Höhlen kann wesentlich kälter sein, als man zu einer bestimmten Jahreszeit und Umgebung schätzen würde. Bei nicht ausreichendem Kälteschutz kann deshalb schnell eine Auskühlung die Folge sein. Eine Unterkühlung (Hypothermie) erhöht das Risiko eines Dekompressionsunfalls!

Keine Sicht – Unvermittelte Veränderung der Sichtverhältnisse

Eine große Faszination beim Höhlentauchen ist das zum Teil unglaublich klare Wasser, da sich Sand, Sediment und Schwebteilchen durch fehlende Strömung oder Brandung absetzen konnten.

Unbedachte Bewegungen, ein falscher Flossenschlag oder andere Nachlässigkeiten können jedoch innerhalb von Sekunden eine erhebliche Menge Sedimente vom Boden aufwühlen. Auch die Blasen des Ausatemgases lassen Ablagerungen von der Decke rieseln. Das führt schlagartig dazu, dass eine zuerst gute Sicht, sich zunächst in trübes Wasser und dann bis zum völlig undurchdringlichen Schlammgemisch (so genannter silt-out) verwandelt. Und hier lauern dann die Gefahren wie Orientierungsverlust, Verirren in der Höhle und Angst bis hin zur völligen Panik.

Zusammenfassend kann man sagen:

„Jedermann kann in eine Höhle eindringen, aber nur ausgebildete Höhlentaucher wissen, wie man hinausfindet“

Die Autoren sind selbst sehr ambitionierte Höhlentaucher, verfügen über eine fundierte Ausbildung und sind Ausbilder für Höhlentaucher und -tauchlehrer. Viele Taucher sprechen sie jedes Jahr an und möchten Höhlentaucher werden.

Deshalb hier noch ein paar gut gemeinte Empfehlungen zum sicheren Höhlentauchen, quasi die 10 goldenen Regeln des Höhlentauchens.

  • Tauche nie in eine Grotte oder Höhle ohne eine Höhlentauchausbildung und der passenden Ausrüstung. Ungenügende oder gar komplett fehlende Höhlentauchausbildung und/oder mangelhafte Ausrüstung ist die Haupttodesursache beim Höhlentauchen.
  • Erlerne das Höhlentauchen nur bei einer anerkannten Tauchausbildungsorganisation und verwechsle nicht das Höhlentauchen für Sporttaucher (besser Tauchen in Meeresgrotten) mit „echtem“ Höhlentauchen. Diese Ausbildung erfolgt sogar vielfach durch Instruktoren, die keinerlei Höhlenerfahrung haben!
  • Suche dir deinen Tauchlehrer oder Guide sehr sorgfältig aus, denn du vertraust ihm dein Leben und deine Gesundheit an. Die Höhle verzeiht keine Fehler, denn du kannst nicht mal schnell an die Oberfläche auftauchen.
  • Tauche nur mit einer vollständigen, tadellos funktionierenden und dem Tauchgang angepassten Ausrüstung. Und diese Ausrüstung musst du blind beherrschen. Es gibt nie nur eine einzige richtige Konfiguration, egal was man hört oder liest! Ausrüstungsteile, die für einen Tauchgang nicht benötigt werden, nimmt man erst gar nicht mit!
  • Mache dich vor dem Tauchgang mit der Funktionsweise der Ausrüstung deines Tauchpartners vertraut. In einem Notfall musst du unter Umständen blind auch seine Gerätschaften bedienen können
  • Dein Leben kann von einer sorgfältigen Vorbereitung und Planung deines Tauchganges abhängen. Führe in jedem Falle vor dem Tauchgang ein sauberes, komplettes Briefing mit deinem Partner durch. Vor dem Abtauchen wird ebenfalls immer ein gegenseitiger Partner-Check („head-to-toe“), sowie an der Oberfläche als auch auf geringer Tiefe ein Dichtigkeits-Check durchgeführt. Mit einem Leck, und wenn es noch so klein ist, wird nie abgetaucht!
  • Machos haben in Höhlen oft nur ein kurzes Leben. Hast du ein ungutes Gefühl vor dem Tauchgang oder beschleichen dich ungute Gefühle beim Tauchen, sage den Tauchgang ab, bzw. brich ihn ab und kehre um.
  • Halte dich ganz streng an die 3L-Regel (Luft-Leine-Licht) und verletze niemals die Regeln für das Gas-Management (1/3- , 1/4- , 1/5 – Regel)
  • Halte dich an alle Sicherheitsregeln und die gelernten Standards der Ausbildung.
  • PLAN YOUR DIVE – DIVE YOUR PLAN

Rebreather – Kreislauftauchgerät

Sporttaucher sind gewohnt, aus Pressluftflaschen zu atmen und nehmen je nach Planung mal 10-Liter-Flaschen, mal 12 Liter oder 15 Liter mit. In den meisten Fällen wird gepresste Luft mit 21% Sauerstoff aus der Flasche geatmet, manchmal auch Nitrox, das einen höheren 02-Anteil hat. Für fortgeschrittene Taucher oder Tec-Taucher steht noch eine andere Form des Atemgeräts zur Verfügung: der Rebreather. Dieses Kreislauftauchgerät funktioniert etwas anders, denn die ausgeatmete Luft des Tauchers wird „recycled“. Das geschieht, indem die ausgeatmete Luft in einem Behälter, der sogenannten Gegenlunge, aufgefangen wird, das enthaltene Kohlenstoffdioxid dann in einem Behälter mit Atemkalk, dem Scrubber, gebunden und die Luft wieder mit Sauerstoff angereichert wird.

Vorteile eines Rebreathers

Der große Vorteil dieses geschlossenen Systems gegenüber den etablierten offenen Systemen für Sporttaucher besteht darin, dass das verwendete Atemgas wesentlich besser ausgenutzt wird. Die weiteren Vorteile des Kreislauftauchgeräts sind nicht so deutlich erkennbar. Warme, zirkulierende Atemluft lässt den Körper weniger auskühlen und die deutlich feuchtere Atemluft sorgt dafür, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Dekompressionsunfall aufgrund von Dehydrierung zu bekommen, deutlich sinkt. Der Atemwiderstand ist geringer, sodass der Taucher einige Anstrengung vermeidet und der Sportler nicht so schnell ermüdet. Und natürlich taucht man mit dem geschlossenen System nahezu lautlos. Dadurch kommt man näher an Meeresbewohner heran.

Wo es Vorteile gibt, gibt es auch Nachteile. Rebreather-Taucher können nicht mehr über das Ein- und Ausatmen tarieren, sodass diese einfache aber effektive Tarierhilfe, wie sie im Sporttauchen üblich ist, dem Nutzer von Kreislauftauchgeräten nicht zur Verfügung steht. Das Tarieren mit dem Rebreather erfordert gerade in geringen Tiefen viel Geschick und Feingefühl.

Dem Beginn des Rebreathertauchens sollte eine fundierte Tauchausbildung, am bestens bereits im Tec-Bereich, vorangehen. Denn die Umstellung und die theoretischen technischen Voraussetzungen sind anfangs eine große Herausforderung, doch danach eröffnet sich dem aufgeschlossenen Sporttaucher mit dem Kreislauftauchgerät eine völlig neue Variante des Tauchens, die mit ihren Vorteilen durchaus faszinieren kann. Der Nachteil beim Tarieren lässt sich mit Übung und Erfahrung kompensieren. Einen Versuch ist es allemal wert, obwohl diese Art zu tauchen schon mit erheblichen Kosten verbunden ist, weil normalerweise bereits die Ausbildung ein eigenes Gerät voraussetzt.

Wir unterscheiden Kreislaufsysteme in zwei große Gruppen, den geschlossenen und den halboffenen Systemen.

CCR – Closed Circuit Rebreather oder auf Deutsch “Geschlossener Kreislauf Kreislaufgerät”. Der Name sagt aus, dass das Gerät einen geschlossenen Kreislauf hat und somit nur sehr wenig Gas an die Umgebung abgibt.

SCR – Semi Closed Rebreather oder auf Deutsch “Halb Geschlossenes Kreislaufgerät”. Diese Geräte geben pro Atemzug eine bestimmte Menge Gas an die Umgebung ab und ersetzen diese durch die gleiche Menge an neuem Atemgas.

Zusammenfassung

Natürlich können wir in diesem Manual nicht alles festhalten, was es zu den jeweiligen Themen zu sagen und vor allen Dingen zu LERNEN gibt. Dafür sind die Kurse entsprechend ausgelegt und sind nicht „mal eben an einem Tag“ gemacht, sondern ziehen sich über mehrere Tage und Wochen.
Hier geht es lediglich darum zu wissen was es alles so gibt. Denn DU als „fortgeschrittener Taucher, Guide oder Divemaster, bzw. Tauchlehrer werdet sicher von euren Tauchpartnern gefragt.

Wiederholungsfragen Kapitel 10

Fragen zu diesem Kapitel sind in der Sporttauchausbildung in den Fragebögen eigentlich nicht vorgesehen, deshalb gibt es auch keine Wiederholungsfragen.

Tauchlehrerassistenten und natürlich Tauchlehrer sollten dennoch ein wenig Grundlagenkenntnisse haben, besonders um „ihren“ Tauchern Fragen beantworten zu können, was eigentlich was ist.
Für jeden der angesprochenen Bereiche werden Kurse angeboten, in welchen dann auch neben praktischen Kenntnissen einiges an Theorie gefordert wird. In jedem Fall wird man für seine Mühen, manchmal auch Strapazen nach Kursabschluss belohnt, denn die Faszination Tauchen hält viele lohnenswerte Ziele bereit.

Kapitel 8 – Notfallmanagement beim Tauchen

Vorbemerkung

Die Sporttauch-Aktivitäten nehmen stetig zu. Frisch aus dem Open Water Diver Kurs entlassene Taucherinnen und Taucher, Alt und Jung, Frau oder Mann, gesundheitlich mehr oder weniger alles Bestens, fit oder weniger fit, strömen ins Wasser. Hinzu kommen Trendbereiche wie Tec-Tauchen, Höhlentauchen oder Sidemount. Doch nicht alle diese Taucher nutzen Gewässer in good old Germany mit einer relativ guten bis bestens vorhandener Notfallversorgung bei auftretenden Problemen, sondern nutzen die Chance relativ schnell in wärmere Gefilde zu entfliehen und dort dem Abenteuer und der Faszination Tauchen nachzugehen.

Besonders an Orten, die exotisch für unsere Ohren klingen, aber auch im preiswerten Mekka (besonders für deutsche Sparfüchse) Ägypten ist die tauchmedizinische Infrastruktur nicht gerade perfekt, ja noch nicht einmal befriedigend.

Es ist daher wichtig und macht es notwendig, dass medizinische Laien in ausreichender Form für das Notfallmanagement schwerer Tauchunfälle ausgebildet werden.
Die Lage vor Ort erlaubt es regelmäßig nicht, sichere Diagnosen zu stellen. Deshalb muss die Laienhilfe zwei grundlegende Forderungen erfüllen:

  • sie muss bei Tauchunfällen und beim Beinahe-Ertrinken hilfreich sein
  • sie darf bei gesundheitlichen Ereignissen anderer Art, die zufällig beim Tauchen auftreten, nicht schaden.

Herzinfarkt und Schlaganfall sind typische Beispiele für Ereignisse, die einen Tauchunfall imitieren können.

Aktuelle Diskussionen über neurologische Langzeitschäden beim Tauchen legen nahe, dass grundsätzlich jedes Symptom nach einem Tauchgang ernst genommen und behandelt werden müssen, sowie später von einem Taucherarzt der Betroffene begutachtet werden muss. Doch genau daran scheitert gegenwärtig noch jede sinnvolle Vorsorge. Viel zu spät und häufig genug überhaupt nicht, sucht der Taucher mit Symptomen den fachmännischen Rat eines Spezialisten, eines ausgebildeten Tauchmediziners. Gut ausgebildete und informierte Laien können als Tauchlehrer, Divemaster oder Mittaucher ihren Teil dazu beitragen, dass auch milde Symptome so rechtzeitig zurückgedrängt werden, dass Langzeitschäden unwahrscheinlich werden.

Zeitverzug bis zur Druckkammer-Behandlung

Statistiken von Divers Alert Network (DAN) ergeben, dass im Schnitt 10 bis 12 Stunden vergehen, bis ein verunfallter Sporttaucher sich nach einem Tauchunfall an einen Spezialisten wendet. In vielen anderen Situationen ist die Druckkammer einfach so weit entfernt, dass ohne weiteres halbe Tage nur für den Transport dorthin verloren gehen. Von einer schnellen Druckkammerbehandlung kann dann bei allem Wohlwollen keine Rede mehr sein. Aus der Militär- und Berufstaucherei ist bekannt, wie schnell und vollständig selbst schwerste Lähmungen zurückgedrängt werden können, wenn die Hyperbare Sauerstoff-Soforthilfe (HBO-Behandlung) innerhalb der ersten Minuten nach dem Tauchunfall einsetzen kann. Bei Sporttauchern wird das allerdings kaum je einmal der Fall sein.

Sporttauchunfälle sind daher aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten als Unfälle aus dem kommerziellen Bereich. Es wäre aber nur von wenig Nutzen, wenn wir, koste es, was es wolle, lediglich die Transportzeit verkürzten. Wir müssen vielmehr erreichen, dass die aufgezwungene Zeit ohne Druckkammer von der ersten Minute an sinnvoll verwendet wird. Dazu gehören neben gezielten Behandlungsmaßnahmen überlegte Transportplanungen und weitere Untersuchungen. Diese sollten bestenfalls immer in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Tauchmediziner erfolgen.

Bitte diese Aussage nicht so verstehen, dass es nicht mehr auf eine schnelle Druckkammerbehandlung ankommt. Das stimmt selbstverständlich nicht. Die Hyperbare Sauerstoff-Soforthilfe bleibt die unbestritten beste Methode zur Behandlung eines Tauchunfalls. Es geht letztendlich darum, Hektik zu vermeiden, wenn sowieso Verzug vorprogrammiert ist und deshalb die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ob es dann am Ende acht oder zwölf Stunden dauert, bis die Druckkammer abtaucht, wird für die meisten Fälle kaum einen Unterschied machen, denn für „schnelle Rekompression“ ist es nach Ablauf der ersten Stunde sowieso zu spät. Deshalb sind die normobare Sauerstoffatmung und unterstützende Maßnahmen von besonderer Bedeutung.

Die Auswertungen von DAN zeigen, dass in vielen Fällen normobare Sauerstoffatmung allein über die ersten Stunden dazu in der Lage ist, schwere Lähmungen und andere neurologische Ausfälle nach Dekompressionsunfällen und Beinahe-Ertrinken zurückzudrängen. Im Vergleich zu Patienten mit ähnlich schwerwiegenden Symptomen haben unmittelbar mit normobarem Sauerstoff behandelte Tauchunfall-Patienten nicht nur eine erheblich bessere Chance auf Zurückbildung der Symptome vor, sondern auch für einen besseren Gesamterfolg nach der Druckkammertherapie.

Was passiert eigentlich auch durch Bläschen?

Inertgasbläschen in Gefäßen und im Gewebe lösen eine Entzündungsreaktion aus. Zunächst kommt es zur Aktivierung der Blutgerinnung in der Umgebung der Bläschen. Substanzen im Blut haben die Aufgabe der sofortigen Blutgerinnung beim Blut-Gas-Kontakt. Bei äußeren Verletzungen macht das Sinn, beim Tauchunfall ist das allerdings nicht erwünscht. Auch die Blutplättchen (Thrombozyten) beteiligen sich, indem sie auf der Bläschenoberfläche zusammen klumpen. Aus den Bläschen werden feste Komplexe, die ihrerseits die Entzündungsreaktion in Gang halten.

Wenn die Bläschen größer sind oder durch Einstrom von Inertgas weiterhin wachsen, können sie auch zur Gewebezerreißung führen. Auch in diesen Bereichen läuft dann ein entzündlicher Prozess ab.

In der Umgebung der Bläschen werden die Gefäße wegen dieser Entzündung undicht, wodurch Blutplasma in das umliegende Gewebe austritt. Dieses hat weitreichende Folgen, denn die bereits durch Sauerstoffmangel gestörten Gewebsarreale werden nun regelrecht verwässert („Ödem“), wodurch sich die Versorgungslage mit Sauerstoff weiter verschlechtert. Durch Flüssigkeitseintritt in Gehirn- und Rückenmarksgewebe entsteht ein Druckanstieg, wodurch Durchblutung und Sauerstoff-Diffusion zusätzlich beeinträchtigt werden.

Ein richtiger Teufelskreis entsteht. Wo Sauerstoffmangel besteht, tritt vermehrt Flüssigkeit aus den Gefäßen in die Gewebe über. Dadurch geht Volumen in den Gefäßen verloren, die ohnehin durch die Bläschen beeinträchtigte Strömung wird durch eingedicktes Blut noch schlechter. Blutgerinnsel entstehen.

Wenn eine Behandlungsmethode erfolgreich Bläschenwachstum und möglicherweise auch weitere Bläschenentstehung verhindern kann, ist sie zugleich auch gegenüber den Sekundäreffekten effektiv.

Was nutzt die normobare Sauerstoff-Soforthilfe?

Normobarer Sauerstoff wird bei Tauchunfällen als ein Medikament ganz gezielt zur Behandlung eingesetzt. Dass der Sauerstoff wirkt, ist schon lange bekannt. Aber wie wirkt er nun?

Bei der Atmung von 100% Sauerstoff wird ein Diffusionsgradient zwischen Lungen und Umgebungsluft, Blut und Lungen, Gewebe und Blut, Inertgasbläschen und Blut aufgebaut, wodurch Inertgas 4- bis 5-mal schneller aus dem Körper eliminiert wird als bei Normalatmung. Eliminiertes Inertgas kann nun kein Bläschenwachstum mehr verursachen.

Inertgasbläschen schrumpfen durch Abgabe von Inertgas. Dadurch verbessern sich die Durchblutungsverhältnisse wieder, was besonders bei den kleinsten Hirngefäßen von entscheidender Bedeutung sein kann.

Ein Nebeneffekt der normobaren Sauerstoffatmung ist auch die Engstellung von Gefäßen. Dadurch werden undichte Bereiche abgedichtet, wodurch das Ausströmen vom Plasma in die Gewebe und damit die fatale Ödementwicklung gestoppt werden kann.

Wenn zu allem Überfluss auch noch ein Beinahe-Ertrinken besteht oder die Atmung sonst wie beeinträchtigt ist, wird Sauerstoffatmung geradezu zwangsläufig erforderlich.

Was bewirkt ein nicht ausreichender Flüssigkeitshaushalt?

Verunfallte Taucher leiden aus den unterschiedlichsten Gründen an einem Flüssigkeitsmangel. Zunächst führen die Folgen der Bläschen zum Flüssigkeitsverlust, aber die Immersion im Wasser, die Atmung trockenen Atemgases, die Kälteexposition, falsche Adaptation an heißes Klima, tragen ebenfalls dazu bei. Grundsätzlich darf bei einem verunfallten Taucher ein Flüssigkeits-Defizit von bis zu 1.5 Litern vorausgesetzt werden. Aus der klinischen Tauchunfallbehandlung haben wir gelernt, dass ausreichende Infusionsbehandlung unmittelbar nach dem Unfall zu besseren Behandlungsergebnissen führt, weil die durch Bluteindickung verursachte Gerinnselbildung verhindert werden kann. Es ist daher unablässig, auch die Flüssigkeitszufuhr in die Hand des Ersthelfers zu geben.

Erste-Hilfe bei Tauchunfällen durch medizinische Laien

Die tauchmedizinischen Organisationen haben sich in Bezug auf die Laienhilfe bei Tauchunfällen auf einige Standards geeinigt.

  • Zeitverzug soll so gering wie möglich ausfallen. Die Druckkammer ist nach wie vor das primäre Ziel, aber nach erster Stabilisierung sollte der medizinische Laie grundsätzlich immer den lokalen Rettungsdienst und dann eine tauchmedizinisch spezialisierte Einrichtung alarmieren und sich dort beraten lassen.
  • Normobare Sauerstoffatmung: Sauerstoff in höchstmöglicher Konzentration sollte dem Patienten sofort nach einem Tauchunfall zugeführt werden. Beim spontan atmenden Taucher sind mit geeignetem Gerät und entsprechender Schulung beinahe 100% Konzentration möglich, beim nicht-atmenden Verunfallten muss der Laie mit sauerstoff-angereicherter Ausatemluft beatmen oder 100% Sauerstoff mit einer Maskenbeutelbeatmung versucht werden. Die Sauerstoffzufuhr muss bis zum Erreichen oder Eintreffen höher qualifizierterer Hilfe fortgesetzt werden, wenn es sein muss über Stunden. Taucher und Tauchlehrer sollten dementsprechend ausgebildet sein.
  • Flüssigkeitsgabe. Ausreichende Urinproduktion deutet auf einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt hin. Bei gelähmten Tauchern ist die Blasenfunktion zumeist gestört, so dass empfohlen wird, in jedem Fall Flüssigkeitszufuhr anzustreben. Am besten eignet sich dazu Trinkwasser. Der Verunfallte muss jedoch unbeeinträchtigt schlucken können. Zurückhaltung ist bei anhaltendem Erbrechen geboten!
  • Lagerung. Die klassische „Kopf-Tief-Lagerung“ verstärkt das Hirnödem. Sie ist heute verboten. Betroffene nach Tauchunfällen sollen flach auf dem Rücken oder, wenn der Bewusstseinszustand es erforderlich machen sollte, in stabiler Seitenlage gelagert werden.

Sehr hoher Stellenwert der Laienhilfe

Es kann überhaupt kein Zweifel darüber bestehen, dass Laienhilfe mit normobarem Sauerstoff und Flüssigkeitszufuhr unmittelbar nach Tauchunfällen den Schlüssel zum Erfolg für eine glückliche Zukunft der verunfallten Taucher darstellt. Sie ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts!

Im Sinne der Tauchsicherheit sollte Laienausbildung für die Erste-Hilfe mit Sauerstoff nach einem Unfall im Wasser eine noch breitere Akzeptanz finden. Sie hat sich weltweit bei einer Vielzahl typischer Tauchunfälle als hervorragend gezeigt und sich rundum bewährt.

Stell dir doch jetzt einfach die Frage, ob Du Dich gut ausgebildet fühlst, richtig und gezielt Sauerstoff zu verabreichen. Du antwortest ehrlich mit „Nein“? Dann sollte der Nächste Schritt sein, in Deiner Tauchschule den Kurs „Oxygen Provider“ zu belegen!

Rechtliche Aspekte der Sauerstoffgabe durch Laienhelfer

Vielleicht stellt der eine oder andere die Frage, ob es rechtliche Bedenken gegen eine Sauerstoffgabe gibt. Denn Sauerstoff ist ein Medikament und schlaue Zeitgenossen erklären einem gerne, dass wir an Fremde keinen Sauerstoff verabreichen dürfen, weil die Verabreichung gegen das Heilpraktikergesetz verstößt.

Doch stimmt das?“

Nein! Der schlaue Zeitgenosse unterliegt einem Irrtum. Richtig ist lediglich, dass medizinischer Sauerstoff ein „Fertigarzneimittel“ im Sinne des Arzneimittelgesetzes ist. Dieser Sauerstoff muss deshalb dem Deutschen Arzneibuch (DAB 10) entsprechen und hat ein Verfalldatum von drei Jahren. Nach § 323 c Strafgesetzbuch (StGB) wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist. Diese allgemeine Hilfeleistungspflicht, hier konkret nach einem Tauchunfall, hat Vorrang vor den Vorschriften des Heilpraktikergesetzes (HPG). Das HPG beinhaltet einen Tätigkeitsvorbehalt zugunsten von Ärzten und Heilpraktikern, nicht nur den Schutz der Berufsbezeichnung. Es macht die Ausübung der Heilkunde ohne ärztliche Approbation von einer behördlichen Erlaubnis abhängig. In der Rechtsprechung gilt der Grundsatz der „individuellen Fähigkeiten“. Das heißt, wenn man einen Sauerstoffkoffer erwirbt und den Umgang damit in einem Seminar erlernt hat, ist man nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, Hilfe zu leisten.

Wie war das mit dem Kurs Oxygen Provider?

Selbst wenn es bei Ihrer Hilfe zu Komplikationen kommen sollte, macht man sich nach § 34 StGB (Rechtfertigender Notstand) nicht strafbar. Dort heißt es: „Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.“ Die Gabe von Sauerstoff nach einem Tauchunfall ist unstrittig ein solches Mittel.

Im letzten Kapitel haben wir schon einige Dinge gelernt, doch was wurde angeraten: UPDATE deiner Kenntnisse, deshalb gehen wir an dieser Stelle nochmals ein wenig in die Wiederholung und Vertiefung deiner Kenntnisse.

Erste Hilfe leisten – Jetzt bist DU gefragt

Rettungskette und Notruf

Bereits gelernt hast du, dass zu einer guten Tauchgangsvorbereitung zweifelsohne auch der berühmte „Plan B“ gehört. Das heißt im Klartext: Wie verhalte ich mich, wenn etwas Unvorhergesehenes oder gar ein Tauchnotfall eintritt.

Die Reihe der Maßnahmen, die im Rahmen einer Notfallabwicklung getroffen werden müssen, werden als Rettungskette bezeichnet.

Am Anfang einer Rettungskette steht die Hilfe eines Laien. Von seinem entschlossenen und schnellen Handeln hängt der weitere Verlauf und Erfolg der Rettungskette maßgeblich ab.

Bestandteil einer Rettungskette sind im Kern folgende fünf Maßnahmen:

  1. Sofortmaßnahmen
  2. Notruf
  3. Erste Hilfe
  4. Transport
  5. Krankenhaus

Diese Reihenfolge macht eigentlich schon sehr deutlich, dass die Hilfe des Rettungsdienstes und des Arztes immer im Zusammenhang mit der Ersten Hilfe des Laienhelfers stehen.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen bilden den Anfang einer sinnvollen Rettungskette. Die wichtigsten Maßnahmen hierbei sind:

  • Eigensicherung
  • Rettung des Tauchers aus dem Gefahrenbereich
  • Überprüfung der Lebenszeichen
  • Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

Ob ein potentieller Helfer die ersten Schritte der Rettungskette einleitet, hängt von seinem Kompetenzgefühl und seiner Ausbildung ab. Aber auch andere Faktoren beeinflussen die Bereitschaft, nämlich Geschlecht und Alter des Helfers sowie Intensität und Aktualität seiner Ausbildung. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass zum Beispiel Männer im mittleren Alter ein höheres Kompetenzgefühl haben, beziehungsweise vorgeben, als Frauen. Generell sollte sich jedoch jeder, Mann wie Frau, regelmäßig in Erster Hilfe fit machen. Viele Tauchcenter und Clubs bieten regelmäßig Kurse/Auffrischungskurse an. Nimm einfach teil und halte Dich up-to-date!

Notruf

Der Notruf ist das zentrale Glied der Rettungskette, weil hier die Verbindung vom Unglück zum professionellen Rettungsdienst hergestellt wird. Glücklicherweise wurden in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, die weltweiten Notrufnummern zu vereinheitlichen. So gilt inzwischen in den allermeisten Ländern der Welt die einheitliche Notrufnummer: 112

Viele haben Hemmungen, den Notruf zu alarmieren, weil sie nicht wissen, was genau gefragt wird. Für den Rettungsdienst kann die sogenannte „5-W-Regel“ hilfreich sein, bei der vom Helfer fünf Fragen beantwortet werden sollten:

  1. Was ist passiert?
    Antwort: Tauchunfall
  2. Wo ist es passiert?
    Antwort: Kreidesee Hemmoor, Einstieg an der Flintsteinstraße
  3. Wie viele Verletzte sind betroffen?
    Antwort: zwei Taucher
  4. Welche Verletzungen liegen vor?
    Antwort: Beide Taucher haben nach Notaufstieg Beschwerden
  5. Warten auf Rückfragen

Erste-Hilfe

Nachdem der Notruf informiert wurde, sollte bis zum Eintreffen der Rettungskräfte die Erstversorgung sichergestellt werden.

Hierzu gehören vor allem die Suche nach Blutungen und Verletzungen sowie die entsprechende Versorgung. Wichtig ist, den Betroffenen richtig zu lagern und mit Decken vor Auskühlung zu schützen. Sie sollten das Opfer die ganze Zeit gut beobachten und beruhigend ansprechen.

Transport und Krankenhaus: Der Transport zu einem Krankenhaus oder einer Druckkammer und die ärztliche Behandlung in einem Therapiezentrum sind die letzten Glieder der Rettungskette und werden von professionellen Helfern erfüllt.

Richtig Retten

Für die Rettung eines verunfallten Tauchers gibt es letztendlich klare Richtlinien und das Durchspielen verschiedener Notfallsituationen bringt nicht nur Übung, sondern sorgt für mehr Sicherheit!

Sobald ein Problem unter Wasser auftritt, ist niemand näher dran als der Buddy. Es sei denn, man ist solo unterwegs. In einer Ausbildung zum Solotaucher allerdings spielt die Eigenrettung eine große Rolle. Diese Techniken helfen im Übrigen natürlich auch bei Problemen, wenn mit einem Buddy getaucht wird, der vielleicht nicht so gut trainiert ist, wie man selbst. Denn wirklich effiziente Hilfe will gelernt sein.

Ein erweiterter Buddy-Check (pre-dive-check) sollte deshalb vor jedem Tauchgang erfolgen, denn zu einer effektiven Hilfe gehört, dass man die Ausrüstung des Tauchpartners kennt. Doch auch auf den Tauchpartner selbst sollte man einen Blick werfen und sich ein Bild machen: Ist er nervös, angeschlagen oder entspannt und fröhlich? Der Buddy-Check dient natürlich auch dazu, kurz abzusprechen, was man in einem Notfall macht. Wie funktionieren Inflator, Schnellablass und Schnellverschlüsse? Wie werden die Gewichte abgeworfen? Fast jeder Hersteller hat sein eigenes Bleitaschensystem. Was vor dem Tauchgang abgesprochen wird, ist im Notfall viel einfacher auszuführen.

An dieser Stelle verweisen wir gerne noch einmal auf ein gutes Briefing, so muss bereits an dieser Stelle, also bereits vor dem Abtauchen, geklärt sein, wo sich der Sauerstoff befindet und wie dieser im Notfall zum Taucher kommt? Wie und von wem wird die Rettungskette ausgelöst? Dazu dann noch die wichtigsten Handzeichen absprechen und es kann losgehen.

Die Rettung eines verunfallten Tauchers setzt einige besondere Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Eigenrettung geht letztendlich immer vor, das bedeutet, dass der Retter sich selbst nicht gefährdet, wenn er einen möglicherweise handlungsunfähigen Tauchpartner zügig aus der Gefahrenzone bringen muss. Wir unterscheiden hier 4 aktive Handlungssituationen:

  • Aufstieg zur Wasseroberfläche und das Verlassen der unmittelbar gefährlichen Umgebung
  • Sicherung des Verunfallten und der Transport zum Boot oder zum Ufer
  • Verbringen aus dem Wasser auf das Boot oder den Strand
  • Einleitung weiterer Rettungsmaßnahmen

Zeit ist nicht nur Geld. Zeit ist bei unserem Thema in erster Linie Gesundheit oder gar Leben. Und damit das im Notfall auch zeiteffektiv klappt, müssen Techniken und Abläufe immer wieder geübt werden. Wichtig dabei ist, verschiedene Szenarien durchzuspielen und nicht immer dasselbe, denn flexibles Reagieren kommt nicht von alleine. Man muss es üben. Besonders der Notaufstieg ist eine Gratwanderung! Man will und muss schnell zur Oberfläche, anderseits gilt aber auch einen Deko-Unfall zu vermeiden.
In deinem Open Water Diver Kurs hast du gelernt, dass die maximale Aufstiegsgeschwindigkeit 10m (IDA/CMAS) bzw. 18m (PADI) nicht überschritten werden soll. Eine Notaufstiegsgeschwindigkeit von bis zu 18 Metern pro Minute gilt als akzeptabel, alles darüber muss als unkontrolliertes Durchschießen bezeichnet werden. Zu viel Angst sollte man aber nicht haben, denn Durchschießen ist immer noch besser, als unten zu bleiben, denn im Zweifelsfall ist es an der Oberfläche doch sicherer und die Chance auf weitere Hilfe ist eher wahrscheinlich als unter Wasser. Nach dem Erreichen der Wasseroberfläche, kann es dann wieder kaum schnell genug gehen.

Optimal ist es natürlich, wenn der Verunfallte sofort von einem Schlauchboot oder dem Tauchschiff aufgenommen werden kann, aber sehr oft ist ein schwimmender Transport an der Wasseroberfläche nötig. Ein wahrlich anstrengendes Manöver für den Retter! Es gilt daher, die Kräfte richtig einzusetzen. Auch hier macht Übung den Meister, denn es zählt nicht nur die eigene Kondition, sondern auch die richtige Transporttechnik. Je eher eine Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnt, so besser sind die Erfolgsaussichten. Während des Transportes an Land, an ein Schlauchboot oder ein Festboot, bringen HLW Maßnahmen reinweg gar nichts, sie verzögern nur den Transport! Um effektiv zu sein, benötigt man einen festen Untergrund und natürlich Sauerstoff!

Auf einem Tauchboot ist alles gewährleistet, auf einem Schlauchboot kann es eng sein und ggf. keinen festen Boden geben. Nach neusten Erkenntnissen ist die Beatmung über einen Schnorchel ebenso wie die Mund-zu-Mund und Mund-zu-Nase während des Transports nicht so wichtig. Sie nimmt nur wertvolle Zeit in Anspruch.

Ziel sollte sein, den Taucher so schnell wie möglich an Land zu bringen, wobei der schwierigste Teil dabei ist, den Tauchpartner ins Boot oder an Land zu verbringen. Schauen wir uns in der Realität doch einmal um und stellen uns die Frage: Wie soll man einen sehr schweren Buddy anheben? Deshalb gehören Tragegriffe und das Retten ins Schlauchboot in eine gute Rettungsausbildung. Dabei lernt man, dass selbst große Gewichtsunterschiede mit einfachen Tricks zu bewältigen sind. Ganz wichtig dabei ist, zu erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen und was vielleicht doch noch zu schaffen ist. Der Kurs TSR (Tauchsicherheit und Rettung) / Rescue Diver bietet die Gelegenheit, diese Techniken zu erlernen und gute Tauchcenter bieteen kostenfreie Auffrischungskurse für ihre ehemaligen Teilnehmer an.

Einige Ausrüstungsteile können bei einer Rettung hinderlich sein, ja sogar zum Störfaktor werden. Bleigürtel oder -taschen sollten entfernt werden, sobald die Oberfläche erreicht ist. Der Retter muss seine vollständige Ausrüstung behalten, bis das Boot oder Ufer erreicht sind.

Das Jacket des Verunfallten ist eine Sicherung, auf die erst ganz zum Schluss verzichtet wird. Mit Erreichen von Boot oder Ufer wird dann die Ausrüstung abgelegt, welche die weiteren Rettungsaktivitäten behindert.

Ist der Taucher in Sicherheit, werden unverzüglich lebensrettenden Maßnahmen eingeleitet und weitere Hilfe geholt. Und nochmals zur Erinnerung: Das Atmen von reinem Sauerstoff ist in dieser Phase schon wichtig und richtig. Und natürlich auch nicht vergessen:

Das Schlimmste, was man bei einem Unfall tun kann, ist nichts zu tun!

HLW – wie gehe ich richtig vor?

Stellen wir bei der Überprüfung der Vitalfunktionen nach einem Tauchunfall fest, dass der Betroffene offensichtlich leblos ist, stellt die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) eine lebensrettende Sofortmaßnahme dar. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) ist eine der wichtigsten Bestandteile der Ersten Hilfe, denn fast alle medizinischen Notfälle können im schlimmsten Fall mit einem Herz-Kreislaufstillstand enden. Auch die HLW gehört bei Tauchunfällen zu den Sofortmaßnahmen. Natürlich nur dann, wenn z.B. ein schwerer Tauchunfall mit Herz-Kreislaufstillstand vorliegt. Bei einem leblosen Menschen sollte sofort mit der HLW begonnen werden, denn zwischen der Diagnose Herz-Kreislaufstillstand und dem Tod liegt keine große Zeitspanne.

Wichtig ist vor allem eines: nicht zögern, sondern handeln und das sofort!

Laut neuesten Statistiken kann jeder zweite Patient, der einen plötzlichen Herzstillstand erleidet, durch sofortige Hilfe und einen gut organisierten Rettungsdienst lebend in ein Krankenhaus gebracht werden. Auf der Intensivstation sterben zwar auch heute noch etwa die Hälfte der primär Geretteten an den
Spätfolgen, doch diese Zahl lässt sich durch bessere Wiederbelebungsmaßnahmen und frühzeitigerem Beginn dieser Maßnahmen beeinflussen.

Wir wissen bereits, dass jede zeitliche Verzögerung die Wiederbelebungs-Chancen deutlich verringert. Um das Einsetzen der lebensrettenden Maßnahmen zu beschleunigen, wurde der Ablauf der HLW international vereinheitlicht und vereinfacht. Das ist wichtig und auch gut so, denn im Fall von Kreislaufversagen zählt jede Sekunde, da unser Gehirn extrem empfindlich auf Sauerstoffmangel reagiert.

Bei einem Zwischenfall mit Kreislaufversagen ist der Stress auch für die Helfer in einer solchen Situation extrem. Deshalb ist es umso wichtiger, dass der Handlungsablauf einprogrammiert ist, um im Fall der Fälle unnötige Überlegungen zu vermeiden. Die Empfehlungen haben sich für die HLW aufgrund von Forschungsergebnissen sehr verändert. Laut der Regelung aus dem Jahr 2000 sollte die HLW mit zwei Beatmungen beginnen und mit 15 Herzdruckmassagen weitergeführt werden (HLW 2:15). Doch es hat sich gezeigt, dass die Herzmassage wichtiger ist, deshalb wird bei Erwachsenen jetzt direkt mit Kompressionen begonnen. Nach der heute gültigen Empfehlung gilt daher nicht 15, sondern 30 Herzmassagen werden abgelöst von zwei Beatmungen (HLW 30:2).

Das aufwendige Suchen nach dem richtigen Druckpunkt für die Herzmassage fällt ebenfalls weg. Es wird empfohlen, die Druckmassage des Herzens in der Mitte des Brustkorbs direkt über dem Brustbein durchzuführen. Ebenso wird auch die zeitraubende Überprüfung des Pulses an der Halsschlagader für Laien nicht mehr empfohlen, da sie zu viele Schwierigkeiten birgt. Studien hatten in der Vergangenheit vielfach große Probleme beim Pulstasten selbst bei professionellem Rettungspersonal gezeigt. Laien sollen vielmehr nur noch orientierend schauen, ob eine Person leblos ist und keine Zeit mehr mit aufwändigem Suchen nach dem Puls verschwendet werden.

Kinder und Beinahe-Ertrunkene stellen eine Ausnahme dar: Bei Kindern beginnt die HLW nach wie vor mit der Beatmung. Allerdings wird hier nicht nur zweimal, sondern fünfmal beatmet, bevor dann wie bei einem Erwachsenen mit der Herzdruckmassage weitergemacht wird. Aber Vorsicht, denn die Druckkraft muss dem Alter und Körperbau der Kinder angepasst sein. Bei Beinahe-Ertrunkenen soll laut der neuesten Empfehlung ebenfalls mit der Beatmung begonnen werden.

Vitalfunktionencheck und Beginn HLW

Finden wir eine Person vor, die keine normale Atmung hat oder offensichtlich leblos ist, und nicht auf ein energisches Ansprechen reagiert, muss sofort laut nach Hilfe gerufen werden und möglichst umgehend der Notruf auf der bekannten Notrufnummer 112 informiert werden. Als erste Maßnahme schauen wir in den Mund und überprüfen, ob etwas wie Essensreste, Gebissteile oder eine nach hinten gerutschte Zunge die Atemwege verstopft.

Manchmal reicht schon eine Freilegung der Atemwege, um die Atmung wieder in Gang zu bringen. Doch Vorsicht: Der Zustand kann sich jederzeit wieder verschlechtern. Sind die Atemwege frei, wird der Kopf überstreckt. Auch jetzt könnte die Atmung wiedereinsetzen. Anschließend wird die Atmung überprüft, indem man schaut, fühlt und hört. Man hält sein Ohr so über den Mund, daß man gleichzeitig in Richtung Brustkorb schauen kann und legt seine Hände tastend auf den Brustkorb. In dieser Position sollte man etwa 10 bis 15 Sekunden verharren, um sicher zu sein, ob eine wirkungsvolle Atmung vorliegt oder nicht. Im Zweifel geht man von einem Atemstillstand aus und beginnt mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Für die Herzdruckmassage muss der Betroffene auf einer harten Unterlage auf dem Rücken und mit leicht überstreckten Kopf liegen. Der Helfer kniet neben dem Brustkorb und legt seine Hände auf den Druckpunkt, ungefähr in der Mitte des Brustbeins. Der Brustkorb wird 30-mal in Folge kurz und kräftig heruntergedrückt. Dabei wird das Blut aus dem Herzen in den Kreislauf gepumpt. Die richtige Drucktiefe liegt zwischen drei bis fünf Zentimeter und die Druck-Frequenz bei 100 Kompressionen pro Minute. Das kann ganz sicher anstrengend sein, deshalb ist eine richtige Körperhaltung wichtig. Der Helfer kniet aufrecht neben dem Opfer, dabei sollen sich seine Schultern senkrecht über dem Brustbein des Patienten befinden. Optimaler Weise sind die Arme gerade und die Ellenbogen des Helfers durchgedrückt.

Das Ziel der Beatmung ist, frischen Sauerstoff in die Lunge des Betroffenen zu bringen, der dann mit der Herzmassage in die Organe gepumpt wird. Das kann entweder über eine Mund-zu-Nase oder eine Mund-zu-Mund-Beatmung erfolgen. Der Kopf des Opfers muss dabei überstreckt sein. Bei der Mund-zu-Nase-Beatmung muss der Mund, bei der Mund-zu-Mund-Beatmung muss die Nase fest verschlossen werden. Das Beatmungsvolumen muss so hoch sein, dass sich der Brustkorb leicht anhebt. Wie bei einem ganz normalen Atemzug entspricht das meist einem Volumen von 500 bis 600 Milliliter. Die Zeit für eine Beatmung sollte etwa eine Sekunde dauern, dann erfolgt der zweite Atemstoß. Vielen Notfallkoffern liegen Beatmungshilfen wie Beatmungsfolien oder -masken bei. Ihr Einsatz dient der Hygiene. Nach der erfolgten Beatmung erfolgt ohne weitere Unterbrechung eine Wiederholung der Herzdruckmassage. Die HLW wird so lange weitergeführt, bis der Rettungsdienst kommt.

In Notsituationen haben Retter häufig das Gefühl, dass sie bei der Beatmung nicht genug Luft spenden. Viele denken: Je mehr ich beatme, desto besser. Doch das ist bei der HLW eher schädlich, weil dabei durch den Pumpeffekt das Blut aus der großen Hohlvene und dem Herzen verdrängt wird. Dieses Blut ist aber wichtig für den Sauerstofftransport. Weniger ist hier also mehr! Sobald man das erste Anheben des Brustkorbs bemerkt, ist es auch schon genug. Um ein Gefühl für die richtige Menge Luft zu bekommen, hilft nur Üben. Ideal ist eine computergesteuerte Übungspuppe, die sofort signalisiert, wenn zu viel beatmet wird.

AED-Behandlung

Perfekt ist, wenn mit der HLW ein Automatisierter-Externer-Defibrillator, kurz AED, zum Einsatz kommt. Mit einem AED kann ein Herzstillstand durchbrochen werden. Diese Geräte sind primär entwickelt worden, um speziell schwer herzkranken Menschen bei Auftreten von lebendbedrohlichen Herzrhythmusstörungen oder einem Herzstillstand schnell und einfach zu helfen. Diese Situationen treten in der Regel nicht in Kliniken oder anderen medizinischen Einrichtungen auf, sondern praktisch überall. Deshalb wurden diese Geräte so konzipiert, dass jeder, also auch ein absoluter Laie, sie bedienen kann. Sie sind äußerst klein und handlich und haben nur einige wenige Bedienknöpfe auf der Anwenderoberfläche. Im Anschluss an die Defibrillator-Behandlung muss natürlich wieder mit der HLW begonnen werden und auch jetzt so lange, bis der Notarzt eintrifft. Speziell für Taucher sei hier noch angemerkt, dass die neuen AEDs einen Sicherheitsmechanismus haben. Aber dennoch ist es für uns Helfer wichtig, ausreichend Abstand zum Opfer beim Auslösen des Elektroschocks einzuhalten. Falls möglich, sollte der verunfallte Taucher auch nicht im Nassen liegen und zumindest teilweise von seiner nassen Tauchbekleidung befreit werden.

AEDs sind leicht zu bedienen, ähnlich wie ein Feuerlöscher. Sie haben nur einige wenige Bedientasten auf der Anwenderoberfläche, sowie zwei „Pads“ oder Defibrillator-Elektroden, die nach Vorlage einer Abbildung auf den Oberkörper des Opfers aufgeklebt werden. Diese sind über ein Kabel mit dem Gerät verbunden. Dank dieser Anordnung kann die Herzaktion in Form eines EKGs aufgezeichnet werden. Stellt das Programm starke und lebensbedrohliche Abweichungen der Herzaktionen fest, gibt das Gerät eine Empfehlung in Form von Schrift oder Sprache, der man einfach nur Schritt für Schritt folgen braucht.

Der Anwender wird komplett durch die Reanimation geführt. Mit dem AED wird ein Stromstoß zwischen 150 und 300 Joule durch den Oberkörper geleitet. Dieser reicht meistens aus, das Herz zu neuen Kontraktionen zu bewegen.

Sauerstoff ist, wie nun schon ein paar Mal gelesen, ein Gas, das Leben retten kann und schon bei kleinsten Anzeichen einer Dekompressionserkrankung ist die Gabe von 100-prozentigem Sauerstoff eine der sinnvollsten Behandlungsformen. Die Behandlung mit 100-prozentigem Sauerstoff ist die einzige Therapiemöglichkeit, um einen verunglückten Taucher bereits am Unfallort adäquat zu versorgen und zählt damit zu den wichtigsten Sofortmaßnahmen, bis in der Druckkammer diese noch intensiviert wird.

In jeder Tauchschule, Tauchbasis und auf jedem Tauchboot sollte 100 Prozent Sauerstoff vorhanden sein. Nur damit kann im Notfall eine lückenlose Rettungskette gewährleistet werden. Ist das Sauerstoffsystem IATA (International Air Transport Association) konform, darf es auch im Flugzeug mitgenommen werden. Die erhältlichen Sauerstoff-Systeme unterscheiden sich in offene und geschlossene Systeme.

Bei einem offenen System erhält man den Sauerstoff ähnlich wie bei einem Atemregler direkt aus der Flasche. Da der Mensch nur vier Prozent Sauerstoff verbraucht, werden 96 Prozent ungenutzt wieder ausgeatmet. Offene Systeme verschwenden daher viel Sauerstoff. Die offenen Systeme unterscheiden wir in die Constant-Flow- und Demand-Systeme. Bei einem Constant-Flow System fließt über einen Sauerstoffschlauch permanent Sauerstoff in die Atemmaske. Das Demandsystem ist im Prinzip wie unser Atemregler, der allerdings für die Verwendung von reinem Sauerstoff ausgelegt ist. Hier fließt nur Sauerstoff, wenn der Betroffene einatmet, aber auch hier wird das Ausatemgas einfach in die Umgebung abgegeben. Bei beiden Systemen, vor allem aber beim Constant-Flow-System, gilt daher Vorsicht in kleinen, geschlossenen und schlecht belüfteten Räumen, denn es kann die Sauerstoffkonzentration schnell ansteigen. Es besteht dann erhöhte Brandgefahr!

Geschlossene Systeme sind Kreislaufgeräte, auch Rebreather genannt. Sie nutzen den Sauerstoff besser aus, da sie ihn nicht nach einem Atemzug an die Umgebung abgeben, sondern ihn mehrfach verwenden. Das Atemgas bleibt durch die Luftfeuchtigkeit in der Ausatemluft des Tauchers feucht und wird durch einen chemischen Prozess in der Kalkpatrone angewärmt. So wird dem Körper zwar kein Wasser und keine Wärme entzogen, aber nach einer gewissen Zeitdauer der Beatmung wird die Atemluft schon unangenehm warm.

WARUM 100 PROZENT SAUERSTOFF? Das muss man wissen:
Für Taucher ist die Gabe von 100-prozentigem Sauerstoff nach einem Tauchunfall besonders wichtig. Durch diese Art der Behandlung wird Stickstoff rascher aus dem Körper abgeführt und beim Einatmen nicht erneut aufgenommen. Dadurch entsteht ein Konzentrationsgefälle zwischen dem stickstoffübersättigten Blut und den Alveolen. Dieses Gefälle bewirkt, dass Stickstoff schneller und vermehrt aus den Geweben ins Blut abgegeben wird. Gleichzeitig gelangt mehr Sauerstoff ins Blut, bestehende Gasblasen werden verkleinert oder aufgelöst und die Ausbildung von Gewebsödemen wird behindert.

Nicht immer muss ein Tauchunfall mit einem Totalausfall der Vitalfunktionen einhergehen. Manchmal sind Taucheinstiege ein bisschen holprig und uneben, an manchen Tauchspots kraxelt man über Klippen, Felsen oder sonstige Felsen ins Wasser, viel schlimmer noch heraus. Man stürzt und verletzt sich blutig. An Bisswunden durch Meeresbewohner wollen wir jetzt gar nicht denken. Die Möglichkeiten sich zu verletzen sind am Tauchplatz genauso hoch wie überall im täglichen Leben. Wir schauen uns nur kurz eine wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme bei blutigen Wunden an.

Druckverband

Ein Druckverband ist eine Erste-Hilfe-Maßnahme zur Versorgung von stark blutenden Wunden. Starke Blutungen müssen möglichst schnell gestoppt werden, da ein großer Blutverlust zum Tode führen kann. Eingeführt wurde der Druckverband bereits 1811 von dem deutschen Orthopäden Johann Georg Heine und leistet auch heute noch gute Dienste.

Die betroffene Extremität sollte hochgelagert werden, was eine erste Schwächung der Blutung zu Folge hat. Handelt es sich um eine Wunde am Arm, so kann mit den Fingern die Schlagader in der Lücke zwischen Bizeps und Trizeps abgedrückt werden. Dies sollte am besten ein zweiter Ersthelfer oder wenn möglich der Betroffene selbst tun, damit man beide Hände frei hat, um den Verband anzulegen.

Bei Wunden an Armen und Beinen wird zuerst die Wunde mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt. Dann wird ein stabiler Gegenstand, der nicht saugfähig ist, auf die Auflage gelegt. Hierzu eignet sich perfekt eine nicht geöffnete Mullbinde. Dieser Gegenstand wird nun mit einer Mullbinde mit Druck auf der Wunde fixiert und verbunden. Der Druck muss so stark sein, dass die Blutung stoppt. Sollte ein Verband nicht ausreichen oder sollte er durchblutet sein, so wird ein zweiter Druckverband auf dem ersten angelegt, ohne den ersten zu entfernen. Die betroffene Gliedmaße sollte auch nach dem Anlegen weiter hochgehalten werden.

Handelt es sich um eine Wunde am Rumpf, so kann man gleichfalls versuchen einen Druckverband wie beschrieben anzulegen. Gelingt dies nicht, so müssen der Betroffene oder der Ersthelfer den Druck mit der Hand ausüben.

Am Hals darf niemals ein Druckverband angelegt werden, da dadurch die Atmung behindert und die Blutversorgung des Gehirns verschlechtert wird!

Knochenbruch

Ist es zu einem Knochenbruch gekommen, so wurde bisher immer von Schienen gesprochen. Am besten abenteuerlich und martialisch. Stuhl zertreten und Stuhlbein verwenden, Gartenzaun-Pfosten herausreißen oder ähnliches verwenden. Doch was ist nun richtig?

Wenn die Frage gestellt wird, was bei einem Bruch zu tun ist, kommt im Regelfall immer die gleiche Antwort – schienen. Das Schienen ist jedoch gar nicht optimal, mehr sogar es ist gefährlich und durchaus schmerzhaft.

Schauen wir uns doch zunächst an, was ein Bruch eigentlich ist. Wir erkennen schnell, dass es mehrere Brucharten gibt, doch im Allgemeinen unterscheiden wir Brüche in offene und geschlossene Brüche.

Ein offener Bruch benötigt keine andere oder weitere Versorgung, da es im Allgemeinen keinen Unterschied der Brüche gibt, lediglich das Abdecken der Wunde kommt hinzu.

Bedenkt man, dass um unseren Knochen, Blut-, Nerven-, Muskel- als auch Sehnenbahnen verlaufen und mit jeder Bewegung nicht nur der Knochen, der bereits vorhandene Bruch weiter gebrochen werden kann, sondern auch eine dieser Bahnen verletzt oder gar abgetrennt werden könnte, erkennt man schnell, dass eine Schiene nicht nur Schmerzen für den Patienten bedeutet. Da sich der Knochen auch der Schiene anpassen muss, hier ist eine Verletzung, welche mit der Bewegung einhergeht, sehr wahrscheinlich und deshalb kontraproduktiv.

Bei einem offenen Bruch legen wir über die verletzte Stelle eine Kompresse und fixieren Sie diese locker mit Leukoplast. Hiermit schützen wir den Körper (die Wunde) vor etwaigen Infektionen durch äußere Einflüsse. Bitte diesen Schutz nicht wie einem Druckverband anlegen!

Bei Maßnahmen bei Knochenbrüchen bewegen wir den Bruch bzw. Arm und / oder Bein nicht und unterstützen den Betroffenen in dessen Lagerung bzw. Haltung der verletzten Extremität. Bei einem Armbruch sollte sich der Betroffene hinsetzen und den Arm wie ein „L“ vor dem Körper halten. Zur Schonung legen wir ein Polster (Jacke, Decke, Hemd, usw.) zwischen Oberschenkel und Unterarm.

Bei einem Beinbruch ist es dagegen besser, wenn der Betroffene sich hinlegt. Wir polstern das Bein links und rechts mit Jacken, Decken, usw.
Ein offener Knochenbruch wird im Regelfall nicht lebensbedrohlich bluten, eine leichte Blutung aufgrund der Verletzung ist selbstverständlich möglich und wahrscheinlich.

Sollte es jedoch bei einem offenen Bruch zu einer lebensbedrohlichen Blutung kommen, zählt die Blutung, nicht aber der Bruch! Wegen dem Bruch stirbt der Betroffene nicht, stoppen wir jedoch die Blutung nicht, kann er versterben.

Notfallplan

Ist es zu einem Zwischenfall, besser gesagt zu einem Tauchunfall gekommen, wo es nicht so optimal gelaufen ist, fragt man sich im Nachhinein, wieso eigentlich? Wie schon beim Briefing: „nimmst du Zettel, machst du gutes Briefing“. Übertragen auf unser jetziges Thema: Erstelle einen Plan, nimm im Notfall den Plan zur Hand und das Management läuft.

Beim Erstellen eines Notfallplanes für einem Tauchunfall muss der Plan auf die individuellen Rahmenbedingungen des Tauchplatzes abgestimmt werden. Nicht immer ist der Tauchplatz den Rettungskräften bekannt oder leicht mit einem Hubschrauber erreichbar (z.B. bei einer Tauchtour mit einem Boot auf dem Meer). Hier spielen örtliche Besonderheiten eine große Rolle, deren Berücksichtigung ggf. lebensrettende Zeit bedeuten kann. Gibt es eine Zufahrt, so ist z.B. die Frage zu beantworten, wer hat den Schlüssel zum Zufahrtstor? Gleiches gilt für: wo ist das nächste Telefon, wenn kein Empfang für Mobilfunktelefone besteht?

Der eigentliche Notfallplan besteht letztendlich nur aus zwei Seiten. Auf Seite 1 notieren wir alle wichtigen Informationen zur Einleitung einer Rettungskette, die ohne langes Suchen und deutlich lesbar zu erkennen sind. Die Abfolge der Rettungskette befindet sich auf der 2. Seite. Alle weiteren Informationen, die nicht zeitkritisch, aber hilfreich sein könnten, können auf einer weiteren Seite vermerkt werden.

Es wird empfohlen, zumindest die erste Seite deutlich sichtbar hinter der Windschutzscheibe eines Fahrzeuges zu platzieren!

Ohne weitere Erläuterungen dürften die Punkte der Checkliste zum Erstellen eines Notfallplans (Tauchunfall) sein.

  • Sauerstoff: Wo befindet sich der O2 -Koffer (Sauerstoff, Beatmungsmaske)?
  • Erste Hilfe: Wo befindet sich der 1.-Hilfe-Koffer (Verletzungen aller Art)?
  • Notruf: Welche Art der Verbindung habe ich (Handy, Tel-Zelle, Tel. (Gasthof), Funk (Schiff))?
  • Besteht am Tauchort überhaupt ein Handy-Empfang (wenn Nein, Alternative angeben)?
  • Welche Notrufnummer brauche ich? (Notrufnummer: 112, Flugrettungsleitstelle, DAN)
  • Rettung: Wie kommt ein Rettungswagen in die Nähe der Tauchstelle (Anfahrtsbeschreibung)?
  • Flug: Wo kann ein Hubschrauber landen (Landeplatzbeschreibung oder GPS- Daten)?
  • Arzt: Wo ist der nächste Arzt im Dienst (Rettungswacht oder DLRG) ?
  • Krankenhaus: Wo ist das nächste Krankenhaus für eine ambulante Versorgung?
  • Temperatur: Wo und wie kann ich einen Taucher so lagern, dass er vor Kälte oder Hitze (Sonne)geschützt ist?
  • Wo gibt es etwas zu trinken (Dehydrierung)?
  • Kälteschutz: wo ist die nächste Wolldecke / Kälteschutzfolie?
  • Kontaktinformationen der örtlichen Rettungsdienste / Taucher-Notfalldienst / Druckkammer

Nach einer Rettung:

  • Sind wirklich alle gerettet oder wird womöglich sogar ein Retter vermisst? Durchzählen!
  • Wurde die Taucherausrüstung des Verunglückten unverändert (!) gesichert?
  • Wurden Angehörige informiert?
  • Wurden Zeugen gefunden und notiert?
  • Wurde ein Unfallbericht erstellt
  • Wurde der Tauchcomputer des Verunglückten gesichert und dem Rettungspersonal übergeben?

Tauchunfallprotokoll

Der beste Unfall ist der, der nie passiert und man seinen Notfallplan nicht benötigt hat. Doch die Realität zeigt, dass es doch hin und wieder zu einem Zwischenfall kommt. Läuft dann das Management gut, der Rettungsdienst und Notarzt sind vor Ort und übernehmen, muss protokolliert werden, was man unternommen hat. Wir erstellen ein Tauchunfallprotokoll.

Auch hierfür gibt es Vordrucke. Hat man keinen zur Hand, muss eines erstellt werden und alle relevanten und bekannten Fakten und Daten notiert, protokolliert, werden.

Daten zum Verunfallten (bereits vorher ausgefüllt ins Logbuch legen hilft im Fall der Fälle)

  • Name:
  • Vorname:
  • Straße:
  • Wohnort:
  • Geburtsdatum:
  • Allergien:
  • Krankenkasse/Vers.-Nr:
  • Entbindung der ärztlichen Schweigepflicht (ggü. Personen ohne Verwandtschaftsgrad, z.B. Lebensgefährte):
  • Dauerhafte Medikationen? (welches Medikament, wie oft):
  • Im Notfall benachrichtigen:
  • Sind Haustiere zu versorgen? (für die Versorgung bitte alternativ-Adresse angeben, falls es oben genannter Person nicht möglich sein sollte)

Daten zum Tauchgang

  • Datum des Tauchgangs:
  • Uhrzeit (Beginn):
  • maximale Tauchtiefe:
  • Tauchzeit:
  • Verweildauer auf max. Tiefe:
  • Tauchtiefe beim Unfall:
  • Wievielter TG am Tag?
  • Atemgas (Pressluft, Mischgas?):
  • Bergsee-TG? Nein – ja (welche Höhe):
  • Dekompressionspflichtiger TG?

Unfallhergang

  • Daten des vorherigen Tauchgangs (falls Wiederholungs-TG):

Bisherige Behandlung

  • Beatmung: ja – nein wie lange:
  • Herz-Lungen-Wiederbelebung: ja – nein wie lange:
  • Sauerstoffgabe (normobar): ja – nein wie lange/Konzentration:
  • Medikamente: ja – nein welche:
  • Flüssigkeit: ja – nein was? oral/intravenös?
  • Bewusstlosigkeit? (seit wann/wie lange):
  • Neurologische Ausfälle? (kribbeln, Taubheit in Extremitäten, Halbseiten- oder Querschnittlähmung etc.): ja – nein falls ja, wo:
  • Verdacht auf Ertrinken/Beinahe Ertrinken ? ja – nein – unbekannt
  • Patient räumlich, zeitlich und zur Person orientiert? (nach Aufenthaltsort, Wochentag und Namen fragen) nach dem Unfall: ja – nein – nicht erhoben
  • bewusstlos: ja – nein , falls ja, nach welcher Zeit?:
  • Sonstiges:
  • Besserung/Verschlechterung der Beschwerden?:
  • Beigefügte Dokumente, Logbuch Tauchgerät Tauchcomputer sonstiges:

Zum Schluss das Protokoll unterschreiben und natürlich in Druckschrift Name, Adresse und Mobilnummer notieren.

Klingt doch eigentlich alles ganz einfach und vor allem auch logisch und selbstverständlich. Doch mal Hand aufs Herz. Hast DU das immer bedacht? Vorbereitet? Erstellt? Gewusst?

Deshalb:
Erfassen wir das Ganze doch nochmals und machen uns ein paar Gedanken wie die Realität aussehen könnte:

Managen eines Notfalles – Notfallmanagement

Statistisch gesehen passiert einem Taucher alle 5000 Tauchstunden ein Unfall. So gesehen ist ein Tauchunfall, ein Zwischenfall mit dem Einsatz von Rettungskräften, einer Druckkammerbehandlung oder ein Unfall der gar mit dem Tod des Betroffenen endet, relativ unwahrscheinlich. Diese erfreuliche Feststellung mag an der guten Ausbildung der Taucher, den guten Tauchlehrern, der sicheren Tauchausrüstung und der hohen Selbstdisziplin des Tauchers liegen. Oder es ist einfach Glück.

Und doch gibt es Jahr für Jahr schwere Tauchunfälle zu beklagen und auch im deutschsprachigen Raum einige Unfälle mit Todesfolge. Viele Zwischenfälle werden natürlich in allen Statistiken gar nicht berücksichtigt, weil sie glimpflich abgelaufen sind. Und aus der langjährigen Beobachtung des Autors ist diese Zahl schon recht beachtlich und gibt immer wieder Anlass, die Standards zu überprüfen, die Kursstrukturen zu überdenken und noch eindringlicher an alle Kursteilnehmer zu appellieren, sich weiterzubilden und vor allem Rettungstechniken regelmäßig aufzufrischen. Denn ein jeder erwartet von einem Buddy, dass der im Falle eines Falles so hilft, dass es nicht zu schlimmeren Folgen kommt. Also kann der Buddy doch erwarten, dass JEDER auch ihm im Falle eines Falles gekonnt hilft.

Kommt es zu einem Zwischenfall, einem Notfall, ist zunächst jeder verpflichtet umgehend und umfassend Hilfe zu leisten. Ist ein Arzt, ein Rettungsassistent, eine Krankenschwester oder ausgebildeter Tauchlehrer (der sollte ausgebildet und up-to-date sein) anwesend, so wird der „normale“ Sporttaucher sicherlich eher ein Assistent im Notfall-Management sein. Ist das nicht so, muss jeder Taucher sofort die Bereitschaft zeigen, das Management zu übernehmen.

Und hier gilt der schöne Satz aus der Umgangssprache: „viele Köche verderben den Brei“ oder „es kann nur einen geben“.

Das bedeutet, es muss klar sein, wer die Sache leitet und klare, sinnvolle Anweisungen gibt.

Und jetzt macht ein Notfallplan auf einmal Sinn. Für den Fall, dass man einen Notfall managen muss, kann man sich an diesem Plan orientieren und vorgehen. Dabei ist zunächst eine Einschätzung der Lage notwendig.

Beurteilen der Situation

Nach diesem Schema erfolgt unser Management. Wir stoppen alle Aktivitäten und beurteilen die Situation, indem wir alle Informationen, die wir bekommen können, einbeziehen:

  • Unfallopfer
  • Unfallort
  • Ressourcen (Helfer, Hilfsmittel, Informationen)
  • Komplikationen (die während einer Rettung auftreten können)

Während man sich ein Bild von der Situation macht, entwickelt man gedanklich schon einen Plan, wie man vorgehen will. Dabei sollte man natürlich bedenken, dass es nicht den einen „richtigen“ Weg gibt, vielmehr muss man flexibel die Bedingungen der Umgebung, den spezifischen Charakter des Unfalls und natürlich die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel in die eigenen Überlegungen einbeziehen. Und während die Rettung läuft, muss man stets die Situation neu bedenken und sich auf eintretende Änderungen einstellen und die Maßnahmen der Situation anpassen.

Aufgaben delegieren

Ein Manager ist jemand der dafür sorgt, dass Dinge durch andere Personen erledigt werden. Das passiert gewöhnlich umso schneller, je klarer und prägnanter die Aufgaben zugewiesen werden. Natürlich können und müssen auch unbeteiligte Personen oder unerfahrene Taucher einbezogen werden.

Diese können z.B. den Rettungsdienst verständigen, den Notfallkoffer holen oder andere Aufgaben erledigen. Was delegiert werden kann, hängt ganz von den zur Verfügung stehenden Personen, deren Qualifikationen und der Art und Weise der Rettung ab.

Stehen mehrere ausgebildete Taucher (z.B. Rescue Diver) zur Verfügung, kann eine Hilfe durch zwei oder mehr Retter sehr effektiv sein. Dabei darf man jedoch niemanden in Gefahr bringen und sie z.B. Dinge tun lässt, für die sie nicht qualifiziert sind.

HLW – lebensrettende Maßnahmen

In dem Moment wo der Patient aus dem Wasser verbracht ist und die Vitalfunktionen gecheckt sind, beginnen die entsprechenden Maßnahmen. Teilweise wurden diese Maßnahmen in diesem Kapitel angesprochen, allerdings verweisen wir auf die entsprechenden Kurse, die letztendlich Voraussetzung sind für IDA/CMAS** – IDA/CMAS*** und natürlich alle Tauchlehrerstufen, sowie Diveguide/Divemaster und Assistenten.

  • SK HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) / EFR (Emergency first response)
  • SK TSR (Tauchsicherheit & Rettung) / Rescue Diver
  • SK Oxygen Provider
  • SK Notfallmedizin

Verbessere stets deine Kenntnisse und Fertigkeiten, damit solche Situationen im Falle eines Falles organisiert und strukturiert ablaufen.

Wiederholungsfragen Kapitel 8

1) Erstelle einen Notfallplan (Nimm ein Gewässer Deiner Wahl)
2) Welche Schritte sind beim Managen eines Tauchunfalles zu berücksichtigen?
3) Welche Erste-Hilfe Maßnahmen bei Tauchunfällen können medizinische Laien übernehmen?
4) Was nutzt die normobare Sauerstoff-Soforthilfe?
5) Was bewirkt ein nicht ausreichender Flüssigkeitshaushalt?
6) Nenne die 4 aktiven Handlungssituationen zu einer Rettung
7) Erkläre die Schritte einer HLW?

Kapitel 7 – Die Grundlagen der Tauchgangsplanung

Planung, was ist das?

Planung ist ein vorausschauender Prozess. Er besteht aus der Bestimmung von Zielen, der Auswahl von Mitteln zur Erreichung dieser Ziele, aus Überlegungen zur wirksamen Anwendung dieser Mittel und einer Kontrolle über die Erreichung dieser Ziele. Planung in der Sozialverwaltung ist zum überwiegenden Teil Anpassungs-planung, weil die Ziele und Mittel von den politischen Entscheidungsgremien vorgegeben werden. Von einer Ziel- und Entwicklungsplanung spricht man, wenn im Planungsprozess selbst eine Diskussion über die Ziele der Planung stattfindet.

Ergebnis der Planung sind kurz-, mittel- und langfristige Pläne, die im Wechsel von Situation und Anforderung Handlungssicherheit erzeugen. Damit entlastet Planung davon, sich ständig neuen Situationen unvorbereitet aussetzen zu müssen.

Was können wir davon mitnehmen? Schon einiges und so schauen wir uns in diesem Kapitel an:

Grundsätzliches – ein paar schlaue Gedanken

Der Tauchsport ist eine sportliche Betätigung mit hohem Erlebniswert und Entspannung, verbunden mit Entdeckungen, Abenteuern und Überraschungen. Das führte dazu, dass Tauchen zu einer Risikosportart erklärt wurde, was auch nicht grundsätzlich falsch oder schlecht ist. Es ist zwar erwiesen, dass zum Beispiel Ski- oder Radfahren eine viel höhere Unfallquote hat als der Tauchsport, aber die sind halt nicht so spektakulär wie zum Beispiel ein Tauchunfall.

Wir wollen an dieser Stelle nicht auf alle möglichen Tauchunfälle eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen. Daher halten wir es ganz allgemein. Einigen wir uns mal darauf, dass alles, was beim Ausüben des Tauchsports passiert und dann zu Zwischenfällen führt, ein Tauchunfall ist. Losgelöst davon, ob eine medizinische Behandlung notwendig wird oder es gar zu einem tödlichen Unfall gekommen ist. Fakt ist, dass über 90% dieser Probleme hätten vermieden werden können, wenn die Betroffenen entweder besser ausgebildet gewesen wären und/oder die Tauchgänge schlicht und ergreifend besser geplant worden wären.

Jeder sagt nun: ist doch logisch und klar, aber leider ist die Realität anders und das vollkommen losgelöst vom Brevetierungsstand, vom OWD bis hin zum Tauchlehrer!

Um einen Tauchunfall zu vermeiden, sind mögliche Risiken zu ermitteln

Wir unterscheiden dabei zwischen persönlichen und tauchspezifischen Risikofaktoren. Doch stellen wir uns zunächst die Frage: sind Risikofaktoren kalkulierbar? Die Antwort ist ein klares JEIN. Aber Risiken sind reduzierbar, vielleicht sogar einschätzbar. Und dann irgendwie doch kalkulierbar.
Ein kontinuierliches Training der Tauchtechniken, der persönlichen Kondition, Kennenlernen von möglichen Stressoren, sowie der Rettungstechniken sind Risiken durchaus kalkulierbar. Hierbei hilft die stete Weiterbildung oder Auffrischung und der Kurs Tauchsicherheit und Rettung, kurz TSR genannt.

Leider ist in unserem Sport immer wieder zu beobachten und von daher offensichtlich „normal“, dass besonders bei den männlichen Neoprenjüngern ein Profilsuchtgehabe ausgelebt wird. Sei es nun in Form der Superausrüstung, der Brevetsammlung oder Logbuch-eintragung. Dabei stellt man dann leider Gottes fest, dass sie ihre eigene Ausrüstung nicht wirklich perfekt beherrschen, Brevets durch dubiose Beziehungen erlangt haben und die geloggten Taucherlebnisse die Anderer sind. Daher sind Eintragungen ins „Lügbuch“ (Entschuldigung: Logbuch) schlicht weg frei erfunden.

Das ist natürlich in erster Linie jedem seine eigene Sache und sollte uns nichts angehen, wir müssen ja nicht mit solchen Helden tauchen gehen. Ein guter Taucher, was ist das eigentlich? Auch hierfür gibt es keine richtige Definition. Indizien können sein: langjährige Erfahrungen in den unterschiedlichsten Gewässern, von heimischen Seen über alle möglichen Weltmeere, Taucherfahrungen bei den unterschiedlichsten Gegebenheiten und Wetterbedingungen und, und, und… Also eigentlich schwer zu beantworten.

Fakt ist jedoch, dass ein Taucher, der sich zutraut Gruppen zu führen und damit eine sehr große Verantwortung übernimmt, nicht nur den Spezialkurs „Gruppenführung“ vorweisen können sollte.

Ein guter Gruppenführer bringt als Voraussetzungen schon einiges mit und minimiert dadurch Risiken wie:

  • Einfühlungsvermögen
  • Hohes Verantwortungsbewusstsein
  • Hohes Sicherheitsbewusstsein
  • Guter Ausbildungs- und Trainingsstand

Dazu kommt dann als nächster Punkt (der nicht nur den Gruppenführer, sondern jeden Taucher betrifft, um Risiken zu minimieren und zu kalkulieren), die Tauchausrüstung

Die Tauchausrüstung …

  • …sollte dem Stand der Technik entsprechen.
  • …muss in einem einwandfreien Zustand sein.
  • …muss perfekt beherrscht werden.

Eigentlich alles klar und eigentlich überflüssig zu erwähnen, wird sich der Leser jetzt sagen, aber leider sieht die Realität anders aus!

Um nun der eigentlich überflüssig erscheinenden Erwähnung der Grundsätze beim Tauchen noch einen draufzusetzen, hier noch ein paar Erinnerungen an die Beginnerausbildung.

  • Tauche nie allein!
  • Jeder zweite Blick gilt dem Tauchpartner!
  • Den Tauchpartner muss ich ohne Luft erreichen
    können!
  • Beim Verlust eines Partners auftauchen!
  • Tauche nie bei Unwohlsein oder Erkältung!
  • Tauche nie tiefer als 40 Meter!
  • Halte beim Aufstieg nie den Atem an!
  • Beende deinen Tauchgang mit 50 bar Restdruck!

Bevor nun unter den Lesern eine Diskussion über den einen oder anderen Punkt losbricht. Ja, es gibt hiervon Abweichungen. Auch die Autoren weichen hiervon bei einigen Tauchgängen ab. Erwähnt seien hier Solotauchgänge für Gewässeranalysen, Höhlen- oder Wracktauchgänge usw. Aber hier verlassen wir ganz klar den Bereich des Sporttauchens. Zudem sind hier vorab ganz andere Ausbildungsqualifikationen erlangt worden. Wer sich hierfür interessiert, sollte sich mit dem Tauchcenter seines Vertrauens in Verbindung setzen oder kann auch gerne Kontakt zu den Autoren aufnehmen.

Gut ausgebildete Taucher in einer Gruppe erleichtern dem Gruppenführer und auch einem professionellen Guide seine Aufgabe ungemein, indem sie auch einiges zur Vermeidung von Zwischenfällen zutun, ohne, dass es besonderer Erwähnung bedarf. Diese Punkte werden immer wichtiger, je anspruchsvoller ein Tauchgang wird:

  • Die Positionen in der Gruppe werden eingehalten!
  • Wenn ein Taucher friert, wird der Tauchgang beendet!
  • Die Tauchgruppe geht gemeinsam ins und aus dem Wasser!
  • Tauche nur mit kompletter, funktionierender Tauchausrüstung!
  • Tauche immer austariert!
  • Tauche spurlos!

Selbstverständlich richtet sich eine Gruppe ohne Wenn und Aber immer nach dem „schwächsten“ Gruppenmitglied.

Awareness – eine Grundvoraussetzung

Awareness – Was ist das denn?

Einfach übersetzt heißt das Bewusstsein. Awareness als Begriff taucht mittlerweile in jedem Tauchkurs für einen unbegleiteten Taucher auf und soll vom ausbildenden Tauchlehrer und -assistenten vermittelt werden. An dieser Stelle wollen wir mal sehr kritisch sein und fragen uns, wie soll jemand etwas vermitteln, wenn er selbst kleine bis große Probleme am, im und vor allem unter Wasser hat? Es sei uns bitte nachgesehen, dass wir das hier so klar ansprechen, aber die tägliche Arbeit, die vielen Tauchsituationen am See und im Meer, die wir Jahr für Jahr miterleben dürfen, und auch die Tauchausbilderprüfungen zeigen, dass wie immer der Fisch am Kopf anfängt zu stinken.

Führen wir uns doch solche Erlebnisse, die wir beobachten durften und schlimmer aktuell dürfen, kurz vor Augen. Hand aufs Herz: Sicher hast auch DU bereits solche beispielhaften Situationen bereits beobachtet oder gar selbst erlebt.

  • Warum haben Taucher plötzlich keine oder nur sehr wenig Luft und machen deshalb panikartige Aufstiege?
  • Warum verlieren sich Tauchpartner eigentlich unter Wasser?
  • Warum kann man unter Wasser bei doch eigentlich guter Sicht nichts sehen?

Antworten fallen jedem sofort ein und die Gründe für diese Situationen sind mit Sicherheit sehr unterschiedlich. Aber solche Situationen könnten bei einem besseren Situationsbewusstsein vermieden werden. Und wenn sie vermieden werden, führt das zu total entspannten Tauchgängen und damit verbunden zu mehr Spaß.

Awareness bedeutet in erster Linie, dass man jederzeit in der Lage ist, Dinge oder Situationen zu erkennen, zu verstehen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend strukturiert zu handeln. Ein gutes Situationsbewusstsein unter Wasser kann man nur dann erreichen, wenn der Taucher, und natürlich vor allem der Tauchausbilder selbst, die elementaren Fertigkeiten (Fundamentals) wie Tarierung, Trim, Beherrschen der Ausrüstung usw., so in Fleisch und Blut verinnerlicht hat, dass alles „automatisch“ abläuft, ohne vorher darüber nachzudenken.

Grundvoraussetzung ist dabei, dass man während der Aktivitäten an Land, im Wasser, an der Oberfläche und natürlich auch unter Wasser jederzeit aufmerksam ist und seine Umgebung beobachtet. Schauen wir uns die Realität am Tauchplatz an, dann erkennt man schnell, dass in einem Durcheinander Awareness nicht einfach, aber trotzdem besonders wichtig ist. Und wo fange ich an zu beobachten? Ganz einfach, bei sich selbst. Wie ist mein eigenes Wohlbefinden, wie empfind ich Kälte, Stress und Anstrengung. Stimmt alles mit meiner Atmung? Habe ich selbst Anzeichen eines Tiefenrauschs usw.

Was ist mit meiner Ausrüstung? Stimmt die geplante Tiefe, Zeit, Kurs, der Restdruck in meiner Flasche? Funktioniert alles einwandfrei? Sind alle Ausrüstungsteile an der Stelle, wo sie hingehören? Höre ich seltsame Geräusche von meiner Ausrüstung?

Wie stellt sich die Umgebung dar? Wassertemperatur, Sprungschichten, Sichtweiten, Strömung, Gefahren wie Schiffsverkehr, Leinen, Reusen, Netze, gefährliche Tiere usw. sind wichtige Faktoren, die einen Tauchgang beeinflussen.

Tja und natürlich die Tauchpartner sind zu beobachten. Wo sind sie? Geht es ihnen gut oder gibt es Probleme? Erkenne ich Undichtigkeiten an ihrer Ausrüstung? Ist das Tauchtempo für sie ok?

Alle diese Aufzählungen sind nur beispielhaft und ganz sicher nicht vollständig, aber jede gemachte Beobachtung nützt nichts, wenn man die Bedeutung nicht versteht, überlegt und reagiert, was sie bedeuten. Ist mein Gasverbrauch normal für dieses Tauchprofil? Denn 100 bar in der Flasche bedeuten nichts, solange ich diese Information nicht mit den anderen Informationen kombiniere. Denn nur zusammen mit der Tiefe, der Zeit, dem vergangenen und noch folgendem Tauchgangsverlauf kann ich abschätzen, ob 100 bar ausreichend sind oder vielleicht nicht.

Habe ich nun meine Beobachtungen verstanden, muss ich natürlich auch Entscheidungen treffen. Falls ich spontan die geplante Grundzeit, z.B. bei einem Tieftauchgang verlängern möchte, sollte ich vorher die richtigen Schlussfolgerungen darauf gezogen und positiv beantwortet haben:

  • Entsteht ggf. eine Dekozeit oder verlängert sich die bereits geplante Dekozeit?
  • Wie sind dann die neuen Dekozeiten und -stufen?
  • Passt die zusätzliche Tauchzeit mit dem Luftverbrauch zusammen, gibt es dann auch noch genügend Reserve bei eventuellen Zwischenfällen?
  • Ergeben sich durch die längere Tauchzeit Probleme bezgl. Kälte, Anstrengung, Gezeiten? Was ist mit der Bootscrew, den anderen Tauchgruppen?
  • Sind denn meine Tauchpartner überhaupt mit meiner Entscheidung einverstanden?

Dieser Abschnitt könnte sich doch eigentlich erübrigen, denn ein gewisses Maß an Situationsbewusstsein sollte selbstverständlich sein und bei jedem Taucher, auch bereits bei einem Beginner, vorausgesetzt werden. Aber die „böse“ Praxis zeigt leider, dass das Bewusstsein, die Awareness, bei vielen Tauchern nicht besonders ausgeprägt ist. Sehr oft liegt es einfach daran, dass sie unglaublich mit sich selbst beschäftigt sind und sie es so einfach nicht schaffen, Tauchpartner, Situationen und Vorkommnisse zu beobachten und zu verstehen, geschweige denn, sich zu kümmern.

Dadurch werden Situationen falsch oder gar nicht eingeschätzt und Probleme zu spät oder gar nicht erkannt. Und leider ist öfter auch pure Naivität nach dem Motto: „et hätt noch immer jot jejange“, Gedankenlosigkeit, Unwissenheit oder einfach Erfahrungsmangel, ein Auslöser von dramatischen Komplikationen.

Was kann ICH dagegen unternehmen? Ganz einfach: Viel üben und Gedanken machen. Hilfreich ist natürlich auch die Teilnahme an einem IDA Tec-Fundamental Kurs. In diesem stehen nicht nur Tarierung und Trim, Flossenschlagtechniken und Ausrüstungsgeschick auf dem Programm, sondern auch Awareness.

Planung und Organisation – wir gehen tauchen

Die Planung eines Tauchganges muss nicht zwangsweise mehrere Stunden oder gar Tage in Anspruch nehmen. Wir verweisen an dieser Stelle auf den Spezialkurs Gruppenführung und fassen hier nur nochmals einige bereits bekannte Punkte zusammen, die man sich im Vorfeld überlegen sollte:

Auswahl des Tauchgebietes

Oft ist die falsche Auswahl eines Tauchgebietes oder –platzes die Ursache eines Zwischenfalles oder der Grund für eine Überforderung eines Mittauchers. Vielleicht muss man auch mal nein sagen, wenn ein Taucher hier oder da tauchen möchte. Dazu ist es aber wichtig, dass der Verantwortliche den Taucher kennt und/oder richtig einschätzen kann. Sonst bleibt nur das Bauchgefühl. Und wenn das dagegenspricht, muss man sich entweder umentscheiden oder jemanden mit Rücksicht auf das Selbstwertgefühl erklären, warum er nicht mittauchen kann.

Berücksichtigung der Umweltbedingungen

Nicht jeder kann bei bestimmten Bedingungen, die die Natur bereithält, dabei sein, besser gesagt sollte nicht dabei sein. Manchmal setzt schon die erforderliche Ausbildungsqualifikation eine Grenze, manchmal aber auch die Kenntnis der Tarierkünste des Mittauchers oder die seiner Psyche. Besonders sollte man mal darüber nachdenken, ob jeder bei jeder Gelegenheit einen Fotoapparat oder eine Videokamera mitführen muss. Hierdurch ist auch schon so manches Problem entstanden.

Auswahl der Art des Tauchganges

Nachttauchgänge, Strömungs- oder Wracktauchgänge, Gezeiten und Brandung sind nur dann mit Tauchern zu unternehmen, wenn hierzu eine entsprechende Qualifikation vorliegt oder sie werden mit Tauchlehrern im Rahmen der Ausbildung durchgeführt. Auch Tauchgänge von einem Boot sind für viele eine Herausforderung und sollten gut vorbereitet werden.

Auswahl der Anreise

Oft ist eine Anreise nur auf eine Art und Weise möglich. Gibt es aber mehrere Möglichkeiten, so sollte die umweltverträglichste gewählt werden. Zudem sind Fahrgemeinschaften finanziell oft ein weiteres Argument und gleichzeitig sinnvoll.

Auswahl der benötigten Ausrüstung

Wir wollen an dieser Stelle nicht zum x-ten Male auf eine „normale“, also eine Standardkonforme Ausrüstung eingehen, sondern daran erinnern, dass besondere Tauchgänge eine besondere Tauchausrüstung oder spezieller Ausrüstungsteile bedarf. Hier seinen Wrack-, Strömungs- oder Meeresgrotten besonders erwähnt. Auf alle diese Punkte gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt näher ein. Nur wichtig ist, dass sich die Verantwortliche und auch die Teilnehmer rechtzeitig hierzu Gedanken machen, damit es nicht am Tauchtag ein erstauntes Gesicht gibt und gar das Ansinnen aufgegeben werden muss.

Gruppenzusammenstellung

Hierzu gibt es im wahren Leben natürlich immer Diskussionsstoff. Aber gemeinsam haben alle Argumente Eines: Plane wer mit wem und warum so und nicht anders. Manchmal macht es Sinn, nur erfahrene Taucher zusammen tauchen zu lassen, manchmal zu mischen oder auch manchmal jemanden zu sagen, dass dieser Tauchgang für ihn noch zu früh kommt. Natürlich spielt auch die persönliche Chemie eine Rolle. Es ist für alle sicher nicht förderlich, wenn Taucher, die sich gar nicht grün sind, gemeinsam abtauchen. Und ganz wichtig ist die Frage des Gruppenführers zu klären. Das muss nicht zwangsweise der mit dem „höchsten“ Brevet sein. Ein Tauchlehrer kann sich doch auch gerne mal was von einem ortskundigen „Silbertaucher“ zeigen lassen, ohne gleich in seiner Ehre gekränkt zu sein.

Notfallmanagement

Hand aufs Herz: wer ist in seinem Taucherleben nicht schon abgetaucht, ohne auch nur einen Gedanken an diesen Punkt zu verschwenden? Oft wird mit einem Tauchcenter oder Verein abgetaucht. Da gibt es dann jemanden, der sich um diesen Punkt kümmert und wenn alles top läuft, sogar ein paar Worte hierüber verliert. Doch manchmal kommt es auch hier vor, dass keiner mal nachfragt, wo ist der Notfallkoffer, gibt es Sauerstoff, wo ist eine Druckkammer oder banal den Gruppenführer, wenn der gar die Gruppe ans Gewässer gefahren hat, nach dem Verbleib des Autoschlüssels fragt? Bei der gesellschaftlichen Lage heut zu Tage, wo mein und dein immer schwerer auseinandergehalten werden kann, schließt man gerne den Notfallkoffer im Auto ein oder fungiert als Gruppenführer gerne als tauchende Dekoflasche. Hier hilft für Denkanstöße sicher der Spezialkurs TSR (Tauchsicherheit und Rettung) oder von den amerikanischen Verbänden der Rescue Diver.

Tauchgangsberechnungen

Wie lange kann ich wie tief tauchen ohne, dass mir etwas passiert? Welche Flasche muss ich mitnehmen, damit der Luftvorrat reicht und auch die Reserve wirklich eine Reserve bleibt? Wir Älteren erinnern uns: da gab es doch mal Tauchtabellen und die Berechnungen des AMV (Atemminutenvolumen). Ach Mensch… da sollen sich die Beginner mit rumschlagen. Wir richtigen Taucher haben ja Computer und Apps für alles. Ist doch viel einfacher! Und erschreckend ist gar, dass es viele Tauchlehrerkollegen gibt, die die Grundlagen der Dekompressionstheorie weder beherrschen noch verstanden haben. Nichts gegen Tauchcomputer, aber zumindest sollte man dann beherrschen wie die Dive-Plan-Funktion genutzt werden kann. Dann bliebe zumindest nur noch, den geplanten Luftverbrauch zu berechnen. Dann wäre zumindest eine Grundlage geschaffen, angenehme und entspannte Tauchgänge durchzuführen, oder gibt es dafür auch schon ein App?

So leid es uns tut, auf alle diese Punkte kommen wir noch einmal zurück.

Generell gilt für jede Tauchgangsplanung, je schwieriger, besser gesagt anspruchsvoller, der Tauchgang wird, desto kleiner sollte die Gruppe sein. Man sollte immer nur einen Beginner mit einem erfahrenen Taucher tauchen lassen und die berühmte 4 Sterne Regel (4-Sterne-Regel/zwei Taucher= 1 x Gold + 1 x Bronze oder 2 x Silber) beachten. Diese Regel weicht zwar immer mehr auf, aber vielerorts hat sie bei den Seeordnungen Bestand und ist Voraussetzung.

Geht man mit einer größeren Gruppe in einem heimischen See tauchen, so können sich eine Reihe von Problemen über und unter Wasser ergeben.

Schon über Wasser verursachen größere Gruppen mehr Lärm als kleinere und wenn der Einstiegspunkt zu nahe an einem Naturschutzgebiet liegt, kann der Lärm die Tierwelt stören.

Liegt der Einstiegspunkt zu nahe an einem Wohngebiet, kann es wegen des Lärms und des massiven Auftretens Ärger mit den Anrainern geben. Ganz abgesehen davon, dass massive Parkprobleme und evtl. Belästigung durch das Umkleiden auftreten können.

Unter Wasser besteht die Gefahr, dass bei schlechterer Sicht eine größere Gruppe schlecht zusammengehalten werden kann. Es besteht dann die Gefahr, dass sich die Gruppe trennt. Daher sollten schon im Briefing Untergruppen eingeteilt werden. Für solche Tauchgänge stehen daneben sehr oft auch zu wenige erfahrene Taucher/Gruppenführer zur Verfügung.

Bevor man mit großen Gruppen tauchen geht, ist zu beachten, dass nicht jedes Gewässer größere Gruppen verkraftet und Beschädigung des Ufergürtels und der Unterwasservegetation verheerende Folgen haben kann.

Briefing und Debriefing – Plan your dive and dive your plan

Briefing

Ein gutes Briefing ist neben einer guten Tauchgangsplanung und –vorbereitung einer der Grundsteine für einen sicheren, interessanten, stressfreien und daher „guten“ Tauchgang. Deshalb ist es wichtig ein Briefing zwar kurz zu gestalten, dabei aber alle wichtigen Punkte einzubringen. Letztendlich soll ein Briefing natürlich auch Interesse wecken und Vorfreunde auf den Tauchgang machen.

In der Regel hält der Gruppenführer dieses Briefing. Dieses Briefing findet in angenehmer Atmosphäre und in Ruhe statt. Bei ungemütlichen Umweltbedingungen sollte dies in einem Unterstand oder in einem Gebäude stattfinden.

Im Folgenden haben wir in 5 Punkten stichpunktartig die Elemente eines Briefings aufgelistet, die angesprochen werden sollten. Ein guter Diveleader hat sich im Vorfeld alle wichtigen Infos zum Gewässer besorgt und zurechtgelegt und ggf. sogar sein Briefing schriftlich vorbereitet, damit er nichts vergisst.

zur Person

  • Vorstellung der fremden Personen
  • Ausbildungsstand der Taucher
  • Liegt ein gültiges ärztliches Attest vor
  • Anzahl der Tauchgänge
  • Restsättigung
  • Wohlbefinden

zum Tauchplatz

  • Beschreibung des Tauchplatzes anhand
  • einer Karte oder Skizze

  • Temperaturen, Sprungschichten
  • Ein- und Ausstieg
  • Sichtweiten
  • Strömung, Gezeiten
  • Umwelt, mögliche ökologische Besonderheiten, sorgfältiges Tarieren ohne Sedimentaufwirbelung, nichts ins Wasser einbringen, nichts sammeln, zerstören und anfassen

zum Tauchgang

  • Tiefe
  • Dauer
  • Zweck
  • UW- Zeichen
  • Formation und Blickkontakt zum Gruppenführer
  • Kommunikation in der Gruppe
  • Gruppenleiter und Gruppenzusammenstellung
  • Untergruppen, Buddyteams

zur Ausrüstung

  • Überprüfung der Vollständigkeit und der Funktionsfähigkeit der Ausrüstung
  • Erklärung seiner Ausrüstung
  • Besonderheiten
  • Besteht z.B. Bojenpflicht
  • Tauchcomputer?

zur Sicherheit – Notfall

  • Notfallbesprechung
  • Rettungskette, Aktivierung der Rettungskette
  • nächste einsatzbereite Druckkammer
  • ärztliche Versorgung
  • Notrufnummer, wo liegt Telefon
  • Erste Hilfe Koffer
  • Verhalten bei Partnerverlust
  • wo ist der Autoschlüssel

Debriefing

Nach dem Tauchgang wird ein Debriefing durchgeführt. In der Praxis sieht man immer wieder, dass nur selten ein gutes oder überhaupt ein Debriefing abgehalten wird. Ein Debriefing findet in der Praxis meist unmittelbar nach dem Auftauchen mitten im See oder am Ufer statt und beinhaltet oft nur die Aufzählung der soeben beobachteten Lebewesen. Aber es gibt schon genug Gründe, ein ordentliches Debriefing abzuhalten und kurz den soeben durchgeführten Tauchgang zu besprechen und das Wohlbefinden der Gruppe abzufragen.

Angesprochen werden sollten folgende Punkte:

  • getauchtes Profil
  • Besonderheiten und Probleme
  • Luftverbrauch
  • Lob
  • konstruktive Kritik mit Tipps und Hinweisen

Tauchgangsplanung und Luftverbrauch-Berechnung Man staunt, was da so „weg“ geht

Vor jedem Tauchgang sollte man sich ein paar Gedanken dazu machen, welche Flasche man mitnehmen muss, damit man den Tauchgang auch durchführen kann, ohne dabei in Luftnot zu geraten. Oft ist zu beobachten, dass Taucher einfach so »drauf los tauchen« und dann mitten im See oder weit ab vom Boot feststellen, dass sie nicht genügend Luft dabeihaben, um sicher wieder an Land oder zurück ans Boot zu gelangen. Deshalb ist es wichtig, dass neben der Tauchgangsplanung auch der wahrscheinliche Luftverbrauch berechnet wird. Stellt man dabei fest, dass der Tauchgang wegen des erwarteten Luftverbrauchs nicht machbar ist, muss die gesamte Planung geändert werden.

Wir rufen uns aus der Beginnerausbildung noch einmal in Erinnerung, wie der Luftvorrat berechnet wird.
Berechnen wir unseren Luftvorrat, den wir in der Flasche haben, ist zu berücksichtigen, dass immer 50 bar als Reserve zurückbehalten und nicht in die Planung einbeziehen – ganz egal wie groß eine Flasche ist oder welcher Luftvorrat in einer Tauchflasche vorhanden ist. Um den Vorrat zu berechnen multiplizieren wir das Flaschenvolumen (also wie „groß“ deine Flasche ist) mit dem Fülldruck, bzw. dem Druck, den das Finimeter gerade anzeigt.

Flascheninhalt (Luftvorrat) = Flaschendruck x Flaschenvolumen

Hier ein Beispiel für eine 12 l Flasche:

200 bar Fülldruck x 12 l Volumen = 2400 bar/l
50 bar Reserve x 12 l Volumen = 600 bar/l
= 1800 bar/l (dieser Luftvorrat steht zur Verfügung)

Atemminutenvolumen

Das Atemminutenvolumen – kurz AMV – ist die Luftmenge, die bei einem Druck von 1 bar pro Minute ein- bzw. ausgeatmet wird (an der Wasseroberfläche auf Meereshöhe).

Der Luftverbrauch ist bei jedem Taucher unterschiedlich hoch und selbst bei ein und demselben Taucher kann dieser von Tauchgang zu Tauchgang schwanken, denn er ist von vielen Faktoren abhängig. Besondere Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt, sind Strömungen, alle Anstrengungen gleich welcher Ursache, Kälte, allgemeines Wohlbefinden, innere Unruhe, Fitness und vieles mehr.

Der Luftverbrauch schwankt je nach Belastung zwischen 6 l/min und bis zu 100 l/min. Außerdem muss beim Tauchen der jeweilige Umgebungsdruck berücksichtigt werden. Eine durchschnittliche Berechnungsgrundlage sind 20 l/min. Als Berechnungsergebnis führt dies dann auf die Einheit:

barL/min. (Barliter je Minute)

Wird das Atemminutenvolumen so für den jeweiligen Umgebungsdruck berechnet, erhält man die Luftmenge (barL) pro Minute, die der Taucher benötigt.

Zur Berechnung des AMV hier ein Beispiel:

Wir tauchen in 10 m Wassertiefe (Umgebungsdruck = 2 bar) 10 Minuten lang mit einer 10 L Flasche, die vor dem Tauchen mit 200 bar gefüllt war. Welches AMV hattest du, wenn du nach dem Tauchgang auf deinem Finimeter einen Druck von 160 bar abliest?

Die Lösung ist ganz einfach:

Schritt 1 (Berechnung des Luftverbrauchs nach 10 Minuten):
Unser Luftvorrat vor dem Tauchgang ist: 200 bar x 10 L Flasche = 2000 barL Unser Luftvorrat nach 10 Minuten ist: 160 bar x 10 L Flasche = 1600 barL Verbrauch somit nach 10 Minuten: = 400 barL

Schritt 2 (Berechnung des Luftverbrauchs pro Minute):
Um auf den Verbrauch pro Minute zu kommen, musst du dieses Ergebnis durch 10 (Minuten) teilen: 400 barL / 10= 40 barL

Schritt 3: (Berechnung des AMV):
Luftverbrauch pro Minute geteilt durch den Umgebungsdruck (2 bar)=20 l

Diesen 20 Liter Verbrauch in der Minute, nennt man Atemminutenvolumen (AMV). Ein solches AMV ist in etwa der Durchschnitt, vielleicht trifft dies ja auch auf dich zu. Berechne einfach nach jedem Freiwassertauchgang deinen individuellen Luftverbrauch und bilde hieraus einen (deinen ganz persönlichen) Durchschnitt. Du wirst erstaunt sein, wie unterschiedlich die Werte bei den einzelnen Tauchgängen sind. Es ist auch normal, dass mit mehr Erfahrung der individuelle Luftverbrauch sinkt. Sollte das bei Dir nicht der Fall sein, sprich dein Tauchcenter an. Oft werden Kurse speziell zum Thema Atemtechnik angeboten. Oft ist es nur die falsche, unnatürliche Atmung, die Schuld ist.

Welche Tauchflasche muss ich nun zum geplanten Tauchgang mitnehmen?

Möchtest du einen bestimmten Tauchgang machen, bei dem du die Tiefe und die voraussichtliche Tauchzeit kennst, kannst du mit Hilfe dieser Werte errechnen, welche Flaschengröße du benötigst. Du errechnest, besser planst, deinen wahrscheinlichen Gesamtluftverbrauch für diesen Tauchgang.

Um eine solche Planung zu machen, musst du natürlich auch dein AMV kennen. In dem vorherigen Abschnitt hast du gelernt, wie sich dieses berechnen lässt.

Beispiel:

Nehmen wir an, du möchtest einen Tauchgang in 20 m Tiefe (dort herrscht ein Umgebungsdruck von 3 bar) machen, brauchst für dieses Tauchabenteuer 30 min und hast ein AMV von 20 L/min. Welchen Luftvorrat (welche Flaschengröße) musst du dann mitnehmen?

Rechnung:

Multipliziere einfach alle dir bekannten Größen miteinander!

  • Tiefe x Zeit x AMV = benötigter Luftvorrat

Für unser Beispiel ergibt sich dann:

3 bar x 30 min x 20 L = 1800 barL (dies entspricht ¾ der Gesamtmenge, die ich mitnehme)

Du benötigst noch die Reserve, die ein weiteres Viertel ausmacht, also weitere 600 barL, so dass sich eine benötigte Gesamtmenge von 2400 barL ergibt.

Diese benötigte Luftmenge steht in einer 12 L Flasche zur Verfügung.

Denn wie du schon gelernt hast und berechnen kannst, ergibt
200bar x 12 L Flasche = 2400 barL.

Eigentlich doch ganz einfach, oder? Man muss natürlich die Tauchtabelle beherrschen!

Fassen wir doch zur Sicherheit die wichtigsten Begriffe der Planung mit einer Tabelle zusammen:

Grundzeit:
Ist die Zeit vom Abtauchen bis zum endgültigem Zeichen AUFTAUCHEN Nullzeit: Ist die längste Grundzeit, die ich bleiben kann, ohne zusätzliche Stopps einlegen zu müssen

Tauchzeit:
Ist die gesamte unter Wasser verbrachte Zeit

Austauchen:
Die Zeit zwischen Grundzeit und Tauchzeit Dekostopp: Zwingende Stopps in bestimmten Tiefen nach Überschreiten der Nullzeit, um Stickstoff abzubauen

Wiederholungsgruppe:
Eine Einstufung in einer Gruppe nach dem Tauchgang

Oberflächenpause:
Die Zeit zwischen zwei Tauchgängen

Zeitzuschlag:
Da nicht der gesamte eingelagerte Stickstoff während eines TGs beim Austauchen, dem Sicherheitsstopp und der Oberflächenpause abgeatmet wurde, muss man bei einem Wiederholungstauchgang die im Körper befindliche Restsättigung berücksichtigen.

Nun gehen wir einen Schritt weiter und bitten den Leser eine DECO 2000 Tauchtabelle in die Hand zu nehmen:

Die Deco 2000 gibt es in zwei Varianten.

Die eine (blaue) ist gültig für den Bereich 0 – 700m über Normal Null(ü.N.N.).

Die zweite Tabelle (grün) ist gültig für den Bereich von 701 – 1500m ü.N.N.

Wir betrachten zunächst die blaue Tabelle.

Auf der Vorderseite der Dekotabelle befinden sich in der linken Spalte Tiefenangaben in fett gedruckt.

Darunter ist die jeweilige Nullzeit zu finden. Die Nullzeit ist die maximal zulässige Zeit vom Verlassen der Wasseroberfläche bis zum Beginn des Austauchens, ohne einen Dekompressions-Stopp einhalten zu müssen.

Die Grundzeit ist die tatsächliche oder geplante Zeit vom Verlassen der Wasseroberfläche bis zum Beginn des Austauchens.

In der Spalte neben der Tiefenangabe mit der Nullzeit sind verschiedene Grundzeiten aufgelistet. Immer zur sicheren Seite hin ablesen, wenn eine Zeit oder eine Tiefe zu ermitteln oder abzulesen ist. Also wenn eine „Zahl“ nicht exakt zu finden ist, die nächst größere Zahl nehmen! Denn die sichere Seite ist immer die, bei der das Dekompressionsunfallrisiko am kleinsten ist.

Rechts daneben sind Zeitangaben in Minuten für einen erforderlichen Deko-Stopp in der jeweiligen Tiefenspalte zu finden.

Sind keine Deko-Stopps erforderlich, ist die Tabelle weiß hinterlegt, sind Deko-Stopps erforderlich ist die Tabelle blau (bei der Bergseetabelle grün) hinterlegt.

Die Buchstaben rechts neben dieser Spalte kennzeichnen die sogenannte Wiederholungsgruppe, die auf der Rückseite in Abhängigkeit der Oberflächenpause zur Ermittlung eines fiktiven Zeitzuschlags für einen so genannten Wiederholungstauchgang dient.

Es gibt zwei Sonderregeln:

Bei Kälte oder kurzer starker Anstrengung wird bei der Grundzeit die nächsthöhere Zeitstufe abgelesen.
Bei langer starker Anstrengung werden 50% zur Grundzeit zugeschlagen.

Beispiel:
Wie das geht, versuchen wir nun an einem Beispiel zu erklären und bitten den Leser anhand der Tabelle zu folgen:

Wir haben den ersten Tauchgang am Meer in einer Wassertiefe von 31m mit einer Grundzeit von 16min durchgeführt. Nach einer Oberflächenpause von 2h45min ist ein zweiter Tauchgang in einer Wassertiefe von 20m und einer Grundzeit von 13min geplant.

Wir haben den ersten Tauchgang in einer Wassertiefe von 31m mit einer Grundzeit von 16min durchgeführt. Es wird in der Tabelle die nächstgrößere Tiefe 33m abgelesen.

In diesen Tiefenkästchen lesen wir nun die nächstgrößere Grundzeit ab, nämlich 18min. Nun kann rechts die Dekompressionspause von 5min in 3m Wassertiefe abgelesen werden.

Die Wiederholungsgruppe ist E.

Diese Wiederholungsgruppe wird nun benötigt, da ein zweiter Tauchgang an diesem Tag durchgeführt werden soll.

Nach einer Oberflächenpause von 2h45min ist der zweite Tauchgang in einer Wassertiefe von 20m und einer Grundzeit von 13min geplant.

Da unser Körper nach dem ersten Tauchgang noch eine gewisse Reststickstoffmenge gespeichert hat, ist es erforderlich, dass zur Grundzeit des nächsten Tauchgangs ein Zeitzuschlag ermittelt und addiert wird.

Diesen können wir mit der vorher ermittelten Wiederholungsgruppe E aus der Tabelle ablesen.

In diesem Fall wird aufgrund der Oberflächenpause von 2h45min zwischen 2:30 und 3:00 die für uns relevante Spalte ermittelt.

Da die Tiefe des zweiten Tauchgangs 20m sein soll, wird nun in der Tabelle die Tiefe des Wiederholungstauchgangs bei 20m abgelesen.

Die sichere Seite ist in diesem Fall die geringere Tiefe, da der Zeitzuschlag höher ist.

Der so ermittelte Zeitzuschlag von 19min wird zur geplanten Grundzeit von 13min addiert. Ergibt rechnerisch 32 Minuten.

Mit dieser Gesamtgrundzeit von 32min wird in der Tabelle in dem Tiefenkästchen für 21m die nächstgrößere Grundzeit von 36min abgelesen.

Nun kann rechts eine Dekompressionspause von 2min auf 3m abgelesen werden. Die Wiederholungsgruppe ist nun F.

Würden wir zur Ermittlung des Zeitzuschlags die Tiefe des Wiederholungstauchgangs bei 21m ablesen, hätten wir einen geringeren Zeitzuschlag von 16min.

Addieren wir diesen Zeitzuschlag zur geplanten Grundzeit von 13min erhalten wir eine Gesamtgrundzeit von nur 29min.

Abgelesen in dem Tiefenkästchen für 21m wäre dieser falsch ermittelte Wert für die Grundzeit immer noch in der Nullzeit.

Die sichere Seite zur Ermittlung des Zeitzuschlages ist immer die mit dem höheren Zeitzuschlag.

Ist die Oberflächenpause genau 2h30min lang, wird bei unserem Beispiel (Wiederholungsgruppe E) in der Spalte zwischen 2:00 und 2:30 abgelesen, weil die Zeitzuschläge in der darunterliegenden Spalte größer sind.
Fällt bei der Ermittlung des Zeitzuschlages die Tiefe des geplanten Tauchgangs zwischen zwei Tiefen der Tabelle (Tiefe des Wiederholungs-Tauchgangs), wird die flachere Tiefe genommen, weil der Zeitzuschlag dort wieder größer ist.

Mit dem größeren Zeitzuschlag wird dabei immer die im Körper nach dem ersten Tauchgang verbliebene Reststickstoffmenge berücksichtigt.

Mit einem geringeren Zeitzuschlag würde eine geringere im Körper verbliebene Reststickstoffmenge vorgegaukelt werden.

Für die Dekompression des zweiten Tauchgangs kann das fatale Folgen haben!

Wie gesagt: eigentlich ganz einfach, oder?

Bergseetauchen

Begeben wir uns von Meeresniveau in höher gelegene Bergseeregionen, sinkt der Umgebungsdruck. An einem Bergsee in beispielsweise 3500m Höhe haben wir nur noch einen Umgebungsdruck von ca. 0,65bar. Eine Höhenänderung wirkt sich körperlich durch eine Abnahme der Leistungsfähigkeit infolge des verringerten Sauerstoffgehaltes aus. Der Körper benötigt einige Zeit, um sich an die veränderten Umgebungsverhältnisse zu gewöhnen.

Waren wir dauerhaft auf Meeresniveau, haben wir noch eine gewisse Reststickstoffmenge aufgrund des verringerten Umgebungsdruckes im Blut. Für uns wäre also der erste Tauchgang bereits ein Wiederholungstauchgang. Das Risiko eines Dekompressionsunfalles steigt erheblich.

Der Körper benötigt also dafür ebenfalls eine gewisse Zeit, um diese Reststickstoffmenge abzuatmen.
Aus diesen beiden Gründen sollten wir uns mindestens einen Tag akklimatisieren.

Aufgrund der veränderten Druckverhältnisse über und unter Wasser kommt es zu einer Änderung der Stickstoffsättigung bzw. -entsättigung.

Dementsprechend finden andere Dekompressionstabellen Anwendung.

Mit zunehmender Bergseehöhe nimmt der Umgebungsdruck nach dem Austauchen ab. Das bedeutet, dass mit zunehmender Bergseehöhe das Stickstoffpartialdruckgefälle in den letzten Metern des Austauchens größer wird. Das hat zur Folge, dass die Austauchzeiten entgegen den Austauchzeiten in Meereshöhe verlängert werden und die Austauchstufen in geringeren Tiefen abgehalten werden müssen, um eine Dekompressionskrankheit zu vermeiden.

Ebenso sind die Nullzeiten verkürzt.

Es gibt entsprechende Korrekturberechnungen für die Benutzung der Meeresniveautabellen oder Austauchtabellen für Bergseetauchen.

Tauchen nach dem Fliegen

Im Kapitel Tauchmedizin haben wir schon zu diesem Thema eine ganze Menge gelernt, deshalb hier nur nochmals in aller Kürze.

Die Kabineninnenluft wird aus technischen Gründen trocken gehalten, was vor allem bei Langstreckenflügen zu einer langsamen, aber stetigen Dehydratation führt. Das Risiko eines Dekompressionsunfalles bei einem am Ankunftstag durchgeführtem Tauchgang kann dadurch erhöht sein.

Der erhöhte Kabinendruck wirkt zudem auf die Schleimhäute in den Stirn- und Nebenhöhlen, was bei einem am Ankunftstag durchgeführten Tauchgang zu Druckausgleichsproblemen führen kann.

Der vor allem bei Langstreckenflügen durch mehrere Zeitzonen auftretende Jetlag bringt unser Zeitgefühl und unseren Schlaf-Wach-Rhythmus zusätzlich durcheinander. Dadurch kann es zu Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit bei körperlichen, manuellen und kognitiven Anforderungen kommen.

Aus diesen Gründen empfehlen wir, dass man sich mindestens einen Tag akklimatisieren und viel trinken (nichtalkoholische Getränke) sollte.

Wird zusätzlich Alkohol während des Fluges konsumiert, verbietet sich ein Tauchgang am Ankunftstag ohnehin.

Regeln für die Planung und Durchführung von Tauchgängen

Innerhalb von 2 Stunden vor dem Tauchgang sollte keine üppige Mahlzeit mehr eingenommen werden. Alkohol, Nikotin und Drogen im Blut sind verboten. Ausreichend Flüssigkeit (z.B. Wasser, Säfte, kein Tee oder Kaffee) ist dagegen wichtig.

Es gilt der Grundsatz:

„Plane Deinen Tauchgang und tauche nach Deinem Plan!“

Die Dauer eines möglichen Aufenthaltes unter Wasser wird durch den mitgeführten Atemgasvorrat in Abhängigkeit von Verbrauch und Tauchtiefe begrenzt. Daher haben sicherheitsbewusste Planung des Atemgasmanagements bei der Vorbereitung eines Tauchgangs und aufmerksame Überwachung des Atemgasverbrauchs während der gesamten Durchführung des Tauchgangs essentielle Bedeutung für die Sicherheit einer Tauchgruppe.

Bei der Tauchgangsvorbereitung sind grundsätzlich mindestens 50 bar des Atemgasvorrats als Sicherheitsreserve einzuplanen, die nur für unvorhergesehene Zwischenfälle und nicht für den Tauchgang selbst zur Verfügung steht. Diese Reserve ist bei Tauchgängen mit erhöhtem Risikopotential, wenn z.B. eine direkte Rückkehr zur Wasseroberfläche nicht möglich ist (Eistauchen, Tauchen in Meeresgrotten) zu erhöhen. Empfohlen wird die Anwendung der 1/3- Regel für die Atemgasreserve (1/3 für den Hinweg, 1/3 für den Rückweg, 1/3 als Reserve).

Die Aufstiegsgeschwindigkeit nach Ende der Grundzeit soll

  • bis auf 10 m Tiefe 10 m/min und
  • von 10 m Tiefe bis zur Oberfläche 6 m/min

nicht übersteigen.

Bei Tauchgängen auf über 10 m Tiefe ist beim Aufstieg grundsätzlich in 3-5 m Tiefe ein Sicherheitsstopp von wenigstens 3 Minuten einzulegen.

Wie uns fast alle bekannten Tauchsportorganisationen empfehlen:

für Sporttaucher Nullzeittauchgänge.

Ausnahmen gelten nur für das Technische Tauchen. Hier werden ausreichend große Sicherheitsreserven bei Bestimmung der Dekompressionsdaten berücksichtigt.

Wiederholungstauchgänge (Tauchgänge, für die sich nach Dekompressionsberechnung ein Zeitzuschlag zur Grundzeit ergibt) bergen ein erhöhtes Risiko gesundheitlicher Schädigung infolge zunehmender Aufsättigung der Körpergewebe mit Inertgas.

Es wird daher empfohlen, in Abhängigkeit von Tauchtiefe, -zeit und -bedingungen, maximal 2 Gerätetauchgänge pro Tag im Freigewässer durchzuführen und nach den Tauchgängen mindestens eine Oberflächenpause von 2 Std. einzuhalten, bevor ein Wiederholungstauchgang durchgeführt wird. Der Wiederholungstauchgang sollte dann auch nicht so tief wie der erste Tauchgang durchgeführt werden.

Mehr Tauchgänge sollten nur unter günstigen Tauchbedingungen erfolgen, wenn zugleich auf dekompressionspflichtige Tauchgänge verzichtet und das zusätzliche Gesundheitsrisiko durch geeignete Tauchgangsgestaltung verringert wird.

Für Kinder bis 12 Jahren ist 1 Tauchgang pro Tag zulässig, altersbedingte Beschränkungen der Tauchtiefe sind dabei stets zu berücksichtigen.

Apnoetauchgänge sind immer vor dem Gerätetauchen durchzuführen.

Grundsätzlich macht es Sinn, den Umgang mit Uhr, Tiefenmesser und Dekotabelle zu beherrschen, durch die Benutzung von Tauchcomputern geht dieses Wissen zunehmend leider verloren.

Das Partnersystem (Das »Buddy-System«) Tauche nie allein, oder?

Das Buddy-System (oder auch das Partnersystem genannt) ist nach wie vor die von allen Tauchsportorganisationen gelehrte Bedingung beim Tauchen. Solotauchgänge sind mittlerweile zwar salonfähig, es sollte jedoch vorher ein entsprechender Kurs belegt werden.

Bereits während der Schwimmbadtauchgänge im Beginnerkurs lernt jeder Taucher das Buddy-System kennen (also immer mit einem Partner oder einer Partnerin zu tauchen, die ständig in deiner Nähe bleiben). Ein »Buddy« ist nützlich. Er hilft dir beim Anlegen der Ausrüstung und deren Kontrolle vor dem Tauchgang, erinnert dich an die Tiefen, Zeit- und Luftvorrat und leistet dir – für den unwahrscheinlichen Fall, dass du sie einmal brauchen solltest – Hilfe.

Aber auch du bist ein Buddy und deshalb muss eigentlich nicht extra erwähnt werden, dass du für deinen Partner dasselbe tust.

Durch ein korrektes Buddy-System profitieren beide Partner im Hinblick auf Bequemlichkeit, Sicherheit und Spaß. Tauchen ist eine soziale Aktivität, aus diesem Grund bedeutet das Buddy-System mehr als nur zusätzliche Sicherheit, obwohl es diese gewährleistet. Mit jemandem gemeinsam zu Tauchen erhöht den Spaß. Zusammen mit deinem Partner teilst du Erfahrungen und Unterwasserabenteuer und siehst Dinge, die vielleicht kein anderer sehen wird.

Damit das Buddy-System funktioniert, müssen alle Tauchpartner es ernst nehmen, aber so, dass es trotzdem noch Spaß macht. Der Buddy ist sozusagen ein zusätzliches Paar Augen und Hände für seinen Tauchpartner, aber auch umgekehrt. Es gibt einige spezifische Punkte, in denen die Partner übereinstimmen sollten, um gemeinsame Aktivitäten zu koordinieren und um die Sicherheit und den Spaß beim Tauchen zu erhöhen:

  • Übereinstimmung bezüglich angemessener Ein- und Ausstiegsstellen und -techniken.
  • Wahl einer Richtung/ eines Kurses unter Wasser.
  • Übereinstimmung bezüglich maximaler Zeit/ Tiefe.
  • Festlegung und Wiederholung der Handzeichen und Signale.
  • Festlegung eines Umkehrpunktes in Abhängigkeit vom Luftvorrat.
  • Besprechung des Verfahrens bei Partnerverlust unter Wasser.
  • Besprechung des Vorgehens bei Notfällen.
  • Übereinstimmung bezüglich des Zwecks/ Ziels des Tauchgangs.

Hallo Buddys: Plant euren Tauchgang zusammen und taucht zusammen nach eurem Plan. Überprüft gegenseitig eure Ausrüstung, in dem ihr einen Sicherheitscheck zur Kontrolle der Ausrüstung vor dem Tauchgang durchführt. Folgt dabei immer der Luft, um Euch leichter an die einzelnen Punkte des Sicherheitschecks zu erinnern:

  • Ist die Flasche geöffnet?
  • Funktioniert der Atemregler? – Dabei beobachte, ob das Finimeter nicht »zuckt« oder der Zeiger sich bewegt.
  • Funktioniert der Octopus, die alternative Luftversorgung?
  • Funktioniert das Tarierjacket? – Überprüfe dabei auch, ob das Jacket korrekt angepasst ist, es funktioniert, der Niederdruck-Inflatorschlauch fest mit dem Inflator verbunden ist und die Pressluftflasche fest in der Bänderung sitzt. Stelle sicher, dass es teilweise aufgeblasen ist, falls dies für die von euch gewählte Einstiegstechnik nötig ist!
  • Sind die Bleigewichte da? – Überprüfe die korrekte Gewichtsmenge und stelle sicher, dass der Schnellabwurf-Mechanismus frei zugänglich ist, falls die Gewichte abgeworfen werden müssen! Bleigurte sollten sich leicht mit der rechten Hand öffnen lassen.
  • Schnallen und Verschlüsse. – Vergewissere dich, dass du mit den Schnallen und Verschlüssen an der Tauchausrüstung deines Tauchpartners und ihrer Funktion vertraut bist. Überprüft euch gegenseitig, um zu gewährleisten, dass sie sicher geschlossen sind.

O.K. – Überprüft euch zum Abschluss gegenseitig auf Ausrüstungsteile, die nicht an ihrem Platz sind, herumbaumelnde Instrumente, fehlende Ausrüstungsteile usw.

Mache es dir zur Gewohnheit, diesen Sicherheitscheck zur Kontrolle der Ausrüstung vor jedem Tauchgang anzuwenden!

Auch unter Wasser setzt sich das Buddy-System fort. So ist es während des Tauchgangs notwendig, dass die Tauchpartner zusammenbleiben, damit man sich in Notfällen gegenseitig helfen kann und einfach zusammen mehr Spaß hat. Im Idealfall entfernen sich Partner nur wenige Meter voneinander, besser nur eine Armlänge. Das Zusammenbleiben ist einfacher, wenn man sich mit seinem Buddy abgesprochen hat, wer den Tauchgang führen und welche Position jeder zum anderen einhalten soll.

Im Falle einer versehentlichen Trennung ist es weltweit üblich, für eine Minute nach dem Partner zu suchen, sich aufzurichten und umzuschauen und wenn man sich dann nicht wiedergefunden hat, aufzutauchen und sich an der Oberfläche zu treffen.

Wie immer gibt es auch Ausnahmen, denn unter bestimmten Umständen kann es besser sein, ein Auftauchen zu vermeiden.

Solotauchen – Macht das Sinn oder sterben alle Solotaucher? Ein kritischer Seitenhieb des Autors und Überlegungsgrundlage zur eigenen Entscheidungsfindun

Es gibt kaum ein Thema in der Tauchwelt, welches so kontrovers diskutiert wird wie solo – also alleine- zu tauchen. Ich bin ein bekennender Solotaucher, aber das kommt letztendlich auch nicht von ungefähr. Ich bin von Beruf Taucher und dazu begeisterter Höhlen- und Wracktaucher. Und hier bin ich mir oft selbst der Nächste, besser gesagt, dabei möchte ich ungerne auf andere aufpassen wollen. Seit 1980 tauche ich ab und habe in diesen Jahren, Jahrzehnten, schon viele Diskussionen zu verschiedenen Themen erlebt. Aber Solotauchen spaltet seit Jahren die Taucherschaft. Allen voran der Verband in Deutschland der noch vor der Entdeckung von Amerika durch Columbus das Sporttauchen in Deutschland eingeführt hat. Ihr versteht wen ich meine, fängt mit V an…..

Im normalen Sporttaucherbereich bin ich allerdings auch ein Befürworter des Buddy-Systems und daran sollte auch nicht gerüttelt werden. Aber immer wieder gibt es Situationen, in denen jemand alleine tauchen geht. Und das sicher, unfallfrei. Deshalb sollte man Solotauchen aber nicht derart verteufeln, als ob jeder Solotaucher sofort verdampfen müsste.

Ich selbst habe in die IDA die Integration des Spezialkurses Solotauchen hineingebracht, die Anforderungen ausgearbeitet, eine Prüfungsordnung erstellt und… dann begann der “Kampf” mit unserem Ausbildungsleiter und ich muss sagen, diese Diskussionen, Brainstormings und steten Änderungen waren notwendig. Denn rechtliche Aspekte habe ich dann mit meinem Freund und Mitautor einiger Fachliteratur (bereits erschienen oder kurz vor Veröffentlichung – so auch Solotauchen) abgeklärt. Denn er als Jurist erhob stets den Zeigefinger. Mit Recht! Aber das Endprodukt kann sich nun sehen lassen, der IDA SK Solotauchen.

Ich habe nach diesen “Spielregeln” dann einen ersten Kurs durchgeführt mit immerhin 10 Teilnehmern. Teilweise hatten diese bereits über 500 Tauchgänge geloggt. Aber man konnte feststellen, dass sie über viele Sachen gar nicht oder nicht richtig nachgedacht haben. Mir hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht, alte Hasen zu sensibilisieren, das heißt zum Nach- und Umdenken gebracht zu haben, was Ausrüstung und Konfiguration, Tarierung usw. angeht. Deshalb kann ich diesen Kurs nur jedem eigentlich ans Herz legen, der sich wirklich taucherisch nach vorne bewegen möchte, um demnächst in Solotauch-Situationen gut vorbereitet zu sein.

Zum Thema Solotauchen selbst stellen wir uns doch mal ein paar grundsätzliche Fragen vorab:

  • Wie gefährlich ist Tauchen überhaupt in der heutigen Zeit? Und das im Vergleich zu anderen Sportarten oder Tätigkeiten?
  • Ist es gefährlich zum Beispiel ein Modellflugzeug zu steuern? Oder ein richtiges Flugzeug? Oder ein gar ein Auto?
  • In welchem Zusammenhang stehen diese sportlichen Betätigungen mit den Menschen drum herum oder der Umwelt?
  • Wie viele Menschen sind durch einen Fehler eines Sportflugzeuges oder Segelflugzeuges gefährdet?
  • Und wie viele durch einen Fehler eines Tauchers?

Tauchen selbst ist eine potenziell gefährliche Sportart, also lebensgefährlich! So steht es doch geschrieben! Der Taucher begibt sich in einen mit dem menschlichen Leben unvereinbare Umgebung. Nur eine technische Ausrüstung ermöglicht hier das Überleben. Selbstüberschätzung, Schlampigkeit, mangelhafte oder mangelnde Ausbildung und zu wenig Erfahrung können zu Situationen führen, die den Taucher in akute Lebensgefahr bringen. Doch kann das Buddy-System hier wirklich Abhilfe schaffen? Oder macht man sich hier nur was vor und fühlt sich in Sicherheit?

Klar ist, dass ein Tauchschüler nicht alleine lernt und tauchen geht. So ähnlich wie der Fahrschüler einen Fahrlehrer an seiner Seite hat, hat der Tauchneuling einen
Tauchlehrer neben sich. Aber ehrlich:

Der Tauchlehrer selbst taucht genau genommen alleine, oder?

Er kann, darf und wird sich nicht darauf verlassen, dass der Tauchschüler ihm im Falle eines Falles zu Hilfe eilt. Das eiserne Gesetz “Tauche nie alleine!” gilt es denn dabei auch? Sollte es daher ausnahmslos festverankert und in Stein gemeißelt sein?

Hört man vielen Tauchern bei ihren Gesprächen zu oder steht am See/Meer und schaut mal genau hin, so sieht man, dass die Gruppe der “einsamen Taucher” zugenommen hat. Die Motive sind unterschiedlich: manche wollen in Ruhe fotografieren, manche genießen einfach das Tauchen selbst ohne Verantwortung für einen Buddy tragen zu müssen. In kleinen Grüppchen outen sie sich als “Solotaucher” und besprechen ihre Vorgehensweise. Literatur? Kaum zu finden. Empfehlungen von Verbänden? Einige Organisationen setzen sich mit dem Thema auseinander, so wie wir in der IDA, und bieten entsprechende Hilfestellungen und Tipps in Form von Kursen an, andere sitzen auf ihrem alten verrosteten Ross und sind der Meinung das Solo-Tauchen viel zu revolutionär sei und bringen Argumente ins Feld, die meist nur an den Haaren herbeigezogen sind. Und hier haben wir nun angesetzt:

Der Zweck dieses Kurses ist es, den Taucher mit den Vorteilen, Verfahren, Techniken und potenziellen Gefahren bekannt und vertraut zu machen, die mit Solo Tauchgängen verbunden sind. Der Solo-Taucher-Kurs vermittelt erfahrenen Sporttauchern, wie man sicher und unabhängig von einem Buddy taucht. Der Kurs befasst sich mit der exakten Tauchgangsplanung, der Unfallverhütung, den Gefahren des Alleine-Tauchens, sowie der korrekten Durchführung eines Solotauchgangs. Im Kurs wird auch auf die erforderliche Zusatzausrüstung für Solo-Tauchgänge eingegangen.

Die Ausbildung zum Solo-Taucher soll ganz sicher nicht das bewährte Buddy-System ersetzen. Vielmehr soll es dieses sinnvoll ergänzen. Im Bereich des Sporttauchens herrscht der Grundsatz des Buddy-Systems vor und das ist soweit auch gut so. Allerdings funktioniert das Buddy-System nur dann wirklich gut, wenn beide Taucher (oder die Tauchgruppe) einen ähnlichen Ausbildungsstand haben und ziemlich gleich routiniert sind. Dann besteht wirklich die Möglichkeit, sich im Falle eines Falles gegenseitig helfen zu können und dadurch die Sicherheit beim Tauchen zu steigern.

Der interessierte Leser kann sich gerne informieren und bei Interesse natürlich auch einen entsprechenden Kurs belegen. Danach kann er dann selbst entscheiden wann und ob er sich in Solotauchsituationen gegeben möchte.

Notfall – Management und HLW Was tun, wenn doch mal was passiert

Im Kapitel Notfallmanagement besprechen wir dieses Thema ausführlich. Retten eines verunglückten Tauchers Schauen wir uns in aller Kürze an dieser Stelle nur die mögliche Vorgehensweise an.

Sollte es doch einmal zu einem Unfall kommen, so ist es wichtig, dass man die Ruhe behält, erst einmal mit allem stoppt, durchatmet, überlegt und dann gezielt handelt. Im Folgenden sind kurz einige Lösungen für bestimmte Situationen dargestellt.

Verbringung eines bewusstlosen Tauchers, im flachen Wasser mit festem Grund, an Land

  • Liegt der Bewusstlose mit dem Gesicht im Wasser, wird er sofort umgedreht.
  • Aufblasen des Jackets und Überstrecken des Kopfes
  • Notsignal geben
  • Ggf. Abwurf von beiden Bleigurten, evtl. auch der Flaschen
  • Transport (Rettung) zum Ufer
  • Ausziehen der eigenen Flossen, darauf achten, dass der Bewusstlose nicht wegtreibt oder sich mit dem Gesicht ins Wasser dreht.
  • Nach dem Ausziehen vom Jacket den Verunfallten durch einen Transportgriff an Land bringen
  • Abziehen seiner Maske und Öffnen des Tauchanzuges
  • Überprüfung der Vitalfunktionen und bei Bedarf HLW.

Verbringung eines an der Oberfläche treibenden bewusstlosen Tauchers im tiefen Wasser in ein Schlauchboot

  • Liegt der Bewusstlose mit dem Gesicht im Wasser, wird er sofort umgedreht.
  • Aufblasen des Jackets und Überstrecken des Kopfes
  • Notsignal geben
  • Abwurf von beiden Bleigurten evtl. auch Flaschen
  • Bei Erreichen des Bootes sich sofort ins Boot ziehen, den Bewusstlosen festhalten
  • Jacket des Bewusstlosen ablegen
  • Hände des Bewusstlosen ergreifen und ihn rückwärts senkrecht an der Bootswand aus dem Wasser ziehen
  • Wenn der Bewusstlose weit genug aus dem Wasser ist, sich mit dem eigenen Körper nach hinten fallen lassen, um ihn über den Schlauch zu ziehen
  • Maske abnehmen und Tauchanzug öffnen, flach lagern

Verbringung eines an der Oberfläche treibenden bewusstlosen Tauchers über eine Leiter in ein Boot

  • Liegt der Bewusstlose mit dem Gesicht im Wasser, wird er sofort umgedreht.
  • Aufblasen des Jackets und Überstrecken des Kopfes
  • Geben des Notsignals
  • Abwurf von beiden Bleigurten evtl. auch Flaschen
  • Durch Hilfe des Kapitäns den Bewusstlosen über die Leiter an Bord ziehen
  • Maske abnehmen und Tauchanzug öffnen, dann den Bewusstlosen flach lagern

Verbringung eines an der Oberfläche treibenden bewusstlosen Tauchers über einen steinigen Untergrund und Treppeneinstieg ans Land

  • Liegt der Bewusstlose mit dem Gesicht im Wasser, wird er sofort umgedreht
  • Aufblasen des Jackets und Überstrecken des Kopfes
  • Geben des Notsignals
  • Abwurf von beiden Bleigurten evtl. auch Flaschen
  • Transport zum Ufer, das Jacket so weit aufblasen, damit der Bewusstlose nicht über den Untergrund schleift
  • Durch einen Transportgriff an Land bringen, Maske abnehmen und Tauchanzug öffnen, dann den Bewusstlosen flach lagern

Verbringung eines unter Wasser befindenden bewusstlosen Tauchers an die Oberfläche

  • Bewusstlosen von hinten oder von der Seite unter dem Arm greifen, sodass Blick zu den Augen gewährleistet ist, aber man nicht gegriffen werden kann
  • Kopf überstrecken
  • Über das Jacket des Verunfallten den Auftrieb tarieren, ggf. eigene Tariersysteme zur Hilfe nehmen
  • Atmung überprüfen, Lungenautomat im Mund lassen und ggf. fixieren (falls er jedoch hinaus fällt nicht wieder in den Mund stecken)

Verbringung eines unter Wasser befindenden bewusstlosen Tauchers ans Ufer oder in ein Boot mit mehreren Helfern

  • Jacket des Bewusstlosen soweit mit Luft füllen, bis der Auftrieb wirkt (ggf. Bleigurt und Tauchgerät abwerfen)
  • Bewusstlosen von hinten greifen und zum Schiff transportieren
  • Ein Taucher soll die Rettungskette aktivieren
  • Kopf überstreckt lassen
  • Der dritte Taucher soll beim Transport helfen und den Verunfallten schieben

Rettung eines verunfallten Tauchers aus meiner Tauchgruppe, wenn der Weg zum Ufer mehr als 1000 Meter weit entfernt ist

  • An der Wasseroberfläche für Auftrieb sorgen, Jacket aufblasen und Bleigurt und DTG abwerfen
  • Beim Abschleppen die eigenen Kräfte einteilen
  • Kopf überstrecken
  • Tauchgruppe zusammenhalten
  • Falls keine Hilfe da ist, bringt die gesamte Gruppe den Verunglückten ans Ufer
  • Möglichst zu zweit abschleppen und jemanden vorausschicken, um Hilfe zu holen

Verhalten bei einem Dekompressionsunfall

  • Sauerstoffatmung 100%
  • Stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit
  • Flachlagerung
  • Schutz vor Wärmeverlust
  • Flüssigkeitszufuhr, wenn der Verunfallte bei Bewusstsein ist
  • Bei Atem- bzw. Herzstillstand HLW
  • Transport in eine Mehrpersonendruckkammer, erschütterungsarm, nicht höher als 300 Meter fliegen
  • Keine nasse Rekompression

Notfallsignale

  • Mit der Hand auf die Wasseroberfläche schlagen
  • Dauerton mit der Pfeife der Taucherweste
  • Schwenken der eingeschalteten Tauchlampe
  • Hilferufe
  • Raketen oder Leuchtkugeln mit roten Sternen (z.B. Nico-Signale).
  • Seitliches Heben und Senken der Arme
  • SOS durch Licht- oder Schallsignale
  • Rote Handfackeln
  • Knallsignale im Minutenabstand
  • Dauerton Nebelhorn
  • Sprechfunkmeldung

Alle diese Tipps stehen nur stellvertretend. Wichtig ist, dass überhaupt etwas unternommen wird und das rasch. Stellen wir uns doch mal der Realität. In dem Falle eines Unfalles mit Aussetzen der Vitalfunktionen bleiben rund 5 Minuten um durch gezielte Maßnahmen bleibende Schäden zu verhindern.

Das ist, wenn man sich mal überlegt, welche Zeit durch das Verbringen an die Oberfläche und an Land vergeht, verdammt wenig Zeit. Und daher sollte das, was man macht, gezielt und gekonnt erfolgen. Letztendlich erwartet man das auch von den anderen.

Daher der Tipp an alle:

Rettungstechniken regelmäßig üben und sich updaten!

Die Rettungskette

Ist man in einen Unfall verwickelt, ganz gleich ob beteiligt oder als Zeuge, heißt es erst einmal: Keine Panik! Damit ihr auch in dieser Notsituation immer einen kühlen Kopf bewahren könnt, merkt euch die fünf Glieder der Rettungskette.

Teilweise findet man in Fachliteratur auch nur noch 4 Glieder als Bestandteile der Rettungskette, aber ganz egal ob 4 oder 5: macht was!! Und das gilt nicht nur beim Tauchen!

1. Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Ganz wichtig: die Unfallstelle absichern wenn notwendig, damit nicht noch Weiteres passiert. Dann folgen die Sofortmaßnahmen, hierzu gehören auch Beatmung und Herzmassage. Weiß man, wie diese funktionieren, können die Überlebenschancen der Verletzten steigen. Daher ist es immer sinnvoll, die beteiligten Helfer nach ihren Kenntnissen zu fragen. Falls keiner diese Fähigkeit besitzt, sollte man auf den Rettungsdienst warten. Das wäre fatal und daher kann nur jedem angeraten werden, seine Kenntnisse aufrecht zu halten.

2. Der Notruf

Nach den lebensrettenden Sofortmaßnahmen wird durch den Notruf über die Rettungsleitstelle der Rettungsdienst alarmiert. Die Rufnummer ist europaweit fast einheitlich die 112. Ist man sich unsicher sollte vorher die Rufnummer erfragt werden.

Der Rettungsleitstelle sind folgende Informationen zu geben: Wo ist der Unfallort? Was ist geschehen? Wie viele Verletzte? Welche Verletzungen? Warten auf Rückfragen!

„Warten auf Rückfragen“ bedeutet, dass das Gespräch grundsätzlich von der Leitstelle beendet wird und nicht vom Anrufer.

3. Erste Hilfe

Es kann sein, dass die Verletzten an der Unfallstelle unter Schock stehen.
Um sie zu beruhigen, kann es helfen, sie anzusprechen und gemeinsam auf Hilfe zu warten.
Dabei können kleinere Wunden verarztet und eventuell die Verletzten in die stabile Seitenlage legen.

4. Der Rettungsdienst

Der Notruf leitet die Notruf-Meldung an den Einsatzwagen weiter, der dann so schnell wie möglich und unter Sirenengeheul kommt. In der Stadt geht das relativ fix, doch teilweise liegen unsere Tauchplätze schon ein bisschen abseits und es kann länger dauern. Am Unfallort angekommen, kümmern sich Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten oder Notärzte sofort um die Verletzten. Diese Leute befinden sich zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einsatz!

5. Krankenhaus und/oder Druckkammer

Der Rettungswagen (oder Helikopter) bringt die Verletzten ins Krankenhaus oder wenn ein Dekompressionsunfall vorliegt in eine Druckkammer. Hier werden sie behandelt und mit den entsprechenden Maßnahmen versorgt.

Grundlagen der HLW

Unter einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) oder im Englischen cardiopulmonary resuscitation (CPR), vereinfacht auch oft Wiederbelebung oder Reanimation genannt, versteht man das Durchführen von Maßnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Jeder Taucher sollte seine Kenntnisse regelmäßig auffrischen, was leider in der Praxis fast nie passiert. Aber jeder erwartet, dass ihm im Falle eines Falles geholfen wird. Will der Leser auch ein Helfer sein? Dann alle 2 Jahre ab zum Update!

Die Basismaßnahmen dienen dem Erkennen einer Notwendigkeit zur Wiederbelebung sowie der Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten mittels Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung, Mund-zu-Nase-Beatmung oder Mund-zu-Maske-Beatmung. Sie sollen die Zeit bis zum Start erweiterter Therapiemaßnahmen überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor allem das Gehirn, welches durch Sauerstoffmangel schon nach wenigen Minuten Schäden nimmt. Der durch die Basismaßnahmen erzielbare Blutfluss entspricht bestenfalls etwa einem Drittel des gesunden Kreislaufes. Die Basismaßnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig.

Herzdruckmassage (30 x) – Überstreckung des Kopfes und Beatmung (2 x)

In den letzten Jahren zeichnet sich ein zunehmender Stellenwert der Herzdruck-massage gegenüber der Beatmung ab. Es wurden Reanimationskonzepte entwickelt, bei denen kontinuierliche Herzdruckmassage, bei völligem Verzicht der Atemspende, eingesetzt wird.

Zunehmend stehen auch an zentraler Stelle in öffentlichen Gebäuden oder an Tauchplätzen speziell für den Einsatz durch Ersthelfer konzipierte, halbautomatische Defibrillatoren (Automatisierter Externer Defibrillator, AED) zur Verfügung. Diese führen den ungeschulten Anwender mit Sprachanweisungen durch die Defibrillation und geben teilweise auch Anweisungen zur Durchführung von Herzdruckmassage und Beatmung.

Die automatisierte Defibrillation, ursprünglich eine erweiterte Maßnahme professioneller Helfer, wird somit inzwischen zu den Basismaßnahmen der Reanimation gezählt.

Erkennen eines Kreislaufstillstandes

Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die Vitalfunktionen Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft, was auch als diagnostischer Block bezeichnet wird. Eine Überprüfung der Kreislauftätigkeit (Pulsen) entfällt für Laienhelfer, da bei Atemstillstand meist auch kein Kreislauf vorhanden ist und die Überprüfung für einen Ungeübten nicht sicher durchführbar ist. Unter Beachtung der eigenen Sicherheit prüft der Helfer die Reaktion des Patienten durch Ansprechen und Schütteln an der Schulter. Bei bewusstlosem Patienten wird ein Notruf abgesetzt oder veranlasst.

Danach machen wir die Atemwege frei. Das bedeutet, der Helfer schaut in den Mundraum, ob sich dort Fremdkörper wie Mundstück, Zähne usw. oder Erbrochenes befindet und entfernt dies sofern erforderlich. Doch Vorsicht: nicht einfach in die Mundhöhle greifen! Beißt der Verunfallte zu, ist das nicht nur schmerzhaft, sondern kann zum Quetschen oder Mehr eines Fingers führen. Daher mit der freien Hand (Daumen) die Wange des Verunfallten zwischen Ober- und Unterkiefer drücken. So wird ein Zubeißen verhindert.

In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die Zunge in den Rachenraum zurück und verlegt die Atemwege. Um eine Überprüfung der Atmung oder eine Beatmung zu ermöglichen muss daher der Kopf überstreckt werden („Lebensrettender Handgriff“). Im Anschluss wird die Atemtätigkeit geprüft, indem auf das Atemgeräusch gehört wird, die Ausatemluft an der Wange gefühlt wird und die Atembewegungen des Brustkorbes beobachtet und erfühlt werden. Findet sich beim Patienten keine „normale“ Atmung, beginnt der Ersthelfer mit den Basismaßnahmen der Reanimation. Ein atmender Patient wird in die stabile Seitenlage gebracht.

Herzdruckmassage

Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den Kreislauf gedrückt. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut. Enorm wichtig ist es, die Unterbrechungen während der Herzdruckmassage zu vermeiden oder nur extrem kurz zu halten.

Der Patient wird flach in Rückenlage auf einer harten Unterlage, wie dem Boden gelagert und sein Brustkorb freigemacht. Der Druckpunkt befindet sich in der Mitte des Brustkorbes auf dem Brustbein.

Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig heruntergedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa fünf Zentimeter. Zwischen zwei Kompressionen soll der Brustkorb komplett entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei mindestens 100 und maximal 120 Kompressionen pro Minute. Eine Wiederbelebungsmaßnahme ist recht anstrengend und daher ist die richtige Körperhaltung wichtig und erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem Patienten und seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers.

Beatmung

Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mund-zu-Nase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden. Das Volumen welches „hineingeblasen“ wird, ist richtig gewählt, wenn sich der Brustkorb sichtbar hebt. Um die Hygiene zu verbessern und eventuell vorhandenen Ekel zu überwinden, gibt es verschiedene Beatmungshilfen wie verschiedene Arten von Taschenmasken, deren Einsatz allerdings ein wenig Übung erfordert. Wenn der Verdacht einer Vergiftung mit Kontaktgiften besteht, sollte auf die Atemspende verzichtet werden. Wenn ein Laie sich eine Beatmung nicht zutraut, ist eine ununterbrochene Herzdruckmassage auch eine akzeptable Alternative. Gut ausgebildete Taucher oder professionelle Helfer verwenden zur Beatmung einen Beatmungsbeutel, oft in Verbindung mit einem Guedeltubus oder nach einer Intubation. Die Atemluft lässt sich dabei zusätzlich mit Sauerstoff anreichern, wobei eine Konzentration von 100 % Sauerstoff besonders bei einem Tauchunfall erreicht werden sollte.

Bei Kindern sind besondere Verfahren anzuwenden, diese können in einem Kurs erlernt oder aufgefrischt werden. Wie man richtig eine Sauerstoffgabe verabreicht kann in einem O2 Provider-Kurs erlernt werden. Oft werden hier dann auch AED Geräte vorgestellt und eingesetzt.

Unfallprotokoll

Bei Eintreffen der professionellen Hilfe werden diese übernehmen. Bis der Transport dann erfolgt, wird durch den Ersthelfer ein Unfallprotokoll erstellt und alle erfolgten Maßnahmen dokumentiert, sowie bekannte persönliche Daten des Verunfallten notiert. Im Anhang dieses Manuals ist ein Muster angefügt.

Wiederholungsfragen – Überprüfe Dein Wissen

1 Wie ist beim Ablesen der Dekompressionstabelle eine längere Anstrengung bei einem Tauchgang zu berücksichtigen?
a Es werden fünfzig Prozent zur Grundzeit zugeschlagen.
b Es ist nichts zu berücksichtigen, da die Dekompressionstabelle über genügend viel Sicherheit verfügt.
c Es muss der Tabellenwert der niedrigsten Zeitstufe genommen werden.
d Ich muss den Tabellenwert der nächst längeren Grundzeitstufe nehmen.

2 Welche Punkte müssen bei einem Briefing zwingend angesprochen werden?
a Infos zu den Tauchpartnern, das Tauchgewässer, der geplante Tauchgang, Infos zum anschließenden Mittagessen, Verhalten bei einem Notfall oder beim Verlieren eines Tauchpartners
b Das Tauchgewässer, der geplante Tauchgang, Infos zu benötigter Ausrüstung, Verhalten bei einem Notfall oder beim Verlieren eines Tauchpartners
c Infos zu den Tauchpartnern, das Tauchgewässer, der geplante Tauchgang, Infos zu benötigter Ausrüstung, Verhalten bei einem Notfall oder beim Verlieren eines Tauchpartners
d Es muss lediglich eine Tauchgangsplanung mit der Tabelle und eine Luftverbrauchsberechnung gemacht werden.

3 Ein Tauchgang wird in drei Phasen aufgeteilt. In welcher Reihenfolge wird getaucht?
a Kompressionsphase, Isopressionsphase und Dekompressionsphase.
b Isopressionsphase, Dekompressionsphase und Kompressionsphase
c Isopressionsphase, Kompressionsphase und Dekompressionsphase.
d Kompressionsphase, Dekompressionsphase und Isopressionsphase

4 Beschreiben Sie in Stichworten die Rettung eines auf Grund in Bauchlage liegenden bewusstlosen Gerätetauchers an die Wasseroberfläche!

5. Nennen Sie die Erste Hilfe-Maßnahmen bei einem Dekompressionsunfall!

6. Beschreiben Sie die Maßnahmen und die Behandlungstechnik bei einer Wiederbelebung!

7. Erklären Sie, wie die Dekompressionstabellenwerte zu korrigieren sind, wenn Sie einen sehr anstrengenden Tauchgang durchgeführt haben!

8. Welche Vorteile hat das Buddy-System und was ist zu beachten?

9. Sie planen mit Freunden einen Tauchausflug über mehrere Tage an ein Binnengewässer. Welche Vorbereitungen treffen Sie?

Kapitel 6 – Dekompression das unbekannte bekannte Wesen

Viele Taucher neigen oft dazu, alles bis ins kleinste Detail verstehen zu wollen und befürworten, dass auch jeder andere Taucher das gefälligst wissen müsste. Wissen sollte jeder Taucher, dass er beim Tauchen seinen Körper belastet und diese Belastungen so gestaltet, dass er sie wieder los wird und dass sie ihm nichts anhaben können.

In diesem Kapitel befassen wir uns mit den Belastungen, die nichts mit dem Gewicht der Tauchausrüstung zu tun haben, sondern mit den Belastungen, die durch die Atmung von Gasen entstehen, die im Körper nicht verarbeitet werden. Im klassischen Sporttauchen wird normale Atemluft eingesetzt, also die Luft, an die wir gewöhnt sind.

Ein Blick zurück

Jeder von uns hat sich in seiner Beginnerausbildung mit Tauchtabellen herumschlagen müssen und hat mehr oder weniger durch seine Tauchlehrer erfahren, wie man sich richtig und sicher verhält, damit einem nichts passiert. Hängengeblieben ist sicherlich, dass man zwar so schnell, wie die Ohren mitspielen, abtauchen kann, aber dass man den Aufstieg so langsam wie möglich durchführen soll. Der Hintergrund ist der, dass wir beim Abtauchen und in der Tiefe die Inertgase, die wir durch das Atmen von komprimierter Luft vermehrt aufnehmen, in unserem Körper in unseren Geweben, einlagern.

Durch das langsame Auftauchen und möglicherweise zusätzlichen Stopps geben wir dem Körper Zeit und Gelegenheit, sich daran zu erinnern, wo er das überschüssige Gas eingelagert hat. Wir erinnern uns an Kapitel 4 an das Gesetz von Henry. Ebenfalls interessant ist nun auch die Dekompressionserkrankung aus Kapitel 4.

Falls nicht, sollte jetzt nochmals zurückgeblättert werden.

Wir schauen zunächst einmal kurz in die Historie und suchen die Herren Boyle, Haldane und Co. Denn die sind schuld, dass wir uns nicht unendlich unter Wasser aufhalten können und bestimmte Verhaltensweisen bei Tauchern zu Problemen führen. Das stimmt natürlich so nicht, schuld ist jeder selbst, der den Bogen überspannt. Wir können den klugen Köpfen Haldane, Bühlmann u.a. dankbar sein, dass sie uns Wege und Möglichkeiten aufzeigen, die faszinierende Unterwasserwelt zu erforschen und uns daran gefahrlos zu erfreuen.

Doch das war ein langer Weg:

1667: Robert Boyle entdeckte eine Gasblase im Auge einer Viper nach einem simulierten Tauchgang. Dies ist der erste aufgezeichnete Dekompressionsunfall

1841: Das Caisson Verfahren wurde das erste Mal in Frankreich angewendet.

1854: Beim Bau der Royal Albert Bridge starben mehrere Arbeiter an Luftembolie

1878: Paul Bert veröffentlicht „La Pression barométrique“ über die physiologischen Auswirkungen durch Druckveränderungen und die toxischen Auswirkungen von Sauerstoff

1908: John Scott Haldane wird von der Britischen Regierung beauftragt, die Caisson Krankheit zu untersuchen. Nach 2 Jahren ausführlicher Studien publizierte er 1908 „The prevention of compressed air illness“. In diesem Werk beschreibt er die hyperbaren Experimente mit Ziegen (Übersättigungsgrad 2:1).

1915: Die erste eigene Navytabelle erscheint, die auf den Tabellen von Haldane basierten

1950: Albert Bühlmann befasst sich mit dem Tauchen in großen Tiefen. Später entwickelte er die ersten Dekompressionstabellen und berechnete Modelle zu Sättigungsvorgängen im menschlichen Körper während der Tauchphasen. Die von Bühlmann erstellten Modelle bilden bis heute die Grundlage für den modernen Tauchcomputer. Bis heute sind die Dekompressionstabellen, die der Arzt zusammen mit seinem Kollegen Dr. Max Hahn entwickelte, in der Tauchmedizin als die Bühlmann-Hahn-Tabellen bekannt.

1959: Albert Bühlmann erfand auch Gasgemische, mit deren Hilfe im Jahre 1959 ein Taucher im Zürichsee ohne Probleme eine Tauchtiefe von 131 Metern erreichte. 1962 tauchte ein Taucher in Kalifornien mit Unterstützung der US-Navy sogar auf 313 m Tiefe und stellte damit einen Rekord auf, der erst 13 Jahre später gebrochen wurde.

1960: Albert Bühlmann baute in der Universität Zürich im Jahre 1960 die erste Dekompressionskammer

1960: Robert D.Workman führt den Begriff der M-Values ein, eine lineare Beziehung zwischen der tolerierten Sättigung des Inertgases im Gewebe und dem Umgebungsdruck.

1976: Yount und Strauss entwickeln das „Varying Permeability Model“ (VPM). Ein Modell, das den 1990 Austausch und die Halbwertszeiten von Bühlmann übernommen hat, zusätzlich aber das Blasenvolumen begrenzt.

1986: Albert Bühlmann veröffentlicht in seinem Buch „Tauchmedizin“ das ZH-L16 Modell mit allen erforderlichen Daten und Rechenmodellen.

1991: Bruce R. Wienke erweitert das VPM Modell um das Blasenvolumen bei Wiederholungstauchgängen. Zusätzlich reduzierte er die Gradienten, damit ein Tauchgang nicht vom vorhergehenden oder nachfolgenden abhing. Es entstand das „Reduced Gradient Bubble Model“ (RGBM).

Bevor wir uns mit den gängigen Dekompressionsmodellen beschäftigen, werden zunächst ein paar Begriffe zu erklären sein.

Kompartiment

Kompartiment bedeutet übersetzt „abgegrenzter Raum“. Bei einem Taucher werden die verschiedenen Gewebegruppen in Kompartimente eingeteilt. Ein Kompartiment ist somit einfach ausgedrückt ein theoretisches Gewebe. Diese Unterscheidung zwischen realen Geweben und theoretischen Geweben ist notwendig, um überhaupt Berechnungen anstellen zu können, denn bei jedem Menschen ist jedes Gewebe immer ein wenig unterschiedlich.

Grundsätzlich unterscheidet man grob zwischen 3 verschiedenen Kompartimenten. Den langsamen, den mittleren und den schnellen. Diese Unterscheidung bezieht sich auf die jeweilige Geschwindigkeit, mit der eine Gewebegruppe auf- bzw. entsättigt.

  • schnelle Gewebe sind z.B.: Nerven, Hirn oder das Blut
  • mittlere Gewebe sind z.B.: Muskeln oder die Haut
  • langsame Gewebe sind z.B.: Knochen, Knorpel, Fettgewebe

Tauchcomputer verwenden diese Kompartimente als Modell, um die Sättigung eines Tauchers zu berechnen.
Je nachdem wie modern der Computer ist, können die einzelnen Gewebe auch in deutlich mehr Gruppen unterteilt werden.

Halbwertzeit

Wie soeben erfahren, wird zur Vereinfachung der Körper in verschiedene Gewebetypen unterteilt. Und jedes Gewebe (Kompartiment) hat unterschiedliche Sättigungszeiten, abhängig von der Durchblutung. Für die mathematische Berechnung werden sogenannte Modellgewebe definiert, die man wie soeben gelernt, Kompartimente nennt.

Die Sättigung eines Gewebes erfolgt exponentiell und die Dauer der Sättigung wird in sogenannten Halbwertszeiten angegeben.

Eine Halbwertszeit gibt die Zeitspanne an, in der ein Gewebe zu 50 % mit einem Inertgas gesättigt (oder entsättigt) ist.

Die nächste Halbwertzeit sättigt dann von den verbliebenen 50% wiederum 50% auf. Bedeutet also, dass nach Abschluss von 2 Halbwertzeiten ein Gewebe mit 75 % gesättigt ist. Nach einer weiteren Halbwertzeit dann mit 87,5 %, usw. Nach Abschluss von 6 Halbwertzeiten beträgt die Sättigung dann 98,4%. Da diese prozentuale Sättigung nahe an 100% liegt, nimmt man an, dass ein Gewebe vollständig gesättigt ist.

Während des Aufstieges entsättigen sich die Gewebe von dem Stickstoff, der über das Blut zur Lunge transportiert und abgeatmet wird, entsprechend. Eine weitere Entsättigung bis zu dem Zeitpunkt, bis „alles wieder normal“ ist, dauert entsprechend lange. Hierin liegt die Notwendigkeit der Oberflächenpausen bzw. der Day-Off bei Tauchurlauben begründet.

Die Halbwertzeiten der drei Grundgewebetypen:

  • schnelles Gewebe wie Nerven, Gehirn, Rückenmark, Blut, Nieren haben eine Halbwertszeit von 3 bis 15 min.
  • mittlere Gewebe wie Muskeln, Haut, Magen, Darm eine Halbwertszeit von 20 bis 150 min.
  • langsame Gewebe wie Knochen, Knorpel, Fettgewebe eine Halbwertszeit von 150 bis 630 min.

M-Wert

Workman und auch Bühlmann definieren M-Werte als lineare Funktion zwischen dem Umgebungsdruck und dem Inertgasdruck innerhalb eines Gewebes. Die Basis beider ist identisch. Während die Studien von Workman sich nur auf Meereshöhe beziehen, sind die Werte von Bühlmann auch in größerer Höhe einsetzbar und werden daher heute in vielen Tauchcomputern genutzt.

Der M-Wert ist als maximal zulässiger Überdruckwert zu verstehen. Wird er überschritten, ist ein Dekompressionsunfall fast logisch. Der M-Wert ist ein Überdruckwert für ein Inertgas. Beim technischen Tauchen werden gegenüber der normalen Sporttaucherei aber mehr Intergase geatmet (N2 und He). Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie man nun für zwei Inertgase den M-Wert festlegt bzw. berechnet.

Gasspannung im Gewebe darf einen bestimmten Wert nicht überschreiten, sonst bilden sich in diesem Gewebe Gasblasen

Im Modell von Bühlmann wird ein Mittelwert der einzelnen M-Werte von N2 und He benutzt. Es sei nur kurz erwähnt, dass es auch zwei Arten von M-Werten gibt, also zwei verschiedene M-Werte für ein Gas und jeweils ein Gewebe. Im Bereich des normalen Sporttauchens, also Nullzeittauchen oder dekompressionsfreiem Tauchen werden andere Werte genutzt als beim technischen, dekompressionspflichtigen Tauchen.

M-Werte für eine gegebene Tiefe und ein gegebenes Kompartiment (theoretisches Gewebe) sind immer höher als der Umgebungsdruck, daher kann der M-Wert nicht erreicht werden, solange das theoretische Gewebe auch Umgebungsdruck hat. Bezogen auf die Auftauchphase bedeutet das, dass der Umgebungsdruck sinkt und das Inertgas nun aus dem Gewebe austreten will und muss. Es wird nun so lange aufgetaucht (der Umgebungsdruck reduziert) bis der zulässige M-Wert erreicht wird. Es entsteht so eine Druckdifferenz zwischen dem Gas im Gewebe und dem Gas im Umgebungsdruck (dem Atemgas). Diese maximale Differenz ist der nun schon bekannte M-Wert.

Nun kann das Gewebe ausgasen und den inneren Druck reduzieren (auf Höhe des Umgebungsdruckes). Ist das erreicht, kann weiter aufgetaucht werden, bis zum Erreichen des nächsten M-Wertes. In dieser Weise kann nun langsam und kontrolliert ausgetaucht werden und die Gewebe können langsam und kontrolliert ausgasen.

Soweit die Theorie, die sich mathematisch mit theoretischen Geweben und tausenden von Testtauchgängen ableiten lässt. Dekompressionsunfälle sind aber nicht ganz so einfach vorauszusehen und halten sich nicht an irgendwelche M-Werte. Es sind eben nur theoretische Gewebe und berücksichtigen nicht die körperliche Verfassung des Tauchers .Fest steht lediglich, dass die Anzahl der Dekompressionsunfälle drastisch steigt, wenn die M-Werte überschritten werden und es sehr wenige Unfälle gibt, wenn die M-Werte nicht erreicht, also unterschritten werden!

Logische Schlussfolgerung: Man sollte nicht bis an die Grenze der M-Werte austauchen.

Mikroblasen

Beim Auftauchen kann der Stickstoff im Gewebe und im Blut Gasblasen bilden, ohne dass es zu Symptomen einer DCS kommt. Diese Blasen werden Mikroblasen genannt.

Mikroblasen entstehen im venösen Kreislauf hauptsächlich am Ende eines Aufstieges und in den nachfolgenden 3 – 4 Stunden an der Oberfläche. In der Regel wandern sie in die Lunge, wo sie sich in den Kapillaren ansammeln und den Gasaustausch behindern (Intrapulmonarer Rechts-Links Shunt).

Der Shunt nimmt zu, solange die Blasenzufuhr höher ist als der Blasenabbau in der Lunge (maximal ca. 10 – 30 min. nach dem Erreichen der Oberfläche). Nach 2 – 4 Stunden sind praktisch alle Blasen abgebaut.
Vor allem Nullzeit-Tauchgänge in Tiefen über 30 Meter unter Ausnutzung der gesamten Nullzeit ergeben einen hohen Shunt. Aber auch kurze Oberflächenintervalle zwischen mehreren Tauchgängen führen zu einem hohen Shunt.

Blasenbildung in der Kürze:

  • Ab 50% Überspannung beginnt die Blasenbildung rasant.
  • Bildung von labilen Gaskernen an strukturellen Unregelmäßigkeiten = Micro-Blasen / Blasen-Kerne.
  • Weiteres Blasenwachstum über 0.1 mm,
  • Zusätzliches Wachstum durch Boyle-Mariotte (Blasenvergrößerung beim Auftauchen)
  • Abriss
  • Blasen konfluieren, d.h. mehrere Blasen fließen zusammen und bilden größere Blasen

Die Blasenbildung entsteht besonders:

  • Im venösen System
  • In Zellen
  • Im Interstitium (Zellzwischenwände)
  • Bevorzugt an Strukturbrüchen
  • An Metallen (Schrauben, Nägel, usw.)

Gaskerne und Mikroblasen gehen während des Tauchgangs oder durch Deko- und Safety-Stopps wieder zurück.
Blasen nicht!

50% Überspannung bedeutet:

Nimmt der Umgebungsdruck eines Gases nicht mehr als 50% vom Sättigungswert ab, so kommt es nicht zur Blasenbildung.

Tiefenstopps – Deepstopps

Die Anwendung von Deepstopps kommt aus dem technischen Tauchen und sie lassen sich auf Robert Pyle zurückführen. Zurzeit gibt es noch keine wissenschaftliche Studie, welche die Wirkungsweise dieser Stopps nachhaltig bewiesen hat.

Die Tiefenstopps sollen das Mikroblasenwachstum und dadurch den Shunt am Ende des Tauchganges reduzieren.

Eine Beispielrechnung (es gibt noch andere Methoden der Berechnung):

  • Tiefe des ersten Deep Stopps = Mittelwert aus Maximaltiefe und der Tiefe des ersten Dekostopps (Tabelle, Tauchcomputer)
  • Ist der Abstand vom Tiefenstopp zum ersten Dekostopp größer als 10 m, mache einen weiteren Tiefenstopp
  • Tiefe weitere Deep Stopps = Mittelwert aus Tiefe erster Deep Stop und erstem Dekostopp

Haldane – Bühlmann – RGBM – VPM

Heute gängige Dekompressionsmodelle in Tauchcomputer basieren teilweise im Wesentlichen immer noch auf dem Original von Haldane und werden häufig als modifizierte Haldane-Modelle bezeichnet.

Einige der Variablen haben sich geändert, einige werden anders benannt, aber Haldanes methodische Ansätze bleiben das Fundament vieler Tauchcomputer für Sporttaucher, aber auch Tec-Taucher. Der Hauptgrund dafür ist der vergleichsweise einfache mathematische Algorithmus.

Das Modell von Haldane ist zuverlässig und nützlich, selbst wenn die tatsächlichen Vorgänge im menschlichen Körper nicht perfekt berücksichtigt werden.

Haldane Modell in der Übersicht:

  • M = 2 ∙ [Umgebungsdruck]
  • Gilt für jedes Gewebe/Kompartiment
  • Gilt in jeder Tiefe
  • Problem: Unfälle bei langen TG in großen Tiefen
  • Verwendet bis 1960 (mit kleinen Modifikationen)

Bühlmanns ZHL 16

Eines der bekanntesten und vielleicht das z.Zt. am häufigsten eingesetzte Dekompressionsmodell ist das ZH-L16 des Schweizer Mediziners Prof. Albert A. Bühlmann (16. Mai 1923; † 16. März 1994).

Er arbeitete an der Universität Zürich und gründete dort 1960 das Druckkammerlabor. Ende der 1950er Jahre begann Bühlmann mit der Erforschung der Tieftaucherei. Er entwickelte Dekompressionstabellen und Modelle zur Berechnung von Sättigungsvorgängen im menschlichen Körper.

Die Bezeichnung ZH-L16 bildet sich aus ZH für die Stadt Zürich, L für Limit und 16 für die Anzahl der verwendeten Kompartimente.

Die Tabelle ZH-L16 berücksichtigt 16 Gewebe mit einer Stickstoff-Halbwertszeit von vier (Blut) bis 635 Minuten (Sehnen). Das bedeutet, dass ein langsam sättigendes Gewebe erst nach 635 Minuten die Hälfte des Stickstoffes bei vollständiger Sättigung wieder abgegeben hat. Nach sieben Halbwertszeiten spricht man von vollständiger Entsättigung.

Bühlmann ZH-L16 – M-Values/M-Werte nach Robert Workman M-Values / M-Werte

Für einen gegebenen Umgebungsdruck ist ein M-Wert definiert als maximaler, absoluter Inertgasdruck, den ein Kompartiment tolerieren kann, ohne offensichtliche Symptome der Dekompressionskrankheit zu zeigen.
Der Begriff wurde von Robert Workmann eingeführt und beschreibt im Rahmen der Dekompression beim Auftauchen die kompartimentspezifischen Grenzen des Umgebungsdruckes, bis zu denen maximal aufgetaucht werden darf, ohne dass es zu Symptomen der Dekompressionserkrankung kommt.

Dekompression im Sinne kontrollierter Entsättigung findet also im Bereich zwischen Umgebungsdruck und (oberhalb davon) dem korrespondierenden M-Value statt.

M-Values beschreiben eine lineare Beziehung zwischen Umgebungsdruck und dem tolerierten Inertgasüberdruck in den jeweiligen Kompartimenten.

Die M-Values werden, wie die Koeffizienten bei Bühlmann, in Tabellen angegeben.

Workman/Bühlmann Modell in der Übersicht:

  • M ist empirischer Wert
  • Basis: „gewünschte“ DCS-Häufigkeit
  • M hängt von Tauchtiefe ab weiter unten werden geringere Überspannungen toleriert
  • M ist, wie die Halbwertszeit auch, jeweils für das betrachtete Kompartiment charakteristisch
  • Abgeleitete Tabellen gelten jeweils nur für eine definierte Aufstiegsgeschwindigkeit

Wienke RGBM

Bei dem RGBM Modell handelt es sich um ein Blasenmodell und nicht wie beim Bühlmann ZH-L 16 um ein Gewebemodell. Herzstück jedes Suunto Tauchcomputers ist ein spezieller Algorithmus, das Reduced Gradient Bubble Model (RGBM), der die Dekompressionszeit bei Tauchgängen berechnet. Dieses Modell basiert auf den Theorien von Dr. Bruce Wienke.

Im Modell wird die Annahme getätigt, dass Blasen verschiedenen Randbedingungen wie Blasengröße, Blasenoberfläche und dem Übergang zum umgebenden Medium unterliegen.

Für Gasblasen existiert ein sogenannter kritischer Radius. Liegt der Radius einer Blase bei einem bestimmt Druck unterhalb dieses Wertes, wächst die Blase bei der Dekompression nicht mehr.

Anzahl, Größe und Verteilung der Blasen lassen sich durch frühe Dekompressionsstopps begrenzen.

Wienke ist sicherlich nicht nur Wissenschaftler, sondern möglicherweise auch ein guter Geschäftsmann, denn nach Suunto übernahm auch Mares und zu guter Letzt auch Cressi sein RGBM-Modell und wandelten das von Suunto ein wenig ab, um nicht nur zu kopieren.

VPM – Varying Permeability Model

Schon sehr früh begann man, sich auch mit Alternativen zum Gewebemodel von Haldane zu beschäftigen. B.A. Hills legte 1976 den Grundstein, auf dem D.E. Yount sein 1986 veröffentlichtes Modell VPM aufbaute. Es berücksichtigt das Wachstum von Blasen, wie es im Labor in Gelen beobachtet werden konnte. Erste Testtauchgänge ergaben jedoch, dass das Modell nicht immer eine DCS-freie Dekompression errechnete.

Zusammen mit E. Maiken und E. Baker verfeinerte Yount das Modell, so dass 2000 das noch heute verwendete VPM-B veröffentlicht wurde.

Das VPM Modell ist also eine Betrachtung von Mikroblasen im venösen Blutkreislauf und befasst sich mit Blasenphysik und Blaseninnendruck. Es muss bei jeder Druckveränderung eine neue Berechnung erfolgen, um die Größenveränderungen von Gasblasen zu kennen.

Am stationären Rechner mit Programmen wie im V-Planer möglich ist das Modell brauchbar, aber für Tauchcomputer nicht geeignet.

Unterschied zwischen Tabelle und Computer

Tauchtabellen gehen immer von einem Rechteckprofil aus, da das tatsächliche Profil nicht bekannt ist. Eine individuelle Berechnung der Dekompression an das tatsächliche Tauchprofil ist mit einer Tabelle nicht möglich.

Dadurch ergeben sich in der Regel längere Dekompressionszeiten als bei der Berechnung durch einen Computer. Tabellen gehen immer von einer festen Ab- und Aufstiegsgeschwindigkeit (Deco2000 mit 10 m/min) aus.

Tauchcomputer hingegen teilen das getauchte Profil in Echtzeit in kleine Rechtecke und berechnen die Dekompression anhand dieser Näherung. Bei manchen Luftintegrierten Computern wird zusätzlich noch die Anstrengung über den Luftverbrauch mit die Berechnung einbezogen.

Computer rechnen mit unterschiedlichen Aufstiegsgeschwindigkeiten, z.B. Tiefe unter 10 m mit 20 m/min oberhalb von 10 m mit 7 m/min.

Tauchtabelle

Vorteile und Nachteile einer Tauchtabelle

Zum Erlernen der Dekompressionsproblematik sind Tabellen sehr gut geeignet. Tabellen eignen sich besonders für Tauchgänge, die einem Rechteckprofil entsprechen, z.B. Wracktauchgänge oder Steilwand. Sie sind eine gutes Planungsinstrument für Dekompressionspflichtige Tauchgänge und Tauchtabellen können nicht ausfallen, man kann sie nur verlieren.

Nachteile sind sicher die längere Dekompression bei nicht rechteckförmigen Tauchprofilen. Und die Fehleranfälligkeit bei falscher Handhabung. Sie berücksichtigen auch keine zusätzlichen Faktoren wie Arbeit, Kälte usw., die unerwartet auftreten.

Vorteile und Nachteile eines Tauchcomputers

Sie sind in der Regel einfach in der Bedienung und dadurch weniger fehleranfällig. Sie führen eine Echtzeitberechnung von Dekompressionsstrategien durch und verarbeiten zusätzliche Faktoren, wie z.B. Arbeit, Kälte usw., die unerwartet auftreten. Eine nachträgliche Verarbeitung der Tauchgangsdaten (Profile, Gewebesättigungen, Temperatur u.a.) ist möglich, auch wenn man die Daten nicht mehr im Kopf oder notiert hat.

Natürlich gibt es auch Nachteile, wie die Erzeugung eines zu großen Vertrauens, da die Daten nicht mehr reflektiert werden. Ein Tauchcomputer kann ausfallen, in dem Moment muss dann die Dekompressionsstrategie manuell gewählt werden, sofern keine Redundanz vorhanden ist. Letztendlich ist ein Tauchcomputer auch deutlich teurer als eine Tauchtabelle.

Der Entwicklungsweg der Tabelle

Am Anfang der Taucherei wurde auf die Problematik der Dekompressions-erkrankungen bei Tauchern und Druckluftarbeitern mit sehr unterschiedlichen Dekompressionsverfahren begegnet. Die ersten wirklich brauchbaren Auftauchvorschriften in Tabellenform für verschiedene Tauchtiefen und Tauchzeiten wurden 1908 vom britischen Physiologen Haldane der britischen Marine veröffentlicht.

In seiner Tabelle verwendete er erstmals das auch heute noch übliche Verfahren, wie den Aufstieg von der (Arbeits-)Tauchtiefe zur Oberfläche je nach Stickstoff-Sättigung mit Wartezeiten in bestimmten Tiefen zu verlängern (Deko-Stopps). Im damals in Großbritannien üblichen System der Längeneinheiten wählte er die Deko-Stufen im Abstand von 10 Fuß (= 3 Meter). Wie bei den heutigen Tabellen konnten die Taucher eine gewisse Zeit in einer bestimmten Tiefe verweilen, ohne dass sie Deko-Stopps in 3m, 6m, usw. einhalten mussten. Je länger und je tiefer der Tauchgang, umso länger wurden die Deko-Zeiten und umso tiefer getaucht wurde, umso früher stand der erste erforderliche Deko-Stopp an.

Die Grundlage der Dekompressionstabelle von Haldane waren die praktischen Erfahrungen mit Dekompressionserkrankungen aus der Vergangenheit, theoretische Überlegungen zur Stickstoff-Sättigungsphysiologie, Druckkammerversuche mit Ziegen und nach Fertigstellung der Tabellen Versuchstauchgänge von Tauchern der britischen Marine.

Diese erste klassische Dekompressionstabelle war weltweit sehr erfolgreich, d h. bei Verwendung der Tabelle gab es im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Dekompressionsverfahren eine sehr geringe Unfallrate.

Weiterentwicklung der Tauchtabelle

In den nachfolgenden Jahren wurden zahlreiche neue Tabellen entwickelt, die z.B. für längere Tauchzeiten oder für größere Tauchtiefen ausgelegt waren. Die meisten dieser Tabellen, wie auch die heute verwendeten Dekompressionstabellen für Sporttaucher, stützten sich dabei auf den grundlegenden Forschungen von Haldane.

Bei der Entwicklung der neuen Tabellen flossen die praktischen Erfahrungen mit der Anwendung der bisherigen Tabellen ein. Waren Tauchunfälle bei einem bestimmten Zeit-Tiefen-Profil aufgetreten, obwohl man streng der Dekompressionstabelle gefolgt war, wurden die Rechenmodelle in diesem Bereich modifiziert. Insgesamt spiegelt sich in der Geschichte der Dekompressionsverfahren eine Mischung aus theoretischen Überlegungen und Erfahrungen in der Tauchpraxis wieder.

Tauchen mit einer Tauchtabelle

Bei der Verwendung von Tabellen sind einige Rahmenbedingungen zu beachten, da neben der Tauchzeit und Tauchtiefe eine Vielzahl von Faktoren die Stickstoff-Sättigungsphysiologie mitbestimmt. Auch bei Einhaltung aller Rahmenbedingungen kommt es bei korrekt durchgeführten Tauchgängen regelmäßig zur Bildung von N2-Blasen. Sie führen jedoch so gut wie nie zu Symptomen einer Dekompressions-krankheit, weil sie in der Lunge festgehalten und abgeatmet werden.

Die körperliche Fitness spielt eine wesentliche Rolle für die Stickstoff-Aufnahme in den verschiedenen Geweben, da sich ein trainierter Organismus bei körperlicher Belastung bezüglich der Kreislauffunktionen (Herzfrequenz, Herzpumpvolumen, Blutdruck) anders verhält als ein untrainierter Organismus. Dies wiederum kann die Stickstoff-Aufnahme des Körpers wesentlich beeinflussen.

Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr bewirkt eine Eindickung des Blutes mit Verschlechterung des Fließverhaltens. Es entsteht dadurch eine erhöhte Viskosität und das kann dazu führen, dass Stickstoff-Blasen eher ein Blutgefäß verschließen, als dies in einem dünnflüssigen Medium der Fall wäre. Bei der Verrichtung schwerer körperlicher Arbeit vor Beginn des Tauchgangs kann es in der Muskulatur zur vermehrten Entstehung von Stickstoff-Blasenkernen kommen.

Auch die Umgebungsbedingungen während des Tauchgangs wie Wassertemperatur, Strömung und hoher Wellengang können den Taucher unterschiedlich stark beanspruchen und dadurch Einfluss auf die Stickstoff-Sättigung und -Entsättigung nehmen.

In Wassertiefen über 30 m besteht nach aktuellen Unfallstatistiken generell ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Dekompressionserkrankungen und das auch, wenn man sich im Rahmen der Dekompressionstabelle bewegt.

Ganz ähnlich ist es bei längeren Tauchzeiten. Tauchen wir solange, dass beim Auftauchen die Einhaltung von Deko-Stopps erforderlich wird, erhöht dieses das Risiko für eine Dekompressionserkrankung, selbst dann, wenn die Austauchvorschriften strikt eingehalten werden.

Tauchprofil

Auch wenn heutige Studien in eine andere Richtung zielen, gilt immer noch, dass ein Tauchprofil so gestaltet werden sollte, dass die größte Tauchtiefe zu Beginn des Tauchgangs erreicht wird und danach zunehmend flachere Wassertiefen aufgesucht werden. Andere Tauchprofile haben zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die N2-Sättigungsphysiologie mit zum Teil deutlich vermehrter N2-Blasenbildung.

Schwere Arbeit

Wird unter Wasser schwere Arbeit verrichtet, verändert sich das N2-Sättigungsverhalten einzelner Gewebe durch die insgesamt angeregte Herz-Kreislauf-Tätigkeit und die vermehrte Muskeldurchblutung zum Teil erheblich. Das gilt natürlich auch für das Verhalten während der Dekompression und nach Ende des Tauchgangs. Auch hier sollten schwere Arbeiten, schnelles Flossenschwimmen oder gymnastische Übungen unterbleiben. Bei derartigen Belastungen kann es ggf. durch die verstärkte Muskeldurchblutung kurzeitig zu einem massiven Auftreten von N2-Blasen im venösen Blut kommen.

Aufstiegsgeschwindigkeit

Die Aufstiegsgeschwindigkeit zum Ende eines Tauchgangs ist wie die Dekompressionsstufen selbst ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Dekompressionsvorschriften. Werden die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten deutlich über- oder unterschritten, so hat dies direkte Auswirkungen auf die N2-Sättigungsphysiologie und die Tendenz zur Blasenbildung. Fast alle modernen Dekotabellen fordern auf den letzten 10 Metern bis zur Oberfläche eine Aufstiegsgeschwindigkeit von unter 10 m/min. Im Klartext bedeutet das, dass z.B. der Aufstieg von 3 m Tiefe zur Oberfläche ca. 20 s dauern soll!

Sicherheits-Stopp

Allgemein wird heute für jeden Tauchgang die Einhaltung eines Sicherheits-Stopps vor dem Aufstieg zur Wasseroberfläche gefordert. Die Empfehlungen bewegen sich zwischen 3-5 min auf 3-6 m Wassertiefe.

Null-Zeit

Nur noch einmal zur Erinnerung: Als Nullzeit bezeichnet man die Zeit, die in einer bestimmten Tiefe getaucht werden kann, ohne dass Deko-Stopps erforderlich werden. Die Null-Zeit beginnt mit dem Verlassen der Wasseroberfläche und endet mit dem Beginn des Aufstiegs, wenn mit der vorgeschriebenen Auftauchgeschwindigkeit aufgestiegen wird. Steigt man aber langsamer als vorgeschrieben auf (z.B. unter 10 m/min), so ist die gesamte Zeit bis zum Erreichen der Sicherheits-Stopp-Tiefe zu berücksichtigen.

Wiederholungs-Tauchgänge

Was ist ein Wiederholungstauchgang? Die richtige Antwort ist, jeder Tauchgang für den sich lt. Tabelle ein Zeitzuschlag ergibt. Nach Beendigung eines Tauchgangs besteht in den verschiedenen Geweben je nach Sättigungshalbwertszeit noch für Minuten bis hin zu Stunden eine gewisse Restübersättigung mit N2. Deshalb müssen sogenannte Wiederholungstauchgänge, d. h. Tauchgänge eines nicht komplett entsättigten Tauchers, hinsichtlich der erforderlichen Dekompression anders berechnet werden.

Hierbei sollte auch beachtet werden, dass bei der Planung von Wiederholungstauchgängen nach ausgedehnten, tiefen Ersttauchgängen mit einem erheblichen N2-Blasenaufkommen und entsprechender Verlegung der Lungenkapillaren, mit einer langsameren N2-Entsättigung während der Oberflächenpause gerechnet werden muss, als in der Dekompressionstabelle angenommen wird.

Oberflächenpause

Nach üblichen Sporttauchprofilen ist die N2-Entsättigung durch erhöhtes N2-Blasenaufkommen in der Lunge besonders während der ersten drei Stunden nach Tauchgangsende verzögert. Die während eines vorangegangenen Tauchgangs entstandenen N2-Blasen oder wandständigen Blasenkerne können in der Dekompressionsphase nach einem Wiederholungstauchgang zu einem frühzeitigen und vermehrten Auftreten von weiteren N2-Blasen führen.

Je länger die Oberflächenpause zwischen zwei Tauchgängen ist, umso eher entsprechen die Voraussetzungen des Wiederholungstauchgangs einem Einzeltauchganges. Von einer kompletten Wiederherstellung des Fließgleichgewichtes für die N2-Sättigung der einzelnen Körpergewebe kann bei Sporttauchgängen in der Regel nach einer Tauchpause von 24 Stunden ausgegangen werden.

Non-Limit-Tauchen

Viele Taucher buchen einen reinen Tauchurlaub oder nehmen an einer Bootssafari zu entlegenen Riffen oder Tauchspots teil. Hier wird dann 2-, 3- oder gar 4-mal am Tag abgetaucht. Selbst wenn man sich immer an alle Regeln hält und die nicht zu vermeidenden Dekostops brav absitzt, so birgt das Non-Limit-Tauchen große Risiken. Natürlich ist es empfehlenswert, frühzeitig die Anzahl des Ab-, vor allem des Auftauchens zu vermeiden, indem man mal auf den einen oder anderen Tauchgang verzichtet. Werden über mehrere Tage hintereinander Wiederholungstauchgänge durchgeführt, wird dringend empfohlen, nach spätestens fünf bis sechs Tauchtagen einen freien Tag zur kompletten Entsättigung einzulegen. An diesem Tag sollten dann auch keine Apnoetauchgänge oder große Anstrengungen durchgeführt werden, sondern Ruhe und Entspannung angesagt sein.

Restrisiko

Im Ganzen ist das Sporttauchen eine recht sichere Freizeitbeschäftigung, solange die „Spielregeln“ eingehalten werden. Auch aus Sicht der Versicherungen ist Tauchen im Vergleich mit anderen Sportarten kaum mehr eine Risiko-Sportart. Die Unfallrate beim Reiten ist z.B. deutlich höher als beim Tauchen. Schweregrad und mögliche Spätfolgen der Unfälle in diesen sehr unterschiedlichen Sportarten sind dabei durchaus vergleichbar.

Risikosportarten Rangliste am Beispiel der Schweiz (aktuelle Zahlen sind ähnlich):

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und trotz eines sicherheitsorientierten Tauchens lässt sich eine absolute Sicherheit mit einem Null-Risiko für das Auftreten einer Dekompressionserkrankung aber nicht erreichen. Wer diesen Sport ausübt, muss die Existenz eines geringen Restrisikos akzeptieren, so wie er auch die Möglichkeit eines tödlichen Autounfalls, eines Bahnunglücks oder eines Flugzeugabsturzes akzeptieren muss.

Bei der Vielzahl von Faktoren, die bei N2-Sättigung, -Entsättigung und -Blasenbildung eine Rolle spielen, werden schnell die Schwierigkeiten klar, die bei dem Versuch auftreten, eine „sichere“ Dekompressionstabelle zu erstellen. Daher können auch Tauchtabellen nur statistisch als sicher angesehen werden. Sie bieten jedoch nie eine absolute Garantie gegen das Auftreten von Dekompressionserkrankungen.

Doch schauen wir uns die Praxis mal an. Wo und wann sieht man mal jemanden mit einer Tauchtabelle sitzen, der seine Tauchgänge plant. Fast alle binden sich einen Tauchcomputer an den Arm und tauchen los. Oft sogar ohne irgendein Grundlagenwissen, was das Ding einem so anzeigt und sagen will. Deshalb schauen wir uns das echte Taucherleben und seinen Computer mal genauer an.

Tauchen mit einem Tauchcomputer

Solange es Dekompressionsvorschriften gibt, gibt es auch das Bestreben der Taucher, ihre Tauchgänge möglichst lang und die erforderlichen Dekompressionszeiten möglichst kurz zu gestalten, um den Aufenthalt unter Wasser möglichst lange gestalten und den mitgebrachten Luftvorrat möglichst gut für einen interessanten und erlebnisreichen Tauchgang nutzen zu können.

Für das Berufstauchen stellen die modernen Dekompressionstabellen zur Zeit eine befriedigende Lösung dar, da in der Berufstaucherei tatsächlich häufig rechteckförmige Tauchgänge mit dem Aufenthalt in einer konstanten Tiefe über eine gewisse Zeit durchgeführt werden, wie sie auch den theoretischen Überlegungen der Dekompressionstabellen zugrunde liegen.

Im Gegensatz zu den klassischen Berufstauchern führen Sporttaucher (aber auch Forschungstaucher, Rettungstaucher etc.) in den seltensten Fällen reine Rechtecktauchgänge durch, üblich ist vielmehr ein mehrfacher Wechsel der Tauchtiefe. Solche Tauchgänge nennen wir Multi-Level-Tauchgänge.

Führt ein Sporttaucher nach einem solchen Tauchgang die Dekompressionsberechnung mit Hilfe einer Tabelle durch, so ist er gezwungen, die gesamte Tauchzeit bis zum Beginn des Aufstiegs und die maximal erreichte Tauchtiefe zugrunde zu legen. Die aus der Tabelle abgelesene erforderliche Dekompressionszeit ist hierbei länger als es den tatsächlichen Erfordernissen dieses Tauchgangs entspricht, da während eines Großteils des Tauchgangs das N2 im Körper unter einem wesentlich geringerem als dem Maximaldruck in die Körpergewebe diffundiert ist und so die gesamte N2-Sättigung geringer ist, als für die Tabellenberechnung angenommen.

Versuche, mögliche Einsparungen der Dekompressionszeit mit Hilfe von Tabellen zu berechnen, sind aufwendig, relativ unübersichtlich, erfordern eine sehr genaue Planung des Tauchgangs und bergen ein hohes Risiko von Rechenfehlern.

Die Lösung dieses Problems liegt in einer automatischen Erfassung von Tauch-Tiefe und -Zeit mit einer kontinuierlichen Berechnung der aktuellen N2-Sättigung und -Entsättigung. Die in den Dekompressionstabellen angegebenen Deko-Stufen werden mit Hilfe von speziellen Verfahren (Algorithmen) berechnet, die die N2-Sättigung und -Entsättigung in den verschiedenen Geweben nachvollziehen. Mit einem solchen, auch den Dekotabellen zugrunde liegenden Verfahren berechnet ein Tauchcomputer in sehr kurzen Zeitabständen immer wieder die aktuelle N2-Sättigung verschiedener „Modell“-Gewebe (Kompartimente) mit verschiedenen Sättigungshalbwertszeiten unter Berücksichtigung des aktuellen Drucks und der Zeit.

Neben diesen beiden Grundinformationen berücksichtigen einige Computer auch die Wassertemperatur für die Abschätzung der N2-Sättigung und -Entsättigung im Unterhautfettgewebe. Manche Computer bieten die Möglichkeit, zur berechneten N2-Sättigungssituation pauschale Sicherheitszuschläge zu machen. Nach Aufbereitung der verschiedenen Eingangssignale werden die Informationen der Recheneinheit zugeführt. Unter Berücksichtigung der gespeicherten aktuellen N2-Sättigung der verschiedenen Gewebe wird die N2-Sättigung mit Hilfe der aktuellen Werte korrigiert und wieder abgespeichert.

Aufgrund der Gewebesättigungen wird ein Dekompressionsplan errechnet und angezeigt. Auf dem Display erscheint dann die verbleibende Null-Zeit, die gesamte erforderliche Dekompressionszeit und die Tiefe und Dauer des ersten erforderlichen Deko-Stopps.


Aladin One Matrix

Fast alle Computer verfügen über akustische und/oder optische Anzeigen der Aufstiegsgeschwindigkeit mit Alarmierung bei einer deutlichen Überschreitung des vom Computer maximal tolerierten Aufstiegstempos. Nur wenige Computer verfügen dagegen über die Möglichkeit, das Atemminutenvolumen zu berechnen, anhand dessen sich die Herzkreislaufbelastung schätzen und dies in die Berechnung der Stickstoffsättigung einfließen lässt.

Prinzipiell gelten für die Verwendung von Tauchcomputern die gleichen Rahmengbedingungen, die wir bereits für die Verwendung von Dekompressionstabellen angesprochen haben. Den Berechnungen der Tauchcomputer liegen nämlich die gleichen Algorithmen zugrunde, auf denen auch die Dekompressionstabellen beruhen. Ein Teil dieser Rahmenbedingungen lässt sich durch den Computer kontrollieren, wie zum Beispiel die Umgebungstemperatur, maximale Tiefe, Tauchzeit, Profil des Tauchgangs (erst tief, dann flach), Anstrengung unter Wasser (indirekt über den Luftverbrauch), Aufstiegsgeschwindigkeit und Oberflächenpause.


Scubapro Galileo

Aber ein Großteil der wichtigen Rahmenbedingungen ist weiterhin vom Taucher selbst zu beachten, da sie bis heute vom Computer nicht erfassbar und berechenbar sind. Man denke da besonders an die körperliche Fitness, das Verhalten vor dem Tauchgang, das Verhalten nach dem Tauchgang usw.

Es gibt bei einigen Computern die Möglichkeit die Rechner konservativer einzustellen, das ist zumindest bei einigen tauchenden Kollegen sehr anzuraten, besonders bei hohem Luftverbrauch, Erkrankungen oder Adipositas. Doch grade diese Taucher sind oft uneinsichtig und vertrauen auf wen? Auf Gott? Natürlich nicht, sondern ihrem Heiligtum am Arm.

Jeder muss und soll natürlich für sich selbst entscheiden, nur die Grundlagen, die im Beginnertauchkurs gelernt wurden, gelten weiterhin.

  • Nicht unbedingt die Nullzeit voll ausreizen
  • Optimal nur Nullzeittauchgänge durchführen
  • Tauchen Alle mit unterschiedlichen Computern, so richtet man sich nach dem konservativsten

Ein kurzer Blick in die aktuelle Gegenwart der Möglichkeiten

Shearwater Petrel

TEC ist in, TEC sieht cool aus. Viele Sporttaucher suchen immer neue Herausforderungen und gegeben sich in die Welt des TEC-Tauchens. Oft ohne zu wissen, was eigentlich damit gemeint ist. TEC-Tauchen heißt nur, dass man sich für bestimmte Tauchgänge TEChniken aneignen, also richtig erlernen, muss, um diese sicher und stressfrei durchzuführen. Deshalb finden wir heute am Markt auch immer mehr Computer, die diesen Ansprüchen genügen. Egal ob es nun ein Ratio, Shearwater oder Weihkamp ist. Diese Computer haben einiges gemeinsam: ein tolles Display, unglaublich viel,was man einstellen kann und sie sind nicht gerade billig.


Scubapro G2 HUD

Wen das Display wegen der genialen Ablesbarkeit gefällt und der Preis nicht abschreckt, kauft sich als Sporttaucher auch schon mal so einen Computer. Doch entgegen den ausgebildeten TEC-Tauchern, wie Nitrox Advanced-, Trimix-, Höhlen- oder CCR-Tauchern, hat ein „normaler“ Sporttaucher sich eher nicht mit den Dekompressionsmodellen und den physiologischen Auswirkungen der beteiligen Atemgase auseinandergesetzt. So fehlt ihm dann die Kenntnis darüber, wie man sinnvoll diese Art der Tauchcomputer richtig einstellt.

Diese Taucher sollten sich überlegen Workshops über Dekompression oder einen Kurs wie „Dekompression Procedures“ zu besuchen, um ihr Hintergrundwissen zu erweitern, bevor sie an ihrem neuen Spielzeug auf die Idee kommen, Grundeinstellungen zu verändern, oder Dekompressionsmodelle auswählen, weil sich der Name toll anhört.

An dieser Stelle wollen wir nicht weiter in die Tiefe gehen, doch zumindest den einen Begriff kurz betrachten, den man am Tauchplatz immer wieder hört:

Gradientenfaktoren

Dieser Begriff tritt immer wieder im Zusammenhang mit den angesprochenen heutigen leistungsfähigen und von Anwender einstellbaren Tauchcomputer auf. Grundlage ist das aktuelle Dekompressionsmodel von Bühlmann mit 16 verschiedenen theoretischen Geweben (Kompartimenten), die sich während der Kompressions- und Isopressionsphase mit Inertgas aufsättigen. In der Dekompressionsphase werden diese eingelagerten Inertgase (in Lösung befindlichen Gase) wieder abgebaut. Besser gesagt: Müssen abgebaut werden.

Die wichtige Frage ist nun, wie schnell darf das Inertgas während der Auftauchphase (die Dekompressionsphase), wo der Umgebungsdruck reduziert wird, ausgasen ohne dass es zu Dekompressionsproblemen oder -unfällen führt.

Und hier kann man nun mit der Einstellung an seinem Computer über die Gradientenfaktoren selbst entscheiden, wie sicher man dekomprimieren will.

Die Gradientenfaktoren gehen zurück auf Erik. C. Baker. Sie geben, vereinfacht gesagt, eine Art von Sicherheitsabstand zu maximal erlaubten Übersättigungen an. Diese maximal erlaubten Übersättigungen sind genau die Werte, die Bühlmann mit seinen Formeln berechnet hat. Erik C. Baker hat diese maximalen Übersättigungen mit Hilfe von 2 Faktoren, die er “Gradient Faktor Low” und “Gradient Faktor High” nennt, modifiziert.
Hierbei regelt der „Gradient Factor Low“ (GF Lo) die erlaubte Übersättigung auf dem ersten, tiefsten Dekostop. Ein Wert von z.B. 20 bedeutet 20% der maximalen Übersättigung und damit einen Sicherheitsabstand von 80% (= 100% – 20%) zur maximal möglichen Sättigung. Je kleiner der Wert von GF Lo ist, je tiefer wird der erste Dekostop errechnet. Im Klartext bedeutet das, dass über einen kleinen Wert für den GF Lo “Deep Stops” erzwungen werden können.

Der „Gradient Factor High“ (GF Hi) regelt die maximale Übersättigung auf der letzten, flachsten Dekostufe. Ein Wert von z.B. 70 bedeutet hier, dass die Übersättigung nur 70% des maximalen Wertes erreichen darf. Je kleiner der GF Hi ist, je länger dauert der letzte Dekostop.

Werden beide Werte GF=100 gesetzt, werden streng nach Bühlmann gerechnet.

Wiederholungsfragen

1) Was verstehen wir unter einem Kompartiment in der Dekompressionstheorie?
a) Eine Auszeichnung für besondere taucherische Leistungen
b) ein theoretisches Gewebe
c) ein Gradientfaktor
d) ein Dekompressionsmodell

2) Was versteht man unter Halbwertszeit?
a) die halbe zur Verfügung stehende Nullzeit
b) die Zeitspanne in der ein theoretisches Gewebe zu 50% mit einem Inertgas gesättigt ist
c) die Zeitspanne in der ein theoretisches Gewebe zu 50% mit einem Inertgas entsättigt ist
d) die Zeitspanne in der ein theoretisches Gewebe zu 50% mit einem Inertgas gesättigt bzw. entsättigt ist

3) was versteht man unter einem M-wert?
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4) was sind Mikroblasen?
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5) Machen Tiefenstopps Sinn?
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6) Was versteht man unter einem RGBM Modell?
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7) Welche Vorteile / Nachteile einer Tauchtabelle kennen Sie?
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8.) Welche Empfehlung gibt es für Non-Limit-Taucher am Urlaubsort?
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9.) Was empfehlen Sie Ihrer Tauchgruppe / Tauchschüler beim Tauchen mit einem Tauchcomputer?
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10) Was versteht man unter Gradientenfaktoren?

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Kapitel 5 – So ganz ohne Technik geht es nicht

Die Ausrüstung hat sich in den Jahren, seitdem es Sporttauchen in die Sparte „Breitensport“ geschafft hat, stets weiterentwickelt. Dadurch ist Tauchen heute ein sehr sicherer Sport.
Sicherheitsaspekt Ausrüstung

Vor allem die Ausrüstung trägt zum Schutz des Tauchers bei. Wenn man die normale Ausrüstung wie Maske, Flossen und Schnorchel außen vorlässt, ist das Wichtigste sicherlich die Luftversorgung und die dazugehörenden Überwachungsinstrumente.

Der fortgeschrittene Taucher sollte deshalb ein paar Grundlagen kennen, die richtige Auswahl der Ausrüstung treffen, eine sinnvolle Konfiguration zu kennen und seinen Tauchpartnern ggf. nützliche Tipps geben und natürlich als Vorbild auf eine vollständige und funktionierende Ausrüstung zu achten.

In diesem Kapitel schauen wir uns deshalb die wesentlichen Ausrüstungsteile an:

Druckluftflasche

Pressluftflaschen tragen auf dem Flaschenhals bestimmte eingestempelte Markierungen. Diese variieren von Land zu Land, einige sind jedoch typischerweise immer vorhanden:
TÜV-Stempel, in Deutschland im Zuge der Europäisierung etwas verworren, jedoch hat sich jetzt eine für deutsche Bürokraten vertretbare Lösung durchgesetzt. So muss eine Stahl-Tauchflasche nun alle 2,5 Jahre beim TÜV vorgestellt werden und der nimmt eine Überprüfung vor. Liegen keine Beanstandungen durch Rost, Dellen und Beulen oder sonstiger Art vor, wird das Datum der nächsten fällig werden.

Überprüfung in die Flasche eingeschlagen. In Europa gelten 5 Jahre Frist, in denen die Flasche getüvt werden muss. In Deutschland hat man sich wie gesagt darauf eingelassen, nach maximal 2,5 Jahren eine Innen- und Außenbesichtigung und Gewichtsprüfung vorzunehmen, man bekommt den Stempel „I“ für seine Flasche und nach weiteren maximal 2,5 Jahren erfolgt dann eine Innen- und Außenbesichtigung, Gewichtsprüfung und Druckprüfung (Festigkeitsprüfung), ist alles OK, bekommt man den Stempel „F“. Die TÜV-Kennzeichnung erfolgt dann mit Einschlagstempel (Prüfdatum und TÜV-Stempel) oder TÜV-Aufkleber.

Der Betreiber muss Einsatzart und Prüffrist selbst überwachen.

Bei Aluminiumflaschen beträgt der Zeitraum 5 Jahre, so wie in allen anderen EU-Ländern auch. Dieser auch in Deutschland akzeptierte längere Zeitraum begründet sich darin, das Aluminium weniger anfällig für Korrosion ist. Da Aluminium aber eine geringere Materialfestigkeit als Stahl hat, sind die Wände dicker und deshalb die Flasche größer.

Festgelegt wurde für Atemluftflaschen eine weiße Lackierung mit einem schwarzen Ring an der Schulter und u.a. der Kennzeichnung: Druckluft TG, Angabe des Gewichtes der Flasche ohne Ventil, der Prüfdruck (das 1,5-fache des Fülldruckes) und das Füllvolumen.

Die TÜV-Überprüfung kann wie folgt ablaufen: Die Flasche wird in ein Wasserbad gesetzt und der Tester misst das Volumen der Flasche. Als nächstes wird die Flasche mit Wasser gefüllt und unter einen höheren Druck gebracht als der Fülldruck, wobei die Ausdehnung der Flasche gemessen wird. Nachdem der Druck abgelassen wurde, wird das Volumen der Flasche erneut gemessen und geprüft, ob sie das ursprüngliche Volumen wieder erreicht hat. Die Druckprüfung wird ergänzt durch eine Gewichtsprüfung. Bei bedenklichen Abweichungen, die durch Rostfrass entstanden sein können, wird die Flasche aus dem Verkehr gezogen.

Bestimmte Umstände können Tauchflaschen schwächen, bevor sie das nächste Mal zum TÜV müssen. Wenn z.B. Rost durchs Sandstrahlen oder Rommeln entfernt wurde, die Flasche äußerlich beschädigt wurde oder eine Erwärmung über 82°C erfolgte (Einbrennlackierung). Unabhängig davon sollte jährlich eine visuelle Inspektion (innen und außen) erfolgen. Hierbei wird nach äußeren Beschädigungen oder Korrosion und, in Verbindung mit dem Ventil, nach galvanischen Reaktionen geschaut.

Ventile

Das einfachste Ventil ist ein Auf-/Zu-Ventil und ist zurzeit das Gebräuchlichste. Ventile, die in Deutschland zum Einsatz kommen, besser gesagt gefüllt werden sollen, müssen eine Bauartzulassung haben. Beim Kauf einer Tauchflasche bekommt der Erwerber eine Konformitätserklärung ausgehändigt. Diese Bescheinigung ist so etwas wie der Fahrzeugbrief bzw. Fahrzeugschein.

Alle wichtigen Faktoren der Flasche sind hierauf vermerkt, auch welches Ventil mit dieser Flasche verwendet werden kann.

Streng genommen muss bei jedem Füllvorgang diese Erklärung vorgelegt werden, damit der Befüller neben dem TÜV-Stempel kontrollieren kann, ob dieses Ventil überhaupt für diese spezielle Flasche zugelassen ist. Ist das nicht so, darf er letztendlich nicht befüllen. Aber wie gesagt: streng genommen….

Ein anderer Typ Tauchflasche hat eine mechanische Reserveschaltung. Es hat einen Mechanismus mit einer unter Spannung stehenden Metallfeder, der bei Aktivierung (Kipphebel oben) verhindert, dass der Druck unbemerkt unter 20-50bar fällt, indem die Luftzufuhr eingeschränkt wird. Das macht den Taucher auf den gesunkenen Flaschendruck aufmerksam, er zieht dann den Hebel in die untere Position und die Reserveluft wird freigegeben. Dieses Ventil ist eine Warneinrichtung, extra Luft gibt´s nicht! Durch Aufkommen der Finimeter verloren diese Reserveschaltungen allerdings an Bedeutung. Beim Füllen ist darauf zu achten, dass der Hebel in der oberen Position steht.

Automatische Reserveschaltung

Eine automatische Reserveschaltung besteht aus einem federbelasteten Ventil, das bei Erreichen von 25% des zulässigen Fülldrucks die weitere Luftzufuhr unterbricht. Von Hand kann über eine Stange oder ein Seil das Reserveventil geöffnet werden, welches aber erst nach Erreichen des Reservedrucks einrastet.

Wenn der Flaschendruck größer als der Reservedruck ist, gelangt der Druck über ein Ventil in das Reservegehäuse und drückt dort einen Schließkolben gegen die Kraft der Reservefeder vom Ventilsitz weg, sodass die Luft durch die Ausgangsbohrung zum Atemregler gelangen kann. Eine Arretiervorrichtung, die durch den an dieser Stelle geschlitzten Schließkolben führt, ist in diesem Betriebszustand frei beweglich, d.h. sie kann nicht einrasten, was beim Betätigen der Reserve spürbar ist. Durch diese Funktion wird verhindert, dass die Reserveschaltung bereits vor Erreichen der Widerstandswarnung eingeschaltet werden kann. Beim Erreichen des Reservedrucks schließt die eingestellte Feder das Reserveventil und unterbricht zunächst die Luftzufuhr. Jetzt kann durch Ziehen an der Reservebestätigung der Schließkolben wieder vom Ventilsitz abgehoben werden, indem ihn die Arretiervorrichtung über eine schräge Rampe wegdrückt und schließlich durch Einrasten einer Nase am Ende des Schließkolbens fixiert. Nach Ziehen der Reserve ist es wichtig, ein paar Atemzüge die Reserve gezogen zu halten, bis sie richtig einrastet.

Transport der Tauchflasche

Auch hier ist es in Deutschland ein wenig anders als anderswo. In der EU gilt eigentlich die Accord européen relatif au transport international des marchandises Dangereuses par Route (ADR), oder auf gut deutsch:

  • Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße

In Deutschland dagegen gilt die Gefahrgutverordnung Straße (GGVS) und die muss eingehalten werden.

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für Beförderungen gefährlicher Güter, die von Privatpersonen durchgeführt werden, sofern diese Güter einzelhandelsgerecht abgepackt sind und für den persönlichen oder häuslichen Gebrauch oder für Freizeit und Sport bestimmt sind, vorausgesetzt, es werden Maßnahmen getroffen, die unter normalen Beförderungsbedingungen ein Freiwerden des Inhalts verhindern. (Transportsicherung nach § 22 StVO). Kommerzielle Tauchschulen fallen nicht darunter.

Vereine und Clubs gelten als aus Privatpersonen bestehende Interessen-gemeinschaft. Auch ein Taucher, der für andere Taucher in seinem Auto die Flaschen transportiert, gilt als Privatperson. So kann also z.B. ein freiberuflicher Tauchlehrer (egal ob Verein oder kommerzielle Tauchschule) bei der Fahrt zur Ausbildung die benötigten Flaschen für sich und die Tauchschüler transportieren. Dabei ist nur die Höchstgrenze (1000kg Gesamtmasse, größte Verpackungseinheit unter 450 kg) zu beachten.

Zu beachten ist aber, dass ein gültiger TÜV-Stempel auf der Tauchflasche vorhanden sein muss. Die Verschlussventile müssen wirksam mit Schutzkappen oder Schutzkragen geschützt sein (Blindstopfen ist nicht ausreichend!), ggf. ist ein Gefahrzettel mitzuführen, ein Gefahrgutaufkleber (grüne Raute) muss auf dem Drucklufttauchgerät (DTG) aufgeklebt sein. Beim Verladen des DTGs muss der Motor abgestellt sein.

Das DTG muss beim Transport gegen Umkippen, Herabfallen, Verrutschen usw. gesichert sein, so dass ein sorgsamer Transport des Drucklufttauchgerätes gewährleistet ist. Bei langen Transporten ist das DTG zu entleeren.

Hinweise zu Tauchflaschen

Solange der Taucher mit Leihflaschen hantiert ist auffällig, dass es mit der Sorgfalt nicht weit her ist, spätestens nach Erwerb einer eigenen Flasche kann man beobachten, dass Taucher mit IHREN Flaschen ganz anders umgehen. Aber letztendlich ist das mit allen Ausrüstungsteilen so.

Um ein bisschen länger Freude mit seiner Flasche zu haben, sollte bei einer Außenreinigung möglichst der Atemregler montiert und das/die Ventile geöffnet werden, bis die Atemregler unter Druck stehen, dann Ventile schließen und die Flasche reinigen. Wird der Atemregler dabei drucklos, öffnet man wieder kurz das Ventil um Druck auf die Schläuche zu bekommen.

Ventile sollten immer vorsichtig und gewaltfrei geöffnet bzw. geschlossen werden, da man sonst die innenliegenden Bauteile (Ober- und Unterspindel) beschädigt, ja sogar zerstört.

In Tauchflaschen sollte auch immer etwas Restdruck belassen werden und man sollte sie niemals komplett entleeren. Es besteht ansonsten Gefahr, dass Feuchtigkeit in die Flasche eindringt und die Flasche von Innen zu Rosten beginnt.

Nach Benutzung der Flasche sollte man die Ventile kurz freiblasen, um Restfeuchtigkeit aus dem Ventil zu pusten und unbenutzte Ventile müssen mit Blindstopfen abgedichtet werden.

Kompressor

Ein Kompressor ist ein Gerät, das, wie man vielleicht schon dem Namen entnehmen kann, zur Kompression von Gasen dient. Im Tauchsport wird er verwendet, um Tauchflaschen mit dem benötigten Atemgas zu befüllen.
Ein Kompressor verdichtet dabei angesaugte Umgebungsluft in 3 oder 4 Stufen auf einen Druck von 200 bar bis 300 bar. Eine Kompression stufenweise durchzuführen ist deshalb erforderlich, weil sich die Luft beim Verdichten stark erwärmt und deshalb nach jeder Stufe wieder gekühlt werden muss.

Die so hergestellte Druckluft, im allgemeinen Sprachgebrauch auch „Pressluft“ genannt, wird durch Filterung über Aktivkohle und Trocknung mittels Molekularsieben zu Atemluft aufbereitet. Saubere Luft (pure air) ist eine Grundvoraussetzung für sicheres Tauchen. Wie Atemluft beschaffen sein muss, ist in der Norm DIN EN 12021 festgelegt. Es gibt dabei Grenzwerte, die zu beachten sind und nicht überschritten werden dürfen. Deshalb ist eine regelmäßige Überprüfung des Produktes Atemluft jedem Betreiber zu empfehlen und anzuraten.

Grundvoraussetzung um die Garantie für pure air zu erlangen ist eine regelmäßige Wartung und Pflege des Kompressors.

Grenzwerte für Verunreinigungen in der Atemluft:

  • Kohlenmonoxid (CO) max. 15 ml pro m3
  • Kohlendioxid (CO2) max. 500 ml pro m3
  • Wasser (H2O) max. 25 mg pro m3 aus dem Kompressor,
    50 mg pro m3 in der Flasche , 35 mg pro m3 bei 300 bar
  • Öl 0,5 mg pro m3 aus dem Kompressor

Einen Kompressor betreiben

Nicht nur wegen der extrem hohen Drücke ist der Kompressorbetrieb eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Fehler, die beim Füllen gemacht werden, können später beim Tauchgang verhängnisvolle Folgen haben. Dazu gehören die klassischen Fehler, wie z.B. die Ansaugung von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid aus Abgasen oder die Überschreitung der Filterstandzeiten, wodurch Feuchtigkeit in die Flaschen gelangen und zu einer Vereisung des Atemreglers führen kann. Durch Feuchtigkeit in Tauchflaschen können diese Innen rosten, das Flaschenventil und den Atemregler in Mitleidenschaft gezogen werden.

Sollte der Rostbefall schon fortgeschritten sein, wird der TÜV diese Flasche natürlich auch aus dem Verkehr ziehen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die rechtliche Einschätzung, denn ein Kompressorbetreiber ist gleichzeitig Hersteller im Sinne des Produkthaftungsgesetzes geworden. Im Fall eines Tauchunfalls wird in der Regel auch fast immer die Flaschenluft analysiert.

Sollte sie Mitauslöser des Unfalls gewesen sein, muss sich der Füllende (Betreiber) dafür verantworten.

Aufstellen eines Kompressors

Grundsätzlich gelten für das Errichten und den Betrieb einer stationären Füllanlage zahlreiche Gesetze, Verordnungen, technische Regeln und Normen. Diese Bestimmungen sind regional sehr unterschiedlich. Beabsichtigt jemand eine stationäre Füllanlage zu errichten, ist dringend anzuraten, sich vor der Aufstellung beim Gewerbeaufsichtsamt oder TÜV über die örtlichen Forderungen zu informieren. Das Ganze gilt natürlich auch für Kompressoren in einem Verein und nicht nur für Gewerbetreibende. Auch hier gibt es große regionale Unterschiede und Grauzonen. Selbst wenn keine Genehmigung erforderlich ist und beantragt werden muss, sollten alle der Sicherheit dienenden Vorschriften und Regeln beachtet werden.

Bei einem mobilen Kompressor sieht alles wieder ganz anders aus. Doch auch für diese Betriebsform gelten Regeln und Vorschriften, die zwingend einzuhalten sind:

  • Der Boden (Untergrund unter dem Kompressor) muss eben, standfest, staubfrei und der Belastung durch den Kompressor angepasst sein.
  • Der Kompressor sollte im Schatten so aufstellt werden, dass die Windrichtung den Kühlluftstrom unterstützt und die Auspuffgase nicht angesaugt werden können.
  • Es muss ein knicksicherer Luftansaugschlauch am Kompressor sicher befestigt werden, dabei sollte er so hoch wie möglich, trocken und gegen die Windrichtung aufhängt sein.
  • Vor dem Aufstellen muss man kontrollieren, ob andere Sauerstoffverbraucher oder Kohlendioxiderzeuger (offene Feuer, verkehrsreiche Straße usw.) sich in der Nähe befinden oder eine Geruchsbelästigung festzustellen ist.
  • Hilfreich ist es, wenn man in der Nähe einen kleinen Kontrollwimpel zur Prüfung der Windrichtung während des Füllens anbringt.
  • Zu guter Letzt gilt wie immer, dass der Umweltschutz zu beachten und Lärmbelästigungen zu vermeiden sind.

Vor dem Befüllen sind dann einige Startvorbereitungen zu treffen. Luftansaugfilter und Filterpatrone müssen anhand des Logbuches ebenso geprüft werden wie Ölstände und ggf. Treibstoff (es gibt auch Elektroantriebe). Die Kondensatablassschrauben am Kompressor müssen für den Start geöffnet werden, um den Anlaufwiderstand herabzusetzen.

Die zu füllenden Flaschen müssen geprüft werden, ob sie bedenkenlos angeschlossen werden können. Der äußere Zustand (Rost, Korrosion, Beulen, etc.), das Flaschenventil und wichtig die Kennzeichnung (TG, AG, TÜV-Stempel und Frist) müssen gecheckt werden. Auch sollte überprüft werden, ob man irgendetwas aus dem Inneren der Flasche hört. Durch Anheben und Kippen der Flasche kann man ggf. Rieselgeräusche (Rost) oder Wasser im Inneren der Flasche feststellen.

Ist alles in Ordnung öffnet man kurz das Ventil, um Wasser und Schmutz aus dem Gewinderaum zu blasen, weil diese sonst beim Füllen in die Flasche gelangen. Ist eine Flasche vollkommen leer, muss das Ventil demontiert und das Flascheninnere auf Feuchtigkeit geprüft werden.

Nun kann die Flasche an der Füllarmatur anschlossen werden, wobei das Ventil noch geschlossen bleibt.

Füllen der Flasche

Nachdem der Kompressor eingeschaltet ist und der Motor angelaufen ist, müssen die Kondensatablasshähne geschlossen werden. Bei einem Kompressor der Firma Bauer ist ein Freiflugkolben in der letzten Stufe verbaut, daher gibt es am Anfang (max. 5sec.) nagelnde Geräusche.

Nach dem Starten werden die Füllarmatur und das Flaschenventil langsam geöffnet und man muss den Druckmesser an der Füllarmatur beobachten. Einige Zeit muss er bei NULL stehen bleiben, dann steigt er relativ schnell auf etwa 150 bar an und steigt danach langsam weiter bis zum Enddruck (ca. 225 bar). Ist eine automatische Abschaltung verbaut, passiert genau das was passieren soll, der Kompressor schaltet ab. Ohne eine solche Automatik, öffnet sich ein Sicherheitsventil, weil der Druck nicht weiter ansteigen darf. Versagt hierbei irgendetwas, muss manuell abgeschaltet werden.

Durch die Kompression der Luft fällt die in der Ansaugluft (Umgebungsluft) immer enthaltene Feuchtigkeit als Kondensat aus und muss in regelmäßigen Abstanden (je nach Temperatur alle 10 min bis 20 min) abgelassen werden.

Vergisst man das Ablassen, kann das Kondensat in die nächste Verdichterstufe gelangen und sie schädigen. Kondensat muss aus Umweltschutzgründen aufgefangen werden und entsprechend entsorgt werden, da in der Regel Ölspuren enthalten sind.

Ist der Enddruck erreicht, schließt man das Flaschenventil und entlüftet die Füllarmatur. Die befüllte Druckluftflasche kann nun von der Füllarmatur entfernt werden und muss dann gekennzeichnet und sicher gelagert werden.

Abschließend schaltet man den Kompressor unter vollem Druck aus, um Undichtigkeiten, die vorher durch die Laufgeräusche übertönt wurden, zu erkennen. Nun muss noch das Kondensat vollständig abgelassen und die Fülldaten im Logbuch (Kompressor- Betriebsbuch) eintragen werden.

Wer darf füllen?

Grundsätzlich haftet der Betreiber einer Anlage, in einem Verein der Vorstand. Deshalb achtet man in eigenem Interesse darauf, dass jeder der füllt entsprechend eingewiesen ist und diese Einweisung im Kompressorlogbuch vermerkt ist. Auffrischung ist jährlich empfohlen.

Grundsätzlich gilt zur Frage, wer füllen darf:

  • Personen über 18 Jahre
  • mit Sachkunde
  • mit Kenntnis der Betriebsanleitung und der Sicherheitsregeln
  • mit Zuverlässigkeit
  • Andere Personen nur unter Aufsicht!

Was darf gefüllt werden?

Auch wenn man es bereits gelesen hat, fassen wir es hier nochmals kurz zusammen:

  • Flaschen mit Inhaltsangabe „Pressluft“, „Druckluft“ oder „Atemluft“, „TG“ (Tauchgerät) oder „AG“ (Atemgerät) mit gültigem TÜV-Stempel und nicht abgelaufener Prüffrist
  • Stahl: Vollprüfung alle 5 Jahre, Zwischenprüfung nach 2,5 Jahren
  • Alu: Vollprüfung alle 5 Jahre, Zwischenprüfung nach 2,5 Jahren
  • Restdruck ca. 10 bar, sonst öffnen und auf Feuchtigkeit prüfen
  • einwandfreier Zustand, ohne Lochfraß, Rost, Beulen, Fremdkörper
  • bauartzugelassenes Ventil an der Flasche
  • Vorlage einer Konformitätserklärung

Konformitätserklärung – was ist das?

An dieser Stelle nur kurz ein paar Erläuterungen hierzu.

  • Zuerst wird eine Tauchflasche in Betrieb genommen, bevor man sie überhaupt befüllen darf.
  • Die Inbetriebnahme ist nicht die Baugruppen-CE-Konformitäts-Erklärung, diese erfolgt erst nach Feststellung, Beurkundung und Anbringung der Baugruppen-CE-Konformität.
  • Die Baugruppen-CE-Konformität besagt, dass die Baugruppe ( = Flaschenkörper + Ventil (+ evtl. Zweit-Abgang) oder 2x Flaschenkörper + 2x Ventil + 1x (Absperr-)Brücke))insgesamt die RL 97/23/EG erfüllen, zusammen passen und sinnvoll zusammen gehören. Diese erstellt für gewöhnlich der Händler (Großhändler), der die Baugruppe „Tauchflasche“ zusammenbaut. Hierzu gibt es eine Urkunde mit Nennung der Seriennummern aller verbauter Druckgeräte und eine unauslöschliche Anbringung an EINEM Druckgerät. (meistens am Flaschenkörper)
  • Die Erst-Inbetriebnahme sagt aus, dass die einzelnen Druckgeräte korrekt zur Baugruppe montiert sind, funktionieren und sicher betrieben werden können und neben dem fachkundigen Funktionstest auch die Betriebs-Anleitungen zu jedem einzelnen Druckgerät und zur Baugruppe vorliegen. Die Erst-Inbetriebnahme erfolgt bei einer „Zugelassene Überwachungsstelle ZÜS“ (in der Regel der TÜV).
  • Die Beurkundung erfolgt durch eine unauslöschliche Anbringung, wie z.B. durch Prägen, Stempeln, Nadeln, Ritzen, unkaputtbare Plakette, usw.
  • Bei Flaschenpaketen muss zusätzlich die Transport-Sicherheit nach EN 13769 bescheinigt sein.
  • Sämtliche Papiere müssen die Tauchflasche immer begleiten. Fast immer sind sie allerdings in einem Ordner beim Eigentümer zu Hause oder gar nicht vorhanden. Zu Wiederholungsprüfungen müssen sie allerdings vorgelegt werden, weil der TÜV kontrollieren muss, ob Veränderungen vorgenommen wurden.
  • Falls eine Tauchflasche nicht einmal eine Prägung der Baugruppen-CE-Konformität hat, hat entweder der Lieferant geschlampt oder der Nutzer hat sie selbst zusammengestellt. Die Füllstation wird in diesem Fall die Füllung verweigern.

Hinweise hierzu ergeben sich aus: RL 97/23/EG, der BetrSichV, sowie der EN13769.

Wo darf gefüllt werden?

Auch hierzu nochmal kurz eine Zusammenfassung:

  • Dort, wo niemand gestört wird – Umweltschutz!
  • Boden muss eben, staubfrei und der Belastung angepasst sein
  • Fluchtwege dürfen nicht eingeengt oder verstellt werden
  • Ort muss kühl, trocken und ausreichend belüftet sein
  • abgasfreie Umgebung, Rauchverbot

Aufbau und Funktionsweise

Nun schauen wir uns zum Abschluss an, wie ein Kompressor aufgebaut ist und funktioniert. Es gibt natürlich wie immer bei Maschinen verschiedene Hersteller und Funktionsweisen. Die weltweit bekanntesten Hersteller für Atemluftkompressoren im Tauchbereich sind sicherlich Bauer und L&M. Deshalb schauen wir uns das gängigste Funktionsprinzip an, einen dreistufigen Bauer-Kompressor.

Die Funktionsweise ist nachfolgend am Beispiel eines dreistufigen Kompressors erklärt:

  1. Die Ansaugung erfolgt über einen Vorfilter, der Staub zurückhält. Eventuell ist hier auch ein Schalldämpfer erforderlich, wenn das Ansauggeräusch stört.
  2. Luft wird über einen knicksicheren Schlauch mit ausreichendem Querschnitt zum Kompressor geführt. Wird der Schlauch verlängert, weil die Luft beispielsweise am Dach des Gebäudes angesaugt werden soll, muss der Querschnitt – nicht der Durchmesser – ausgehend vom Querschnitt des vom Kompressor vorgegebenen Ansaugstutzens alle 3 Meter verdoppelt werden. Bei sauberer Umgebungsluft können der Vorfilter und der Schlauch auch entfallen und durch ein kurzes Rohrstück ersetzt werden. Das gilt allerdings nicht für Kompressoren, die mit Verbrennungsmotoren angetrieben werden. Es darf kein Wasser in den Ansaugschlauch gelangen.
  3. Feinfilter, der staubförmige Verunreinigungen zurückhält. Er kann, jeweils um 90° gedreht, viermal verwendet werden, bevor er ersetzt werden sollte. Diese Intervalle richten sich nach dem Staubanfall in der Ansaugluft. Staub und Öl ergäben eine Schleifpaste, welche die Lebensdauer der Kolben und Zylinder herabsetzen würde.
  4. Erste Stufe mit Saug- und Druckventil: Die Luft wird auf etwa 6 bar komprimiert. Gleichzeitig wird hier die Leckluft (blow by) der einzelnen Stufen, die 5% bis 10% des Volumenstromes beträgt und in das Kurbelwellengehäuse gelangt, in die Ansaugung der ersten Stufe geführt. Der darin enthaltenen Ölnebel schmiert die Zylinderwandungen an der Kolbenoberseite. Bei Kompressoren, die sauerstoffangereicherte Luft (Nitrox) komprimieren, ist das riskant. Das angesaugte Öl muss über das Kondensat und den Filter vollständig wieder aus der Atemluft entfernt werden.
  5. Erster Zwischenkühler: Die Luft erwärmt sich durch die Kompression in der ersten Stufe auf etwas über 120°C über der Umgebungstemperatur. Die höchstzulässige Temperatur ist 165°C. Bei höherer Temperatur würden die Ölreste unter Umständen teilweise verbrennen und schädliche Gase erzeugen. In den vom Ventilator angeblasenen Kühlschlangen kühlt sich die Luft auf etwa 20°C über der Umgebungstemperatur ab.
  6. Überdruckventil der Druckseite der ersten Stufe: Es spricht an, wenn der Druck im ersten Zwischenkühler zu stark ansteigt, etwa weil das Saugventil der zweiten Stufe defekt ist.
  7. Zweite Stufe mit Saug- und Druckventil: Die Luft wird hier auf etwa 45 bar komprimiert. Die Temperatur steigt wiederum an.
  8. Zweiter Zwischenkühler: Die Luft wird wieder auf etwa 20°C über Umgebungstemperatur zurückgekühlt.
  9. Überdruckventil der zweiten Stufe
  10. Kondensatabscheider: Das bei der Kompression anfallende Kondensat besteht aus Wasser (Luftfeuchtigkeit) und Spuren von Öl aus der Schmierung. Es wird physikalisch über Sintermetalle oder Zentrifugalabscheider von der komprimierten Luft getrennt und kann manuell oder automatisch abgelassen werden.
  11. Dritte Stufe mit Saug- und Druckventil: Die Luft wird hier auf den Enddruck (225 bar bzw. 330 bar) komprimiert.
  12. Letzter Rückkühler: Die Luft wird wieder auf etwa 20°C über Umgebungstemperatur zurückgekühlt.
  13. Enddruck-Sicherheitsventil: Es begrenzt den Betriebsdruck auf 225 bar bzw. 330 bar.
  14. Kondensatabscheider: Er sollte möglichst gut gekühlt sein, damit die Luftfeuchte kondensiert und abgelassen werden kann. Alle Feuchte, die hier nicht abgeschieden wird, muss vom Trockenmittel adsorbiert werden und sättigt es.v
  15. Aktivkohlefilter zur Adsorption dampfförmiger Bestandteile wie beispielsweise Öl.
  16. Nachtrocknung der Luft durch stark hygroskopische Silikate (Molekularsieb) zur Verhinderung von Rost in den Druckluftflaschen und zum Schutz vor Vereisung des Atemreglers.
  17. Druckhalteventil: Es hat die Aufgabe, einen Druck von etwa 150 bar im Filterkreis zu halten, auch wenn eine leere Druckluftflasche zum Füllen angeschlossen wird. Dadurch verringert sich die Strömungsgeschwindigkeit im Filter und die Kontaktzeit mit dem Filtermaterial verlängert sich. Je höher das Druckhalteventil eingestellt ist, umso mehr Feuchte wird abgeschieden und die Filterstandzeit verlängert sich. Es dient gleichzeitig als Rückschlagventil, falls bei fast voller Flasche der Kondensatablasshahn des Filters geöffnet wird. Die Luft kann dann nicht über die Filter zurückströmen.
  18. Füllarmatur mit Manometer und Dreiwegehahn zum Füllen und Entlüften.
  19. Kondensatablasshähne (manuell oder automatisch)

Atemregler

Viele Hersteller von Tauchsportartikeln vertreiben auch Atemregler. Hier ist es schwer, einen generellen Grundsatz für Qualität festzulegen. Oft stimmt es, dass die preisgünstigsten Modelle nichts taugen, aber oft bezahlt man auch nur für den Namen, der draufsteht. Spricht man in einem Verein mit Tauchlehrern oder dem Vorstand des Tauchverbandes, dann ist meist nur der Atemregler gut, den er selbst taucht.

Der sicherste Weg ist wohl, sich in einem Fachgeschäft ausführlich beraten zu lassen und seinen eigenen Anspruch zu kennen. Der Fachhändler bietet zwar das meist nur an, was er im Sortiment hat, aber viele Mütter haben tolle Töchter oder Söhne.

Unterm Strich ist wichtig, er muss technisch dem entsprechen, für was der Nutzer ihn einsetzen will, muss funktionieren und sollte regelmäßig gewartet werden.

Der Atemregler wird oft auch Lungenautomat oder kurz Automat bzw. Regler (englisch: regulator) genannt und ermöglicht das Atmen eines unter Druck stehenden Atemgases, so auch unter Wasser oder in einer giftigen Atmosphäre. Das Atemgas aus der Druckluftflasche wird durch den Atemregler auf den in der Umgebung herrschenden Druck reduziert. Atemregler werden nicht nur in Drucklufttauchgeräten sondern auch bei Rettungsorganisationen und in der Medizintechnik eingesetzt.

Die ersten Atemregler bestanden früher aus nur einer Stufe. Heute sind dagegen zwei Stufen im Einsatz, wobei die erste Stufe (Druckminderer) den Flaschendruck von meist 200 bis 300 bar auf einen Mitteldruck von rund 4 bis 12 bar (abhängig vom Hersteller) über dem Umgebungsdruck reduziert. Die zweite Stufe reduziert anschließend den Mitteldruck auf den jeweiligen Umgebungsdruck.

Der erste funktionale Atemregler wurde 1942/43 von Émile Gagnan durch Anregungen von Jacques-Yves Cousteau (der Held vieler älterer Taucher) entwickelt und trug den Namen Aqualung.

Die ersten Zweischlauchautomaten besaßen nur eine Druckminderer-Stufe, die den Flaschendruck auf Umgebungsdruck reduzierte. Eine solche Regelung führt unweigerlich zu einer hohen Ventilansteuerkraft, die das Atmen letztlich anstrengend werden ließ. Deshalb entwickelte man bald darauf ein zweistufiges Prinzip, dass es ermöglicht eine wesentlich feinfühligere Einstellung des Ventils zu erreichen, welches durch den Einatem-Unterdruck betätigt wird. Und siehe an, der Atemkomfort erhöht sich dadurch sofort. Der Mitteldruck in diesem System betrug etwa 8 bar über Umgebungsdruck und dieser Wert ist auch heute gar nicht so unüblich.

Wie beim Bauprinzip des Einstufenautomaten wurden auch die ersten Zweistufenautomaten in einem Gehäuse direkt am Flaschenventil angebaut. Erste und zweite Stufe befanden sich also in einem Gehäuse und die Luft innerhalb dieser einen „Dose“ wird zunächst auf Mitteldruck und dann auf Umgebungsdruck heruntergeregelt. Die Atemluft wurde dann vom Atemregler durch zwei weiche und nicht druckbeständige Gummifaltenbalgschläuche zu einem Mundstück geführt. Die Luftführung in diesen beiden Schläuchen wurde durch Ein-Weg-Ventile gesteuert, die Einatemluft wurde durch den einen Schlauch zum Mundstück geleitet und die Ausatemluft durch den anderen Schlauch wieder nach hinten zum Atemregler abgeführt und ins umgebende Wasser abgeblasen. Durch die Bauart bedingt nennt man solche Atemregler auch Zweischlauchautomaten.

2005 legte die Fa. Aqualung unter dem Namen Mistral 2 einen Zweischlauchautomaten neu auf, weil dieses Bauprinzip die Vorteile hat, dass das Mundstück sehr leicht und keine störenden Blasen vor der Maske des Tauchers aufsteigen. Vor allem bei Unterwasserfotografen und -filmern werden diese Vorteile sehr geschätzt.

Allerdings setzte sich die Neuauflage am Markt nicht wirklich durch, denn wo es Vorteile gibt, gibt es auch Nachteile:

Die zweite Stufe kann nur auf den Umgebungsdruck heruntergeregelt werden, auf welchem sich der Atemregler selbst befindet, und nicht auf den Umgebungsdruck des Mundstücks. Das hat zur Folge, dass am Mundstück ein deutlich höherer Luftdruck entsteht, wenn der Atemregler sich etwas tiefer befindet. Umgekehrt stellt sich ein deutlich spürbarer Unterdruck ein, wenn der Atemregler höher liegt. Beim Tauchen hat das den Effekt, dass dem Taucher beim Aufstieg fast die Lunge aufgeblasen wird, während man beim Abtauchen (vor allem bei kopfüber) stark saugen muss.

Die zweite Stufe wurde deshalb unmittelbar in das Mundstück integriert, so dass die Atemluft mit dem Druck geliefert wird, der in unmittelbarer Umgebung des Mundes herrscht. Diese Automaten haben nur einen Schlauch, den Mitteldruckschlauch, der zum Mundstück führt. Deshalb wird dieser Typ Einschlauchautomat genannt.

Einschlauchautomaten bieten den Vorteil, dass mittels eines Drucktasters vorn auf dem Gerät die Möglichkeit besteht, das Ventil zwischen Mitteldruck und Umgebungsdruck manuell zu steuern (Luftdusche).

Die gängigste Bauform – der Einschlauchautomat

Die erste Stufe (Druckminderer) wird direkt mittels eines DIN- (DIN EN 144-2/3 und ISO 12209-2) oder INT-Anschlusses (ISO 12209-3) an das Ventil der Flasche geschraubt. Diese Stufe mindert den Hochdruck aus der Flasche auf einen Mitteldruck von ca. 9-10bar über Umgebungsdruck. Sie verfügt über einige Anschlussmöglichkeiten für Mitteldruckabnahmequellen, wie einen Anschluss für die zweite Stufe, für eine alternative zweite Stufe (Oktopus) und für das oder die Tariersysteme. Zusätzlich ist auch mindestens ein Hochdruckabgang (HD) für das Finimeter vorhanden. Erste Stufen bestehen in der Regel aus verchromtem Messing, rostfreiem Edelstahl oder Titan.

Die zweite Stufe, die über einen Mitteldruckschlauch (MD) mit der ersten Stufe verbunden ist, besteht entweder ebenfalls aus Metall (Messing, Edelstahl), aus Kunststoff oder aus einer Kombination dieser beiden Materialien. Sie ist der Bestandteil des Atemreglers, der sich unmittelbar vor dem Mund befindet und den über ein Mundstück mit Atemgas versorgt.

Der im Mitteldruckschlauch herrschende Druck wird in der zweiten Stufe über ein federbelastetes Ventil zunächst abgedichtet, wobei die Federkraft so eingestellt ist, dass das Ventil geschlossen bleibt. Ein kleiner Kipphebel am Ventil kann es bei leichter Betätigung öffnen. Dieser Kipphebel wird über eine Membran betätigt, die den Umgebungsdruck mit dem Druck im Mundstück ausgleicht. Atmet der Taucher ein, wird im Mundstück ein Unterdruck gegenüber dem Umgebungsdruck erzeugt, das Ventil öffnet sich, Atemgas strömt in die Stufe und es kann geatmet werden.

Das Ausatmen wird über ein weiteres in der zweiten Stufe befindliches Ventil ermöglicht. Dieses Ventil besteht meist aus einer dünnen Gummi- oder Silikonmembran, die sich vor dem Ausblasloch befindet und dieses abdichtet. Wird diese Membran beschädigt, kann Wasser in den Einatemraum gelangen, der Taucher sich verschlucken und ggf. in Panik geraten.

Ebenfalls befinden sich der Blasenabweiser und die Luftdusche an der zweiten Stufe. Der Blasenabweiser ist ein vergrößerter und an die Seite verlegter Abgang des Ausatemventils. Hierdurch erreicht man, dass die abgeatmete Luft seitlich hinter die Tauchmaske entweicht und nicht durchs Blickfeld strömt.

Die Luftdusche wird über einen Druckknopf betätigt und öffnet über einen Kipphebel das Ventil zum Mitteldruckschlauch. Hierdurch strömt Luft durch die zweite Stufe und das Mundstück.

Wird dabei das Mundstück im Mund gehalten, entweicht der Luftüberschuss über das Ausatemventil und reißt dabei evtl. in der zweiten Stufe befindliches Wasser mit sich.

Membran- oder kolbengesteuerte Stufe

Wie soeben erwähnt, ist die heute fast ausschließlich im Sporttauchen verwendete Bauform der zweistufige Einschlauchatemregler. Das bedeutet, die Druckminderung vom Flaschen- auf den Umgebungsdruck wird in zwei Stufen durchgeführt, wobei in der ersten Stufe der Flaschendruck auf den Mitteldruck, der zwischen 9 bis 10 bar über Umgebungsdruck liegt, reduziert wird. In der zweiten Stufe wird der Mitteldruck dann auf den jeweiligen Umgebungsdruck reduziert, wo der Taucher sich gerade befindet.

Atemregler arbeiten in den Stufen mit Druckdifferenzen, die auf Membranen oder Kolben wirken, die so das Öffnen und Schließen der Ventile und dadurch den Gasfluss steuern.

Wie ein Atemregler funktioniert, hängt von der Bauform ab. In diesem Manual wollen wir daher nur im groben auf die Unterschiede eingehen, wer mehr erfahren möchte, kann sich zu einem Technikseminar anmelden oder ein Fachseminar der Hersteller besuchen.

Grundsätzlich unterscheiden wir beim Funktionsprinzip membran- oder kolbengesteuerte Lungenautomaten. Das Grundprinzip ist allerdings bei allen Bauformen der ersten Stufen gleich, denn auf der einen Seite wirkt der Hochdruck der Flasche, dem gegenüber wirken Umgebungsdruck und Federkräfte.

Beginnt ein Taucher mit der Atmung, wird das Kräfteverhältnis so geregelt, dass das Ventil vom Ventilsitz abhebt und Luft strömen kann.

Bei einem kolbengesteuerten Modell werden Kräfte über einen Kolben, bei membrangesteuerten Stufen über eine Membran und eine Ventilstange an das Ventil übertragen.

Und worin unterscheiden sich dann diese beiden Bauformen? Bei einem membrangesteuerten Atemregler kommen keine beweglichen Teile mit Wasser in Kontakt. Die Stufen zeichnen sich durch eine sensiblere Steuerung aus, Korrosion ist bei richtiger Handhabung und regelmäßiger Wartung fast ausgeschlossen und letztendlich bieten sie einen hohen Schutz vor Vereisung. Durch ihr „trockenes Innenleben“ sind membrangesteuerte 1. Stufen für kalte und stark verschmutzte Gewässer bestens geeignet.

Kolbengesteuerte erste Stufen dagegen sind sehr einfach im Aufbau und von daher auch kostengünstiger herzustellen, aber sie sind anfällig für Verschmutzung, innere Korrosion und Vereisung, weil bei ihnen bewegliche Teile mit Wasser in Kontakt kommen.

Membrangesteuerte erste Stufe

Nachdem das Flaschenventil geöffnet wurde, strömt Luft durch den Sinterfilter in die Hochdruckkammer (rot), das Ventil (schwarz) schließt sich nachdem sich der Druck im gesamten System eingestellt hat. Bei der membrangesteuerten ersten Stufe strömt also die Luft über den Anschluss in die Hochdruckkammer der ersten Stufe. Von dort fließt sie weiter durch das offene Ventil in die Mitteldruckkammer und über den Mitteldruckschlauch zur zweiten Stufe. Durch einen Federdruck im Ventil der zweiten Stufe wird die Luft gestaut, wodurch die Membrane der ersten Stufe so weit zurückgedrückt wird, dass das Ventil schließt und die Verbindung zum Mitteldruckbereich (mint) abgedichtet ist.

Der Sinterfilter soll im Übrigen verhindern, dass Verunreinigungen wie z.B. Rost aus der Flasche in die Stufe gelangen.

Atmet nun der Taucher ein, entsteht im Mitteldruckraum ein Unterdruck. Die Membrane wird durch die auf sie wirkende Federkraft wieder einwärts gedrückt, das Ventil wird betätigt (gegen den Flaschendruck) und die Luft aus dem Hochdruckraum kann wieder nachströmen.

Kolbengesteuerte erste Stufe

Bei einer kolbengesteuerten ersten Stufe drückt im drucklosen Zustand die starke Feder den Kolben empor und hält das Ventil der ersten Stufe geöffnet. Nach dem Öffnen des Flaschenventils strömt die Luft durch den Sinterfilter und in die Mitteldruckkammer und weiter zur zweiten Stufe. Dort wird sie durch einen auf das Ventil wirkenden Federdruck von 8 bis 15 bar über dem jeweiligen Umgebungsdruck gestaut. Der Rückstau bewirkt nun, dass der Kolben der ersten Stufe hinunter gedrückt und der Luftstrom abgesperrt wird.

Atmet der Taucher, entsteht im Mitteldruckraum ein relativer Unterdruck, wodurch die Feder den Kolben emporstoßen und die Luft nachströmen kann, bis der Einatemsog aufhört. Dann schließt das Ventil wieder.

Kompensiert und balanciert

Das Funktionsprinzip eines Atemreglers ist, wenn man sich den kurzen Text ggf. 2-3mal durchgelesen und mit dem Finger den Fluss der Luft nachvollzogen hat, doch gar nicht so schwer zu verstehen. Aber damit nicht genug, denn es gibt beide Varianten auch noch in den Ausführungen „kompensiert“ und „nicht kompensiert“. Statt kompensiert wird auch der Begriff „balanciert“ verwendet, welcher aber das identische Prinzip beschreibt.

Kompensiert oder balanciert heißt einfach ausgedrückt: ausgeglichen. Aber was wird hier ausgeglichen? Wir haben soeben gelesen, dass 200 bar oder sogar 300 bar in der ersten Stufe auf einen Mitteldruck von rund 10 bar reduziert werden müssen.

Damit die Luft nur bei Bedarf, beim Atmen, abströmt, muss die Gegenkraft einer Feder so wirken, dass ein Ventil schließt. Eine Kompensation bezieht sich auf wirkende Kräfte. In der ersten Stufe überträgt ein Kolben oder ein Ventilstift die Kräfte der Luft und der Federn. Bei einer unkompensierten ersten Stufe wirkt zudem der Umgebungsdruck auf diese Teile und zwar gegen ihre Bewegungsrichtung.

Nicht balancierte / kompensierte erste Stufe

Bei einer nicht balancierten oder kompensierten ersten Stufe wird das Ventil von der Hochdruckseite her durch Flaschen- und Federdruck auf seinen Sitz gedrückt. Der Flaschendruck stellt im Gegensatz zur Federkraft eine variable Größe dar und die Ventilöffnungskraft ist direkt von seiner Höhe abhängig. Der Mitteldruck und als Folge davon die Luftlieferleistung, erhöht sich mit abnehmenden Flaschendruck, wenn, wie bei diesem Prinzip, das Ventil gegen den Druck öffnet (sogenanntes Up-Stream-Ventil, d.h. gegen den Druck öffnend).

Der Einatemwiderstand wird umso geringer, je niedriger der Flaschendruck wird.

Balancierte / kompensierte erste Stufe

Mit einer balancierten oder kompensierten ersten Stufe wird dagegen eine vom Flaschendruck völlig unabhängige Ventilöffnungskraft erreicht. Fast alle heute im Sporttauchen anzutreffende Atemregler sind kompensiert. Bei steigendem Umgebungsdruck, einfach gesagt bei zunehmender Tauchtiefe, passt sich der Mitteldruck nun automatisch den veränderten Druckverhältnissen an. Diese Kompensation bewirkt dementsprechend einen konstanten Überdruck und benötigt dazu eine Druckübertragung zwischen Umgebung und Membrane bzw. Kolben der ersten Stufe. Bei einem kompensierten bzw. balancierten System wird also der Ventilstift oder der Kolben nicht frei vom Umgebungsdruck gehalten. Diese Kraft wirkt nun nicht mehr gegen die anderen Kräfte, sondern wird technisch so umgeleitet, dass sie in Bewegungsrichtung des Ventils oder Kolbens am Kräftespiel beteiligt ist: Die Kräfte kompensieren sich.

Zweite Stufe

Eine zweite Stufe funktioniert ähnlich wie eine erste Stufe, nur die Abmessungen der einzelnen Bauteile unterscheiden sich.

Unsere Atemluft fließt über den Mitteldruckschlauch von der ersten Stufe zur zweiten Stufe, und trifft hier auf ein federbelastetes Ventil. Atmet der Taucher ein, entsteht im Luftraum der zweiten Stufe ein Unterdruck. Dieser Unterdruck hat zur Folge, dass die Membrane eingewölbt und der Hebel des Ventils betätigt wird. Nun strömt so lange Luft nach, bis der Taucher aufhört einzuatmen. Das Ventil kann manuell geöffnet werden, indem die Luftdusche betätigt wird.

Für die Ausatmung ist eine zusätzliche kleine Membran vorhanden, die nur bei einem Überdruck im Lungenautomaten öffnet. Somit ist ein Ausatmen möglich, aber es kann (bei korrekter Funktion und Verwendung) beim Einatmen kein Wasser in die zweite Stufe gelangen. Atmet der Taucher dann aus, wird durch die Ausatemluft das Gummiplättchen des Ausatemventils gegen den Wasserdruck aufgedrückt und kann durch den Blasenabweiser in die Umgebung entweichen. Das Ventil der zweiten Stufe öffnet sich fast immer mit dem Druck (Down-Stream-Ventil) und dient gleichzeitig als Sicherheitsventil (Überdruckventil) für die erste Stufe, wenn durch einen Fehler in der ersten Stufe der Mitteldruck zu sehr ansteigt. In diesem Fall wird das Ventil aufgedrückt und der zu hohe Mitteldruck kann entweichen. Ist in der zweiten Stufe ein Up-Stream-Ventil verbaut, muss ein zusätzliches Sicherheitsventil vorgesehen sein.

Venturi Effekt / Injektoreffekt (Ejektor)

Atemkomfort ist heute sehr oft ein Verkaufsargument und viele Taucher lieben es, wenn die Atemarbeit sehr leicht ist. Deshalb wurden in den normalen Standardatemreglern die Stufen entsprechend aufgebaut, um die Atemarbeit so gering wie möglich zu halten. Das hat man erreicht, indem man das Wasserstrahlpumpenprinzip angewendet hat.

Ein aus einer Düse ausströmendes Medium reißt aus der Umgebung das dort vorhandene Medium mit und erzeugt so einen Unterdruck. Die Wasserstrahlpumpe basiert auf diesem Effekt.

Und bei unseren Atemreglern wird dieser Effekt in der 2. Stufe ausgenutzt, um die Atemarbeit zu vermindern. Weil der Injektoreffekt abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit und der Dichte des Strömungsmediums (beim Tauchen die Atemluft) ist, verstärkt sich dieser Effekt zur Atemarbeitserleichterung in der Tiefe.

Wirbelinjektor

Bei Atemreglern der Fa. Mares findet man in der zweite Stufe eine andere Bauform vor. Den sogenannten Wirbelinjektor. Hier wird die Atemluft durch ein Bypassröhrchen an der 2. Stufe so vor die Luftkammer eingeblasen, dass ein Wirbel entsteht. Im Zentrum des Wirbels entsteht ein Unterdruck, der den durch das Atmen erzeugten Unterdruck verstärkt. Dadurch sinkt auch hier die Einatemarbeit durch den Taucher.

Upstream – Downstream

Wir haben bereits erfahren, dass ein Atemregler funktioniert, wenn sich Ventile öffnen und schließen. Nun befinden sich an den Stufen wie bei einem Wasserhahn ja keine Hebel, um Ventile zu öffnen oder zu schließen. Deshalb verwendet man bei Atemreglern zwei verschiedene Bauweisen, um den Fluss der Atemluft zu leisten und den Fluss auch wieder zu unterbinden, wenn nicht geatmet wird.

  • upstream (stromaufwärts) Bei einem upstream-Ventil wird das Ventil vom Druck geschlossen gehalten.
  • downstream (stromabwärts) Bei einem downstream-Ventil öffnet sich das Ventil in gleicher Richtung wie der Gasfluss und wird von einer Feder gegen den Druck geschlossen gehalten.

Falls es in der ersten Stufe wegen eines Defektes zu einem Anstieg des Mitteldrucks kommt, öffnet sich das Ventil und die zweite Stufe bläst ab, um zu verhindern, dass der Schlauch platzt. Auch bei einem Defekt am Ventil der zweiten Stufe bläst diese ab.

Bei der Upstream-Bauweise bewegt sich der Mechanismus des Ventils in der dem Gasfluss entgegengesetzten Richtung und wird vom Druck geschlossen gehalten. Steigt nun der Mitteldruck an, bleibt das Ventil geschlossen. Der zu hohe Mitteldruck muss dann über ein Überdruckventil ausgeglichen werden. Aus dem Atemregler kann trotzdem normal weitergeatmet werden. Bei einem Defekt am Ventil der zweiten Stufe tritt normalerweise kein Gasverlust auf, weil es geschlossen bleibt. In diesem Fall muss auf den Zweitautomaten gewechselt werden.

Heute eingesetzte zweite Stufen sind mit einigen wenigen Ausnahmen fast alle downstream gesteuert, sodass ein Atemregler auch bei einer Fehlfunktion noch Luft liefern kann. Eine abblasende zweite Stufe eines Downstream-Automaten ist auch leichter zu erkennen, als ein abblasendes Überdruckventil an der ersten Stufe eines Upstream-Automaten, weil diese sich ja in der Regel hinter dem Kopf des Tauchers befindet.

Fail safe

In letzter Zeit trifft man immer häufiger auf den Begriff „fail-safe“. Fail Safe oder zu gut deutsch „ausfallsicher“ bezeichnet jede Eigenschaft eines Systems, die im Fall eines Fehlers zu möglichst geringem Schaden führt.

Das bedeutet für uns Taucher, dass ein Atemregler, der Fail Safe ist, auch im Vereisungsfall oder bei geplatztem O-Ring weiter Luft liefert, wenn auch zugegeben jede Menge.

Alle Downstreamventile besitzen also diese wichtige Eigenschaft (Fail Safe Prinzip). Bei einer Fehlfunktion der 1. Stufe wird der Atemregler durch die Downstreamkonstruktion lediglich abblasen, aber die Luftzufuhr nicht unterbrechen. Upstream gesteuerte Atemregler können nie Fail Safe sein.

Flex- und Gummischläuche

Immer häufiger findet man Flex-Schläuche an neugekauften Atemreglern, viele Taucher tauschen nach und nach die altbewährten Schläuche aus Gummi aus. Der bekannste Hersteller für Flex-Schläuche ist Miflex aus Großbritannien, der seine Produkte auch sehr oft unter anderem Namen an Herstellern von Atemreglern verkauft.

Flex-Schläuche bestehen aus einem inneren Schlauch der doppelt mit einem Gewebe umwickelt sind. Sie sind in einer grossen Auswahl an Farben und Längen für Mitteldruck und Hochdruck erhältlich. Im Vergleich zu Gummischläuchen sind sie deutlich leichter und weniger steif, besonders bei niedrigen Temperaturen. Durch diese Flexibilität lassen sie sich auch sehr körpernah in engeren Radien verlegen, ein verdrehen ist aber nicht so einfach möglich. Die Oberfläche der Schläuche ist relativ rau und macht sie so rutschig, zudem können Sie etwas am Taucheranzug und an der Haut scheuern, wenn man z.B. keine Kopfhaube trägt und den Schlauch um den Nacken herum verlegt hat.

Gummischläuche lassen sich leicht knicken, um notfalls den Gasverlust bei einem abblasenden Atemregler zu stoppen. Bei Flex-Schläuchen klappt das nicht wirklich.

Sehr geteilter Meinung ist man bezüglich der Lebenserwartung von Flex-Schläuchen. Tatsache ist, dass Flex-Schläuche einen höheren Berstdruck haben, durch das Nylon-Gewebe UV-beständig sind, aber durch die höhere Biegsamkeit stärker beansprucht werden.

Es kommt öfter vor, dass einzelne Fasern brechen und dann abstehen. Abhilfe kann man hier mit einem Feuerzeug schaffen, indem man diese Fasern einfach abschmilzt.

Gummischläuche werden mit der Zeit spröde und können bersten, wenn sie stark beansprucht werden (z. B. Finimeter-Schlauch).

Fehlerquellen bei Schläuchen verstecken sich gerne unter einem verwendeten Knickschutz oder unter einer farbigen Spirale. Bei Gummischläuchen erkennt man Defekte schnell, wenn man den Schlauch etwas knickt. Bei Flex-Schläuchen bleiben Fehler unentdeckt.

Kaltwassertauglichkeit

Sehr häufig hört man beim Gespräch mit vermeintlichen Tauchexperten, dass ein Einfrieren des Atemregler nur im Winter oder bei Eistauchgängen ein Risiko darstellt, doch das ist nicht richtig. Sicher ist die Gefahr einen Vereiser zu bekommen hier größer, aber man spricht schon bei Wassertemperaturen unter 10°C von Kaltwassertauchen.

Auch die Aussage „Das ist ein vereisungssicherer Atemregler“ eines Verkäufers im Verkaufsgespräch ist nicht ganz korrekt. Denn Fakt ist, dass jeder Atemregler einfrieren kann. Durch seine Bauweise ist aber der eine Atemregler besser zum Kaltwassertauchen geeignet als ein anderer.

Soll ein Atemregler in Gewässern mit einer Temperatur von unter +10°C eingesetzt und als kaltwassertauglich eingestuft werden, muss er eine Zusatzprüfung bestehen.

Was wird dabei getestet? Es gibt zwei Testverfahren. Die DIN EN 250 und die Navy Standard Norm. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass es sich bei der DIN EN 250 Norm vorsichtig ausgedrückt eher um Mindestanforderungen handelt. Die Navy Standard Norm verlangt einem Atemregler wesentlich mehr ab.

  • DIN EN 250 Der Atemregler wird bei einem Umgebungsdruck von 6 bar (entspricht einer Tiefe von 50m) bei 4°C Wassertemperatur bei einem Atemminutenvolumen von 62,5L/ min über eine Dauer von 5 Minuten getestet. Dabei darf der Regler nicht vereisen. Die Prüfung findet in einer Druckkammer statt, also nicht unter Realbedingungen.
  • Navy Standard Norm Die Navy Standard Norm wurde ursprünglich von der US Navy ins Leben gerufen, um Atemregler zu finden, die den hohen Ansprüchen der US Navy Taucher gerecht werden. Bei einem Umgebungsdruck von 7 bar (entspricht einer Tiefe von 60m) werden die auf -17°C vorgekühlten Atemregler während 60min bei einer Wassertemperatur von 0°C und einer verschärften Atemarbeit getestet. Dazu werden die Atemregler auch unter diesen Extrembedingungen real als Test getaucht.

Die Navy Standard Norm haben viel weniger Atemregler als die DIN EN 250 bestanden.

Werbeausdrucksformen wie vereisungsgeschützt oder vereisungssicher sind reine Marketingausdrücke. Es gibt, wie schon erwähnt, keine vereisungssicheren Atemregler, da dieses Problem nicht nur den Atemregler, sondern auch die Luft in den Druckluftflaschen betrifft. Ist die Luft zu feucht, kann und wird auch der beste Atemregler vereisen.

Die Kaltwassergrenze von +10°C bedeutet, dass in Binnengewässern in Mitteleuropa grundsätzlich nur kaltwassertaugliche Atemregler eingesetzt werden dürfen, da die Temperatur auch im Sommer unterhalb der Sprungschicht nicht höher liegt. Bei solchen Tauchgängen sollte man deshalb zwei unabhängige Atemregler an einem doppelt absperrbaren Flaschenventil einsetzen.

Vereisung

Bei der Vereisung wird zwischen einer inneren und äußeren Vereisung unterschieden. Eine Vereisung erkennt man oft am Abblasen der 2. Stufe. Viele Taucher vermuten daher auch das Problem deshalb an dieser Stufe, doch das ist fast immer falsch! Richtig ist, dass das Einfrieren einer 2. Stufe grundsätzlich möglich ist, doch fast immer ist die Hochdruckstufe betroffen.

Durch ein physikalisches Gesetz (Joule-Thompson Effekt) kommt es im Einatemvorgang durch die Druckminderung (Entspannung des Atemgases) zu einer Abkühlung in den Stufen. Dabei kann auch in warmen Gefilden von 20°C oder mehr die Temperatur im Regler an einigen Stellen der Hochdruckstufe kurzzeitig auf bis zu -40°C fallen. Die Probleme sind der Wärmebedarf der Gase beim Entspannen und die Kontaktstellen, wo die kalte Atemluft mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Hier können sich Eiskristalle bilden und für die unerwünschten Effekte sorgen.

Eisbildung entsteht nur dann, wenn zwei Faktoren vorliegen:

  • Temperaturen um oder unter null Grad Celsius
  • Feuchtigkeit/Wasser, das gefrieren kann

Verzichten wir auf ein tiefes Eindringen in die Physik und halten fest, dass der „Joule-Thomson Effekt“ maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass es zu einem starken Temperaturabfall in der ersten bzw. zweiten Stufe kommt. Einfach ausgedrückt beschreibt der Joule-Thomson Effekt den Temperaturabfall bei Gasen, wenn diese sich entspannen, also sich bei der Gasentnahme (Atmen, Tarieren) ausdehnen. Auch beim Setzen einer Boje bzw. eines Hebesacks sowie bei Tauchgängen in größerer Tiefe, werden höhere Luftmengen gefordert.

In der ersten Stufe wird bekanntlich der hohe Flaschendruck zunächst auf den Mitteldruck reduziert. Eine weitere Druckreduzierung findet dann in der zweiten Stufe von Mittel- auf Umgebungsdruck statt. Bei der Entspannung von 200 bar auf 10 bar entsteht durch den Druckabfall ein Temperatursturz von ca. 40° Celsius. Je nach Tauchgewässer entsteht so in der Ersten Stufe eine Temperatur im Bereich von -20 bis -40° Celsius! Und dieser Temperaturabfall findet bei jedem Atemzug oder Bedienen des Tariersystems statt.

Der erste Faktor „Temperaturen um oder unter null Grad Celsius“ liegt also vor.

Und was ist mit Faktor 2? Feuchtigkeit? Feuchtigkeit kann mehrere Ursachen haben. Bei schlecht gewarteten Kompressoren oder Filtern, deren Standzeit überschritten ist, kann Feuchtigkeit beim Füllen in die Pressluftflasche gelangen. Auch nach einer TÜV Überprüfung kann Restfeuchtigkeit wegen unzureichender Trocknung in der Flasche verblieben sein.

Bei der Ausatmung gelangt über die Ausatemluft Feuchtigkeit in die zweite Stufe. Auch durch Wechselatmung oder bei Verwendung des Oktopusses, kann Wasser in der zweiten Stufe verbleiben. Eine weitere Ursache ist, dass viele Taucher beim Spülen des Lungenautomaten nach dem Tauchgang nicht darauf achten, dass dabei kein Wasser in die Hochdruckstufe gelangt. Das kann sowohl über den Flaschenanschluss der 1. Stufe, als auch auf dem Weg über die 2. Stufe passieren. Wird der Atemregler mit Frischwasser abgespült, die Öffnung am Handrad verschliessen.

Ein Tipp an dieser Stelle:

Nicht ins Spülbecken reinlegen und „einweichen“! Das Aufsetzen oder Schrauben der Schutzkappe auf das Anschlussgewinde reicht hier nicht immer aus, weil sich die Kappe lösen könnte bzw. von vornherein keinen wasserdichten Verschluss darstellt. Außerdem ist es zu vermeiden, beim Spülen der 2. Stufe die Luftdusche zu drücken, denn hierbei wird das Ventil geöffnet und Wasser kann durch den Mitteldruckschlauch seinen Weg in die 1. Stufe finden.

Faktor zwei ist so gleichfalls schnell vorhanden. Doch was friert denn eigentlich ein?

Äußere Vereisung

Unter einer äußeren Vereisung versteht man ein Einfrieren des Atemreglers in den Bereichen, die während des Tauchgangs mit Wasser direkt in Berührung stehen. Über Öffnungen tritt Wasser in den Federstellraum einer kolbengesteuerten Hochdruckstufe ein. Sind empfindliche Bereiche des Kolbens nicht entsprechend gegen Vereisung geschützt, so kann der Kolben durch einen gefrorenen Wasserstropfen in geöffneter Position blockiert werden und der Atemregler bläst in diesem Fall durch die „Fail Safe“-Bauweise ab. Von einer äußeren Vereisung können fast alle kolbengesteuerten Hochdruckstufen betroffen sein.

Innere Vereisung

Die Gefahr einer inneren Vereisung besteht für kolben- und membrangesteuerte Atemregler gleichermaßen. Wie Feuchtigkeit in die erste Stufe gelangen kann, wurde bereits erklärt. Ein Wassertropfen kann da schon manchmal reichen, um im Falle einer Vereisung das Ventil oder den Sinterfilter der 1. Stufe komplett zu verschließen. In diesem Fall bekommt der Taucher gar keine Luft mehr. Bildet sich Eis an einer anderen Stelle in der Hochdruckstufe, bläst ein moderner Atemregler in aller Regel ab.

Aus diesem Grund sind kolbengesteuerte Atemregler nicht so gut fürs Kaltwassertauchen geeignet, weil ein Teilbereich der Hochdruckstufe direkten Kontakt zum Wasser hat. Dieser bauartbedingte Wasserkontakt ist, wie zuvor beschrieben, die Ursache für die Möglichkeit der äußeren Vereisung. Allerdings sollte hieraus keine generelle Verurteilung dieser Bauweise abgeleitet werden, denn die Wassertemperatur im Tauchgewässer wird nie unter dem Gefrierpunkt liegen. Und auch der kolbengesteuerte Atemregler kennt Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt durch die hohen Durchströmungsgeschwindigkeiten des Atemgases bei der Entnahme. Auch hat die Industrie einige technische Lösungen, wie z.B. der Einsatz besonderer Materialien an kritischen Stellen entwickelt und im Atemregler verbaut.

Es trifft zu, dass moderne membrangesteuerte Atemregler hermetisch gekapselt sind und daher kein Wasser in die 1. Stufe eindringen kann. Auch Salz oder Schmutz wird so Außen vorgehalten, was natürlich gleichfalls positiv zu bewerten ist. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass einige membrangesteuerte Atemregler die Normen für die Kaltwassertauglichkeit nur dann erfüllen, wenn sie mit einem zusätzlichen Kaltwasser-Kit ausgerüstet wurden.

Check, Pflege und Atemreglerrevision (Inspektion)

Vor jedem Tauchgang erfolgt bekanntlich ein Buddycheck. In Fortgeschrittenenkursen lernt man als Ersatz oft den Pre-Dive-Check kennen.

Egal welcher Check durchgeführt wird, zunächst baut der Taucher seine Ausrüstung selbst zusammen und checkt vor dem Tauchgang:

  • O-Ring prüfen, bevor die erste Stufe angeschlossen wird.
  • Schläuche auf Beschädigungen prüfen.
  • Atemprobe auf Dichtigkeit bei geschlossenem Ventil. Beim Einatmen darf keine Luft durch den Automaten kommen.
  • Ausatmen normal möglich.
  • Atemprobe bei offenem Ventil.

Auch während des Tauchgangs sollte man nicht vergessen:

  • Atemprobe Oktopus unter Wasser mindestens beim Check-Stop auf 5 m vor dem Abtauchen
  • Den Oktopus nicht lose herumbaumeln und dem Boden entlangschleifen lassen.

Und natürlich nach dem Tauchgang gibt es etwas für den Atemregler zu tun:

  • Spülen mit Süßwasser bei verschlossener erster Stufe, am besten noch unter Druck, damit kein Wasser in den Atemregler gelangen kann.
  • Nicht in der prallen Sonne trocknen. Der UV-Anteil des Sonnenlichts macht Gummi spröde.

Jeder Atemregler sollte einmal im Jahr oder alle 100 Tauchgänge von einem autorisierten und kompetenten Fachhändler gewartet werden. Bei Schulungsautomaten, die häufig im Pool eingesetzt werden, empfiehlt es sich, dieses Intervall gar zu verkürzen, da gechlortes Wasser besonders aggressiv ist. Gleiches gilt für Mietautomaten, da man nicht wissen kann, was der Mieter damit alles angestellt hat.

Finimeter -Tiefenmesser – Tauchcomputer

Das Unterwassermanometer, besser bekannt als Finimeter, ist ein mechanisches oder elektronisches Anzeigeinstrument für den aktuellen Flaschendruck und zeigt den verbleibenden Luftvorrat an. Das Finimeter wird am Hochdruckanschluss (Bezeichnung HD bzw. HP) der ersten Stufe des Atemreglers über einen Hochdruckschlauch oder einen Sender montiert.

Der Begriff Finimeter war ursprünglich ein Markenname von Dräger, im englischen Sprachgebrauch nennt sich das Instrument: submersible pressure gauge.

Der Druck wird in der Einheit Bar angezeigt, bzw. in der angloamerikanischen Maßeinheit psi (pound per square inch, 200 bar entsprechen 2900 psi). Der Anzeigebereich reicht in der Regel bis 50% über den Betriebsdruck, d. h. bei der 200bar Tauchtechnik bis 300 bar bzw. bei der 300bar Technik bis 450 bar. Im Sporttauchen hat sich durchgesetzt, dass 50bar Restdruck eine echte Reserve darstellt. Deshalb ist auf der Anzeige eines Finimeters der Bereich von 0 bis 50 bar als Hinweis farbig markiert.

Zum Schutz vor Druckstößen beim Öffnen des Flaschenventils und um die ausströmende Gasmenge bei einem Defekt zu reduzieren, ist im Anschluss an der ersten Stufe eine Drossel eingebaut. Beim Öffnen des Flaschenventils sollte zum Schutz vor Verletzungen durch herausgeschleuderte Sichtscheiben das Finimeter in Richtung Boden gehalten werden.

Der Flaschendruck wird in eine spiralförmig nach innen aufgewickelte Bourdonröhre geleitet, die sich dadurch ausdehnt. Am Ende befindet sich an einer Achse ein Zeiger, an dessen Spitze der Druck auf einer Skala abgelesen werden kann.

Das Funktionsprinzip der Bourdonröhre kann man sich an einem Gartenschlauch verdeutlichen. Der Schlauch liegt aufgerollt auf dem Boden und das Ende ist verschlossen. Dreht man nun den Wasserhahn auf, streckt sich der Schlauch durch den Druck. Der Name Bourdonröhre stammt aus dem Jahr 1848, als der Pariser Instrumentenmacher Eugène Bourdon sich dieses Messprinzip patentieren ließ.

Einige Hersteller verwenden heute keine Bourdon-Röhre mehr, sondern Kupfer-Beryllium-Spiralen.

Tiefenmesser

Der Tiefenmesser ist ebenfalls wie das Finimeter ein Druckmessgerät (Manometer) zur Ermittlung der aktuellen Tiefe unter Wasser im Verhältnis zur Oberfläche des Gewässers (Tauchtiefe). Der Tiefenmesser ist ein wesentlicher Bestandteil der Tauchausrüstung und zeigt dem Taucher seine aktuelle und meistens durch einen Schleppzeiger auch seine maximale Tauchtiefe an.

Zur Anwendung im Tauchsport können verschiedene Funktionsweisen kommen:

Rohrtiefenmesser

Wie beim Finimeter beschrieben, gibt es auch für Tiefenmesser dasselbe Bauprinzip. Der Rohrfedertiefenmesser besteht aus einer gebogenen Röhre aus federndem Metall, dem Bourdon-Rohr, auf das der Wasserdruck je nach Bauart des Tiefenmessers von innen oder von außen wirkt. Nimmt der Druck zu, streckt sich das Röhrchen, nimmt er ab, wird die ursprüngliche Krümmung wieder eingenommen. Die Bewegung wird auf einen Zeiger übertragen, der mit einem Schleppzeiger die maximal erreichte Tauchtiefe markieren kann. Die Genauigkeit der Anzeige ist gut.

Boyle-Mariottescher Tiefenmesser

Im Boyle-Mariotteschen Tiefenmesser befindet sich ein kreisförmig gebogenes, einseitig offenes Glasröhrchen und besitzt keine beweglichen Teile. Beim Tauchen dringt Wasser in das Röhrchen ein und komprimiert die darin befindliche Luft. Der Rand der Luftblase im Röhrchen zeigt an einer Skala die aktuelle Tiefe an. Im Tiefenbereichen bis 10 m ist dieses Funktionsprinzip recht genau. Da sich der Druck in diesem Bereich von 1 auf 2 bar verdoppelt, steht auch die Hälfte der Skala für die Anzeige zur Verfügung. In größeren Tiefen wird die Anzeige immer ungenauer und die maximale Tauchtiefe lässt sich mit diesem Tiefenmesser nicht festhalten.

Membrantiefenmesser

Bei einem Membrantiefenmesser wirkt der Wasserdruck auf eine flexible Metalldose, die bei steigendem Wasserdruck zusammengepresst wird. Die Bewegung der Membran wird auf einen Zeiger und ggf. Schleppzeiger übertragen. Die Genauigkeit der Anzeige ist sehr gut.

Tauchcomputer / Bottom Timer

In Tauchcomputern ist ein Tiefenmesser integriert, dessen Messwerte digitalisiert und zur Berechnung der aktuellen Nullzeit beziehungsweise notwendigen Dekompressionszeit herangezogen werden. Die Tauchtiefe auf dem Display ist als Zahl angezeigt und vom Computer für die fortlaufende Simulation des Dekompressionsmodells aufgezeichnet. Tauchcomputer enthalten mehrheitlich einen piezoelektrischen Drucksensor. Manche Tauchcomputer können auch in einen Bottom-Timer-Modus (Gauge-Modus) umgestellt werden, bzw. es gibt digitale Tiefenmesser am Markt. Diese Geräte zeigen dann ausschließlich Zeit und Tiefe an.

Zum Thema Tauchcomputer verweisen wir an dieser Stelle auf das Kapitel DEKOMPRESSION und befassen uns hier nur noch mit einigen Ergänzungen.

Tauchcomputer werden beim Tauchen für die Planung und Durchführung von Tauchgängen eingesetzt und haben in der Praxis besonders bei Sport- und reinen Urlaubstauchern die Tauchtabelle, den Tiefenmesser und die Taucheruhr abgelöst. Während eines Tauchgangs misst der Tauchcomputer kontinuierlich Tauchtiefe und Tauchzeit und errechnet sich daraus das Profil dieses Tauchgangs. Hieraus errechnen sich dann durch die Simulation mehrerer Gewebearten und deren Sättigung mit Inertgasen, aktuell nötige Dekompressionspflichten. Geräte, die lediglich Tauchtiefe und Tauchzeit anzeigen und teilweise speichern, aber keinerlei Berechnung der Dekompressionspflichten vornehmen, heißen Bottom-Timer.

Wagt man einen Blick zurück, so sieht man, dass Computertauchen noch relativ jung ist, denn den ersten vollwertigen Dekompressionscomputer, der nicht nur die Nullzeit, sondern bei komplexen Multilevel-Tauchgängen auch in Echtzeit die Dekompressionsstufen berechnen konnte, wurde 1983 vom Schweizer Unternehmen Divetronic AG als DecoBrain auf den Markt gebracht.

Dieser Computer war fast so groß wie ein Ziegelstein und simulierte 12 Gewebearten nach dem ZHL-12-Dekompressions-Modell von Albert Bühlmann.

Als die Hardware verkleinert werden konnte, erschien das energiesparsamere und leichtere Modell, der DecoBrain II.

Dieser basierte auf dem ZHL-16-Modell und wurde von einer NiCd-Batterie versorgt, die für eine Betriebszeit von immerhin 80 Stunden ausreichte. Die Divetronic AG wurde 1989 von Scubapro übernommen.

1986 brachte der finnische Hersteller Suunto seinen SME-ML auf den Markt. Für die damalige Zeit bereits ein sehr kompakter und preiswerter Dekompressionscomputer.

Versorgt wurde er durch eine 1,5V Knopfzelle, die immerhin schon 1500 Stunden Laufzeit aufweisen konnte. Bei der Dekoberechnung orientierte er sich an der Navy-Tabelle , konnte aber nur bis zu 60 m Tauchtiefe rechnen. Sunnto ist auch heute noch einer der wichtigsten und größten Hersteller für Tauchcomputer.

1987 erschien schließlich ein Modell am Markt, das sicherlich eine lange Zeit für Taucher das Gerät schlecht hin war: der Aladin des Schweizer Unternehmens Uwatec. Der Aladin baut auf dem ZHL-12-Dekompressions-Modell von Bühlmann auf und das französische Unternehmen Beuchat, das an der Entwicklung des Aladin beteiligt war vertrieb ihn unter eigenem Namen.

Uwatec ist ein Geschäftszweig von Scubapro und seit dem Jahr 2011 erscheinen Uwatec Tauchcomputer unter dem Namen Scubapro.

Mit der Zeit erschienen von zahlreichen Herstellern Dekompressionscomputer.

Oft unterscheiden sie sich nur durch die Hardware, die Software wird in Lizenz intrigiert, wie z.B. das RGBM Modell in vielen Computern der verschiedensten Hersteller.

Standardmodelle berechnen Null- und Dekompressionzeit unter der Annahme, dass während des gesamten Tauchgangs ein vordefiniertes Gasgemisch geatmet wird. Teurere Geräte beziehen auch den verbleibenden Gasvorrat in die Tauchgangsplanung mit ein, unterstützen den Wechsel zwischen mehreren vordefinierten Gasgemischen oder verfügen über einen elektronischen Kompass.

Die Entwicklung geht wie immer weiter, teilweise wird heute zusätzlich die Atem- und Herzschlag-Frequenz des Tauchers drahtlos erfasst und in die Berechnung einbezogen. Aktuell sind am Markt große Farb-Displays und Apps, ähnlich wie beim Smartphone, sehr gefragt.


Scubapro Galileo G2

Der aktuellste Clou ist sicher der G2 HUD von Scubapro. Der Mikro- OLED-Bildschirm des Galileo HUD wurde so entwickelt, dass er an einer Tauchmaske in der Nähe des Auges angebracht werden kann. Dank hochpräziser Near-to-Eye-Optik erschafft dieses „schwebende“ Display ein Bild, das in einem virtuellen Abstand von ca. 1 m erscheint. Dadurch wird die Überwachung der Tauchdaten einfacher, weil man den Augenkontakt zur Umgebung behält.

Während der Laufzeit eines Tauchcomputers werden die Sättigung der Gewebe mit dem/den Inertgas(en) (Stickstoff, Helium etc.) und die Toleranz gegen eine Überspannung dieser Gase dynamisch berechnet. Dazu wird aus einer bestimmten Anzahl Variablen (z. B. 16 beim ZH-L16 von Bühlmann) eine entsprechende Anzahl von Modellgeweben simuliert. Diese Modellgewebe entsprechen dabei jeweils unterschiedlichen Gewebegruppen des menschlichen Körpers. Die Berechnung des Sättigungszustandes dieser Gewebe wird in kurzen Zeitintervallen (im Bereich weniger Sekunden) wiederholt, so dass alle Variablen dem Tauchprofil folgend den jeweiligen Inertgaspartialdruck der einzelnen Gewebe wiedergeben.

Dadurch erhält man eine relativ genaue mathematische Abbildung des Sättigungszustandes der einzelnen Körpergewebe.

Menschen reagieren unterschiedlich auf eine Übersättigung ihrer Körpergewebe und eine anschließende Dekompression. Deshalb können Rechenmodelle in Tauchcomputern immer nur einen bestimmten Teil des Ganzen abdecken.

Bei den gängigen Tauchcomputern geht man davon aus, dass ein bis drei Prozent der Tauchcomputernutzer trotz Einhaltens der durch den Rechner vorgegebenen Auftauchvorschriften Dekompressionsprobleme haben werden. Diese können symptombehaftete (DCS I oder II) oder symptomlose sein.

Im Gegensatz zu einer Tauchtabelle, deren Anwendung ein normiertes Tauchprofil erfordert, kann ein Tauchcomputer die Auftauchvorschrift für ein nahezu beliebiges vorangegangenes Tauchprofil errechnen.

Natürlich finden sich auch bei der Tabelle Grenzen, da identische Tauchgänge bei verschiedenen Tauchern einer Gruppe zu einer unterschiedlich hohen Restsättigung führen. Bei Wiederholungstauchgängen kann dies zu einer nicht mehr exakt bestimmbaren Inertgasvorsättigung beim einzelnen Taucher führen, wenn er den nächsten Tauchgang beginnt. Dies liegt daran, dass die Abatmung des restlichen im Körper verbleibenden Inertgases während der Oberflächenpause von Person zu Person sehr unterschiedlich ist. Und individuelle Risikofaktoren (Fettleibigkeit, Alkohol- oder Nikotinkonsum etc.) lassen sich nicht in die Berechnung einbeziehen.

Tariersysteme – Jackets, Westen und Trockentauchanzug

Unter Tariersystemen versteht man alle Hilfsmittel, die dem Taucher unter Wasser zur Verfügung stehen, um seine Tarierung zu kontrollieren.

Die bekanntesten Systeme sind das Jacket und der Trockentauchanzug. Kaum noch verbreitet sind die so genannten Westen, auch „Klodeckel“ genannt.

Welches Tariersystem für dich das Beste ist, hängt letztendlich von dir selbst ab, also womit du dich wohlfühlst, du am besten zurechtkommst. Vielleicht entscheidet auch deine Geldbörse mit, wobei das nicht das Hauptargument beim Kauf eines eigenen Tariersystems sein sollte, schließlich ist das richtige Jacket wesentlich für den Komfort beim Tauchgang verantwortlich!

Jackets dienen nicht nur als Hilfmittel um eine gute Tarierung zu erlangen oder als Tragevorrichtung für die Tauchflasche, sie sind auch Auftriebsmittel im Notfall. Natürlich gibt es auch für Tariermittel Vorschriften und Normen. Auftriebsmittel sind hiernach nur dann geeignet, wenn sie im Fall der Gefahr den Taucher bzw. die Taucherin sicher an die Wasseroberfläche bringen. Der maximale Auftrieb des Auftriebsmittels ist so auszuwählen, dass der Taucher bzw. die Taucherin unter Berücksichtigung des Gewichtes seiner bzw. ihrer Ausrüstung rasch an die Oberfläche gebracht wird.

Als Auftriebsmittel ist eine kombinierte Tarier- und Rettungsweste gemäß DIN EN 12628 oder ein Tariermittel gemäß DIN EN 1809 zu verwenden. Das Auftriebsvolumen muss mindestens 15 Liter (150 N) betragen.

Soweit die Vorschriften und Anforderungen. Nimmt man sich ein Jacket in der Größe XS – S zur Hand, kommen einem schon Zweifel, ob die erforderlichen 15l erreicht werden. Doch unterstellen wir einmal, das stimmt, es sind 15l Volumen möglich. Wie ist es bei einem Sidemount-Jacket? Wir können an dieser Stelle nichts weiter dazu ausführen und schauen uns kurz an, welche Mindestanforderungen sonst noch gestellt sind:

Notwendige Bestandteile eines Jackets sind:

Westenkörper, in ein- oder zweischaliger Bauweise mit mindestens 15l Auftrieb. Der Westenkörper muss mit einer Signalfarbe eingefärbt sein. Außerdem erwartet man, dass der Westenkörper farbecht und Knickbeständig ist, so wie beständig gegen Mikroorganismen, Seewasser, Chlorwasser und Chemikalien ist. Der Westenkörper muss so gebildet sein, dass er den Taucher in einer vor dem Ertrinken sicheren Lage an der Wasseroberfläche hält.

Die Weste muss mit einer Bebänderung versehen sein, die einen sicheren Sitz gewährleistet, eine Kreuzbebänderung ist am besten geeignet.

Weiterhin muss die Taucherweste mit einem Schnellablass ausgerüstet sein, der so angeordnet ist, dass die Weste weitestgehend entlüftet wird. Die Entlüftung muss ausreichend schnell erfolgen und die Zugschnur muss so fixiert sein, dass sie jederzeit ohne Suchen griffbereit und auch mit dicken Neoprenhandschuhen bedienbar ist.

Auch muss die Weste über ein Überdruckventil verfügen, das bei einem Überdruck im Westenkörper von 100 bis 130mbar anspricht. Das Ventil kann Bestandteil des Schnellablasses sein. Die Weste sollte eine eigene Druckluftflasche haben, die zum raschen Füllen der Weste im Notfall dient. Diese Flasche muss genau so wie die normale Tauchflasche zum TÜV und das Ventil muss bauartzugelassen sein.

Haben muss das Jacket allerdings einen Inflator, der es ermöglicht, die Weste aus dem Luftvorrat zu befüllen. Der Inflatorschlauch muss mit einer einhandbedienbaren Schnellkupplung mit der Weste verbunden werden können, die unter Druck lösbar ist. Die einströmende Menge muss so gut dosierbar sein, dass es nicht zu einem unbeabsichtigten Notaufstieg kommen kann. Zudem ist es zwingend, dass es eine Mundaufblasevorrichtung gibt, die es ermöglicht die Weste mit dem Mund aufzublasen. Daher muss sie gut erreichbar und der Schlauch lang genug sein. Eine Signalpfeife und eine Westentasche vervollständigen die Merkmale einer Weste.

Wir unterscheiden die Jackets aufgrund der verschiedenen Bauweisen und den dadurch bedingten unterschiedlichen Tariereigenschaften.

ADV-Jacket

Der Name bedeutet „Adjustable-Divers-Jacket“ und ist die am weitesten verbreitete Form. Eine dank verstellbarer Bebänderung anpassbare Form garantiert, dass wirklich für jede und jeden das passende Jacket gefunden wird.

Der Auftriebskörper befindet sich hauptsächlich unter den Armen, Teile auch am Rücken und an den Schultern. Dadurch, dass die Vorderseite frei bleibt, hat man eine relativ gute Bewegungsfreiheit.

Ein ADV-Jacket ist bei Anfängern wie auch bei professionellen Tauchern gleichermaßen beliebt wie verbreitet.

Auch für das Tauchen mit Trockentauchanzug ist ein ADV-Jacket eher zu empfehlen als ein Stabilizer Jacket.

Stabilizer Jacket

Dieses Jacket besitzt an den Schultern durchgehende Lufträume und verhält sich beim Tauchen ähnlich wie das ADV-Jacket. Einige Modelle dieses Typs sollen „ohnmachtsicher“ sein und dementsprechend bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllen. Im Bereich des Sport- und Freizeittauchens sind Stabilizer Jackets jedoch nur noch selten anzutreffen, da ihre Nachteile (u.a. voluminös, teils aufwändigere Bebänderung und eingeschränkte Bewegungsfreiheit) meist überwiegen.

Ein weiterer großer Nachteil dieses Jacket-Typs ist das sehr umständliche an- und ausziehen. Man muss sich regelrecht verbiegen können, um in das Jacket zu kommen, da man keine Gurte komplett öffnen kann. Sie müssen am Körper des Tauchers passgenau sitzen, daher ist der verfügbare Größenbereich sehr eng gesteckt.

Wing-Jacket

Bei einem Wing-Jacket gibt es nur eine Luftblase im Rücken, was das Tauchen in waagerechter Haltung erleichtert. Nachteile können bei der Lage an der Oberfläche entstehen, da der Kopf nicht aktiv über Wasser gehalten wird. Wegen der großen Luftblase und dem damit gegenüber anderen Bauweisen überlegenen Auftrieb wird es von Tauchern bevorzugt, die viel Gerät mit sich führen. Durch die völlige Freiheit im Oberkörperbereich entsteht eine perfekte Anpassbarkeit und es gibt unzählige gute Befestigungsmöglichkeiten für Ausrüstungsgegenstände.

So ist das Wing Jacket der ideale Begleiter für Höhlentaucher und Teckies geworden, die problemlos ihre Zusatzgeräte und Stage-Flaschen verankern können.

Hybrid-Jacket

Dieser Bautyp vereinigt einige Vorteile. Es bietet ein größeres Volumen als das ADV-Jacket, kann aber in der Regel nicht den überlegenen Auftrieb des Wingjackets erreichen. Die Schwimmlage unter Wasser ist ähnlich stabil und optimal wie beim Wing, ohne jedoch auf den Komfort eines ADV-Jackets zu verzichten (insbes. an der Oberfläche). Hybrid-Jackets sind tendenziell insgesamt etwas größer und schwerer und daher nicht unbedingt optimal für das kleine Reisegepäck geeignet.

Reise-Jacket

Noch relativ neu ist die Kategorie der Reise-Jackets, die aufgrund der Gewichtsbeschränkungen der Luftfahrtgesellschaften entstanden sind. Sie haben ein besonders kleines Packmaß und verfügen zumeist über ein geringes Volumen, da sie vornehmlich für das Tauchen mit dünnen Anzügen und Aluflaschen konzipiert sind. In ihrer Konstruktion entsprechen sie zumeist Wing-Jackets, jedoch ohne stabile Backplate.

Für das Tauchen in heimischen Gewässern sind sie daher nur bedingt geeignet.

Tarierweste (= „Klodeckel“)

Eher als Rarität verrufen zeigt sich die Tarierweste. Sie umschließt den Nacken und ist somit der einzige Jacket-Typ, der zuverlässig ertrinkungssicher ist. Eigentlich ist die Tarierweste (auch wenn der Name anderes vermuten lässt) nicht als Tariermittel entworfen worden, sondern als Rettungsmittel an der Oberfläche. Meist bietet ein „Klodeckel“ keinerlei Befestigungs-, Verstellmöglichkeiten oder gar Bleitaschen. Man findet sie am ehesten bei Veteranen, die damit auf ihre lange Tauchkarriere hinweisen können und bei Rettungskräften, die sie tatsächlich als Rettungsmittel in der eigentlichen Verwendungsform einsetzen.

Sidemount

Sprechen wir von Sidemount-Systemen, so betrachten wir immer das komplette Set bestehend aus dem Harness (Tragesystem), Backplate (sofern vorhanden) und Blase (Auftriebsmittel).

Bei den angebotenen Sidemount-Systemen unterscheidet man zwei Arten:

  • Zum einen die „reinen“ Sidemount-Systeme, die auschließlich nur zum Sidemount-Tauchen verwendet werden können.
  • Zum anderen Hybrid-Systeme, die nicht nur Sidemount-Tauchen erlauben, sondern auch Backmount mit Mono- oder Doppel-Flasche.

Beide Arten haben Vor- und Nachteile, die wir hier nur kurz betrachten. Im Kurs Sidemount Diving werden diese Punkte genauer besprochen. Beim Sidemountauchen befindet sich die Tauchflasche nicht auf dem Rücken, sondern (in der Regel 2 Flaschen) an der Seite des Tauchers. Diese Veränderung der Flaschen-Position hat wesentliche Vorteile:

  • kein schweres Schleppen der gesamten Ausrüstung mehr.
  • keine Rückenbelastung, da Flaschen im Wasser an- und abgelegt werden
  • bei Aluflaschen sogar mit wenigen Fingergriffen
  • Keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit
  • Instrumente und Oktopus sind gut sichtbar und bedienbar verstaut und leicht zu greifen
  • Kontrolle über Flaschenventile, da die Ventile nicht mehr auf dem Rücken sondern schnell greifbar vor der Brust liegen
  • Längere und entspanntere Tauchgänge, da man beispielsweise mit zwei 7 Liter-Alu-Flaschen, wesentlich weniger schleppt als mit einer 12 oder 15 Liter Stahl-Flasche. Der Luftvorrat ist jedoch vergleichbar.

Side Mount Tauchen erfordert eine besondere Schulung, ähnlich, wie zum Beispiel das Trockentauchen. Dann jedoch, bietet es einen sehr hohen Komfort durch entspanntes Tauchen und eine sehr hohe Sicherheit.

Trockentauchanzug

Die ersten Trockentauchanzüge (Trocki) wurden beim Militär und in der Berufstaucherei, meistens in Verbdingung mit klassischen Helmtauchgeräten eingesetzt. Der Einstieg erfolgte durch einen gedehnten oder sehr großen Halsausschnitt und die Luftregelung für Anzug und Atmung befand sich am Helm. Die ersten Trockis bestanden aus gummierten Textilien oder Leder.

Mit der Erfindung eines gasdichten Reißverschlusses, so wie heute im Bereich des Sporttauchens weit verbreitet, konnten Anzüge konzipiert werden, die von einem Taucherhelm unabhängig waren.

Der Trockentauchanzug, im deutschen Taucher-Jargon auch als „Trocki“ bezeichnet, ist nicht nur ein Tauchanzug, sondern auch ein Tariermittel. Es handelt sich bei den gebräuchlichen Modellen um einteilige Anzüge aus wasser- und gasdichtem Material, wie Trilaminat-Membranen aus synthetischen Kunststoffen oder aus Neopren. Der große Vorteil eines Trockenanzuges ist, dass der Taucher kaum mit Wasser in Berührung kommt und dadurch besser vor Kälte schützt als andere Tauchanzüge. Die Anzüge werden in der Regel am Hals und Handgelenk mit einer Manschette abgedichtet und für den Ein- und Ausstieg besitzt er am Rücken oder an der Brust einen wasser- und gasdichten Reißverschluss. Zusätzlich wird unter dem Anzug eine textile Kälteschutzbekleidung getragen.

Trockenanzüge findet man auch beim Schnorcheln, Surfen, Rafting und beim Segeln, wobei diese Anzüge keine Ventile für die Tarierung aufweisen.

Membran-Trockentauchanzug

Man unterscheidet zwischen Trockenanzügen mit Eigenisolation (Neopren-Trockentauchanzug) und ohne Eigenisolation (Membran-Trockentauchanzug), die aus einer Trilaminat-Membran bestehen. Die Isolation erfolgt im weit geschnittenen Anzug durch ein ggf. verwendetes Isolationsgas und durch untergezogene Kälteschutzbekleidung. Die nicht vorhandene Isolierwirkung der Außenhaut hat zur Folge, dass der Körperschweiß kondensiert und die Kälteschutzkleidung nach und nach durchfeuchtet, wodurch dann auch deren Isolierwirkung abnimmt. Atmungsaktive Unterkleidung eignet sich deshalb deutlich besser als z.B. ein Jogginganzug aus Baumwolle.

Der Auftrieb des Membranmaterials ändert sich nicht mit steigender Tauchtiefe, sodass sich auch das Trim- und Tarierverhalten von Membrananzügen mit steigender Tiefe nicht ändert. Für viele Taucher ist das der Grund, sich für einen Membrantrockenanzug zu entscheiden.

Neopren-Trockentauchanzug

Neopren-Trockentauchanzüge verfügen gleichfalls über einen gasdichten Reißverschluss und Ein- und Auslassventil für Druckluft zum Tarieren, sowie Manschetten an Hals und Handgelenken.

Unter einem Neopren-Trockentauchanzug muss allerdings deutlich weniger isolierende Kleidung getragen werden, da Neopren schon selbst wärmedämmend wirkt. Entscheidet man sich für einen Anzug aus 7mm dickem Neopren, benötigt man gegenüber einem Membran-Anzug mehr Blei durch den höheren Auftrieb. Moderne Neopren-Trockis bestehen in der Regel aus 4mm Crash-Neopren (vorkomprimiertes Material) und der Bleibedarf relativiert sich deutlich und auch mit zunehmender Tauchtiefe nimmt die Wärmedämmung von Neopren aufgrund der Kompression deutlich weniger ab. Ein Vorteil der vergleichsweise engen Passform ist, dass sich das Isoliergas im Anzug nur eingeschränkt bewegen kann und so die Handhabung für ungeübte Taucher vereinfacht wird.

Um von beiden Arten die Vorteile zu nutzen, werden auch Anzüge, bei denen Trilaminat und Neopren zu einem Anzug verarbeitet wurde, angeboten. Das gut isolierende Neopren wird an Stellen, wo eine hohe Beweglichkeit gefragt ist, durch Trilaminat ersetzt.

Tauchen mit einem Trockentauchanzug

Die Anzüge sind mit zwei Ventilen ausgestattet: Einem Einlassventil, normalerweise im Brustbereich, und einem Auslassventil, im Regelfall auf dem linken Oberarm. Ähnlich wie bei einem Jacket wird am Inflator (Einlassventil) Mitteldruck in den Tauchanzug eingefüllt. Wir erinnern uns, dass bei Entspannung eines Gases Kälte entsteht. Deshalb versucht man in der Praxis so wenig wie möglich nachzufüllen oder verwendet ein spezielles Tariergas wie Argon, ein Gas, welches bessere Isoliereigenschaften aufweist.

Das Einlassventil wird über einen Mitteldruckschlauch mit der ersten Stufe des Atemreglers beziehungsweise einem separaten Druckminderer verbunden. Um überschüssiges Gas aus dem Anzug entfernen zu können, wie z.B. beim Aufstieg, nutzt man das Auslassventil am Oberarm, (Luft entweicht am höchsten Punkt), hebt den Arm wie den Inflatorschlauch beim Auftauchen mit einem Jacket hoch und die überschüssige Luft kann entweichen, sofern der Anzug über ein automatisches Ventil verfügt, andernfalls wird manuell das Ventil betätigt und der Auslassknopf gedrückt.

Am Hals wird der Trockenanzug mit einer enganliegenden Latex-, Neopren- oder Silikon-Manschette abgedichtet und der Kopf durch eine separate oder angesetzte Neoprenkopfhaube geschützt. Alternativ kann der Anzug natürlich auch direkt mit einem Taucherhelm verbunden werden. Hände werden entweder wie bei einem normalen Tauchanzug mit Neoprenhandschuhen geschützt oder es kommen spezielle Handschuhsysteme zum Einsatz, die mit dem Trockentauchanzug fest verbunden sind.

Theoretisch kann bei der Verwendung eines Trockentauchanzuges auf eine Tarierweste verzichtet werden, indem dann ausschließlich über den Anzug tariert wird. Ein Leck im Anzug kann jedoch dazu führen, dass der gesamte Trockentauchanzug mit Wasser vollläuft und so nicht mehr genügend Auftrieb bietet. Bei den größeren verwendeten Bleimengen, die für einen „Trocki“ benötigt werden, könnte so eine gefährliche Situation entstehen. Deshalb sollte beim Trockentauchen nie auf eine zusätzliche Auftriebshilfe (eine Tarierweste) verzichtet werden.

Tauchanzüge

Soeben haben wir einiges über Trockentauchanzüge erfahren. Neben dieser Art Schutzanzug mit Tariereigenschaften verwendet man im Tauchsport Tauchanzüge vor allem, um den Körper vor Unterkühlung zu schützen. In den Anfängen bestanden Tauchanzüge hauptsächlich aus Leder und Metall, später wurde Gummi und heute vor allem Neopren verwendet. Wir unterscheiden zwischen

  • Nasstauchanzug
  • Halbtrockentauchanzug
  • Trockenanzug

Um eine optimale Isolierung gegen Kälte zu erreichen, werden Tauchanzüge meist mit Handschuhen, Füßlingen und einer Kopfhaube kombiniert

Zur Erinnerung:

Wasser hat eine über 20-fach höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft

Bereits aus den Erzählungen von Konrad Kyeser im Jahr 1405 sind Tauchanzüge aus Leder zur militärischen Verwendung bekannt, denn die niedrigeren Wassertemperaturen in Nord- und Ostsee erforderten, den Körper vor Wärmeverlust zu schützen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden Taucher in einer Taucherglocke zum Wrack der Vasa hinabgelassen, um die Kanonen zu bergen. Diese Taucher trugen lederne und wollende Anzüge mit minimaler Isolierwirkung, sodass sie trotz schwerer Arbeit sehr stark froren. Der Schutz gegen Verletzungen war gleichfalls sehr gering.

1839 wurde die Vulkanisierung von Gummi durch Charles Goodyear erfunden, so dass auch für die Herstellung von Tauchanzügen ein robustes und wasserdichtes Material zur Verfügung stand. Eine isolierende Wirkung von Gummis selbst kann man ausser Acht lassen, aber weil der Taucher im Anzug fast trocken blieb, konnte er wärmendes Unterzeug aus Wolle darunter tragen.

1930 wurde dann Neopren erfunden und fand allerdings erst nach dem II.Weltkrieg Einzug in die Tauchszene. In Deutschland war vor allem die Fa. Barakuda führend am Markt.

Neopren ist ein Synthesekautschuk, wobei wir im Tauchsport geschäumtes Neopren vorfinden. Im geschäumtem Neopren sind viele kleine Gasbläschen gleichmäßig verteilt, wodurch es die bekannte hervorragende thermische Isoliereigenschaften besitzt.

Für die Verwendung von Sportbekleidung wird Neopren in verschiedenen Stärken entsprechend der gewünschten Wärmeisolierung hergestellt. Dickeres Material isoliert zwar besser, ist allerdings weniger dehnbar und hat einen höheren Auftrieb. Bei der Herstellung von Neopren-Kleidung wird das Material auf Stoß miteinander verklebt.

In der Regel wird Neopren beidseitig mit Textilgewebe (Nylon oder Lycra) kaschiert, wodurch die Oberfläche geschlossen und weniger anfällig für Beschädigungen wird. Glatthautneopren ist nur einseitig kaschiert und verfügt auf der einen Seite über eine geschlossene, glatte Kautschukoberfläche. Neben den kaschierten Anzugs-Versionen gibt es auch vollkommen unkaschierte. Sie sind besonders elastisch und wegen ihrer engen Passung ebenfalls wasser- und damit wärmeisolierend. Der Vorteil liegt besonders in der Flexibilität, die eine große Bewegungsfreiheit ermöglicht. Ein Nachteil ist ihre Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Einflüssen. Diese Anzüge verwenden sehr gerne Frei- und Apnoetaucher.

Nassanzug

Der Nassanzug wird zum größten Teil aus Neopren oder ähnlichen Materialien in einer Materialstärke zwischen 1 und 8 mm gefertigt, komfortable Modelle besitzen eine Innenkaschierung aus Frottee, Nylon oder anderen hautfreundlichen Textilen.

Der Tauchanzug wird meistens als Overall ausgeführt und ist so geschnitten, dass er hauteng am Körper anliegt. Neopren ist zwar wasserdicht, aber das Wasser kann an den Reißverschlüssen, an der Halsöffnung und an den Hand- bzw. Fußbündchen in den Anzug eindringen. So werden alle Räume zwischen dem Körper des Tauchers und dem Anzug ausgefüllt.

Das eingedrungene Wasser zirkuliert durch die Bewegungen des Tauchers im Anzug und sorgt so für einen Wärmeaustausch mit der Umgebung. Deshalb hängt die Wirkung der Wärmedämmung nicht nur von der Dicke des Materials, sondern ganz erheblich von der Passform des Anzugs ab.

Je besser der Anzug sitzt, je weniger kann Wasser zirkulieren und Wärme abtransportieren. Zusätzlich wirken die Gasblasen im Neopren als thermischer Isolator, so dass der Körper nicht so schnell auskühlt.

Nassanzüge gibt es in verschiedenen gängigen Formen:

  • Einteiliger Tropenanzug zum Tauchen in warmen Gewässern mit einer Neoprenstärke von 2,0 bis 3 mm. Der Tropenanzug hat meist keine Kopfhaube und kann lange oder kurze Ärmel und Beine haben. Anzüge mit kurzen Armen und Beinen nennt man Shorty. In tropischen Gewässern dient der Anzug nicht nur vor Unterkühlung, sondern auch als Schutz z.B. vor Nesseltieren.
  • Einteiliger Tauchanzug als Overall mit einer Neoprenstärke zwischen 4 und 8 mm. Dieser Anzug hat lange Ärmel und Beine, einige Modelle ausserdem eine angesetzte Kopfhaube.
  • Beim Tauchen in kühleren Gewässern kann er mit einer zusätzlichen Neoprenweste ergänzt werden, die den Rumpf des Tauchers vor Auskühlung schützt.

  • Zweiteiliger Tauchanzug mit einer Neoprenstärke zwischen 5 und 8 mm, bestehend aus einer langen, hochgeschnittenen Trägerhose (Long John) und einer langärmligen Jacke mit angesetzter Kopfhaube. Am Rumpf des Tauchers liegen so immer zwei Neoprenschichten übereinander, wodurch dieser Anzug vor allem für kalte Gewässer geeignet ist.

Heute sind Nassanzüge durch die relativ geringen Anschaffungskosten und vielseitigen Ausführungen vor allem für tropische und gemäßigte Gewässer zu empfehlen, weil selbst in gutsitzenden Anzügen die Wasserzirkulation nicht ganz zu unterbinden ist. Nassanzüge sind daher für das Kaltwassertauchen nur bedingt geeignet.

Neopren selbst hat einen positiven Auftrieb und hat so großen Einfluss auf das richtige Austarieren. Der Auftrieb muss mit Bleigewichten kompensiert werden um abtauchen zu können. Nach dem Abtauchen kommt allerdings hinzu, dass das Material Neopren mit zunehmenden Wasserdruck verdichtet wird und sich der Auftrieb mit zunehmendem Umgebungsdruck verringert. Das Gewicht des Bleis bleibt konstant, so nimmt der negative Auftrieb (Abtrieb) mit zunehmender Tiefe zu und muss durch das Tariersystem kompensiert werden.

Halbtrockenanzug

Halbtrockenanzüge sind in der Regel ein einteiliger Nassanzug aus Neopren mit einer Stärke zwischen 5 und 8 mm, der an den Ärmeln, an den Beinabschlüssen und am Gesicht oder Hals einfache oder doppelte Dichtmanschetten aus Neopren besitzt, die den Wasseraustausch (Zirkulation) verringern. Dazu kommt noch ein wasser- oder gasdichter Reißverschluss. Die Wärmedämmung erfolgt wie bei einem normalen Nassanzug, vom Neopren, der Halbtrockenanzug liegt eng am Körper an und kann nicht wie ein Trockenanzug zum Tarieren mit Luft gefüllt werden.

Der Vorteil des Halbtrockenanzugs gegenüber einem normalen Nassanzug ist die verbesserte Wärmedämmung, die durch den geringeren Wasseraustausch und somit einer geringeren Konvektion entsteht.
Halbtrockentauchanzüge sind deutlich besser zum Kaltwassertauchen (bis hin zum Eistauchen) geeignet. In der Anschaffung liegen sie allerdings höher als ein Nassanzug.

Heißwasseranzug

Heißwasseranzug ist gleichfalls ein Nassanzug, der allerdings fast ausschließlich von Berufstauchern genutzt und von der Oberfläche mit Schläuchen versorgt wird. Ein isolierter Schlauch führt heißes (sehr warmes) Wasser von der Oberfläche zum Taucher, der mit einem Ventil, das üblicherweise an der Hüfte befestigt ist, den Zufluss des Wassers wie bei einem Heizkörper regulieren kann. Über offene Ärmel- und die Bein-Abschlüsse wird das warme Wasser nach dem Durchfluss an die Umgebung abgegeben.

Heißwasseranzüge eignen sich auch perfekt für sehr tiefe Tauchgänge mit Trimix. Der im Trimix enthaltene hohe Helium-Anteil führt zu viel mehr Wärmeverlust beim Atmen, als Luft oder Nitrox.


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Wiederholungsfragen

1. Der Joule-Thomson-Effekt. Wo kann uns beim Tauchen dieser physikalische Vorgang Probleme bereiten??
a beim Tauchen mit Nitrox im zentralen Nervensystem
b bei Feuchtigkeit in der ersten Stufe des Atemreglers
c bei Erreichen von einem Partialdruck von 3,16 bar Stickstoff
d bei Erreichen von einem Partialdruck von 1,7 bar Sauerstoff

2. Verliert der ungeschützte menschliche Körper im Wasser schneller seine Körperwärme als an der Luft?
a nein
b ja, ca. 8x so schnell
c ja, ca. 10x so schnell
d ja, ca. 20x so schnell

3. Was ist ein Up-Stream-Ventil und wo wird es überwiegend verwendet?
a Ein Up-Stream-Ventil öffnet gegen den Druck und wird überwiegend in der ersten Stufe verwendet.
b Ein Up-Stream-Ventil öffnet mit dem Druck und wird überwiegend in der ersten Stufe verwendet.
c Ein Up-Stream-Ventil öffnet gegen den Druck und wird überwiegend in der zweiten Stufe verwendet.
d Ein Up-Stream-Ventil öffnet mit dem Druck und wird überwiegend in der zweiten Stufe verwendet.

4. Der Atemregler hat die Aufgabe, …
a … den Flaschendruck auf den für uns wichtigen Wasserdruck zu reduzieren und uns mit ausreichend Luft zu versorgen.
b … den Flaschendruck auf den für uns atembaren Mitteldruck zu reduzieren und uns mit ausreichend Luft zu versorgen.
c … den Flaschendruck auf den für uns wichtigen Luftdruck zu reduzieren und uns mit ausreichend Luft zu versorgen.
d … den Flaschendruck auf den für uns atembaren Umgebungsdruck zu reduzieren und uns mit ausreichend Luft zu versorgen.

5. Welche Auswirkungen kann ein zu schwergängiger Lungenautomat haben?
a Die Lungenmuskulatur kann ermüden.
b Der Luftverbrauch wird geringer.
c Der Lungenautomat kann schneller abblasen.
d Das Vereisen der zweiten Stufe wird dadurch verhindert.

6. Wie sollte ein Tiefenmesser beschaffen sein?
a Alle unten genannten Punkte sind richtig.
b Leuchtzifferblatt, breites Armband, beleuchteter Dekobereich, Schleppzeiger.
c Leuchtzifferblatt, beleuchtete Nullpunktjustierung, besonders hervorgehobener Dekobereich, Schleppzeiger.
d Leuchtzifferblatt, gute Ablesbarkeit, Nullpunktjustierung, besonders hervorgehobener Dekobereich, Schleppzeiger.

7. Wie sollte ein Kompass u.a. beschaffen sein?
a Alle unten genannten Punkte sind richtig.
b Breites Armband, beleuchteter Skalenbereich
c Gute Ablesbarkeit, Peilfenster, verstellbarer Drehring, großer Neigungswinkel
d Gute Ablesbarkeit, verstellbarer Drehring, großer Neigungswinkel

8. Was gilt für einen modernen Tauchcomputer?
a Er berechnet den Dekompressionsplan nach dem tatsächlichen Tauchgangsprofil.
b Er berechnet das Rechteckprofil eines jeden Tauchgangs.
c Er schließt Dekompressionskrankheiten aus, wenn sich der Taucher strikt an
seine Angaben hält.
d Er kann von verschiedenen Tauchern für aufeinanderfolgende Tauchgänge
verwendet werden, ohne, dass er ausgeschaltet wird.
e Er liefert immer die gleichen Werte wie die Dekompressionstabelle

9. Das Volumen eines Neopren-Nasstauchanzugs
a … ändert sich nicht mit wachsender Tiefe.
b … ist immer variabel, weil Neopren „atmet“.
c … verringert sich bei größer werdender Tiefe. Die Änderung lässt sich
annähernd mit dem Gesetz von Boyle-Mariotte beschreiben.
d … ändert sich bei wachsender Tiefe. Die Änderung lässt sich annähernd mit dem Gesetz von Dalton beschreiben.

10. Welches Kennzeichen muss eine Druckluftflasche laut Druckbehälter- verordnung u.a. besitzen? Sie hat…
a … ein Ventil, an das sich immer ein Atemregler anschrauben lässt.
b … einen Standfuss, eine Tragschale mit Bebänderung und eine Reserveschaltung.
c … einen gültigen TÜV-Stempel.
d …einen Anstrich mit gelber Farbe, um unter Wasser besser gesehen zu werden

Kapitel 4 – Medizinische Grundlagen – Spielregeln beim Tauchen

Fragt man sich als Tauchausbilder, was an medizinischen Punkten wichtig und den Kursteilnehmern wichtig ist zu vermitteln, so wird nach einiger Überlegung die Liste was man ansprechen möchte immer länger. Befasst man sich dann auch noch mit den einzelnen Punkten ein wenig mehr, so stellt man fest, dass der Tauchlehrer bevor er einer wird, besser zunächst Medizin studiert.

Näher betrachtet ist die Tauchmedizin ein Teilgebiet der Arbeits- und der Sportmedizin und ein zentraler Teil der Tauchausbildung. Sie befasst sich mit der medizinischen Forschung zu Fragen des Tauchens, der Vorbeugung und Behandlung von Tauchunfällen sowie der Tauchtauglichkeit. Dies beinhaltet die Wirkung von Gasen unter erhöhtem Druck auf den menschlichen Körper, die Erkennung und Behandlung von Verletzungen oder Vergiftungen, die sich im Wasser oder beim Ein- oder Ausstieg ereignen, sowie die Zusammenhänge zwischen der gesundheitlichen Verfassung eines Tauchers und seiner Sicherheit. Daneben gibt es eine relevante psychologische Seite der Tauchmedizin. Bei Tauchunfällen können häufig mehrere Traumata gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen.

Deshalb ist es wichtig sich mit diesem Kapitel wirklich zu befassen, denn es dient dazu, Zusammenhänge zwischen Physik und die Auswirkungen auf unsere Gesundheit zu verstehen. Nur so kann gemeinsam mit dem Tauchpartner durch Wissen vermieden werden, dass die „Autos mit dem blauen Licht“ häufig zum Tauchplatz fahren müssen. Und ehrlich gesagt:

Zu mehr als 90% fallen die Zwischenfälle in den Bereich, der durch Einhalten der Spielregeln hätte vermieden werden können.

Die Anzahl ernsthafter Tauchunfälle pro Jahr ist angesichts der weltweit vielen Millionen Tauchgänge sehr gering. Daher kann man das Tauchen nicht als besonders riskante Sportart bezeichnen.

Im weitesten Sinne kann als Tauchunfall eine Situation definiert werden, bei der eine Person während oder nach dem Tauchen körperlich, geistig oder seelisch zu Schaden kommt.

Diese Verletzungskategorien bei Tauchunfällen sind die am häufigsten auftretenden.:

  • druckbedingte Verletzungen
  • Missachtung der Risikofaktoren
  • Tauchunfälle aufgrund eingeschränkter Tauchtauglichkeit
  • Tauchunfälle durch Meeresbewohner

Wenn man die Risikofaktoren für einen Tauchunfall kennt, ist es leicht sie zu vermeiden und sicher zu tauchen.

Wir schauen uns in diesem Kapitel folgende Themen ein wenig an:

Wiederholungsfragen – Überprüfe Dein Wissen

Grundsätzliches zum menschlichen Körper – ein Wunderwerk der Natur

Der menschliche Körper ist ein technisches Wunderwerk, für das die Natur sich so richtig hat was einfallen lassen. Wenn man sich in Gedenken an Frankenstein überlegen würde, einen Menschen selbst zu basteln, wird das Ganze noch nicht mal teuer. Rechnet man die Rohstoffkosten der Einzelteile zusammen, beträgt sein Gesamtwert noch nicht mal zehn Euro. Aber im Laufe der Zeit ist eine unglaublich komplexe Supermaschine entstanden, die sich noch immer weiterentwickelt.

Mit einzelligen Lebewesen fing es an, aber im Verlauf von 3,8 Milliarden Jahren schuf die Evolution schließlich den menschlichen Körper und damit einen nahezu perfekten Organismus, der scheinbar unendlich komplex aufgebaut ist. Aus unzähligen kleinsten Teilchen entstanden die Strukturen, die unser heutiges Leben ermöglichen. Der Entwicklungsprozess geht weiter und ist noch lange nicht beendet. Nimmt man die einzelnen Komponenten, mit denen unser Körper funktioniert mal genauer unter die Lupe, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus…

Von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter verändert sich unser Körper ständig. Ein Mensch lebt nicht unendlich, zurzeit beträgt die durchschnittliche Lebensdauer des Menschen weltweit etwa 73 Jahre, wobei Frauen im Schnitt fünf Jahre länger leben als Männer. Zwischen 1, 8 und zwei Quadratmetern groß ist die Oberfläche eines erwachsenen Menschen und ein durchschnittlicher Erwachsener wiegt zwischen 60 und 80 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,75 Meter im Durchschnitt.

Woraus besteht denn dieses Wunderwerk „Mensch“? Ein Erwachsener, der 70 Kilo wiegt, besteht aus etwa 46 Liter Wasser, 12 Kilo Eiweiß, 7,5 Kilo Fett, 0,7 Kilo Zucker und 3,8 Kilo unterschiedlichen Salzen. Von den über 100 bekannten chemischen Elementen kommen im menschlichen Körper ungefähr 30 vor. Legt man die Weltmarktpreise für Substanzen wie Eisen, Natrium oder Zink zugrunde und rechnet alles zusammen, hätte unser Körper einen Rohstoffwert von knapp zehn Euro.

Der menschliche Körper besteht aus unvorstellbar vielen kleinsten Teilchen, nämlich etwa 7.000.000.000.000.000.000.000.000.000 (in Worten: sieben Quadrilliarden) Atomen. Diese setzen sich zu Molekülen und Zellen, schließlich zu Knochen, Muskeln, Organen und Körpergewebe zusammen.

Aus rund zehn bis 100 Billionen Zellen besteht der Körper eines erwachsenen Menschen, die jeweils zu einem der 200 unterschiedlichen Zell- und Gewebetypen gehören. Aufgereiht auf

einer Kette würden sie den Äquator mehr als 50 Mal umschlingen. Unser Körper erneuert sich ständig selbst, wobei pro Stunde rund eine Million neue Zellen gebildet und insgesamt ca. 90 Prozent der Körperzellen mindestens einmal im Jahr ausgewechselt werden.

Das Gehirn ist die Steuerungszentrale, die alles speichert und nichts vergisst. Hier werden alle durch das Nervensystem einlaufenden Informationen verarbeitet und Reaktionen gesteuert. Insgesamt wiegt es zwischen 1.350 und 1.500 Gramm, was relativ gesehen bis zu einem Dreiunddreißigstel des gesamten Körpergewichts eines Erwachsenen ausmacht. Keine andere Spezies weist ein so hohes absolutes und relatives Hirngewicht auf wie der Mensch.

Das Herz ist das Kraftwerk des Körpers. Jeder Motor, sei er auch noch so stark, würde bei vergleichbarer Leistung schnell schlappmachen. Der faustgroße Hohlmuskel schlägt etwa 70 Mal in der Minute, 4.200 Mal pro Stunde, etwa 100.000 Mal am Tag und 37 Millionen Mal im Jahr. In jeder Minute pumpt das Herz knapp fünf Liter Blut in den Kreislauf und sorgt damit dafür, dass unsere Körperfunktionen am Laufen bleiben.

Diese fünf Liter Blut bestehen aus rund 25 Billionen roten und 30 Milliarden weißen Blutkörperchen. Die Lebensdauer eines roten Blutkörperchens beträgt 120 bis 130 Tage und wird danach ersetzt. In jeder Sekunde bildet unser Körper etwa zwei Millionen roter Blutkörperchen, das macht stolze 200 Milliarden pro Tag

200 Milliarden am Tag würde aber bedeutet, dass die roten Blutkörperchen alle 6 Tage und nicht 120 bis 130 Tage ausgetauscht werden.

Würde man die roten Blutkörperchen aufeinanderstapeln, hätte der dabei entstehende Turm eine Höhe von etwa 60.000 Kilometern.

Der Blutkreislauf hält den Stoffwechsel in Gang und dabei dauert es nur 20 bis 60 Sekunden, bis das gesamte Blutvolumen einmal durch den Körper zirkuliert ist. Eine Pulswelle erreicht vom Herzen kommend innerhalb von 0,2 Sekunden die Fußarterie. Pro Stunde werden etwa 290 Liter Blut durch den Kreislauf gepumpt. In 75 Lebensjahren ergibt das eine fast unvorstellbare Menge von 179 Millionen Litern Blut.

Die gesamte Kommunikation im Körper funktioniert über die Nerven und alle Nerven zusammen haben eine Gesamtlänge, die der Strecke von der Erde zum Mond und zurück entspricht. Bis zu 100 Milliarden Nervenzellen gibt es in unserem Körper, etwa 14 Milliarden davon allein im Gehirn. Die möglichen Verbindungen zwischen den Nervenzellen erreichen astronomische Werte, durch die unglaubliche Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten stimmen niemals zwei Menschen in ihren Gehirnleistungen überein. Die Nervenzellen leiten Impulse mit einer Geschwindigkeit von 0,5 bis 120 Meter pro Sekunde weiter. 50.000 bis 100.000 Nervenzellen sterben täglich ab und werden teilweise durch neue ersetzt. Damit das Gehirn und das Nervensystem regenerieren können, braucht der Mensch, abhängig vom Lebensalter zwischen sieben und zwölf Stunden Schlaf pro Tag.

Damit der Mensch auch die anderen Wunder dieser Erde sehen kann, sind die Augen die wichtigsten Sinnesorgane, denn bis zu 95 Prozent aller Sinneswahrnehmungen des Menschen sind optische Reize. Bei guten Lichtverhältnissen kann das Auge eine Million verschiedene Farbabstufungen unterscheiden, etwa 150 Farben sind benennbar. Rund 60 Bilder nimmt das Auge pro Sekunde wahr, ein normalsichtiger Mensch kann 0,67 bis einen Kilometer weit sehen. Der Glaskörper des Auges besteht zu 99 Prozent aus Wasser und weist damit die höchste Konzentration an Flüssigkeit im gesamten Körper auf.

Bis zu 1.000 Gerüche können wir unterscheiden und das ist nicht viel. Der Geruchssinn des Hundes übertrifft die menschliche Nase um das Tausendfache. Die Oberfläche der Riechschleimhaut beträgt etwa fünf Quadratzentimeter. Sie enthält rund zehn Millionen Riechzellen und 150 Schleimdrüsen.

Die besten Freunde eines Tauchers sind die Ohren, sagt man. Unser Innenohr besitzt rund 14.000 Hörzellen mit je 50 Sinneshärchen. Ein Flüstern können wir noch aus sechs bis acht Metern Entfernung wahrnehmen, ein Gespräch hören können wir noch aus 20 Metern und einen lauten Schrei hören wir noch aus 200 Metern Entfernung. Die menschliche Hörfähigkeit liegt, abhängig vom Alter, zwischen 16 und 21.000 Hertz. Zum Vergleich: Die Hörfähigkeit einer Fledermaus beträgt 400.000 Hertz.

Verpackt ist das Ganze mit der Haut. Sie schützt vor Einflüssen der Umwelt, reguliert die Körpertemperatur und das Gleichgewicht. Mit einer Oberfläche von 1,5 bis 1,8 Quadratmetern und einem Gewicht von elf bis 15 Kilogramm ist die Haut das größte und schwerste Organ des Menschen. Außen ist die Haut sanft und geschmeidig, innen jedoch hoch komplex. Ein Kubikzentimeter Haut enthält durchschnittlich sechs Millionen Zellen, 25 Berührungspunkte, 13 Kältepunkte, zwei Wärmepunkte, 200 Schmerzpunkte, zehn bis 25 Druckpunkte, einen Meter Blutgefäße, vier Meter Nerven, 100 Schweißdrüsen, 15 Talgdrüsen und 20 bis 200 Haare.

Der Bewegungsapparat besteht aus etwa 210 Knochen und 639 Muskeln und macht das Gehen, Rennen, Springen oder Schwimmen erst möglich.

Ohne Sauerstoff würde es kein Leben geben. Um die Luft zum Atmen in den Körper zu bringen, brauchen wir unsere Lungen. Bei einem einzigen Atemzug saugen diese etwa 1.300 Gramm schweren Organe einen halben Liter Luft ein. Bei 16 Atemzügen pro Minute werden etwa 10 Liter Luft ein- und ausgeatmet. Bis zum 21. Lebensjahr atmet ein Mensch umgerechnet die Luft von 3,5 Millionen Luftballons ein und aus.

Ein menschliches Haar ist zwischen 0,007 und 0,18 Millimeter dick. Zwischen 88.000 und 150.000 Haare haben wir auf dem Kopf. Die Dicke und die Menge schwanken, abhängig von der Haarfarbe. 0,2 bis 0,3 Millimeter wächst ein Kopfhaar jeden Tag, im ganzen Leben sind das etwa 50 Meter. Zwischen 40 und 120 Haare fallen normalerweise täglich aus, die im Lauf der Zeit durch neue ersetzt werden. Bei Männern nimmt der Haarausfall im Lauf des Lebens zu. Nur 20 Prozent aller Männer behalten ihre Kopfhaare das ganze Leben lang, genauso viele neigen dagegen schon mit etwa 25 Jahren zur Glatzenbildung.

Bis zu drei Liter kann unser Magen fassen. Unser Dünndarm ist etwa fünf Meter lang. Ein bis zwei Liter Speichel produzieren wir am Tag, macht im ganzen Leben rund 50 Tonnen. Ohne Essen kann ein Mensch bis zu 40 Tage überleben, ohne zu trinken maximal sechs Tage. Im Lauf eines 75-jährigen Lebens verdaut ein Mensch ungefähr das 500-fache seines eigenen Körpergewichts an Nahrung. In 70 Lebensjahren verzehrt ein durchschnittlicher Europäer beträchtliche Mengen an Nahrungsmitteln: 30 Tonnen Kartoffeln, 25 Tonnen Brot, 18 Tonnen Fleisch, 15 Tonnen Gemüse, 10 Tonnen Obst, 5 Tonnen Fisch, 25.000 Liter verschiedener Getränke, 160 Kilo Schokolade, 7.300 Eier und etwa 84 Kilo Salz.

Der Durchschnittsmensch hat etwa 2.580 Mal Sex im Leben, mit fünf verschiedenen Partnern. Richtig verliebt ist er zweimal im Leben und küsst ganze zwei Wochen lang. Und womit verbringen wir unsere restliche Lebenszeit? Knapp 25 Jahre schlafen wir. 3,5 Jahre verbringen wir mit Essen und Trinken. Etwa sechs Monate sitzen wir auf der Toilette. Wir arbeiten durchschnittlich sieben Jahre am Stück, plaudern und quatschen zwei Jahre und zehn Monaten mit unseren Mitmenschen, putzen 16 Monate lang unsere Wohnung, verbringen zwei Jahre und sechs Monate im Auto, spielen neun Monate mit unseren Kindern, spielen vier Monate lang am Computer, sitzen drei Monate lang beim Arzt im Wartezimmer und gehen tauchen.

Damit Tauchen dann auch das ist, was es sein soll, nämlich freizeitliche Entspannung, gilt es dieses Wunderwerk der Natur zu schützen.

Psyche – beim Tauchen spielt sich viel zwischen den Ohren ab

Taucher sind bei ihrem Sport im und unter Wasser vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die auch eine psychische Wirkung haben können. Eingeschränkte Sichtweiten, niedrige Temperaturen, Strömung, bedrohlich empfundene Wassertiere oder nach Tauchunfällen kann ein Taucher psychische Probleme bekommen. Oft macht sich ein verunfallter Taucher oder sein Buddy Vorwürfe, da er anders gehandelt hat, als er es gelernt hat. Und oft spielt auch unterdrückte Angst eine Rolle, die so stark werden kann, dass körperliche Symptome auftreten, warum ein Tauchmediziner aufgesucht wird.

In solchen Fällen ist der Tauchmediziner gefordert, solche Ereignisse zu erkennen und wenn nötig die Zusammenarbeit mit einem Psychologen zu veranlassen. Erteilt ein Tauchmediziner einem Taucher aus medizinischen Gründen keine neue Tauchtauglichkeit und/oder muss gar empfehlen den Tauchsport aufzugeben, können starke Emotionen oder auch das totale Ignorieren dieser Empfehlung die Folge sein. Für nicht wenige Taucher sind zahlreiche Erinnerungen, Träume oder gar ein ganzer Lebensentwurf mit dem Tauchsport verbunden.

Wir können zusammenfassen, dass zum Tauchen eine gesunde Psyche gehört. Es können immer Situationen eintreten, auf die man nicht vorbereitet ist. So können klaustrophobische Ängste, wenn man in Wracks oder Höhlen taucht oder auch Höhenangst, wenn man an einer Riffkante plötzlich die Tiefe des Ozeans vor sich sieht, kritische Momente auslösen.
Auf solche oder ähnliche Situationen sollte jeder Taucher vorbereitet sein, um nicht in Panik zu schnell aufzutauchen.

Es ist daher wichtig und notwendig, dass man weiß, wie man solche Situationen meistern kann, ohne sich und andere zu gefährden. Mehr über dieses Thema bietet der Spezialkurs Tauchsicherheit und Rettung (Rescue Diver).

Viele Unfallauslöser können durch eine gute und fundierte Ausbildung und anschließendem Tauchtraining vermeiden werden, ja sie treten gar nicht erst auf.
Aussagen wie:
„Kann ich mal eben diesen oder jenen Kurs durchführen“
„weiß ich doch schon, kann alles“
„stell dich nicht so an“
sind sicher in einer guten Tauchschule nicht gerne gehört.

Kreislauf und Atmung – wie die Maschine Mensch versorgt wird

Sauerstoff, den wir mit der Luft einatmen, ist die Voraussetzung, dass jede einzelne Körperzelle lebt und unsere Muskeln arbeiten.

Unsere Atemluft setzt sich aus 78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff und 1 Prozent Edelgase zusammen.

Durchschnittlich atmet der Mensch 19.000 Liter Luft täglich ein und wieder aus. So führt er sich den lebensnotwendigen Sauerstoff zu und stößt das Abfallprodukt Kohlendioxid wieder aus. Die Atemtätigkeit muss ununterbrochen erfolgen, weil Sauerstoff nicht wie andere Stoffe im Körper gespeichert werden kann.

In Ruhestellung atmet der Mensch pro Minute etwa 18mal. Treibt man Sport, arbeitet oder strengt sich sonst wie an, braucht der Körper mehr Energie, es muss schneller geatmet werden.

Und wie funktioniert die Atmung?

Die Atmung

Am Atemvorgang ist in erster Linie das Zwerchfell beteiligt, der wichtigste Atemmuskel. Die Atemluft kann durch zwei Öffnungen in den Körper gebracht werden. Durch die Nase und/oder durch den Mund. Unsere Nasenhöhle bildet den ersten Abschnitt der Atemwege. Sie ist nicht nur Voraussetzung für das Riechen, sondern dient vor allem dem Anwärmen, Befeuchten und Weiterleiten der Atemluft in die Lunge. Durch ihre direkte Verbindung zum Gehirn spielt die Nase auch eine wichtige Rolle für das Gefühlsleben eines Menschen. Verschiedene Duftsignale lösen eine Bandbreite von Emotionen aus, die wiederum das Verhalten des Menschen bestimmen.

Eine senkrechte Trennwand, die Nasenscheidewand, unterteilt die Nasenhöhle in zwei paarig angelegte, schmale Hohlräume, die außen von den beiden Nasenflügeln begrenzt werden. Die Nasenschleimhaut der unteren und mittleren Nasenmuschel ist rötlich und mit Flimmerhärchen besetzt. Hier wird die Atemluft vorgewärmt und gereinigt, bevor sie den Kehlkopf erreicht. Schleimfluss schützt den Körper vor dem Eindringen von Milliarden Bakterien, die sich in der Luft befinden. Die obere Nasenmuschel und das Dach der Nasenhöhle sind von der Riechschleimhaut überzogen. Knochen und Knorpel bilden den äußeren Teil der Nase. Die Nasenknochen bilden je eine Nasenhälfte und die Brücke zwischen den Augen. Elastizität ist durch die Nasenknorpel gegeben, die vorne innen an den Knochen anschließen.

Neben der Luft bringen wir über den Rachen Nahrung und Flüssigkeit in den Körper. Dieser etwa 13 Zentimeter lange, muskulöse Schlauch führt vom hinteren Teil des Mundes und der Nase über den Hals bis zum Kehlkopf und zur Luftröhre. Der Kehlkopf, der auch der Stimmbildung dient, trennt die Atemwege von den Speisewegen.

Während der obere Teil des Rachens eine feste Einheit mit den Knochen der Schädelbasis bildet, ist der untere Teil elastisch mit den Knorpeln des Kehlkopfes und der Luftröhre verbunden. Die Rachenwände sind von einer Schleimhaut bedeckt, die den Rachen ständig feucht hält.

Man unterscheidet die Regionen Mundrachen, Nasenrachen und Halsrachen. Der Mundrachen ist nicht nur Teil des Atemweges, sondern auch am Schlucken und an der Stimmbildung beteiligt.

Der Nasenrachen mit den Mandeln wird beim Schlucken durch das Gaumenzäpfchen (Kehldeckel) gegen den Mundrachen hin verschlossen, damit Speisen und Getränke nicht in die Nase gelangen können. Im Nasenrachen münden die Ohrtrompeten, die das Mittelohr mit dem Rachen verbinden.

Der Halsrachen dient in erster Linie der Schluckfunktion. Dabei wird die Bewegung und Koordination der Rachenmuskeln vom unteren Hirnstamm gesteuert.

Der Kehlkopf trennt die Atemwege von den Speisewegen. Er setzt sich aus vier Knorpeln zusammen, die durch Muskeln und Bänder zusammengehalten werden. Der größte von ihnen ist der Adamsapfel, vorn am Hals deutlich sichtbar. An ihm und an einem Paar kleinerer Knorpel sind die Stimmbänder befestigt, die durch Luftströme in Schwingungen geraten und uns auf diese Weise die Stimmbildung ermöglichen.

Die etwa zwölf Zentimeter lange Luftröhre schließt an den Kehlkopf an und verzweigt sich in Höhe des vierten Brustwirbels zu den beiden Hauptbronchien. Das elastische und muskulöse Gewebe der Röhre wird von hufeisenförmigen Knorpelspangen gestützt und ist innen von einer Schleimhaut mit Flimmerhärchen überzogen. Sie transportieren Staubteilchen, die mit der Atemluft eindringen, zurück in den Halsrachen.

Beide Hauptbronchien zweigen wie die Äste eines Baumes von der Luftröhre ab. Sie verästeln sich weiter in Lappenbronchien, in Segmentbronchien und schließlich in kleinere Bronchiolen, die in den Lungenbläschen (Alveolen) münden.

Das weitverzweigte Röhrennetzwerk der beiden Lungen nimmt den größten Teil des Brustraumes ein. Die Oberfläche der Lunge ist vom Lungenfell bedeckt, die Brustwand vom Rippenfell. Beide Membranen bilden zusammen das Brustfell. Sie liegen flach aufeinander und gehen an der Lungenbasis ineinander über. Zwischen den beiden Membranen ist Flüssigkeit eingelagert, damit sie ohne Reibung gegeneinander gleiten können.

Die innere Oberfläche der Lunge beträgt insgesamt ungefähr 70 Quadratmeter, also etwa die Größe eines Squashplatzes. In jedem Lungenflügel befinden sich an die 300 Millionen Lungenbläschen, die sich um die Bronchiolen herum gruppieren.

Sie werden von Kapillaren versorgt und bilden zusammen die riesige Fläche, die nötig ist, damit die Lunge ihre Aufgabe erfüllen kann.

Der Sauerstoff gelangt über die oberen Atemwege und die Luftröhre zu den Bronchien und weiter über die Bronchiolen bis in die Lungenbläschen. Hier findet der Gasaustausch mit dem umliegenden Kapillarnetz statt.

Wir unterscheiden drei Teilprozesse für einen Vorgang, den wir Atmung nennen:

  • die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft in das Blut und die Abgabe von Kohlendioxid aus dem Blut an die Luft (äußere Atmung)
  • der Transport der Gase im Blut zu den Geweben beziehungsweise den Atmungsorganen
  • die Abgabe von Sauerstoff aus dem Blut an die Körperzellen und die Aufnahme von Kohlendioxid aus den Zellen in das Blut (innere Atmung)

Der Kreislauf

Das Kreislaufsystem ist das Versorgungssystem unseres Körpers, ähnlich dem Verkehrsnetz in unsrem täglichen Leben. Es funktioniert störungsfrei und optimal, wenn das Blut ungehindert den gesamten Organismus durchströmen und alle Organe mit den nötigen Nährstoffen versorgen kann. Wird der Kreislauf über längere Zeit zu stark strapaziert, wie beispielsweise durch Rauchen oder fettes Essen, kommt es zu Störungen der Blutversorgung bis hin zum Schlaganfall.

Über die Lungenvenen fließt sauerstoffreiches Blut zum linken Vorhof des Herzens und in die linke Herzkammer. Von dort aus wird es durch Kontraktionen in die Hauptschlagader (Aorta) gepumpt.

Ausgehend von der Hauptschlagader verteilt sich das sauerstoffreiche Blut dann im Körper und versorgt so die Zellen mit Sauerstoff. Umgekehrt geben die Zellen das Stoffwechsel-Abfallprodukt Kohlendioxid an das Blut ab. Das so angereicherte Blut gelangt über das venöse System zum rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer. Von hier aus wird es durch Kontraktionen in die Lungenschlagader und die Lungenarterien gepumpt.

Das Herz, ein unwillkürlicher Hohlmuskel, hat etwa die Größe einer Faust, die Form einer Birne und wiegt an die 300 Gramm. Zwei Drittel des schräg liegenden Muskels ragen in den linken Brustraum hinein, ein Drittel in den rechten. Eine Scheidewand trennt das Herz in zwei Hälften.

Die rechte Hälfte enthält das venöse, sauerstoffarme Blut, während sich in der linken Hälfte das sauerstoffreiche, arterielle Blut befindet. Jede der beiden Hälften ist noch einmal in einen Vorhof und eine Herzkammer unterteilt. Die insgesamt vier Herzkammern haben muskulöse Wände, die in einem rhythmischen Wechsel von Kontraktion (Systole) und Erschlaffung (Diastole) das Blut weiterpumpen.

Die Wände der linken Herzkammer sind aufgrund der höheren Anforderung dicker als die der rechten. Die Herzklappen haben eine Rückstau-Funktion, so dass nur eine Fließrichtung des Blutstromes von oben nach unten möglich ist.

Das Herz pumpt das Blut durch unseren Körper, damit es ihn mit allen lebensnotwendigen Stoffen versorgen kann. Im Blutkreislauf wird Sauerstoff von der Lunge in den ganzen Körper transportiert, und umgekehrt gelangt das Endprodukt Kohlendioxid zurück zur Lunge, um ausgeatmet zu werden. Das Herz eines Menschen schlägt in Ruhestellung des Körpers etwa 70mal in der Minute und am Tag 100.000mal. Wenn der Körper aktiv ist, liegt die Schlagzahl wesentlich höher, damit die arbeitenden Muskeln ausreichend mit Blut versorgt werden können.

Foramen Ovale

Das Foramen ovale (lat. für „ovales Loch“) im Herzen ist eine türartige Verbindung zwischen den Herzvorhöfen, die im vorgeburtlichen Kreislauf den Blutübertritt von rechts (Lungenkreislauf) nach links (Körperkreislauf) zulässt. Da die Lunge noch nicht belüftet ist und somit auch noch nicht funktionell durchblutet wird, fließt das Blut über das Foramen ovale ins arterielle System zurück.

Das Foramen ovale verschließt sich normalerweise in den ersten Lebenstagen oder –wochen. Erfolgt der Verschluss nicht, spricht man von einem anhaltenden oder andauernden persistierenden Foramen ovale (PFO). Bis zu 25 % aller Menschen leben mit einem offenen Foramen ovale in der Vorhofscheidewand und dies ist insbesondere beim Gerätetauchen von Bedeutung, da während des Tauchgangs beim Druckausgleich (Valsalva-Versuch) Mikroblasen in das arterielle System übertreten können.

Blut und Blutgefäße

Blut ist der Treibstoff des menschlichen Lebens. Das flüssige rote Gewebe versorgt über unsere Adern jede einzelne Körperzelle mit Brennstoffen aus der Nahrung, Sauerstoff, Vitaminen und mit Hormonen als chemischen Botenstoffen. Andererseits entsorgt das Blut auch Schlacken und Kohlendioxid aus den Zellen. Krankheitserreger werden abgewehrt und Wunden verschlossen.

Und nicht zuletzt muss auch ständig die Körpertemperatur reguliert werden. Je nach Bedarf lässt der Organismus mehr oder weniger Blut durch die Haut fließen.

Etwa sechs Liter Blut kreisen durch den Körper eines Erwachsenen, beim Kind sind es ungefähr drei und beim Baby ein Liter. Die Farbe unseres „Lebenselixiers“ entsteht durch Hämoglobin, das sich in den roten Blutkörperchen befindet. Dieses wiederum setzt sich zusammen aus dem Farbstoff Häm und der Eiweißkomponente Globin. Je nach Sauerstoffgehalt ist das Blut heller (mehr Sauerstoff) oder dunkler (weniger Sauerstoff).

Lässt man Blut für eine Weile in einem Gefäß stehen, bilden sich deutlich sichtbar drei verschiedene Schichten: Blutplasma, weiße Blutkörperchen und rote Blutkörperchen.

Oben setzt sich das Blutplasma ab, das zu 93 Prozent aus Wasser besteht. Insgesamt bildet es etwas über die Hälfte (55 Prozent) des Blutes. Blutplasma ist eine wässrige Lösung aus Mineral- und Nährstoffen, Eiweißen und einem kleinen Anteil Hormonen. Es dient als Transportmittel dieser Substanzen, die als Produkte des Zellstoffwechsels von den Organen an das Blut abgegeben werden oder zur Aufnahme in die Körperzellen bestimmt sind.

In der mittleren Schicht sammeln sich die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die nur etwa ein Prozent der Gesamtblutmenge ausmachen und Abwehrfunktion haben. Sie vernichten Eindringlinge wie Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten, indem sie Antikörper zu deren Bekämpfung produzieren. Die untere Schicht wird von den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten, gebildet, die einen 44-prozentigen Anteil des Blutes ausmachen. Sie transportieren den eingeatmeten Sauerstoff zu den Geweben und bringen das Kohlendioxid zurück zur Lunge, wo es ausgeatmet wird. Ein rotes Blutkörperchen durchfließt den Körper innerhalb von 120 Tagen etwa 300.000mal, bevor es abstirbt und ersetzt wird.

Die Blutversorgung des Körpers erfolgt über ein weitverzweigtes System aus großen und millimeterkleinen Gefäßen. Zu den großen Blutgefäßen gehören die Arterien und Venen. Sie leiten das Blut zum Herzen hin beziehungsweise von ihm weg. Die Namen „Arterie“ beziehungsweise „Vene“ geben daher ausschließlich die Strömungsrichtung des Blutes an und deuten nicht etwa auf unterschiedliche Gewebssubstanzen hin.

Arterielles Blut bedeutet sauerstoffreiches Blut, während venöses Blut sauerstoffarm ist.

Arterien (Schlagadern) sind dicke, elastische Muskelröhren, umgeben von lockerem Bindegewebe, die das sauerstoffhaltige Blut vom Herzen zu allen Körperteilen transportieren. Innen ist die Arterie mit einer glatten Zellschicht ausgekleidet, die den freien Durchfluss des Blutes ermöglicht.

Bei jedem Herzschlag entsteht Druck auf die elastische Arterienwand, die sich dadurch kurzfristig erweitert und Energie übertragen bekommt. Wenn der Druck abfällt, gibt die Arterienwand diese Energie wieder ab und zieht sich auf ihre ursprüngliche Stärke zusammen. Dieser Vorgang heißt Pulswelle oder Pulsschlag und kann an oberflächlich liegenden Arterien, am Handgelenk oder am Hals, ertastet werden.

Die Venen ergänzen die Arterien in ihrer Funktion. Auch hier handelt es sich um Röhren aus Muskel- und Bindegewebe, allerdings mit einer wesentlich dünneren Muskelzellschicht und daher einem größeren Innendurchmesser.

Die Venen transportieren das verbrauchte, sauerstoffarme und mit Abfallstoffen durchsetzte Blut zum Herzen zurück. Zum Zweck dieses Transports in die Gegenrichtung der Schwerkraft sind die großen Venen mit Klappen ausgestattet, die einen Rückfluss des Blutes in die Körperperipherie verhindern.

Die Entsorgung der Abfallstoffe und die Versorgung mit Nährstoffen erfolgt über die Kapillare: winzige Gefäße, die die Verbindung zwischen Blutkreislauf und Zellen darstellen.

Kapillare, auch Haargefäße genannt, sind die kleinsten Bluttransportwege, jedes von ihnen hat einen Durchmesser von nur sieben bis zehn Tausendstel Millimeter. Kapillaren bestehen aus einer röhrenförmigen Zellschicht. Diese ist dünn genug, um einen Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe zu ermöglichen. Dabei dringt Sauerstoff von den roten Blutzellen durch die Kapillarwände, und umgekehrt gelangen Kohlendioxid und Abfallstoffe nach außen. Hautkapillare sind wichtig bei der Regulierung der Körpertemperatur. Wenn sie ansteigt, wird die Haut stärker durchblutet, und so kann sich das Blut an der Körperoberfläche abkühlen.

Kommt es zu einer Verletzung der empfindlichen Kapillaren, gerät Blut in das Gewebe, und es entsteht ein Bluterguss. Zur Behandlung im akuten Stadium eignen sich am besten Kälte und Druckverband. Das Hämoglobin in diesem ausgetretenen Blut verfärbt sich blau, weil das Gewebe ihm den Sauerstoff entzieht. Wird der blaue Fleck später grün und gelb, so liegt das am Bilirubin, einem Abbauprodukt des Hämoglobins. Diese Färbung kündigt die Erneuerung der verletzten Kapillaren an.

Barotrauma – Probleme bei Druck und Volumenänderungen

Als Barotrauma (aus dem griechischen Gewicht, Druck und Wunde, Verletzung) bezeichnet man eine Gesundheitsstörung, die durch Änderungen des Umgebungsdrucks und dessen Auswirkungen auf luft- oder gasgefüllte Hohlräume aller Lebewesen einschließlich des Menschen verursacht wird.

Neben der Druckänderung ist auch die Geschwindigkeit, in der die Druckänderung erfolgt, für das Entstehen eines Barotraumas verantwortlich. Beim Menschen und damit bei uns Tauchern, können alle luft- oder gasgefüllten Hohlräume in und um unseren Körper herum betroffen sein. Dabei ist es vollkommen egal, ob die Hohlräume natürlichen, künstlichen oder krankhaften Ursprungs sind. Hohlräume, die ein jeder Taucher sicherlich bereits im Open Water Diver Kurs gehört hat, sind die Lunge, das Mittelohr (Trommelfell), die Kieferhöhlen, Karieshöhlen bei Zähnen und alle gasgefüllten Hohlräume zwischen fest anliegenden Kleidungsstücken und Haut, wie z.B. der Tauchanzug oder auch die Tauchmaske.

Die verschiedenen Formen von Barotraumata (oder einfacher ausgedrückt Barotrauma) werden nach der betroffenen Schädigung unterschieden. Fast immer denkt man bei einem Barotrauma an Schädigungen, die durch den zunehmenden Umgebungsdruck entstehen.

Barotrauma entstehen aber auch durch Unterdruck.

Eine medizinische Bedeutung haben Barotrauma in ganz unterschiedlichen Formen beim Tauchen, Fliegen, Wasserspringen und der maschinellen Beatmung.
Natürlich können auch die medizinischen Anwendungen von Überdruck im Rahmen einer hyperbaren Sauerstofftherapie zu Barotrauma führen.

Ursache eines Barotraumas

Im Kapitel der Physik haben wir bereits festgestellt, dass die Physik an allem schuld ist. So auch bei den Barotrauma. Sie entstehen durch den physikalischen Zusammenhang zwischen Druck und Volumen (Rauminhalt) von Gasen oder Gasgemischen wie Luft. Nach dem physikalischen Gesetz von Boyle und Mariotte verhalten sich Druck und Volumen umgekehrt proportional zueinander, wenn die Temperatur konstant ist. Das heißt, dass bei ansteigendem Umgebungsdruck das Volumen von Gasen oder Gasgemischen sinkt. Umgekehrt steigt bei Minderung des Umgebungsdrucks das Volumen. Je stärker sich der Druck ändert, desto stärker ändert sich auch das Volumen.

Natürlich gilt dieser Zusammenhang auch für Hohlräume, die mit Gas oder Gasgemischen gefüllt sind, wie z.B. Lunge, Nasennebenhöhle, Mittelohr und Magen-Darm-Trakt. Je nach Beschaffenheit (Starre, Elastizität) der Hülle eines luftgefüllten Raumes kann eine Druckänderung und damit eine Volumenänderung, mehr oder weniger ohne Schaden toleriert werden. Maßgeblich ist dabei auch die Zeitspanne, in welcher die Druck- und damit auch die Volumenänderung erfolgt. Ein Barotrauma entsteht nur dann, wenn durch die Änderung des Umgebungsdrucks eine Volumenänderung des luftgefüllten Hohlraums bewirkt wird, dem der Hohlraum selbst oder seine Umhüllung nicht mehr standhalten kann.

Je nach Verhältnis von Druck und Volumen unterscheidet man generell zwischen einem Überdruck und einen Unterdruckbarotrauma.

Nimmt der Umgebungsdruck um einen luftgefüllten Hohlraum herum zu, erfolgt eine Volumenminderung des luftgefüllten Hohlraumes. Auf die Umhüllung des Hohlraumes wirkt während dieser Phase Druck von außen und Sog von innen. Entsprechend dem anliegenden Umgebungsdruck wird diese Form als Überdruck-Barotrauma bezeichnet.

Ist der Umgebungsdruck um einen Hohlraum niedriger als in ihm selbst, so erfolgt eine Ausdehnung des Hohlraumes. Während dieser Phase wird Druck von innen und Sog von außen auf die Hohlraumumhüllung ausgeübt. Dementsprechend wird diese Form als Unterdruck-Barotrauma bezeichnet.

Je nach betroffenem luft- oder gasgefüllten Hohlraum beim Menschen unterscheiden wir verschiedene Formen des Barotraumas und die schauen wir uns nun ein wenig genauer an.

Barotrauma der Lunge

Die Lunge kann im Zusammenhang mit Tauchen, Fliegen, maschineller Beatmung, hyperbarer Sauerstofftherapie oder Bronchoskopie ein Barotrauma erleiden und das Barotrauma der Lunge durch maschinelle Beatmung tritt häufiger auf, als Eines der Lunge beim Tauchen.

Bevor wir uns nun genauer ansehen, wie und wo ein Barotrauma der Lunge entsteht, betrachten wir kurz nochmals die Anatomie der Lunge.

Die Lunge (lat. Pulmo) besteht aus zwei Lungenflügeln und nimmt fast den gesamten Brustraum ein. Nach unten grenzt sie an das Zwerchfell, dem wichtigen und großen Muskel für die Atmung. Die Lunge besteht aus einem schwammigen Gewebe, in dem sich die Atemwege von den Bronchien bis hin zu den Lungenbläschen in immer feinere Verästelungen aufteilen und schließlich in den Alveolen münden.

Ein Barotrauma der Lunge tritt meistens in der Dekompressionsphase, also beim Auftauchen auf. Es kann aber auch, wenn auch deutlich seltener, während des Abtauchens (in der Kompressionsphase) vorkommen. Während des Auftauchens nimmt der Umgebungsdruck aufgrund der abnehmenden Wassertiefe ab. Demnach dehnt sich der Rauminhalt der Lunge entsprechend aus und dehnt die elastische äußere Lungenbegrenzung beziehungsweise -hülle (Pleura). Erfolgt bei der weiteren Druckminderung keine Ausatmung aus der Lunge, verbleibt die gesamte Luft in der Lunge und dehnt diese entsprechend dem abnehmenden Umgebungsdruck weiter aus. Überschreitet die Volumenausdehnung der Lunge die elastische Kapazität der Pleura, wird diese an ihrem schwächsten Punkt mehr oder weniger zerstört. Vereinfachend gesprochen, kommt es zu einem Lungenriss.

Ein Lungenriss kann nun an verschiedenen Stellen passieren. Wir unterscheiden diese in vier verschiedenen Formen.

Subkutanes Emphysem

Kommt es zu einem Einreißen des Lungengewebes in den Lungenspitzen, entweicht die Luft und strömt nach oben.

Dort ist aber der Körper umhüllt mit der Haut und lässt die Luft nicht entweichen.

Es kommt zu Luftansammlungen unter der Haut (subkutan) und der Betroffene bekommt eine Art Stiernacken.

Neben diesen Spannungssymptomen kommt es auch zu einer Veränderung der Stimme.

Mediastinal Emphysem

Unter einem Mediastinalemphysem versteht man die Tatsache, dass zwischen dem Außenraum und dem Mediastinum eine Verbindung besteht. Dadurch entsteht vor allem eine starke Infektionsgefahr. Es kann über die Verbindung außerdem zu einem „Ventileffekt“ kommen, wo durch sich das Mediastinum immer mehr mit Luft füllt und dadurch die Herzfunktion stark beeinträchtigt werden kann. Außerdem kann die Luft sich in die Halsregion ausbreiten und sich hier als Blähhals bemerkbar machen. Dies führt zu einer weiteren Behinderung der Atmung und zu einer Belastung des Kreislaufs. Es entstehen starke stechende Schmerzen und blutiger Auswurf mit schaumigem Bluthusten.

Pneumothorax

Ein Pneumothorax entsteht, wenn sich zwischen Lunge und Brustwand, genauer gesagt im Pleuraspalt, also zwischen den beiden Schichten des Brustfells Luft nach einem Einriss ansammelt. Dadurch fällt ein Lungenflügel teilweise oder vollständig zusammen, eher seltener sind beide Lungenflügel betroffen.

Ein Pneumothorax kann neben einem Tauchunfall ganz verschiedene Ursachen haben. So kann er von alleine (spontan), nach einem Unfall oder nach medizinischen Eingriffen auftreten. Am häufigsten ist der ohne erkennbaren Grund auftretende Spontanpneumothorax. Er tritt ohne Vorerkrankung auf und betrifft meist junge, große, schlanke Raucher.

Bei jedem Pneumothorax kann sich als Komplikation ein sogenannter Spannungspneumothorax (Ventilpneumothorax) bilden. Wenn sich bei einem nach außen und innen offenen Pneumothorax bei Exspiration das Leck verschließt, entseht ein Ventil. Der Pleuraraum pumpt sich auf und es entsteht ein Spannungspneu mit Verdrängung des Mediastiums und Abknicken der großen Gefässe. Bei dieser Sonderform können beide Lungen und die Herz-Kreislauf-Funktion drastisch eingeschränkt sein und zur Folge hat, dass sich die Atemnot sehr schnell verschlimmert und sich der Herzschlag sehr schnell erhöht. Blutstauungen in den Venen, Lungenversagen und Schock sind weitere Folgen.

Arterielle Gasembolie (AGE)

Ursache für eine AGE sind Entlüftungsstörungen der Lunge, ein willentliches Luftanhalten beim Aufstieg oder ganz einfach ein viel zu schneller Notaufstieg. In der Folge dehnt sich die Luft in einem oder mehreren Lungenbläschen aus und kann nicht schnell genug abströmen. Es mündet dann in einer Verletzung des Lungengewebes, es entsteht ein Lungenbarotrauma. Kommt es gleichzeitig zu einer Verletzung der Lungengefäße und wird die sich ausdehnende Luft aus der Lunge in die Lungengefäße gedrückt, kann eine schwere Gasembolie entstehen. Gelangt die Luft ins arterielle System, spricht man von der hier beschriebenen Arteriellen Gasembolie, der AGE. Die Luft die nun im Blutgefäßsystem ist, wurde nicht gefiltert und kann so lebenswichtige Versorgungsgebiete von der Blutversorgung abschneiden, weil die Gasblasen nicht mehr durch die kleineren Gefäße passen und alles Nachfolgende blockieren. Die Symptome einer AGE sind meist sehr stark ausgeprägt und treten unmittelbar während des Aufstiegs, spätestens an der Oberfläche auf. Es entsteht ein lebensbedrohlicher Zustand, weil Herz-Kreislaufstörungen bis zum Herz-Kreislaufstillstand auftreten können. Neurologische Symptome inklusive Halbseiten- und Querschnittslähmung, Sprach, Seh- und Gleichgewichtsstörungen und Bewusstseinsverlust sind ebenfalls wahrscheinlich.

Die schwere Form der Dekompressionskrankheit (DCS, engl: decompression sickness) und eine arterielle Gasembolie (AGE) lassen sich nur schwer unterscheiden und die Therapie für beide Erkrankungsformen ist identisch. Daher hat man den Begriff Dekompressionserkrankung (DCI: decompression illness) geprägt. Man ist also immer auf der sicheren Seite, wenn man im Zusammenhang mit obengenannten Symptomen von einer DCI spricht.

Im Gegensatz zur Dekompressionserkrankung ist das Risiko der Entstehung eines Barotraumas am größten in niedrigen Tiefen (0 bis 10 Meter Wassertiefe). In diesem Tiefenbereich sind die Drucksteigerung und damit die Volumenänderung prozentual besonders hoch. Erfolgt in diesem Tiefenbereich ein sehr schnelles Auftauchen ohne Atmung und kein Ablassen der ausgedehnten Luft aus der Lunge, ist ein Barotrauma der Lunge sehr wahrscheinlich.

Quelle: Heiko Lier

Barotrauma Zähne

Ein Barotrauma der Zähne bzw. eines Zahnes kann bei vollständig gesunden Zähnen und bei fehlerfreien Füllungen, Brücken und Implantaten nicht vorkommen, da hier kein luft- oder gasgefüllter Hohlraum mit fehlender Verbindung zur Umgebung vorhanden ist.

Hat sich allerdings bei einem Zahn z.B. durch Karies ein luft- oder gasgefüllter Hohlraum gebildet, kann bei fehlender oder versperrter Verbindung zur Mundhöhle kein Druckausgleich stattfinden. Nun kann bei zunehmendem Umgebungsdruck eine Verkleinerung des Luft- oder Gasvolumens im Hohlraum, wie z.B. einer Karieshöhle im Zahn entstehen. Der Zahn ist im Gegensatz zur Lunge aus nicht elastischem Material. Sinkt der Druck im Hohlraum des Zahnes kann das bei Überschreitung der Toleranzgrenzen der Zahnsubstanz zu einer Implosion führen.

Umgekehrt tritt ein Barotrauma der Zähne beim Auftauchen auf, wenn bei fehlender oder verschlossener Verbindung einer Karieshöhle zum Mundraum bei sinkendem Umgebungsdruck eine Volumenausdehnung im Zahnhohlraum entsteht. Der Zahn ist aber nun mal kein flexibler Körper, so dass der Druck sich in der Zahnhöhle steigert. Überschreitet der Druck in der Zahnhöhle den Toleranzpunkt der Zahnsubstanz, wird der Zahn aufgebrochen. Bei sehr schnellem Aufstieg und damit schnell fallendem Umgebungsdruck kann der Zahn explodieren. Auch bei fehlerhaften Füllungen oder Brücken kann dieses Problem auftreten.

Die Ohren oder des Tauchers beste Freunde

Die Ohren, jeder Taucher kennt sicher schon das Problem mit diesen beiden Kollegen. Bevor wir uns mit möglichen Problemen beschäftigen schauen wir uns so ein Ohr doch mal genauer an.

Das Ohr (lat: Auris) besteht aus dem Aussenohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Das Innenohr ist auch die Heimat von zwei wichtigen Sinnesorganen des Menschen, dem Hörorgan und dem Gleichgewichtsorgan.

Das Aussenohr besteht aus der Ohrmuschel und dem Gehörgang. Durch das Trommelfell wird es zum Mittelohr hin abgegrenzt. Im Gehörgang des Ohrs bilden Drüsen ständig Ohrenschmalz. Das fettige Sekret hat verschiedene schützende Funktionen und sorgt dafür, dass die empfindliche Haut des Gehörgangs nicht austrocknet. Außerdem umhüllt es kleinere Staub- und Schmutzpartikel, die ins Ohr gelangt sind, und transportiert diese wieder in Richtung Ohrmuschel. Ohrenschmalz im Bereich der Ohrmuschel kann ohne Bedenken entfernt werden, die Gehörgänge täglich zu säubern ist allerdings unnötig. Bei einigen Menschen allerdings produziert das Ohr zu viel Ohrenschmalz, welches sich dann verhärtet und aufquillt. Es bildet sich ein sogenannter Ohrenschmalzpfropf, der den äußeren Gehörgang ganz oder teilweise verstopft. Nun haben wir den Fall, dass Pilze und Keime sich hinter dem Pfropf, vor dem Trommelfell, besonders wohlfühlen. Es ist warm, feucht und dunkel. In diesem Fall kommt es zu einer schmerzhaften Gehörgangsentzündung und kann zum Ende eines Tauchausfluges werden. Betroffene hören zudem dann plötzlich auch schlecht und haben ein unangenehmes oder dumpfes Gefühl im Ohr. Der Ohrenschmalzpfropf lässt sich durch eine Spülung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt leicht aus dem Gehörgang entfernen und die Beschwerden bessern sich sofort. Als Tipp möchten wir an dieser Stelle eine jährliche Kontrolle der Ohren beim HNO-Arzt anraten, um dieses unnötige Problem zu vermeiden. Nach Tauchgängen im Salzwasser sollten die Ohren mit lauwarmen Süßwasser gespült werden, damit nicht durch Salzkrusten ein Pfropf entsteht und ein gleiches Problem wie durch zu viel und verkrustetes Ohrschmalz entsteht. Eine Ohrbedeckung durch eine Mütze oder ein Tuch schützt zudem vor dem Austrocknen durch Fahrtwind bei einer Bootsfahrt und trägt so erheblich dazu bei, dass der Tauchurlaub nicht jäh endet.

Ein Barotrauma des Gehörgangs ist äußerst selten und tritt nur bei sehr eng sitzenden Kopfhauben von Tauchanzügen oder bei Verwendung von Ohrenstöpseln auf.

Durch unzureichenden Druckausgleich im Gehörgang bei komplettem Verschluss der äußeren Gehörgangsöffnung kann es bei Druckerhöhung zu einem relativen Unterdruck im Gehörgang kommen.
Entsprechend der Situation in den Nasennebenhöhlen oder im Mittelohr schwillt in diesem Fall die Haut im Gehörgang an, um das Gehörgangsvolumen zu verringern und einen Druckausgleich zu erreichen. Auch das Trommelfell verlagert sich in Richtung Gehörgang um das Gehörgangsvolumen weiter zu verringern.

Wie beim Mittelohrbarotrauma kann auch beim Barotrauma des Gehörgangs das Trommelfell reissen, wenn der Unterdruck im Gehörgang sehr ausgeprägt ist.

Das Mittelohr (lat: Auris media) schließt sich direkt an das Trommelfell an, welches das Mittelohr zum Aussenohr hin abgrenzt. Neben dem Trommelfell besteht es aus der Paukenhöhle, den Gehörknöchelchen und deren Muskeln, sowie der Eustachischen Röhre (Ohrtube).

Das Trommelfell besteht aus einer ovalen bis kreisförmigen Membran von etwa 1 Zentimeter Durchmesser und ist etwa 0,1 Millimeter dünn. Diese Membran ist auf der Gehörgangsseite mit Haut und auf der Seite der Paukenhöhle mit Schleimhaut überzogen. Die äußere Seite des Trommelfells kann der Arzt mithilfe einer Ohrenspiegelung (Otoskopie) begutachten. Ein gesundesTrommelfell glänzt graugelb und lässt Teile der Gehörknöchelchen durchschimmern. Am oberen Teil des Trommelfells befindet sich der sogenannte Hammer mit seinem Hammergriff. Dieser Teil des Trommelfells ist besonders dünn und wölbt sich, je nachdem wie das Druckgefälle zwischen Mittelohr und dem Umgebungsluftdruck ist, nach innen oder nach außen.
Bei einer Mittelohrentzündung kann Eiter durch diese dünne Stelle durchbrechen und in den äußeren Gehörgang fließen.

Bei zunehmendem Unterdruck im Mittelohr kommt es nicht nur zur Schwellung der Schleimhaut, sondern auch zur Erweiterung der Blutgefäße im Trommelfell, ggf. mit Einblutungen in das Trommelfell. Bei stärkeren Druckdifferenzen und nicht korrekt durchgeführten Druckausgleich kann das Trommelfell auch einreißen und so beim Tauchen kaltes Wasser ins Mittelohr einströmen. Wie bei allen Nebenhöhlen, so kann es auch im Mittelohr zu einem inversen Barotrauma kommen. Diese relativ seltene Situation tritt auf, wenn beim Abtauchen der Druckausgleich über die Eustachische Röhre noch problemlos möglich war, es dann jedoch durch Reizung der Schleimhaut im Bereich der Eustachischen Röhre, z.B. beim mehrmaligem Abtauchen hintereinander oder bei Auskühlung durch lange Tauchzeiten in kaltem Wasser, zu einer Schwellung der Schleimhäute kommt.

Beim Auftauchen tritt dann als Folge ein Überdruck im Mittelohr mit nach außen gewölbtem Trommelfell oder im Extremfall ein Trommelfellriss auf.

Die Paukenhöhle ist etwa 3 bis 6 Millimeter breit, 20 Millimeter hoch und etwa 10 Millimeter lang. Sie enthält die drei winzigen Gehörknöchelchen: Hammer, Amboss und Steigbügel. Die Gehörknöchelchen übertragen und verstärken die Schallwellen vom Trommelfell auf das Innenohr. Sie sind durch bandartige Gelenke wie eine Kette miteinander verbunden. Die innere Wand der Paukenhöhle trennt diese vom Innenohr ab. Diese Wand enthält zwei Fenster: das ovale und das runde Fenster. Die vordere Wand der Paukenhöhle hat eine Öffnung, die zur Eustachischen Röhre (Ohrtube) führt und die Hinterwand reicht an eine knöcherne Struktur mit luftgefüllten, schleimhautbedeckten Räumen heran, den sogenannten Warzenfortsatz.

Die Eustachische Röhre (Ohrtube) ist ein drei bis vier Zentimeter langer Kanal, der die Paukenhöhle mit dem Nasen-Rachen-Raum verbindet. Sie belüftet die Paukenhöhle und dient dem Druckausgleich. Beim raschen Überwinden größerer Höhen- und damit Druckunterschiede, wie zum Beispiel beim Fliegen, im Gebirge oder eben beim Tauchen, kommt es zu einem Druckgefälle zwischen dem äußeren Gehörgang und der Paukenhöhle. Entsprechend dieses Druckgefälles wird das Trommelfell entweder in die Paukenhöhle oder in den äußeren Gehörgang gepresst, was sich als „Druck auf den Ohren“ bemerkbar macht.

Durch Maßnahmen wie Gähnen, Schlucken, Kaugummi-Kauen oder „Luftpressen“ mit zugehaltener Nase (Valsalva) lässt sich dieser Druckunterschied ausgleichen.

Während eines Fluges mit einem Verkehrsflugzeug gibt es gleich zwei „Gelegenheiten“ ein Barotrauma des Mittelohres (Trommelfells) zu erleiden. Im Vergleich zu den Barotraumata während des Tauchens ist das Barotrauma durch Dekompression zu Beginn eines Fluges und das Barotrauma durch Kompression am Ende eines Fluges vorzufinden. Nach dem Start wird der Kabineninnendruck mit steigender Flughöhe auf ca. 0,75–0,85 bar abgesenkt, was einem Höhenniveau von 1500 bis 2500 m entspricht. Vor allem bei sehr schnell vorgenommener Drucksenkung des Kabineninnendrucks kann, wenn auch äußerst selten, ein Barotrauma des Mittelohres (Trommelfells) auftreten, wenn eine Blockierung der eustachischen Röhre vorliegt. Blockierungen der eustachischen Röhre sind insbesondere bei Kindern im Verhältnis zu Erwachsenen häufig anzutreffen.

Die zweite Gelegenheit ein Mittelohr-(Trommelfell)-Barotraumas zu erleiden, besteht bei der Landung, wenn der Kabineninnendruck wieder auf das Niveau des Umgebungsdrucks gebracht wird. Hierbei entsteht ein Druckanstieg von 0,15 bis 0,25 bar. Besonders betroffen sind auch hier Menschen, die aufgrund von Blockaden der eustachischen Röhre keine regelrechte Belüftung des Mittelohres erzielen können. Anders als beim Tauchen kann man einem Barotrauma auf Flugreisen vorbeugen, indem man abschwellende Nasensprays benutzt.

Das Innenohr

Äußeres Ohr und Mittelohr bezeichnet man auch als Schallleitungsapparat, weil über sie die Schallwellen aus der Luft aufgenommen und an das Innenohr weitergeleitet werden.
Das Innenohr hat gleich zwei wichtige Funktionen zu übernehmen und lässt sich so entsprechend auch in zwei funktionale Abschnitte unterteilen:

  • Hörschnecke
  • Gleichgewichtsorgan

Die Hörschnecke ist Heimat des eigentlichen Hörorgans. Sie dient als Schallaufnahmeapparat mit dessen Hilfe das Gehirn die ankommenden Schallwellen verarbeiten kann.

Das im Innenohr gelegene Gleichgewichtsorgan kann Lage und Bewegung des Kopfs registrieren und so Veränderungen der Position feststellen.

Als flüssigkeitsgefülltes Organ kann das Innenohr eigentlich kein Barotrauma erleiden. Da es aber bei einem schweren Barotrauma des benachbarten Mittelohres zu einer Funktionsstörung von Innenohrstrukturen kommen kann, wird der zugrunde liegende Mechanismus allgemein als Innenohrbarotrauma bezeichnet.

Bei einer starken Dehnung des Trommelfells in Richtung Mittelohr kommt es über die Gehörknöchelchenkette zu einem tiefen Einpressen der Steigbügelfußplatte in das ovale Fenster. Durch den steigenden Druck in der Innenohrflüssigkeit wird das runde Fenster in Richtung Mittelohr gewölbt.

Bei stärkeren Druckunterschieden kann es anstelle eines Trommelfellrisses auch zu einem Einriss der Membran des runden Fensters kommen.

Ein Verlust von Innenohrflüssigkeit ins Mittelohr und/oder ein Eindringen von Luft ins Innenohr mit nachfolgenden Funktionsstörungen des Innenohres ist die Folge.

Ein Einriss der Membran des ovalen Fensters ist relativ selten, da sie durch die Steigbügelfußplatte und durch Bindegewebe verstärkt ist.

Wenn bei einem bestehenden Unterdruck im Mittelohr während des Abtauchens ein Druckausgleich mit dem Valsalva-Manöver durchgeführt wird, so sollte der Druckausgleich nicht erzwungen werden. Während der Druckerhöhung im Nasen-Rachen-Raum durch das Valsalva-Manöver erhöht sich der Gewebedruck im gesamten Kopfbereich und damit auch der Druck der Innenohrflüssigkeit. Hierdurch wird der schon bestehende Druckunterschied zwischen Innenohrflüssigkeit und Mittelohrraum zusätzlich verstärkt und Gefahr des Einrisses der Rundfenstermembran vergrößert.

Barotrauma des Verdauungstrakts

Grundsätzlich kann an jeder Stelle des Verdauungstraktes vom Magen bis zum Dickdarm ein inverses Barotrauma auftreten, die allerdings sehr selten sind. Eine Überdehnung des Magens ist möglich, wenn unter Druck vermehrt Luft geschluckt wird, z.B. bei erzwungenem Druckausgleich mit dem Valsalva-Manöver.

Im Bereich des Darmes kann es besonders nach dem Genuss blähender Speisen zur Gasentwicklung während des Tauchgangs kommen. Kommt es im Bereich des Darms bei vorbestehenden Verwachsungen nach Operationen oder bei einem Leistenbruch zu einer Abschnürung abgeschlossener Gasmengen, so kann diese beim Auftauchen zur Gewebeüberdehnung und zur Gewebezerreißung führen.

Barotrauma der Haut

Relativ selten kommt es zu einem Barotrauma der Haut. Wird mit einem Trockentauchanzug getaucht, kann eine dem Maskenbarotrauma vergleichbare Symptomatik an der gesamten Körperhaut auftreten. Wenn man bei zunehmender Tauchtiefe nicht ständig zusätzliche Luft in den Anzug gibt, legt sich der Trockentauchanzug ähnlich einer Vakuumverpackung sehr eng an den Körper an.

Dieses Barotrauma wird auch Anzug-Squeeze genannt, Falten im Anzug führen dann zu Hautquetschungen und können durch Sogwirkung streifenförmige Hautschwellungen und Einblutungen entstehen lassen.

Hautbarotrauma können auch beim Helmtauchen auftreten. Das Barotrauma des Helmtauchers wurde früher auch als „äußeres Blaukommen“ bezeichnet und entspricht vom Entstehungsmechanismus her dem oben beschriebenen Barotrauma der Haut bei Trockentauchanzügen.

Bei Helmtauchern mit Tauchanzügen, die mit dem Helm fest verbunden sind und mit diesem eine geschlossene Einheit bilden, kann bei unzureichender Luftzufuhr mit zunehmender Tiefe ein Unterdruckbarotrauma im gesamten Kopfbereich entstehen. Entsprechend der Symptomatik beim Maskenbarotrauma kann hier eine Hautschwellung mit Einblutungen am gesamten Kopf (= „Blaukommen“) auftreten.

Barotrauma des Auges

Um unter Wasser scharf sehen zu können nutzen wir eine Maske, unsere Taucherbrille und schaffen so einen künstlichen luftgefüllten Hohlraum vor den Augen.
Baraotraumen können in allen luftgefüllten Räumen auftreten, so auch hier.

Wird beim Abtauchen nicht regelmäßig Luft durch die Nase in den Maskenraum ausgeatmet, entsteht ein zunehmender Unterdruck im Maskenraum, der eine Sogwirkung auf das Körpergewebe zur Folge hat. Die im Gegensatz zur Gesichtshaut wesentlich empfindlichere Bindehaut des Auges (= Augenweiß) reagiert hier zuerst mit einer Erweiterung der Gefäße und dann mit einer Einblutung in die Bindehaut. Stärkere Druckunterschiede können auch zu Rötung und Anschwellung der Gesichtshaut führen.

Vergiftungen durch Atemgase – das Spiel mit den Partialdrücken

Im Sporttauchen wird unsere ganz normale Luft in eine Flasche gepresst. Weil sie komprimierbar ist und so eine ganze Menge mitgenommen werden kann. Luft ist ein Gasgemisch, denn ihre Hauptbestandteile sind wie im OWD Kurs gelernt, Stickstoff und Sauerstoff, in ganz geringer Menge auch noch andere Gase. Wie im Kapitel der Physik gelernt, hat jedes Gas hat einen so genannten Partialdruck, der durch die Konzentration des Gases und den Umgebungsdruck bestimmt wird. Sauerstoff und Stickstoff können bei hohem Partialdruck schädlich sein.

Probleme beim Tauchen können durch toxische Gase wie etwa Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid verursacht werden.

Sauerstoffvergiftung

Es mag total verwunderlich erscheinen, dass der an sich lebensnotwendige und lebensspendende Sauerstoff unter bestimmten Voraussetzungen
giftig werden kann. Es gibt keine absolut gültigen Grenzwerte, ab wann Sauerstoff (O2) für den Menschen toxisch wirkt, da eine derartige Wirkung auch von spezifischen Faktoren eines Menschen und von der Einwirkdauer abhängt.

Der Luftdruck an Land beträgt bekanntlich in Meereshöhe etwa ein bar. Der Mensch atmet an Land ein Luftgemisch ein, welches zu 21 Prozent aus Sauerstoff besteht. Somit beträgt der Partialdruck (Teildruck) von Sauerstoff in der Luft 0,21 bar.

Der Partialdruck eines Gases steigt proportional mit dem Gesamtdruck an. Da der Gesamtdruck in der Tiefe zunimmt, atmet ein Taucher Sauerstoff mit erhöhtem Teildruck ein. Ab einem bestimmten Wert führt dies zu einer Sauerstoffvergiftung (Oxydose).

Sauerstoff kann ab einem Partialdruck von 1,7 bar toxisch wirken. Ein solcher Druck wird bei einer Tauchtiefe von etwa 71 Metern erreicht, wenn der Taucher mit herkömmlicher Pressluft atmet. Die giftige Wirkung tritt jedoch erst nach einer gewissen Einwirkzeit ein. Je höher die Tauchtiefe, desto schneller kann eine Sauerstoffvergiftung entstehen.

Lange Tauchzeiten in größeren Tiefen werden in der Regel nicht von Gerätetauchern, die mit herkömmlicher Pressluft atmen, erreicht. Taucht eine Person jedoch mit Kreislaufgeräten (Rebreathern), kann unter bestimmten Bedingungen eine Sauerstoffvergiftung entstehen. Bei Kreislaufgeräten atmet der Taucher reinen Sauerstoff ein; das ausgeatmete Gas wird aufbereitet und wiederverwendet. Verwendet man einen Rebreather, kann bereits in sieben Metern Tauchtiefe nach einer Stunde Einwirkzeit eine Sauerstoffvergiftung entstehen. Probleme können auch technische Taucher bekommen, die größere Tiefen aufsuchen oder mit Sauerstoff, bzw. hohen Nitroxgemischen dekomprimieren.

Symptome einer Sauerstoffvergiftung

Personen mit einer Sauerstoffvergiftung (Oxydose) zeigen Symptome wie:

  • Augenflimmern
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Muskelzuckungen um Mund, Gliedmaßen und Augenlider
  • Schnelle, flache Atmung
  • Akustische Halluzinationen
  • Epilepsieähnliche Anfälle
  • Bewusstlosigkeit

Durch die erhöhte Sauerstoffkonzentration aufgrund der Sauerstoffvergiftung wird das zentrale Nervensystem geschädigt, sodass das Gehirn unkontrollierte Impulse an die Muskulatur aussendet. Die anfänglichen Zuckungen entwickeln sich zu Krämpfen. Bei längerer Einwirkzeit kann es zu Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod kommen. Darüber hinaus werden zunehmend die Lungen in Mitleidenschaft gezogen. Die Lungenbläschen (Alveolen) werden normalerweise durch eine schützende Lipidschicht auseinandergehalten, andernfalls würden sie zusammenfallen. Durch einen erhöhten Sauerstoffgehalt wird dieser Schutzfilm zerstört, sodass die Alveolen kollabieren und kein Gasaustausch mehr möglich ist.

Befindest du dich ein einem Ausbildungslevel wie Nitrox Advanced, Gold oder einem professional Level, solltest du die beiden folgenden Problematiken ein wenig genauer kennen:

Paul Bert Effekt

Der Paul-Bert-Effekt oder auch Neurotoxischer Effekt ist eine reversible Vergiftung des Zentralnervensystems beim Atmen von Atemgasgemischen mit hohem Sauerstoffpartialdruck, beispielsweise beim Tauchen unter Verwendung von reinem Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherter Luft (Nitrox). Er ist eine Teilform der Sauerstofftoxikose.

Benannt wurde der Effekt nach dem französischen Arzt Paul Bert.

Das Auftreten des Effekts hängt sowohl vom Partialdruck des Sauerstoffs, als auch von der Einwirkzeit ab.

Bei Verwendung normaler Luft mit einem Anteil von 21 % Sauerstoff wird die für das Auftreten der Vergiftung notwendige Kombination aus Sauerstoffpartialdruck und Einwirkzeit nicht erreicht; dies kann nur bei Verwendung von reinem Sauerstoff, Nitrox oder anderen sauerstoffangereicherten Atemgasen auftreten.

Bei Sauerstoff-Teildrücken oberhalb 1,6 bar kommt es innerhalb relativ kurzer Zeit zu einer Vergiftung des zentralen Nervensystems, was zu Krampfanfällen führt, die man am besten mit denen der Epilepsie vergleichen kann. Dies kann unter Wasser zum Verlust des Mundstücks des Lungenautomaten führen und damit zum Ertrinken. Das Risiko für ein Auftreten ist individuell verschieden. Ungünstige Umstände wie starke körperliche Belastung, Kälte, Hypoglykämie und Hyperkapnie begünstigen das Eintreten von toxischen Effekten. Über Wasser, etwa in einer Druckkammer, klingen die Symptome nach Drucknormalisierung ohne Nachwirkungen ab.

Die Anfälle beginnen zumeist mit Zuckungen im Bereich des Mundes und der Augenlider, zuvor können schnellerer Puls, Übelkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, innere Unruhe, Ohrgeräusche und Röhrensehen als erste Signale auftreten. Sie können aber auch ganz schlagartig in Erscheinung treten. Atemprobleme, die sich in einer schnellen, flachen Atmung äußern, verbunden mit Erstickungsgefühlen und Beklemmungen bilden dann die Überleitung bis es sehr schnell zu toxischen Krämpfen des ganzen Körpers und zum Bewusstseinsverlust kommt.

Zur Vermeidung einer ZNS-Vergiftung sollten Sporttaucher immer die maximale Tauchtiefe für ein bestimmtes Sauerstoffgemisch beachten.

Lorrain-Smith-Effekt

Der Lorrain-Smith-Effekt ist eine Schädigung der Lunge, die durch die langzeitliche Einwirkung eines erhöhten Sauerstoff-Partialdrucks hervorgerufen wird.
Er ist eine Teilform der Sauerstofftoxikose.

Benannt wurde der Effekt nach dem britischen Arzt James Lorrain Smith (1862–1931)

Beim Tauchen wird die Lunge einem höheren Druck als über der Wasseroberfläche ausgesetzt. Bei der Aufnahme des Sauerstoffs aus der Atemluft kommt es durch den hohen Sauerstoffpartialdruck zu einem Anschwellen der Lungenalveolen (Lungenbläschen) und des Surfactants.

Dadurch kollabieren die Alveolen und ihre Funktion wird gestört. Als Folge davon kommt es zu einem verminderten Gasaustausch zwischen Atemluft und Blutkreislauf, bei längerem Einwirken des zu hohen Sauerstoffpartialdrucks machen sich gesundheitsschädliche Folgen bemerkbar, die als Lorrain-Smith-Effekt bzw. pulmonale Schädigung durch hyperbaren Sauerstoff bezeichnet werden. Symptome dafür sind Übelkeit, Müdigkeit, Orientierungs- und Leistungsschwäche, Schwindelgefühl, niedrige Atemfrequenz, erhöhter Atemwiderstand, Lungenschmerzen und Engegefühl in der Brustgegend.

All diese Symptome treten im Gegensatz zum Paul-Bert-Effekt erst nach Langzeiteinwirkung von Sauerstoff unter großem Druck ein, besonders gefährdet sind Taucher die Nitrox- bzw. Trimix-Gemische verwenden oder auch Patienten der hyperbaren Medizin durch die Behandlung in einer Sauerstoffdruckkammer.

Stickstoffnarkose – Der Tiefenrausch

Der Tiefenrausch ist für ca. sechs Prozent der tödlichen Tauchunfälle verantwortlich. Er kann ab etwa 30 Meter Tiefe auftreten. Je weiter sich ein Taucher von der Wasseroberfläche entfernt, desto ausgeprägter können die Symptome sein. Dazu zählen Benommenheit, Angstzustände bzw. ausgeprägte Glücksgefühle (Euphorie), Halluzinationen und Bewusstlosigkeit. Der Tiefenrausch wird in tiefen Gewässern durch den Einfluss von Stickstoff auf das Gehirn verursacht. Kohlendioxid scheint seine Wirkung zu verstärken.

Die Anfälligkeit für die Entwicklung eines Tiefenrausches ist individuell sehr unterschiedlich. Sie hängt unter anderem von der Tagesverfassung einer Taucherin/eines Tauchers und den Umgebungsbedingungen ab. Die Gefahr beim Tiefenrausch ist das inadäquate Handeln und Reagieren in Notfallsituationen, sehr ähnlich dem Autofahren in alkoholisiertem Zustand.

Welche Ursachen hat der Tiefenrausch?

Stickstoff wird als Bestandteil des Atemgases über die Taucherflasche eingeatmet. Er gelangt über die Lunge ins Blut. Im Blut gelöst wird er ins Gehirn transportiert. Durch den hohen Umgebungsdruck in tiefen Gewässern wird er verstärkt in die Zellwände (Zellmembranen) von Nervenzellen des Gehirns eingelagert. Dadurch scheint der Stoffwechsel im Gehirn beeinflusst zu werden. Wie Stickstoff die Funktionen des Gehirns genau beeinflusst, konnte noch nicht vollständig geklärt werden. Wenn psychoaktive Substanzen (Drogen, Alkohol oder zentral wirksame Medikamente – z.B. Psychopharmaka) eingenommen werden, ist das Risiko für das Auftreten eines Tiefenrausches höher. Auch Stresssituationen begünstigen die Entwicklung eines Tiefenrausches.

Welche Symptome können auftreten?

Die Beschwerden nehmen mit der Tauchtiefe zu. Meist treten die ersten Anzeichen eines Tiefenrausches ab einer Tiefe von 30 Metern ein. Bei manchen Taucherinnen/Tauchern setzen sie schon oberhalb von 30 Metern ein. Ab 50 bis 60 Metern werden die Symptome immer ausgeprägter. Die Symptome gleichen einem akuten Verwirrtheitszustand (Delir).

  • Benommenheit,
  • Panikattacken oder gesteigertes Wohlbefinden bis zur Euphorie,
  • Denkstörungen – z.B. verminderte Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsschwäche, Fehlentscheidungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Erinnerungslücken (partielle Amnesie),
  • gesteigertes Risikoverhalten,
  • Orientierungsschwäche,
  • zwanghaftes Beharren auf oft nicht situationsgerechte Vorstellungen (Ideenfixation),
  • Bewegungsstörungen,
  • Verkennungen oder Halluzinationen,
  • ununterbrochenes Wiederholen von Handlungen (Automatismen),
  • vollständiger Kontrollverlust sowie
  • Bewusstlosigkeit.

Ein Tiefenrausch wird von Betroffenen oft nicht wahrgenommen. Taucher können dann häufig ihre Situation nicht richtig einschätzen und möglicherweise gefährliche Fehlentscheidungen treffen.

Meist wird ein Tiefenrausch aufgrund eines veränderten Verhaltens bzw. situationsinadäquater Reaktionen der/des Betroffenen zuerst von Tauchpartnerinnen/Tauchpartnern erkannt.

Wie erfolgt die Behandlung des Tiefenrausches?

Wenn sich ein Tiefenrausch entwickelt, steht Ruhe bewahren an erster Stelle. Angst vor einem Tiefenrausch verschlimmert die Beschwerden. Symptome eines Tiefenrausches bessern sich durch die Verringerung der Tauchtiefe. Ein zu schnelles Auftauchen sollte UW-Zeichen für Essoufflement vermieden werden, um die Entstehung einer Dekompressionskrankheit zu verhindern. Der Tiefenrausch selbst muss nicht medizinisch behandelt werden. Wenn ein Tiefenrausch mit Komplikationen – z.B. mit der Entwicklung einer Dekompressionskrankheit oder Dekompressionssyndroms – einhergeht, wird die Erstversorgung durch Tauchpartnerinnen/Tauchpartner und in der Folge durch eine Notärztin/einen Notarzt vorgenommen.

Wie kann einem Tiefenrausch vorgebeugt werden?

Je tiefer getaucht wird, desto höher ist das Risiko für die Entwicklung eines Tiefenrausches. Für Sporttaucherinnen/Sporttaucher wird daher eine Tauchgrenze in 30-40 Meter Tiefe empfohlen. Für das Tauchen in tieferen Regionen kann Atemgas eingesetzt werden, das statt Stickstoff Helium enthält. Prinzipiell soll ein Tauchgang nie alleine vorgenommen werden, damit eine Rettung bei einem Zwischenfall durch eine Tauchpartnerin/einen Tauchpartner erfolgen kann.

Kohlendioxidvergiftung


UW-Zeichen für Essoufflement

Bei manchen Tauchern steigt der Kohlendioxidspiegel im Blut an, weil sie ihre Atmung nicht an die zunehmende Anstrengung anpassen. Andere halten Kohlendioxid zurück, weil die in der Tiefe eingeatmete Luft dichter ist und es anstrengender ist, sie durch die Luftwege und das Atemgerät zu bewegen. Eine bewusste Reduzierung der Atemfrequenz um Luft zu sparen („Skip breathing“) kann ebenfalls die Ansammlung von giftigem Kohlendioxid im Blut bewirken.

Ein fehlerhaftes geschlossenen oder halbgeschlossenen Rückatemsystem ist eine weitere mögliche Ursache für eine Vergiftung mit Kohlendioxid.

Mit einer Ansammlung von Kohlendioxid im Blut ergeht das Signal an den Körper zu atmen. Taucher wie etwa Schnorchler, die ihren Atem anhalten, statt Atemgeräte zu verwenden, atmen oft vor einem Tauchgang kraftvoll ein (sie hyperventilieren), wobei sie eine große Menge Kohlendioxid ausatmen, aber dem Blut wenig Sauerstoff zuführen.

Dieses Manöver erlaubt es ihnen, ihren Atem anzuhalten und länger unter Wasser zu schwimmen, weil ihr Kohlendioxidspiegel niedrig ist. Dieses Vorgehen (auch „gefährliches Unterwasser-Luftanhalten“ genannt) kann aber auch gefährlich sein, weil den Tauchern der Sauerstoff ausgehen und sie bewusstlos werden können (sogenannter Schwimmbad-Blackout), bevor der Kohlendioxidgehalt im Blut so weit angestiegen ist, dass er als Reiz wirksam wird, aufzutauchen und wieder zu atmen. Dieses Phänomen ist wahrscheinlich für viele unerklärliche Todesfälle durch Ertrinken bei Harpunierern und anderen Tauchern verantwortlich, die mit angehaltenem Atem tauchen.
Symptome einer Kohlendioxidvergiftung können unter anderem sein:

  • Kopfschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Gesichtsröte

Hohe Kohlendioxidspiegel können zu einer kurzen Bewusstlosigkeit, sogenannten Blackouts führen, das Risiko für Krampfanfälle aufgrund der Sauerstofftoxizität erhöhen und eine Stickstoffnarkose verschlimmern. Bei Tauchern, die nach dem Tauchen häufig über Kopfschmerzen klagen oder sich mit einem besonders geringen Luftverbrauch brüsten, liegt der Verdacht nahe, dass sie zu viel Kohlendioxid zurückhalten.

Kohlendioxid wird in der Regel nach und nach weniger, je höher ein Taucher nach oben an die Wasseroberfläche steigt. Menschen, die bei einem Tauchgang Symptome haben, sollten langsam wieder an die Wasseroberfläche geführt werden. Menschen, die nach dem Tauchen regelmäßig Kopfschmerzen haben, müssen ihre Tauchtechnik ändern.

Hyperventilation

Dass man vor dem Tauchen nicht hyperventilieren sollte, hat fast jeder schon einmal gehört. Aber warum ist das so gefährlich und warum wird man meistens erst beim Auftauchen bewusstlos?

  • Beim Hyperventilieren wird Kohlendioxid abgegeben, ohne dass Sauerstoff aufgenommen werden kann.
  • Der Atemantrieb setzt erst verzögert ein, was dazu führen kann, dass der Sauerstoff ausgeht, bevor man es merkt.
  • Ist zu wenig Sauerstoff vorhanden drohen die Bewusstlosigkeit und das Ertrinken.

Wie lange man ohne zusätzliches Tauchgerät tauchen kann, hängt in erster Linie vom Sauerstoffangebot im Blut ab. Für den Atemantrieb ist allerdings der Kohlendioxidgehalt im Blut entscheidend. Auftauchen sollte man also, wenn das Sauerstoffangebot zu gering ist, der Atemreiz und damit auch das Signal zum Auftauchen kommen aber vom Kohlendioxidgehalt im Blut.
Mit zunehmender Tiefe steigt zudem der Druck. In 10 m Tiefe herrscht mit ca. 2 bar bereits der doppelte Atmosphärendruck. Dies hat auch Auswirkungen auf die Partialdrücke von Sauerstoff und Kohlendioxid. Der Partialdruck ist das Produkt aus Gasanteil und Umgebungsdruck. Beim Sauerstoff wären das auf Meereshöhe etwa 1013 hPa x 0,21 = 212,73 hPa.

Was passiert beim Hyperventilieren?

Beim Hyperventilieren – also durch die Erhöhung des Atemminutenvolumens – senkt man in erster Linie den CO2-Partialdruck. Der Sauerstoffpartialdruck bzw. die Sauerstoffsättigung ist auch unter Normalbedingungen bei fast 100% und kann durchs Hyperventilieren nicht mehr wesentlich erhöht werden.

Warum kann man bewusstlos werden?

Taucht man nun ab, steigen der Umgebungsdruck und damit auch die Partialdrücke. Der Sauerstoff kann daher besser aus der Lunge ins Blut übertreten. Mit zunehmender Tauchzeit sinkt der Sauerstoffgehalt und der Kohlendioxidgehalt steigt an. Bei vorheriger Hyperventilation ist der Kohlendioxidgehalt aber so gering, dass der Atemreiz erst sehr spät kommt. In der Zwischenzeit fällt der Sauerstoffgehalt im Blut immer weiter ab. Das kann schon beim Tauchen zur Bewusstlosigkeit führen. Hat man noch genug Sauerstoff und entscheidet sich schließlich zum Auftauchen, fällt der Umgebungsdruck wieder ab und damit auch der Sauerstoffpartialdruck. Besonders hier wird das Gehirn häufig mit Sauerstoff unterversorgt und es kommt zur Bewusstlosigkeit.

Zusammengefasst kann man festhalten, dass durch das Hyperventilieren nicht mehr Sauerstoff aufgenommen, sondern Kohlendioxid abgegeben wird. Dadurch tritt der Atemreiz verzögert auf und im ungünstigsten Fall erst, wenn schon nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden ist. Das führt zur Bewusstlosigkeit und ohne rechtzeitige Hilfe zum Ertrinken. Dieses Phänomen kann unabhängig von der Tauchtiefe und somit auch im Schwimmbad auftreten.

Kohlenmonoxidvergiftung

Kohlenmonoxid entsteht beim Verbrennungsvorgang. Kohlenmonoxid kann sich der Luft des Tauchers beimischen, wenn das Einatmungsventil zu nahe an einem Auspuff eines Motors platziert ist oder wenn das Schmieröl in einem nicht funktionierenden Kompressor heiß genug wird, um zum Teil zu verbrennen.

Das Thema Tauchen und Rauchen spielt auch eine Rolle, doch dazu später in diesem Kapitel mehr, denn das verdient eine ganz besondere Betrachtung.

Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwäche, Schwerfälligkeit und Verwirrtheit. In schweren Fällen einer Kohlenmonoxidvergiftung kommt es zu Krämpfen, Bewusstlosigkeit oder zum Koma. Die Diagnose erfolgt über einen Bluttest. Je später untersucht wird, umso ungenauer werden die Ergebnisse. Daher sollten Tests so schnell wie möglich durchgeführt werden. Die Luftzufuhr des Tauchers kann ebenfalls auf Kohlenmonoxid geprüft werden.

Die Taucher erhalten Sauerstoff. Hohe Sauerstoffkonzentrationen im Blut tragen dazu bei, Kohlenmonoxid aus dem Blut zu entfernen, können aber nicht immer die Organschäden beseitigen. Bei Menschen mit einer schweren Vergiftung empfehlen manche Experten die Gabe von Sauerstoff bei hohem Druck in der Überdruckkammer, einer hyperbarischen Kammer, die es in manchen Kliniken gibt.

High-Pressure Neurologic Syndrome (HPNS)

Eine noch kaum beschriebene Anzahl neurologischer Symptome kann sich einstellen, wenn Menschen tiefer als 180 m tauchen, insbesondere wenn der Tauchgang schnell ist und der Taucher ein Gemisch aus Helium und Sauerstoff einatmet. Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Schwerfälligkeit, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Muskelzucken, Magenkrämpfe und Verwirrung. Das Syndrom löst sich von selbst auf, wenn der Taucher auftaucht oder wenn die Abtauchgeschwindigkeit abfällt.

Dieses Thema wollen wir an dieser Stelle nicht näher betrachten und verweisen auf unsere Trimix Kurse, wo wir uns mit dem Thema Helium umfassend befassen.

Dekompressionserkrankung – Ein Whirlpool im Körper ist nicht erwünscht

DCS Tauchunfälle gibt es im Verhältnis zu der Anzahl der durchgeführten Tauchgänge zum Glück selten. Damit das auch so bleibt, ist es wichtig die Zusammenhänge zu kennen, die zu ihrem Entstehen führen. Denn so kann man durch gezielte Maßnahmen das Risiko für einen Deko-Unfall gering halten, frühe Anzeichen erkennen und rechtzeitig eine sinnvolle Behandlung einleiten.

Symptome einer DCS (decompression sickness)

Unter einer Dekompressionserkrankung (DCS) versteht man alle Zustände, die durch eine übermäßige Anreicherung von Stickstoff in den Geweben entstehen. Ursache ist die Bildung von Gasblasen, die während der Dekompressionsphase (also während des Auftauchens) und nach dem Tauchgang an der Oberfläche entstehen. Wir unterscheiden leichte Symptome von schweren Symptomen einer DCS. Dabei werden mittlerweile alle Beschwerden, die über ungewöhnlich starke Müdigkeit und Hautjucken (sog. „Taucherflöhe“) hinausgehen, bereits als Anzeichen einer schweren Dekompressionserkrankung gewertet.

Weil Gasblasen in verschiedenen Geweben entstehen können, treten auch unterschiedliche Beschwerden auf.

Bei einer Dekompressionserkrankung der Haut entstehen bläulich-rote Verfärbungen, die streifig oder fleckig („marmoriert“) aussehen und oft schmerzhaft sind. Sie treten besonders über fettreichen Körperpartien, wie der Bauchhaut, den Flanken, den Oberarmen oder den Oberschenkeln auf. Bei Frauen können auch die Brüste schmerzhaft geschwollen sein.

Die DCS der Muskeln und Gelenke äußert sich in Schmerzen besonders der großen Gelenke, also der Schultern, der Hüften oder der Kniegelenke. Oft treten die Schmerzen beidseitig auf. Typisch ist ein schneidender oder reißender Dauerschmerz der betroffenen Gelenke. Durch eine große Blasenmenge in den zum Herzen führenden Blutgefäßen kann die Durchblutung der Lunge erschwert werden. Betroffene Taucher klagen über Kurzatmigkeit.

Luftblasen können sich direkt im Nervengewebe bilden, aber auch über den Blutstrom in die Arterien des Zentralen Nervensystems verschleppt werden und dort Beschwerden wie bei einem Schlaganfall hervorrufen. In diesem Fall sind verschiedene neurologische Ausfallerscheinungen möglich. Diese reichen von einer Schwindelsymptomatik, oft einhergehend mit Übelkeit und Erbrechen, Kribbelgefühl in Armen und Beinen, Halbseiten- oder Querschnittlähmungen, Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Grundsätzliches zur DCS

Da unsere Atemluft zum Großteil aus Stickstoff besteht, kommt es bei jedem Tauchgang zu einer Aufsättigung der Gewebe mit diesem – an der Wasseroberfläche völlig unschädlichem – Gas. Dabei hängt die Menge an Stickstoff, die in die Gewebe aufgenommen wird, von verschiedenen Faktoren ab. Nach dem Gesetz von Henry lösen sich Gase in Flüssigkeiten. Dabei wird umso mehr Gas gelöst, je höher der Druck ist, unter dem das Gas steht. Dieser Prozess dauert allerdings eine gewisse Zeit. Für uns Taucher bedeutet das: Je länger und je tiefer wir tauchen, desto mehr Stickstoff wird im Blut gelöst. Über das Blut gelangt der Stickstoff in die Gewebe, die den Stickstoff umso schneller aufnehmen, je stärker sie durchblutet sind.
Verschiedene Gewebe können jeweils eine ganz unterschiedliche Menge an Stickstoff aufnehmen, bevor sie „gesättigt“ sind. Beim Auftauchen geben die verschiedenen Gewebe den Stickstoff daher auch unterschiedlich schnell wieder ab.

Da jeder Taucher sich von dem anderen unterscheidet, was die Körperzusammensetzung und die Fitness (und damit die Durchblutung der einzelnen Gewebe), aber auch bestimmte Vorerkrankungen und Risikofaktoren angeht, hat jeder einzelne ein individuelles Risiko, eine DCS zu erleiden. Neben Infekten und fiebrigen Erkrankungen beeinflussen chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder eine Schilddrüsenüberfunktion die Stickstoffaufnahme stark. Andere Risikofaktoren können Rauchen oder übermäßiger Alkoholgenuss am Vortag, Flüssigkeitsmangel, höheres Lebensalter, Stress, Müdigkeit, aber auch kleinere Verletzungen, Sonnenbrand oder ein stärkerer Muskelkater sein.

Jeder Taucher unterscheidet sich in seinem individuellen Risiko!
Und dies ist dann auch noch abhängig von der Tagesform. Kein Tauchcomputer der Welt kann diese Faktoren berücksichtigen da er DICH, und so DEINE individuellen Faktoren nicht kennt!

Hier ist es sinnvoll, die Einstellungen des Tauchcomputers („Konservatismus“ oder „Mikroblasen-Level“) dem eigenen, individuell unterschiedlichen Risiko anzupassen. Dabei sollte man seine eigenen Risikofaktoren durchaus selbstkritisch betrachten.

Hinzu kommt, dass neben der Dauer und der Tiefe eines Tauchgangs auch noch andere tauchgangsspezifische Faktoren die Stickstoffaufnahme beeinflussen: Körperliche und emotional anstrengende Tauchgänge, zum Beispiel ein Tauchgang bei starker Strömung oder unter Stress, begünstigen die Anreicherung von Gasen in den Geweben. Natürlich spielen auch das Tauchprofil, die Anzahl der Wiederholungstauchgänge und die Länge der Oberflächenpause zwischen den einzelnen Tauchgängen sowie das verwendete Atemgas eine Rolle.

Die Geschwindigkeit, mit der der Stickstoff freigesetzt wird, ist wieder von mehreren Faktoren abhängig. Je mehr Stickstoff in einem Gewebe aufgenommen wurde und je schneller der Abfall des Drucks erfolgt,

(Merke: je schneller die Aufstiegsgeschwindigkeit ist)

umso stärker wird die Übersättigung des Gewebes. Je besser ein Gewebe durchblutet ist, umso schneller erfolgt die Abgabe des Stickstoffs an das Blut. Die Stickstoffabgabe ist allerdings mit dem Erreichen der Oberfläche nicht beendet: Die langsameren (schlechter durchbluteten) Gewebe geben auch viele Stunden nach dem Ende des Tauchgangs weiterhin Stickstoff ab, sodass die Menge der Gasblasen, die im Körper kreisen, etwa zwei Stunden nach dem Tauchgang am höchsten ist. Diese Blasen werden in den Lungenkapillaren wie in einem großen Filter zurückgehalten und verkleinern sich langsam, indem der Stickstoff aus den Blasen austritt und mit der Atmung über die Lungenbläschen abgegeben wird. Große Blasenmengen können die Lungenstrombahn blockieren und Atemnot hervorrufen. Dies stellt eine starke Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar. Um das Herz zu entlasten können sich in der Lunge Kurzschlussverbindungen öffnen.

Über diese sogenannten „Lungen-Shunts“ können Gasblasen in den Körperkreislauf übertreten, wo sie in den Geweben zu Durchblutungsstörungen führen können. Je nachdem wo das passiert, können sehr ernste Krankheitsbilder entstehen, wie zum Beispiel ein schlaganfallähnliches Krankheitsbild, eine sogenannte arterielle Gasembolie im Gehirn.

Auch das persistierende Foramen Ovale, ein Loch zwischen den Herzvorhöfen, welches als Überbleibsel des Embryonalkreislaufs bei etwa jedem Dritten bis Vierten Erwachsenen vorhanden ist, kann zu einem Übertritt von Blasen aus den Venen in die Arterien führen.

Sei ein Vorbild und kläre deine Tauchpartner auf oder gebe Tipps zur Vermeidung von DCS

Anders als noch vor ein paar Jahren geht die Tauchmedizin heute davon aus, dass bei jedem Tauchgang auch Gasblasen entstehen. Wie viele das sind hängt von individuellen und tauchgangsspezifischen Faktoren ab. Die einzige hundertprozentig sichere Methode, eine Dekompressionserkrankung zu vermeiden, ist daher, nicht tauchen zu gehen! Das Risiko lässt sich allerdings durch vernünftiges Verhalten vor, während und nach dem Tauchgang deutlich reduzieren.

Vor dem Tauchgang sollte jeder Taucher sich selbst, seinen Gesundheits- und Fitnesszustand, aber auch sein Stresslevel und seinen Flüssigkeitshaushalt kritisch einschätzen. Bin ich körperlich fit genug für den geplanten Tauchgang? Bin ich gut genug ausgebildet und ist meine Ausrüstung geeignet? Diese Fragen können helfen, beim Tauchgang selbst Stress zu reduzieren. Im Zweifel sollte man den Tauchgang vielleicht besser konservativer planen oder auch mal einen Tauchgang auslassen.

Zur optimalen Vorbereitung gehört auch die individuelle Einstellung des Tauchcomputers und die Wahl des richtigen Atemgases. Die Verwendung von Nitrox kann helfen, die Menge an Stickstoff zu reduzieren, die sich während des Tauchgangs in den Geweben anreichert.

Um dadurch einen Zugewinn an Sicherheit zu erreichen ist es wichtig zu beachten, dass der Tauchcomputer NICHT auf Nitrox sondern auf Pressluft eingestellt bleiben muss. Anderenfalls wird die Nullzeit ja anhand der geringeren Stickstoffmenge berechnet und somit deutlich länger ausfallen. Ein entsprechend längerer Tauchgang mit Nitrox würde so das gleiche DCS-Risiko aufweisen wie ein kürzerer mit Pressluft.

Während des Tauchgangs sollte sich jeder Taucher eigenverantwortlich an seinen Plan halten. Gegebenenfalls kann dies vorher mit dem Tauchguide besprochen werden (z. B.: „Ich bin körperlich nicht so fit, daher möchte ich lieber etwas flacher tauchen“). Jo-Jo-Profile, also erneutes Abtauchen nach dem Beginn des Auftauchens, sollte dringend vermieden werden. In jedem Fall ist es wichtig, die Aufstiegsgeschwindigkeit zu kontrollieren. Je flacher die Tauchtiefe beim Aufstieg wird, umso stärker ist die relative Abnahme des Umgebungsdrucks, daher sollte man am Ende des Tauchgangs auf den letzten Metern, auch nach dem Sicherheitsstopp, ganz besonders langsam aufsteigen! Selbstverständlich müssen vorgeschriebene Sicherheits- oder gar Dekompressionsstopps eingehalten werden.

Deko- und Sicherheitsstopps schaden nicht, wenn diese besonders im flacheren Bereich noch etwas verlängert werden.

Auch im Anschluss an einen Tauchgang kann man vieles tun, um das Risiko für eine Dekompressionserkrankung zu reduzieren.

Da alles, was die Durchblutung der Gewebe steigert, zu einer beschleunigten Freisetzung von Stickstoff führt, sollte man sich in den ersten Stunden nach dem Tauchen keiner starken Hitze aussetzen. So verlockend es sein kann, wenn man durchgefroren aus dem Wasser steigt: Direkt nach dem Tauchen sind Sonnenbäder, heiße Duschen oder gar der Gang in die Sauna tabu! Auch auf Sport oder Massagen sollte man kurz nach einem Tauchgang verzichten. Eine feste Empfehlung, wie lange die Pause sein sollte, gibt es dabei nicht.

Die Zeit hängt ebenfalls von der Körperzusammensetzung, der Dauer, Tiefe und der Anstrengung während des Tauchgangs sowie von vielen individuellen Faktoren ab. Leichten Sport kann man am besten morgens vor dem Tauchen machen, dabei sollte man aber keine Höchstleistungen anstreben und einen starken Flüssigkeitsverlust vermeiden. Die Sauna sollte man sich für einen tauchfreien Tag aufsparen. Auch Alkohol fördert übrigens die Gewebedurchblutung, indem er die Blutgefäße weit stellt. Das „Deko-Bierchen“ sollte also auch erst nach einer gewissen Pause auf den Tauchgang folgen.

Da sich bei jedem von uns unter bestimmten Umständen in der Lunge Kurzschlussverbindungen öffnen, durch die Blasen in die arterielle Strombahn gelangen können, sollte man direkt nach dem Tauchgang, während die Blasenlast hoch ist, diejenigen Tätigkeiten vermeiden, bei denen der Druck im Brustkorb ansteigt. Das ist besonders beim schweren Heben, aber auch beim Husten, Pressen, Aufblasen von Luftmatratzen und Ähnlichem der Fall. Gelegentlich kann auch ein anstrengender Einstieg in ein Schlauchboot zu einem Anstieg des Drucks innerhalb der Lunge führen. Oft findet sich hier eine einfache Lösung:

Tauchen ist schließlich ein Buddy-Sport!

Viele anstrengende Tätigkeiten, zum Beispiel das Tragen von schwerer Ausrüstung, ist zu zweit viel weniger anstrengend und führt daher auch nur zu einem geringeren Anstieg des Drucks im Brustkorb. So lässt sich der Übertritt von Stickstoffblasen aus den Venen in den Körperkreislauf deutlich reduzieren.

Es dürfte mehr als bekannt sein, dass man nicht direkt nach dem Tauchen in ein Flugzeug steigen sollte. Durch den Abfall des Umgebungsdrucks können sich vorhandene Gasblasen im Blut oder in den Geweben weiter vergrößern und dann zu Beschwerden führen. Das gilt natürlich nicht nur für Flugreisen! Auch bei Fahrten über Passstraßen oder bei Ausflügen in nahe gelegene Bergregionen kommt es zu einer weiteren Dekompression, also einer Abnahme des Drucks, und damit zu einer stärkeren relativen Gewebeübersättigung und zu einer Größenzunahme vorhandener Blasen.

Bei Wiederholungstauchgängen ist es wichtig, eine ausreichend lange Oberflächenpause einzuhalten. Solange noch eine große Menge von Stickstoffblasen in den Blutgefäßen kreist, werden diese beim erneuten Abtauchen verkleinert, sodass sie durch die Lungenkapillaren hindurch gelangen können. Beim erneuten Auftauchen dehnen sie sich dann wieder aus, sodass nun auch im arteriellen System eine große Menge von Blasen vorhanden ist!

Ein erneuter Tauchgang innerhalb der Zeitspanne mit einer hohen Blasenlast hätte also den gleichen Effekt wie ein Jo-Jo-Tauchgang. Besonders nach anspruchsvollen Tauchgängen sollte die Oberflächenpause also möglichst lang sein. Sinnvoll ist eine Pause von drei Stunden oder länger. Nach Deko-Tauchgängen, anspruchsvollen technischen Tauchgängen oder bei einem hohen individuellen Risiko (Taucher mit bekanntem PFO, Taucher mit Diabetes, ältere Taucher u. a.) sollte gar kein Wiederholungstauchgang durchgeführt werden.

Was tun wenn?

Vor allem bei milden Symptomen und zweideutigen Beschwerden ist es wichtig, überhaupt an das Vorliegen einer DCS zu denken. Man kann davon ausgehen, dass gerade Taucherflöhe und Müdigkeit sehr selten als Zeichen einer Dekompressionserkrankung wahrgenommen werden. Aber auch bei Muskel- und Gelenkbeschwerden oder Hautflecken ist schnell eine andere Erklärung parat: DCS? Bekommen das nicht nur die anderen?

Zur Therapie gibt es zwei wichtige Grundsätze: Die Gabe von Sauerstoff, die dazu beiträgt, vorhandene Gasblasen zu verkleinern, und die Gabe von Flüssigkeit. Bei milden Symptomen, und solange ein Taucher bei Bewusstsein ist und schlucken kann, soll Flüssigkeit zum Trinken angeboten werden, zirka ein halber Liter bis ein Liter pro Stunde. Alle Getränke sind geeignet, nur von Alkohol ist abzuraten. Liegen lediglich milde Symptome vor, kann der Taucher beobachtet werden. Beim Sauerstoff gilt: mehr ist mehr!

Optimal sind deshalb Demand- oder Wenoll-Systeme, da diese 100 % Sauerstoff liefern können. Frei fließender Sauerstoff sollte über eine Maske mit Reservoir und mit einer möglichst hohen Flussgeschwindigkeit von 15 l/min verabreicht werden. Nasenbrillen oder -sonden sind weniger gut geeignet, da mit ihnen nur eine geringe Sauerstoffkonzentration in der Einatemluft erreicht werden kann. Wenn es sich um das einzig verfügbare System am Notfallort handelt, dann ist dies aber immer noch deutlich besser als keinen Sauerstoff zu geben.

Ein Augenmerk sollte auf das Auftreten von neurologischen Ausfällen, wie Seh-, Hör-, Sprachstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungen gerichtet werden. Zur regelmäßigen Kontrolle eignet sich ein festes Schema am besten, wie der sogenannte 5-Minuten-Neuro-Check. Dieses Schema sollte wiederholt durchgeführt und die Ergebnisse mit Uhrzeit dokumentiert werden. Bilden sich milde Symptome innerhalb von 30 Minuten unter der Behandlung vollständig zurück, so sollte zur weiteren Kontrolle ein Arzt verständigt und der Taucher für 24 Stunden weiter überwacht werden. Bei fortbestehenden Beschwerden wird die Behandlung fortgeführt. Über die Rettungsleitstelle, die Tauchbasis oder den Tauchernotruf wird Kontakt zum nächsten Tauchmediziner oder der nächsten Druckkammer aufgenommen.

Tritt bei dem Verdacht auf eine Dekompressionskrankheit eine Bewusstlosigkeit ein, so muss der Taucher in die stabile Seitenlage gebracht werden. Bei Herz-Kreislaufstilltand wird der Verunfallte in Rückenlage gelassen und es wird umgehend mit den Maßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen. Zeitgleich wird durch weitere Helfer der Notruf 112 alarmiert. Über die Tauchbasis, die Rettungsleitstelle oder den Tauchernotruf wird die Druckkammer informiert. Die Reanimationsbehandlung wird so lange fortgeführt, bis der Rettungsdienst vor Ort ist und falls möglich Sauerstoffgabe mit 100 % über eine Maskenbeatmung.

Ertrinken – Der stille Tod

In der Praxis wird jeder Tod im Wasser ganz allgemein als Tod durch Ertrinken bezeichnet. Häufig ist die eigentliche Todesursache aber nicht das Ertrinken, sondern eine Bewusstlosigkeit ist, welcher dann das eigentliche Ertrinken folgt.

Bei vielen Verunfallten mit Todesfolge im Wasser kommt es aber auch durch den sogenannten Badetod. Der Badetod, auch mittelbares oder atypisches Ertrinken genannt, ist ein Tod im Wasser, der grundsätzlich nicht durch das Ertrinken verursacht wird. Es handelt sich hierbei vielmehr um einen rechtsmedizinischen Begriff und wird anhand einer Obduktion festgestellt. Beim Badetod sind im Gegensatz zum Ertrinkungstod, dem sogenannten Badeunfall oder auch „unmittelbares“ Ertrinken, die Lungen und der Magen-Darm-Trakt bei der Obduktion im Wesentlichen frei von Wasser. Das heißt, dass es vor dem Tod zu keiner oder nur wenig Wasseraspiration (Wassereinatmung) gekommen war.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Taucher immer der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt sind. Das liegt daran, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen technische Mängel, gesundheitliche Störungen oder sonstige Zwischenfälle zum Tod durch Ertrinken führen können. Die häufigsten Ursachen sind neben vorangegangener Selbstüberschätzung und daraus folgende Fehler, gesundheitliche Defizite und Adipositas, einhergehend mit mangelnder Fitness. Ganz selten sind Mängel oder Defekte am Tauchgerät der Auslöser.
Wir Taucher befassen uns primär mit vier unterschiedlichen Möglichkeiten, wodurch betroffene Taucher den Tod durch Ertrinken gefunden haben. Letztendlich mag der Leser dieses Manuals denken, dass es doch egal sei wie man zu Tode kommt, denn Tod ist Tod und es gibt kein Weg zurück. Stimmt schon, aber mit ein bisschen mehr Hintergrundwissen, kann vielleicht wieder ein Problem vermieden werden.

Eine erste Unterscheidung machen wir zwischen einem nassen und einem trockenen Ertrinken.

Trockenes Ertrinken

Unter dem trockenen Ertrinken versteht man den Tod unter Wasser, ohne das Wasser aspiriert wurde, also ohne das Wasser in Lunge und/oder Magen-Darm-Trakt gelangt ist. Doch wie kann das passieren? Ganz einfach. Einfach ausgedrückt, haben die Atemwege einen Verschlussdeckel, einen Muskel der sich zusammenziehen kann. Dieser Muskel ist die Stimmritze und es ist ein natürlicher Reflex, dass sich die Stimmbänder schließen, wenn Wasser eindringt. Dieser Vorgang ist ein Schutzreflex, der schlimmeres verhindern soll. Löst sich dieser eingetretene Stimmritzenkrampf nicht, kann der Betroffene ersticken. Letztendlich ist also das trockene Ertrinken, ein Ersticken unter Wasser.

Bei Wiederbelebungsversuchen kann dieser Krampf allerdings hilfreich sein, weil sich weniger oder gar kein Wasser in der Lunge befindet und die ungeschädigten Lungenbläschen Sauerstoff aufnehmen können. Der Stimmritzenkrampf ist aber vor allem beim Auftauchen sehr gefährlich, denn die Luft in der Lunge kann nicht entweichen. Je nach Tiefe aus der aufgestiegen wird, kann es neben einer Lungenüberdehnung zu einem Lungenriss kommen, der dann das ganze Problem noch übler macht. Und das haben wir bereits mit dem Thema Barotrauma näher betrachtet.

Nasses Ertrinken

Beim nassen Ertrinken dringt Wasser durch die Atemwege bis in die Lunge vor und verhindert so den Gasaustausch. Durch das eingedrungene Wasser verändert sich auch das komplette Blutbild. Die Chancen auf eine Rettung sind nicht sehr hoch, weil neben den Komplikationen, die durch das Ertrinken verursacht werden, auch die Lunge massiv geschädigt wird.

Ein großer Unterschied besteht auch darin, ob man im Süß- oder Salzwasser ertrinkt. Schauen wir uns einmal an, was da so passiert.

Das Ertrinken im salzigen Meerwasser ist natürlich genauso unangenehm wie im Süßwasser. Der Salzgehalt im Wasser ist aber höher als derjenige im menschlichen Körper und das Prinzip der Osmose sorgt dafür, dass sich solche Konzentrationsunterschiede aufheben. Dringt also Salzwasser in die Lunge ein, dann wird dem umliegenden Gewebe zusätzlich Flüssigkeit entzogen, die die Lunge weiter auffüllt und ein Lungenödem verursacht. Im Körper nimmt das Blutvolumen ab und es kommt zu einem Zusammenballen der Erythrozyten (rote Blutkörperchen), der sog. Geldrollenbildung. Die Sauerstoffversorgung nimmt somit auch weiter ab, weil die Lungenbläschen unter Wasser stehen und nichts Frisches nachkommt, es kommt zu einer Hypoxie. Sobald nun der Körper der Meinung ist, dass zu wenig Sauerstoff an Bord ist, schaltet er alles ab, was nicht zum Leben zwingend benötigt wird. Die erlösende Ohnmacht tritt ein. Kommt nun nicht schnelle Hilfe und eine schnelle Sauerstoffversorgung, tritt der Tod ein. Tröstlich kann für den Betroffenen nur sein, dass er seinen eigenen Tod nicht miterlebt, denn vorher war er ja schon in der Ohnmacht.

Ganz anders sieht das nun beim Ertrinken im Süßwasser aus. Im Süßwasser ist der Salzgehalt im Körper größer als im eingeatmeten Wasser, die Osmose bewirkt hierbei, dass Wasser von der Lunge in den Blutkreislauf gedrückt wird. Durch diese Verdünnung kommt es zum Platzen von roten Blutkörperchen und zur erheblichen Volumenzunahme. Zum Abschluss kommt es zu einem Kammerflimmern des Herzens und dem Tod. Das Ergebnis ist schlussendlich gleich dem Ertrinken im Salzwasser, aber die erlösende Ohnmacht fehlt, man ist so zu sagen live bis zum Ende dabei.

Sekundäres Ertrinken

Diese Form des Ertrinkens ist besonders hinterhältig und daher gefährlich, weil sie zunächst nicht unbedingt auffällt und auch lange nach dem Verlassen des Wassers vorkommen kann.

Schluckt ein Betroffener Wasser, ist das meist nicht so schlimm, denkt man. Aber es besteht eine große Gefahr, denn noch 24 Stunden nach dem Zwischenfall, kann man sterben. Das in die Lunge gelangte Wasser kann unter Umständen schwere Atemwegsprobleme wie Entzündungen oder Ödeme verursachen, die dann wiederum Störungen des Gasaustauschs nach sich ziehen. Mit jeder Stunde wird dann der Sauerstoffmangel größer und kann zum Tode führen. Aber wie erkenne ich vielleicht doch etwas? Symptome sind häufiges Husten, auch nach dem Schlucken des Wassers, Teilnahmslosigkeit, beschleunigte Atmung und Verfärbung der Lippen. Sollte man bei sich oder dem Tauchpartner nach der Aspiration von Wasser solche Symptome erkennen, muss umgehend die Notaufnahme des Krankenhauses aufgesucht und die Ärzte informiert werden. Es folgt sicher eine Nacht auf der Intensivstation, aber immer noch viel besser als morgens im Bett aufzuwachen und festzustellen, dass man tot ist.

Dehydratation – Der Körper braucht Wasser

In der Medizin bezeichnet man einen Wassermangel des menschlichen Körpers als Dehydratation. Der umgangssprachlich verbreitete Ausdruck „Dehydrierung“ ist fachlich falsch und bezeichnet eigentlich eine bestimmte chemische Reaktion.

Und wer kennt Dehydratation nicht? Durst haben wir Taucher nach jedem Tauchgang und das Deko-Bier schmeckt nach einem tollen Taucherlebnis bei Sonnenschein nochmal so gut. Durst ist schon ein erstes Symptom einer Dehydratation.

Wie kann es beim Tauchen zu einer Dehydratation kommen?

Insgesamt gesehen sind die Ursachen vielfältig. In unserer Klimazone benötigen wir für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt etwa 2-3 Liter täglich. Alkohol und Kaffee zählen dabei nicht, sie beschleunigen sogar die Diurese. Immer wieder ist zu lesen, dass nur Wenige diese empfohlene Tagesmenge erreichen und die Meisten weniger trinken. Besonders problematisch wird diese Tatsache, wenn man bedenkt, dass in den Tropen der Tagesbedarf sogar bis auf 10 Liter täglich ansteigen kann. Abgesehen von der oft zu geringen Flüssigkeitszufuhr kommen beim Tauchen noch besondere Probleme hinzu, die einen Flüssigkeitsmangel hervorrufen können.

Durch das Schwitzen bei warmem Wetter oder an Land im Tauchanzug können bereits Flüssigkeitsverluste von 1,5 Liter pro Stunde entstehen und es wäre sehr riskant, so abzutauchen. Das vorher genommene Sonnenbad oder körperliche Belastung können diesen Effekt verstärken.

Die Atemluft in unseren Tauchflaschen wird durch die Filteranlagen im Kompressor sehr stark getrocknet. Was für die Pflege des Tauchgerätes wichtig ist, bedeutet für den Taucher einen zusätzlichen Verlust von Flüssigkeit über die Atemluft, da diese beim Atmen befeuchtet werden muss. So ist schnell mal ein großer Kaffeepott voll Wasser bei einem Tauchgang verbraucht.

Beim Tauchen haben wir es mit einer Form der Immersion zu tun, also dem Eintauchen eines Organismus in ein flüssiges Medium. Dabei kommt es zu Flüssigkeitsverschiebungen aus den einzelnen Geweben in die Blutgefäße. Das Blut wird somit zunächst verdünnt.

Zusätzlich verlagert sich das Blut durch die veränderten Druckverhältnisse in den Bereich des Brustkorbes (Henry-Gauer-Reflex) und es kommt zu einer vermehrten Füllung und Dehnung der Herzhöhlen. Hierdurch werden Hormone stimuliert und über Rezeptoren wird der Befehl gegeben vermehrt Urin zu produzieren. Diese vermehrte Urinproduktion ist notwendig, um den (vorgetäuschten) relativen Überschuss an Flüssigkeit im Gefäßsystem auf physiologische Verhältnisse während der Immersion zu beseitigen.

Das Blutvolumen vermehrt sich also zum einen durch die Verlagerung der Blutmenge aus der Peripherie in den Brustkorb, andererseits durch die Flüssigkeitsverschiebung aus den Geweben in das Blutgefäßsystem. Nach dem Tauchen möchte unser Körper in die Normalität zurückkehren. Die Rezeptoren signalisieren jetzt „Flüssigkeitsmangel“ und der muss nun schnell ausgeglichen werden. Wir verspüren Durst, der unbedingt mit den richtigen Getränken gelöscht werden sollte.

Bei vielen Tauchern sieht man gerade am Binnengewässer, dass sie vor dem Tauchgang noch die eine oder andere Tasse Kaffee trinken. Doch hierbei sollte man ein wenig Vorsicht walten lassen, denn Koffein, das in Getränken wie Tee, Kaffee, vielen alkoholfreien Getränken und in den meisten Power Drinks enthalten ist, stimuliert und belastet sowohl das Nerven- als auch das Immunsystem. Darüber hinaus wirkt es als Diuretikum. Koffein ist ein Nervengift. Es stimuliert die Nebenniere, die dann Stresshormone ausscheidet und eine Immunreaktion auslöst.

Der regelmäßige Konsum von Kaffee übererregt den Herzmuskel und kann letztendlich zur Erschöpfung des Herzmuskels und so zu Herzerkrankungen führen. Um Koffein aus dem Körper zu entfernen, muss der Körper Wasser aus seinen Zellen aufwenden. Das führt zu zellularer Dehydratation und einer kurzfristigen Blutverdünnung. Diese Blutverdünnung ist es u. a., die das gute Gefühl bewirkt, das viele Menschen nach dem Kaffeegenuss haben. Die gleichzeitig drohende Gefahr der Dehydratation spürt man dagegen leider nicht.

Für jede Tasse Kaffee, die wir trinken, muss der Körper die bis zu dreifache Menge an Wasser bereitstellen, um das Toxin Koffein wieder ausscheiden zu können.

OK, lassen wir die eine oder andere Tasse Kaffee weg und kommen auf das Deko-Bier zurück. Doch auch hier kommt wieder das ABER, denn das Trinken von alkoholischen Getränken unterdrückt die Sekretion von Vasopressin, ein Hormon, das im Körper den Wasser- und Elektrolythaushalt reguliert. Dadurch wird die zellulare Dehydratation vergrößert. Ist der Alkoholkonsum überhöht, kann die Dehydratation gefährliche Ausmaße annehmen. Der typische „Kater“ ist nichts weiter als eine extreme Dehydratation der Gehirnzellen. Geschieht dies häufiger, werden die Gehirnzellen geschädigt und sterben schließlich ab.
Um die durch den Alkohol induzierte „Dürre“ zu überleben, muss der Körper mehr Stresshormone absondern, u. a. auch die süchtig machenden Endorphine. Wird Alkohol regelmäßig konsumiert, wenn also täglich und über Monate Alkohol getrunken wird, erhöht sich die Dehydratation immer mehr und die Endorphinproduktion wird zu einem suchterzeugenden Zustand, der zu Alkoholismus führen kann.
Alkohol hat zudem eine stark entwässernde Wirkung. Durch ein Glas Bier verliert der Körper ähnlich wie beim Kaffee bis zu drei Gläser Wasser.

Und auch Soft Drinks stellen zum Löschen des Durstes keine besonders gesunde Alternative dar. Neue Studien belegen, dass alkoholfreie Getränke (Softdrinks) ernsthafte Zellschäden verursachen können.

Forschungen an einer britischen Universität legen nahe, dass ein gängiges Konservierungsmittel, Natriumbenzoat E 211, das in Softdrinks wie z. B. Pepsi Max vorkommt, in der Lage ist, wesentliche Teile der DNA auszuschalten. Das kann schließlich zu Leberzirrhose und degenerativen Erkrankungen wie Parkinson führen.

Bleibt eigentlich nur noch richtiges Wasser trinken, doch das ist für viele ein Problem. Zwei bis drei oder gar vier Liter täglich zu trinken, ist für viele Menschen kein Problem, wenn es sich um Cola, Apfelsaft oder Bier handelt. Mit Wasser jedoch sieht die Sache schon ganz anders aus und so fällt es den meisten Menschen richtig schwer, ihr tägliches Wasserpensum zu erreichen. Irgendwann denkt man dann wieder dran, wie gesund und wichtig es ist, viel Wasser zu trinken. Wer jetzt rasch einen Liter Wasser trinkt und glaubt, damit wäre der Gesundheit genüge getan, irrt gewaltig. Damit das Wasser in jede einzelne Körperzelle, in unsere Augen, in die Nerven und auch in unsere Knochen gelangen kann, sollte es in vielen kleinen Portionen über den Tag verteilt getrunken werden. Ideal wäre es viertelstündlich 40 Milliliter (4 cl) Wasser zu trinken.

Trinken wir stattdessen nur wenige große Wasserportionen pro Tag, kommt es zu einer gründlichen Spülung der Niere und das Wasser gelangt nur unzureichend in die Zellen.
Kommen wir zurück zur Frage, was verursacht nun beim Tauchen die Dehydratation?

  • Zu wenig Flüssigkeitszufuhr
  • Schwitzen
  • Flüssigkeitsverluste über die Atmung (mit KTG geringer als im offenen System)
  • Henry-Gauer-Reflex und resultierende gesteigerte Urinproduktion

Und was sind die Folgen der Dehydration für Taucher?

Flüssigkeitsmangel während der Tauchaktionen ist deshalb zwingend zu vermeiden, weil das Risiko einer DCS (decompression sickness = Dekompressionskrankheit) um ein Vielfaches erhöht wird. Die Dehydration führt zu einer geringeren Viskosität des Blutes, es dickt ein. Hierdurch kommt es im Blutgefäßsystem zu einer Verlangsamung des Blutflusses durch zu wenig „Transportflüssigkeit“ und somit zur gefährlichen Verringerung oder gar Verhinderung des Abtransportes von Gasblasen. Oder ganz einfach ausgedrückt, der Stickstoff kann nicht schnell genug abgegeben werden, wenn sich das Blut nur noch als zäher Brei durch die Adern presst. War der Tauchgang dann auch noch lang und tief, so dass sich besonders viele Blasen bilden konnten, ist die DCS bereits vorprogrammiert.

Damit dieses Risiko minimiert wird und es nicht zu einer DCS kommen muss sollten einige Tipps berücksichtigt werden. Viele Taucher trinken vor dem Tauchgang bewusst nicht, um den Harndrang zu unterdrücken.
Doch unmittelbar vor dem Tauchgang sind größere Mengen an Flüssigkeitszufuhr gar nicht notwendig. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass ein ausgeglichener Volumenhaushalt existiert.

Thermische Probleme – Mit ist kalt oder Mir ist warm!

Mir ist kalt!

Beim Tauchen kann es eigentlich nie zu warm sein, sagt man zumindest, denn meistens ist es dem Taucher kalt, er friert. Und Frieren ist beim Tauchen nicht wirklich gut, denn Kälte und Unterkühlung sind neben der Dehydratation häufige auslösende Faktoren für einen Tauchunfall.

Der Mensch benötigt eine konstante Kerntemperatur, d.h. die Temperatur im Körperinneren gemessen, sollte konstant 37°C betragen, damit alle Abläufe des Metabolismus unter optimalen Bedingungen ablaufen. Schon eine Veränderung um ein paar wenige Grad kann zu einer Erkrankung führen, die lebensbedrohlich sein kann.

Dass der Mensch beim Tauchen Wärme verliert, hat mehrere Gründe und leider haben wir nicht auf Alle einen Einfluss.

Ein Hauptwärmeverlust beim Tauchen verläuft über die Wärmeleitung (Konduktion). Dies ist ein direkter Verlust von thermischer Energie durch den direkten Kontakt zwischen Körper und Wasser. Die Wärmeleitung verläuft immer vom wärmeren zum kälteren Medium und entzieht dem Körper Wärme 20 – 25 x schneller als trockene stehende Luft derselben Temperatur.


Konvektion Quelle: Taucherpedia

Ebenfalls eine große Rolle spielt die Wärmeströmung (Konvektion), wobei die Wärme an die umgebende Luft abgegeben wird. Immer wenn ein Temperaturgefälle zwischen Haut und Luft vorhanden ist und z.B. Wind an der Haut oder strömendes Wasser beim Schwimmen oder Tauchen (auch im Tauchanzug!) vorbeiströmt, wird Wärme abgegeben.

Auch das Erwärmen der Atemluft und der Flüssigkeitsverlust besonders bei sehr trockener, kalter Luft spielt eine große Rolle, weil der Mensch angefeuchtete Luft zum Atmen braucht. Das natürlich auch abhängig von verschiedenen Atemgemischen, besonders beim Tec-Tauchen, wenn Helium ins Spiel kommt.

Auch eine Rolle spielt der Strahlungswärmeverlust, der aber für Taucher in ihrer Umgebung minimal ist.

Am wichtigsten ist der Verlust von Wärme durch die Wärmeleitung, der man durch einen gut sitzenden Tauchanzug vorbeugen kann. Ist die Wärmeproduktion geringer als die Wärmeabgabe und der Taucher kühlt aus, kommt es zu Reaktionen des Körpers um weiteren Wärmeverlust zu verhindern. Der Körper versucht Wärme zu produzieren, indem er den Stoffwechsel anhebt und Muskeln beginnen zu zittern (Kältezittern). Schenkt man diesen Reaktionen keine Beachtung, beendet den Tauchgang und verlässt das Wasser, versucht der Körper die Wärmeabgabe durch Vasokonstriktion, d.h. Drosselung der Hautdurchblutung durch Engstellung der Gefäße, zu verhindern. Schaffen diese Abwehrmaßnahmen auch keine Abhilfe und die Kerntemperatur sinkt weiter ab, kommt es zu einer fortgeführten Unterkühlung und eventueller Erfrierung.
Die Unterkühlung teilt man künstlich in mehrere Stadien ein, die aber nicht klinisch relevant sind und die Übergänge sind fließend.

Erregungsstadium ( 37 – 34°C): Durch vermehrte Adrenalinausschüttung kommt es zu psychischer Erregung (Stresssituation, Angstgefühle), unwillkürlichem Muskelzittern, vertiefte Atmung, blasser Haut, Engstellung der Blutgefäße, beschleunigtem Stoffwechsel, Blutdruckerhöhung, Steigerung der Pulsfrequenz.

Im Erschöpfungsstadium (34 – 27°C) kommt es dann zu Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit, Nachlassen von Schmerzempfindung und Wahrnehmungsfähigkeit, langsamer Pulsschlag, Muskelstarre, flache, unregelmäßige Atmung und Herzrhythmusstörungen

Im abschließendem Lähmungsstadium (unter 27°C) sind dann Bewusstlosigkeit, Muskelstarre, Atemstillstand, Tod durch Herzkreislaufversagen häufig durch Herzrhythmusstörungen die Folgen.

Mir ist immer noch kalt

Deshalb sollte man bei Zeichen einer Unterkühlung den Tauchgang abbrechen, auftauchen, den Körper trocknen und zum Schutz vor weiterem Wärmeverlust wärmende Kleidung anziehen. Unterstützen kann man diesen Aufwärmprozess durch wärmende, nichtalkoholische Getränke und Vermeidung von zusätzlichem Energiebedarf (Ruheposition).

Ist der Taucher bereits bewusstlos oder hat sich sein Kreislauf deutlich verlangsamt, muss man den betroffenen trocken halten, warm abdecken, wenn möglich Sonnenstrahlen aussetzen und so schnell wie möglich in fachärztliche Behandlung, wenn möglich Notarzt, bringen.

Mir ist Warm!!

Klingt komisch, ist aber so, zumindest manchmal. Überhitzung beim Tauchen selbst kommt relativ selten vor, denn unsere Tauchumgebung halt selten mehr als 37°C, eher deutlich kühler und wir verlieren Wärme ans Wasser. Warm wird uns schon eher vor oder nach dem Tauchen. Bei der Tauchausfahrt in den Tropen, im Tauchanzug wenn ich warte, dass der Partner endlich fertig wird oder im Trockentauchanzug am See bei 30°C Sommerwetter.

Erste Anzeichen, dass jemand überhitzt ist, ist die Hitzeerschöpfung, die entsteht, wenn man bei warmem Klima weniger Flüssigkeit aufnimmt, als der Körper verbraucht. Verliert der Mensch in Folge großer körperlicher Anstrengung bei heißem Wetter oder in überheizten Räumen viel Flüssigkeit und Elektrolyte, gleicht er diesen Verlust nicht durch Trinken aus und sorgt nicht für eine Abkühlung, kann es zu einer Hitzeerschöpfung kommen. Sie zählt, wie auch Sonnenstich und Hitzschlag, zu den Hitzeschäden.

Als Folge des Wasser- und Salzverlusts ändert sich die Konsistenz des Blutes, wird dickflüssiger und kann schlechter durch die Gefäße fließen. Zudem weiten sich bei einer Hitzeerschöpfung die in der Nähe der Körperoberfläche gelegenen Gefäße, um über die erhöhte Durchblutung mehr Wärme abgeben zu können. Die Symptome der Hitzeerschöpfung ähneln denen eines Schocks aufgrund eines zu geringen Blutvolumens.

  • Schwindel,
  • Übelkeit
  • Benommenheit
  • schwere Kopfschmerzen
  • blasse, kühle, feuchte Haut
  • beschleunigter, schwacher Puls
  • Kurzatmigkeit

Im Gegensatz zum Hitzschlag ist die Körpertemperatur bei einer Hitzeerschöpfung nicht erhöht. Medizinisch gehört die Hitzeerschöpfung zur Gruppe der Hitzeschäden, zu der auch Sonnenstich und wie eben schon erwähnt Hitzschlag zählen.

Ein Hitzschlag entsteht, wenn hohe Temperaturen über längere Zeit auf den Körper wirken und dieser nicht in der Lage ist, sich ausreichend abzukühlen, etwa durch Schweißproduktion. In der Folge kommt es zu einer gestörten Wärmeregulation und die Körpertemperatur steigt. Wer bei warmer, feuchter Witterung Sport treibt oder Arbeiten verrichtet, die mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden sind, riskiert, dass sein Körper überhitzt. Warme, luftundurchlässige Kleidung (z.B. ein Tauchanzug) verstärkt diesen Effekt.

Ab einem gewissen Punkt kann der Körper die Schweißproduktion nicht mehr angemessen steuern und es entsteht keine Verdunstungskälte mehr. Somit fällt ein wichtiger Teil der menschlichen „Klimaanlage“ aus. Es kommt zum lebensbedrohlichen Wärmestau, dem sogenannten Hitzschlag. Die Körpertemperatur steigt beim Hitzschlag auf Werte über 40 Grad Celsius. Für einen Hitzschlag typische Symptome sind:

  • Kopfschmerzen,
  • Übelkeit,
  • Schwindel und eventuell
  • Bewusstlosigkeit
  • eine hochrote, heiße und trockene Haut.

Erleidet jemand einen Hitzschlag, muss man den Rettungsdienst verständigen (112) und den Betroffenen an einem ruhigen, schattigen Ort flach, aber mit erhöhtem Oberkörper lagern.

Einengende Kleidung sollte gelockert werden, sofern der Betroffene damit einverstanden ist. Wichtigstes Ziel ist es, die Körpertemperatur zu senken.

Hierzu eignen sich

  • feuchte Tücher,
  • das Zufächeln von Luft und
  • weitere Maßnahmen, die der Arzt einleitet, zum Beispiel gekühlte Infusionen.

Schock – Ein Missverständnis im Körper

Viele sind schockiert, wenn sie sich ihren neuesten Kontoauszug ansehen, doch Folgen einer extremen psychischen Belastung werden im Gegensatz zur Umgangssprache in der medizinischen Fachsprache nicht als Schock bezeichnet, sondern als Akute Belastungsreaktion.

Der Begriff Schock bezeichnet in der Medizin einen lebensbedrohlichen Zustand. Es bildet sich eine schwere Kreislaufstörung aus, bei der meist die Blutzirkulation in den Kapillaren vermindert ist. Als Folge treten eine Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) der Gewebe und in letzter Konsequenz ein Stoffwechselversagen auf. Die Ursache ist meist eine erhebliche Verminderung des zirkulierenden Blutes. Blut- oder Flüssigkeitsverlust, Versagen der Kreislaufregulation in der Körperperipherie, etwa bei Blutvergiftung oder allergische Reaktionen vom Soforttyp (Anaphylaxie) können einen Schock hervorrufen. Auch wenn das Herz versagt und nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut in die Peripherie zu pumpen, kann es zum Schock kommen.

Anzeichen für einen Schock können unter anderem Blässe der Haut und kalter Schweiß sein. Aber Achtung: Bei einem septisch-toxischen Schock ist die Haut oft warm und gut durchblutet. Bei einem Schock ist der Puls schnell und nur schwach zu fühlen und manchmal zittern die Betroffenen oder sind sehr unruhig und ängstlich.

Welche Schockarten gibt es?

In unserem Sport haben wir es meistens mit einem Volumenmangelschock zu tun. Dieser entsteht durch starken Blutverlust oder hohen Wasser- und Elektrolytverlust, wie z.B. bei anhaltenden Durchfällen und durch Dehydatation.

Durch eine starke Unterzuckerung, z.B. bei Diabetikern, wenn die gespritzte Insulinmenge im Verhältnis zur Nahrung zu hoch, ist kann es zu einem hypoglykämischen Schock kommen. Ist die betroffene Person wach, gut ansprechbar und kann sie ohne Probleme schlucken, kann bei einer Unterzuckerung eventuell beispielsweise ein Stückchen Traubenzucker oder etwas Cola helfen.

Unter einem Kardiogenen Schock versteht man Herzversagen, z.B. wegen eines Herzinfarkts oder starker Herzrhythmusstörungen. Wichtig ist zu wissen, dass bei einem kardiogenen Schock keine Schocklage angewendet, sondern der Oberkörper erhöht wird!

Häufiger als man denkt, kann es zu einem Anaphylaktischen Schock kommen. Dieser entsteht durch eine starke, den ganzen Körper ergreifende allergische Reaktion, z.B. durch einen Wespenstich. Das Notfallset des Allergikers kann in solchen Fällen schon weiterhelfen.

Unter einem Septisch-toxischen Schock versteht man eine Überschwemmung des Organismus mit Bakteriengiften (Blutvergiftung). Es treten oft keine typischen Schockzeichen auf, sondern meist nur eine beschleunigte Atmung und hohes Fieber.

Ein Schock, dem ein Nervenschaden, z.B. eine Rückenmarksverletzung zugrunde liegt, nennt man Neurogenen Schock.

Leidet ein Tauchpartner unter einem Schock, sollte der Rettungsdienst alarmiert werden. Bis nun die professionelle Hilfe eintrifft, kann ich Erste Hilfe leisten und sichtbare Blutungen stillen. Wichtig ist bei einem Schock den Betroffenen zu beruhigen und ihm gut zuzusprechen.

Den Schockpatienten gilt es nun auch warm zu halten, indem ich ihn auf eine Decke oder auf Kleidungsstücke lege und ihn zudecke.

Falls nichts dagegenspricht bringe ich den Betroffenen in Schocklage, indem ich den Oberkörper flach auf den Boden lege und die Beine um etwa 30 Grad erhöhe. Unter die Beine kann ich jeden geeigneten Gegenstand legen oder falls ich nichts finde, halte ich die Beine einfach selbst hoch.

Während ich auf den Rettungsdienst warte, kontrolliere ich den Kreislauf und kann, falls er bewusstlos wird, ihn in die stabile Seitenlage bringen. Fällt Atmung oder der Kreislauf aus, muss ich unverzüglich mit der Wiederbelebung beginnen.

Nicht immer ist die Schocklage die richtige Wahl. Es gibt einige Gründe, die gegen die Anwendung der Schocklage sprechen können.

  • bei Atemnot, Schmerzen in der Brust, einer Verletzung im Brustbereich oder der Verdacht auf eine akute Herzerkrankung wie ein Herzinfarkt
  • bei einer Verletzung des Schädels
  • bei einer Verletzung oder Schmerzen im Bauchbereich
  • bei Verdacht auf einen Beinbruch
  • bei Verletzungen von Becken oder Wirbelsäule

Eigentlich ganz einfach zu merken, oder? Man darf sich nur nicht verrückt machen lassen und wichtig ist nach wie vor, dass überhaupt etwas unternommen wird.

Depressionen und die Tauchtauglichkeit

Befassen müssen wir uns seit geraumer Zeit auch mit dem Thema Depressionen. Das Thema ist nicht ganz neu, wurde aber medial in den letzten Jahren der Gesamtbevölkerung nahegebracht.

Besonders Tauchgruppenführer und Tauchausbilder müssen sich daher die Frage stellen: Wer ist davon betroffen?

Depressionen sind nicht so ungewöhnlich, wie wir vielleicht meinen. Ein uralter Scherz unter Tauchern ist, dass Tauchen gleichgültig macht, aber es dem Taucher egal ist. Doch die Realität zeigt, dass auch Taucher Depressionen bekommen. Die Autoren dieses Manuals sind neben ihrer Jahrzehnte langen Tätigkeit als Tauchlehrer und Tauchcenterbetreiber auch als Tauchlehrerausbilder und -prüfer aktiv. Immer häufiger werden sie in der eigenen Tauchpraxis und von Tauchlehrern gefragt, wie Medikamente wirken, die Taucher gegen Depressionen einnehmen und wie wirken sich diese auf deren Tauchtauglichkeit aus. Laut Statistiken von National Institute of Mental Health erleiden jedes Jahr mehr als 17 Millionen Amerikaner eine Phase krankhafter Depressionen. Hört sich zunächst gewaltig an, doch glücklicherweise bessert sich der Zustand von annähernd 80 Prozent der Menschen mit diagnostizierten Depressionen nach einer professionellen Behandlung deutlich.

Depressionen beschränken sich nicht nur auf den Kopf, sondern sie wirken sich gleichermaßen auf Körper und Geist aus. Symptome und deren Ausmaß können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Unstrittig dürfte sein, dass Personen mit Realitätsverlust, Suizidaltendenz oder Halluzinationen nicht tauchen dürfen. Ausserdem gefährdet jede Erkrankungsform, die eine Person physisch oder mental einschränkt Entscheidungen zu treffen bzw. umzusetzen, die Sicherheit für sich selbst und/ oder seinen Tauchpartner. Trotzdem tauchen viele Menschen ohne Probleme, obwohl sie gegen ihre alltäglichen Depressionen Medikamente einnehmen und in Behandlung sind. Aus Angst nicht abtauchen zu dürfen oder weil sie sich schämen, oft sogar ohne den Tauchpartner oder einem verantwortlichen Tauchlehrer zu informieren.

Symptome von Depressionen

Doch wie erkennt man Depressionen? Nachfolgend führen wir einige Symptome auf, die die National Depression and Manic Depression Association für Depressionen benannte:

  • Anhaltende Betrübtheit oder unerklärliches Weinen
  • deutliche Änderungen von Appetit oder Schlafverlauf
  • Reizbarkeit, Wut, Unruhe, Aufgeregtheit, Ängstlichkeit
  • Unkonzentriertheit, Unentschlossenheit
  • unerklärliche Schmerzen und Beschwerden
  • wiederkehrende Gedanken an Tod und Selbstmord

Für uns Taucher ist es hilfreich zu wissen, dass einige der Symptome von Depressionen, Symptome einer Dekompressionserkrankung (DCI) verschleiern können. Unerklärliche Schmerzen und Beschwerden oder die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, könnten eine Differenzialdiagnose sehr schwierig gestalten. Als Differentialdiagnosen bezeichnet man Erkrankungen mit ähnlicher bzw. nahezu identischer Symptomatik, die vom Arzt neben der eigentlichen Verdachtsdiagnose ebenfalls als mögliche Ursachen der Patientenbeschwerden in Betracht gezogen werden müssen.
Die Unterwasserwelt, besonders die Tiefe beim Tauchen ist sicher ein denkbar schlechter Ort, um die Konzentration auf die unmittelbar zu erledigenden Aufgaben beim Tauchen zu verlieren:

  • dem Tauchplan zu folgen
  • den Luftvorrat zu überwachen
  • ein aufmerksamer Tauchpartner zu sein

Sollte nun kategorisch Tauchern mit Depressionen das Tauchen verboten werden? Die Antwort ist ein klares Jein, denn jeder einzelne Taucher sollte individuell und einzelfallbezogen bewertet werden. Dabei müssen u. a. die medizinische Vorgeschichte des Tauchers, Art und Dosis des verschriebenen Medikaments, Auswirkung der Behandlung auf den Taucher und die Beweggründe der Person für das Tauchen mit einbezogen werden. Letztendlich geht es darum, die Sicherheit des Tauchers und seines Tauchpartners im Wasser sicherzustellen.

Behandlung von Depressionen

Fast immer werden als Bestandteil der Behandlung von Depressionen Medikamente verabreicht, die auf das zentrale Nervensystem (ZNS) einwirken und unterschiedliche, aber jeweils ähnliche Nebenwirkungen haben. Es gibt Dutzende von Antidepressiva, die Depressionen wirkungsvoll bekämpfen. Jede Kategorie dieser Medikamente hat spezielle Eigenschaften hinsichtlich ihrer Wirkungsweise auf das Gehirn. Ungünstig für Taucher ist, dass einige Medikamente Nebenwirkungen haben, die den Symptomen einer Dekompressionserkrankung ähneln. Hat jemand nach einem Tauchgang Nebenwirkungen wie Sehstörungen, körperliche Schwäche, Schwindel, Koordinationsstörungen, Taubheit und Kribbeln, muss der Taucher ggf. auf eine mögliche DCI hin untersucht werden.

Das optimale Medikament zu finden ist äußerst schwierig und bedeutet manchmal einfaches Herumprobieren. Natürlich sollte der Betroffene niemals ohne Anweisung des Arztes die Dosierung eines Medikaments eigenmächtig ändern oder dieses absetzen. Es kann mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern, bis sich die individuellen Reaktionen und die Therapiewirkung einstellen. In dieser Zeit muss das Tauchen unterbleiben, bis der Patient auf das Medikament eingestellt ist.

Verantwortungsbewusste Tauchausbilder, Basenbetreiber und Tauchgruppenführer sollten sich nicht auf den Stempel einer TTU verlassen. Die Autoren verlangen in ihren Kursen, Reisen, Events und Tauchaktivitäten stets das Ausfüllen eines Gesundheitsfragebogens. Hierin ist die Frage nach Medikamenteneinnahme enthalten. Beantwortet ein Teilnehmer diese Frage mit „JA“, wird hinterfragt um welche Präparate es sich handelt und wofür diese eingenommen werden. Natürlich werden im Fragebogen die Medikamente auch notiert. Es ist zu diesem Thema Depressionen daher hilfreich einige Präparate, die häufig zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, zu kennen.

SSRI
(’selective serotonin reuptake inhibitors‘, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

SSRI sind in der Regel zwar meistens teurer als andere Antidepressiva, scheinen aber für Taucher relativ sicher zu sein. Aber bekanntlich hat jede Rose Dornen, so haben diese Mittel eine Nebenwirkung, denn sie machen müde und das kann sich wiederum auf die Tauchsicherheit auswirken. SSRI können außerdem Blutergüsse und Blutungen verstärken und Taucher können sich auf Tauchbooten auch schon einmal leicht verletzen. Auch Anfälligkeiten für Barotraumen in Ohren, Nebenhöhlen und Lungen sind verstärkt. Unter normalen Bedingungen wären diese Verletzungen vielleicht unbedeutend, aber durch Antidepressiva können wie gesagt Blutungen verstärkt werden. Wenn der Taucher zusätzlich Medikamente wie Aspirin® oder Ibuprofen einnimmt, können sich solche Blutungen nochmals verstärken. Es gibt auch Hinweise, dass SSRI in hohen Dosierungen Krampfanfälle verursachen kann, die, wenn sie beim Tauchen auftreten, zum Ertrinken führen können.

MAOI / MAOH (monoamine oxidase inhibitor‘, MAO-Hemmer)

MAOI dürfen nicht zusammen mit bestimmten Nahrungsmitteln eingenommen werden, und die Einnahme bestimmter Medikamente zusammen mit MAOI kann einen erhöhten Blutdruck hervorrufen. Nahrungsmittel, die gereift sind oder fermentiert wurden sind zu vermeiden, denn diese Nahrungsmittel enthalten eine Aminosäure namens Tyramin, die zu einer Bluthochdruckkrise führen kann, wenn sie von MAO-Hemmern blockiert wird.

Möglicherweise auftretende Nebenwirkungen von MAOI sind Schwindel und Müdigkeit. Schwindel tritt in der Regel dann auf, wenn man sich zu schnell aus einer liegenden Position erhebt. Diese Nebenwirkungen könnten nach einem Tauchgang problematisch werden. Diese Medikamente zeigen schon über Wasser eine Wirkung auf das Gehirn. Sorgen könnten uns diese Nebenwirkungen bei erhöhten Stickstoffpartialdrücken oder der narkotischen Wirkung des Stickstoffs in der Tiefe machen.

Trizyklika / Tetrazyklika / Heterozyklika

Auch diese Medikamente haben eine Reihe von Nebenwirkungen. So können Schwindel, Müdigkeit und unscharfes Sehen Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppen sein. Jedes Medikament, das die Konzentration beeinflusst, die Aufmerksamkeit einschränkt oder die Entscheidungsfähigkeit schwächt, ist deshalb unvereinbar mit der Tauchsicherheit.

Weitere Antidepressiva

Andere Antidepressiva, z. B. Wellbutrin® oder Elontril® (Wirkstoff: Bupropion), Thombran® oder Trittico ® (Wirkstoff: Trazodon) und Trevilor® (Wirkstoff: Venlafaxin) können Krampfanfälle oder Krämpfe verursachen, da sie den Schwellwert für deren Entstehung absenken. Zu den eher seltenen Nebenwirkungen von Venlafaxin gehören Ohnmacht, Erregbarkeit und Atemschwierigkeiten.

Bupropion kann als Nebenwirkungen innere Unruhe, Reizung des ZNS, Anfälle, Psychosen, trockenen Mund, Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, Erbrechen, Hautausschläge, Tinnitus, Muskelschmerzen und Schwindel haben.

Liest man diese Risikoliste, dürfte klar sein, dass ein Taucher mit derartigen Symptomen einem sehr hohen Risiko ausgesetzt wäre. Bis heute gibt es leider nur wenige verfügbare Forschungsdaten zum Tauchen mit Depressionen oder unter dem Einfluss von Antidepressiva. Taucher, die unter dem Einfluss von auf das ZNS wirkenden Medikamenten Probleme bekamen, berichteten zumeist von Angstzuständen oder gar Panik. Man geht zurzeit davon aus, dass diese Zustände durch das Zusammenwirken von hohen Stickstoffpartialdrücken und den Nebenwirkungen der Wirkstoffe hervorgerufen werden.

Es ist daher letztendlich unabdingbar, dass jeder Einzelfall individuell begutachtet werden muss. Der betroffene Taucher oder auch angehende Taucher sollte sich dem Arzt und dem Ausbildungsverband gegenüber offen und ehrlich mitteilen. Wenn Taucher über eine lange Zeit hinweg sehr gut auf ein Medikament ansprechen, ausreichend gut und sicher Entscheidungen treffen können und sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst sind, können sie sich gegebenenfalls für einige Bereiche des Tauchens qualifizieren. Das sollte aber zwingend eine gemeinsam getragene Entscheidung zwischen Arzt und Taucher sein.

Unter Drogeneinfluss tauchen

Tauchen macht Spaß und so soll und muss es auch sein. Es besteht jedoch ein schmaler Grat zwischen Spaßhaben und dem Streben nach Genuss oder Sinneslust. Und jeder von uns weiß, dass ohne ein grundlegendes Verantwortungsbewusstsein und ein Bewusstsein für Gefahren Tauchen schnell zu einer Kultur der Vergnügungssucht und Zügellosigkeit verfällt.

Ähnlich wie beim Autofahren braucht man auch beim Tauchen jederzeit einen klaren Kopf und eine hohe Leistungsfähigkeit. Aus demselben Grund ist das Tauchen unter Alkoholeinfluss bzw. unter dem Einfluss anderer berauschender Substanzen ausgesprochen unklug, sowohl für den Taucher selbst als auch für seine Tauchbuddys.

Alkohol

Jeder weiß, dass Alkohol die Fähigkeit zur Durchführung verschiedener geistiger Aufgaben einschränkt. Reaktionszeit, die Fähigkeit, Dinge mit den Augen zu verfolgen, die Konzentrationsfähigkeit, die Fähigkeit zum Multitasking, das Urteilsvermögen und die Psychomotorik werden alle durch Alkoholkonsum eingeschränkt.

Wir unterstellen mal, dass irgendein ausgebildeter Taucher absichtlich Tauchen gehen würde, solange er betrunken ist. Aber auch das Tauchen am Morgen nach einem alkoholhaltigen Abend kann jedoch bedeuten, dass der Taucher dabei immer noch unter dem Einfluss eines erheblichen Blutalkoholgehaltes ist. Die Leber hat nur eine begrenzte Kapazität Alkohol zu verstoffwechseln. Auch wenn der Taucher glaubt, nicht mehr beeinträchtigt zu sein, kann die Realität doch anders aussehen.

Eine Studie mit Sporttauchern, die Tauchgänge mit Flachwassereinstieg durchführten, kam zu dem Ergebnis, dass die Leistungen beim Tauchen bei einem Blutalkoholgehaltes von über 0,04% erheblich stärker beeinträchtigt waren. Besorgniserregend war bei diesen Tests jedoch, dass sich die Taucher in dieser Studie nicht bewusst darüber waren, dass ihre Leistungsfähigkeit eingeschränkt bzw. dass ihre Verletzungsgefahr beim Tauchen unter Alkoholeinfluss größer war.

Eine Analyse von 150 Studien zu den Auswirkungen von Alkohol auf die kognitive Leistungsfähigkeit brachte einige Erkenntnisse, die für uns Taucher relevant sind.

  • Die Aufnahme von nur geringen Mengen Alkohol beeinträchtigt bereits die Leistungsfähigkeit und Wirkungen sind bereits nach nur einem alkoholischen Getränk festzustellen.
  • Die Reduzierung des Alkohols aus dem Blut mit einer vorhersehbaren Rate von rund 0,015% pro Stunde lässt sich nicht unbedingt mit einer zeitgleichen Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit gleichsetzen.
  • Die Verlängerung der Reaktionszeiten und die Verschlechterung der Koordinationsfähigkeit folgen einer Dosis/Reaktionskurve. Im Wesentlichen bedeutet das, je mehr Alkohol konsumiert wird, desto größer ist die Beeinträchtigung dieser Funktionen.
  • Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, unterschätzen die schädliche Wirkung auf ihre Leistungsfähigkeit.
  • Alkohol wirkt sich stärker auf Tätigkeiten aus, bei denen Multitasking (also z.B. beim Tauchen) notwendig ist als auf Tätigkeiten, bei denen man sich nur auf eine einzige Angelegenheit konzentrieren muss.

Zusätzlich zu diesen Beeinträchtigungen, führt ein übermäßiger Alkoholgenuss zu einer Reihe physiologischer Veränderungen, die einen Taucher gefährden können. Hierzu gehören z.B. Herzrhythmusstörungen und die Pumpfähigkeit des Herzens. Beides bietet erheblichen Anlass zur Sorge, denn selbst ohne Berücksichtigung der durch körperliche Belastung oder die Unterwasserwelt hinzukommenden Probleme, kann Alkohol das Risiko von Tauchunfällen unmittelbar erhöhen.

Dehydrierung, eine ganz normale Auswirkung von übermäßigem Alkoholkonsum, ist ein allgemein bekannter Risikofaktor für Dekompressionskrankheiten (DCS). Alkohol führt durch die Erweiterung der Blutgefäße zu erhöhtem Wärmeverlust, was wiederum dazu führen kann, dass der Taucher unter Unterkühlung leidet.

Tauchern, die unter den Auswirkungen übermäßigen Alkoholkonsums leiden, wird auch eher während eines Tauchgangs so schlecht, dass sie sich übergeben müssen. Das ruiniert nicht nur den Tauchgang, es kann auch zu Dehydrierung, eingeschränkter Aufmerksamkeit und zu schnellen, unkontrollierten Aufstiegen führen. Und das sind bekannte Ursachen für Tauchunfälle.

Ausgesprochen unschön ist, dass durch Alkohol die Diagnose von tauchmedizinischen Problemen erschwert wird. Während man unter Wasser ist, lässt sich die ermüdende Wirkung von Alkohol nicht von den Anzeichen einer Stickstoffnarkose unterscheiden. Sobald man jedoch auftaucht, können die normalen Anzeichen von Alkoholgenuss, wie mangelnde Koordinationsfähigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen entweder den Anzeichen einer DCS stark ähneln oder aber sie überdecken. Das kann dann wiederum zu einer Verschleppung der Diagnose und frühzeitigen Behandlung bzw. zu total unnötigen medizinischen Behandlungsmaßnahmen führen.

Drogen

Laut einer jüngst durchgeführten Studie (DDRC Healthcare) gaben 22% der Taucher zu, seit ihrer ersten Tauchausbildung eine oder mehrere illegale Drogen genommen zu haben. 21% gaben zu, zwischen 5 Minuten und 24 Stunden vor einem Tauchgang Kokain oder Cannabis zu sich zu nehmen. Kokain, Cannabis und Ecstasy gehörten dabei zu den Drogen, die allesamt kurzfristig, zwischen 5 Minuten bis 6 Stunden, vor einem Tauchgang genommen wurden.

Kokain ist ein Aufputschmittel, dessen Wirkung innerhalb von fünf Minuten nach der Anwendung einsetzt und im Allgemeinen ein bis zwei Stunden lang anhält. Die Wirkungen nach einem Exzess können allerdings sogar einige Tage anhalten. Die akuten Wirkungen von Kokain können dem Taucher schaden. Zu den Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem gehören Stimmungsaufhellung, Beeinträchtigung des Urteilsvermögens und ein verstärkt risikoreiches Verhalten. Es muss an dieser Stelle wohl nicht mehr besonders darauf hingewiesen werden, dass diese Wirkungen mit sicherem Tauchen nicht vereinbar sind.

Außerdem führt die Stimulation des Herz-Kreislauf-Systems zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks sowie zu vermehrtem Auftreten anormaler Herzrhythmen. Bei starker körperlicher Anstrengung sind Herzrhythmusstörungen erwiesene Risikofaktoren für den plötzlichen Herzstillstand.

Cannabis ist mittlerweile salonfähig und scheint auch die bei Tauchern beliebteste Droge zu sein. Die Wirkungen, die Cannabis auf das Verhalten und auf die Physiologie eines Menschen hat, treten innerhalb von 10 Minuten nach Gebrauch ein. Sie können, und das ist für Taucher besonders bedeutsam, drei bis fünf Stunden lang anhalten. Die Wirkungen können das Risiko von Tauchunfällen jedoch erheblich erhöhen. Ähnlich wie Alkohol verändert Cannabis die Wahrnehmung, reduziert Hemmungen, beeinträchtigt das Urteilsvermögen und führt zu Stimmungsänderungen. Und das zusammen kann sich durch die Auswirkungen einer Stickstoffnarkose deutlich verschlimmern.

Cannabis führt auch zu einer Erweiterung der Blutgefäße, wodurch das Risiko einer Unterkühlung steigt und die motorische Koordinationsfähigkeit abnimmt. Die Fähigkeit zur Durchführung technischer Aufgaben wird zudem deutlich erschwert. Durch das Rauchen von Cannabis oder auch Tabak erhöht sich das Kohlenmonoxidniveau, das sich ans Hämoglobin im Blut anlagert. Dadurch lässt die Fähigkeit des Körpers zum Sauerstofftransport um bis zu 10% nach und das kann die physische Kapazität des Tauchers reduzieren und die Fähigkeit, auf einen Notfall richtig zu reagieren, deutlich einschränken.

Neben den akuten Wirkungen von Cannabis besteht das Risiko, dass auch durch langfristige Verwendung erhebliche Probleme entstehen. Wie auch bei Zigaretten kann eine chronische Belastung Atemwegsprobleme wie Nebenhöhlenentzündungen und chronische Bronchitis entstehen, die dann wiederum die Gefahr einer Überdehnung der Lungen mit Atemgasembolie und ihrer potenziell tödlichen Konsequenzen erhöht.

Letztendlich darf man dabei auch nicht außer Acht lassen, dass Besitz und Verwendung von Drogen illegal ist. Neben der Tatsache, dass man dafür strafrechtlich belangt werden kann, sollte der Taucher auch berücksichtigen, wie seine Versicherung reagieren würde, würde sich herausstellen, dass Drogenkonsum eine Rolle bei der Verursachung eines Tauchunfalls gespielt hat. Es kann sein, dass die Übernahme der Kosten des Krankenhausaufenthaltes bzw. der Druckkammerbehandlung abgelehnt wird.

Sorry, auch wenn diese Betrachtungen konservativ oder sogar verklemmt wirken sollten und sich scheinbar nicht mit der Kultur des Spaßhabens beim Tauchen, besonders in einer Gruppe, vereinbaren lassen, sollten Taucher grundsätzlich auf Drogenkonsum verzichten und auch während Tauchreisen ihren Alkoholkonsum minimieren, denn man erhöht für sich und seinen Tauchbuddy leichtfertig das Tauchunfallrisiko.

Tauchen und Rauchen

Nun sind wir mal wieder ganz ehrlich. Tauchen und Rauchen passt nicht zusammen, das haben wir schon oft gehört und gelesen. Doch sehr viele Taucher rauchen dennoch fleißig weiter.
Das bringt zwar enorme Steuergelder für den Staat, doch was bringt es dem Taucher?

Bekannt ist, dass das Rauchen von Tabak, eine der Hauptursachen für chronische Lungenerkrankungen, im Untersuchungsfragebogen des Recreational Scuba Training Council (RSTC) weniger streng angesprochen wird und es gibt schon erst recht gar keine speziellen Leitlinien. Im Fragebogen taucht allerdings die Frage nach Asthma deutlich auf und es gibt auch Leitlinien dafür. Nun sollte man sich fragen, wie sich die Atemfunktionen von Asthmatikern mit den Atemfunktionen von Rauchern vergleichen lassen und welchen Einfluss dieser Unterschied auf die Tauchtauglichkeitsuntersuchung hat.

Asthma und auch Rauchen sind mit einer Verengung und Entzündung der kleinen Atemwege verbunden und das führt zu einem reduzierten Atemfluss durch die Lungen. Der eingeschränkte Atemfluss tritt bei Asthma jedoch unregelmäßig auf und ist reversibel, wobei sich der Atemfluss bei chronischem Rauchen zunehmend und unwiderruflich verschlechtert, was normalerweise erst deutlich wird, wenn der tauchende Raucher älter ist. Mit zunehmendem Alter entwickeln rund 20 Prozent der Raucher und 23 Prozent der Asthmatiker eine chronische Lungenerkrankung.

Asthma tritt häufig in jungen Jahren auf und zeigt sich durch wiederkehrende Episoden mit einer stärkeren Verengung der Atemwege, die mal mehr und mal weniger häufig und mal mehr und mal weniger intensiv sein kann. Die Atemwege werden durch Entzündungen, der Überproduktion von Schleim und die Kontraktion der Muskeln um sie herum beeinflusst. Der Atemfluss kann sich in leichten Fällen zwischen 10 bis 20 % und in schweren Fällen bis zu 40 % reduzieren. Die Verengung der Atemwege kann durch Medikamente wie Entzündungshemmer und Bronchodilatoren rückgängig gemacht werden. Entzündungshemmende Medikamente, wie z.B. Steroide zum Einatmen reduzieren die Schwellungen und den in den Atemwegen produzierten Schleim. Das führt zur Abschwächung der Symptome und verbessert den Atemfluss.

Asthmatiker, die ihr Asthma gut unter Kontrolle haben, können ein normales Leben mit Sport führen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie während des Tauchens durch das Tauchen einen Asthmaanfall erleiden.
Tabakrauchen beeinträchtigt das Atmen sowohl auf Dauer als auch unmittelbar. Zu den akuten Auswirkungen des Rauchens gehören erhöhte Kohlenmonoxid- und reduzierte Sauerstoffwerte im Blut. Zudem wird der Abtransport von Schleim behindert. Schleim kann das Ende der Atemwege blockieren und während des Aufstiegs nach einem Tauchgang zur Überdehnung von Lungenbläschen führen, wodurch der Taucher der Gefahr einer arteriellen Gasembolie (AGE) ausgesetzt ist.

Bei jungen Rauchern wurden schon bis zu über 7% reduzierte Atemflusswerte festgestellt. Bei Rauchern in einem Alter zwischen 30 und 40 Jahren können klinische und pathologische Ausprägungen auftreten. Allerdings werden nur Taucher, die älter als 45 Jahre alt sind, aufgefordert, sich ärztlich untersuchen zu lassen, wenn sie denn ihre Gewohnheit auf dem RSTC-Formular angeben.

Bei der Untersuchung der Tauchtauglichkeit sollte man immer berücksichtigen, dass Asthma eine Erkrankung ist, mit der die Betroffenen leben müssen. Daher sollten sie nicht unnötigerweise vom Gerätetauchen ausgeschlossen werden, wenn sie gerne tauchen möchten und die Risiken verhältnismäßig gering sind. Andererseits ist das Rauchen eine persönliche Entscheidung. Tauchern wird zwar davon abgeraten, aber manche rauchen trotzdem.

Die Auswirkungen des Rauchens von Tabak auf das Herz-Kreislaufsystem dürfen nicht vergessen werden und vor allen Dingen nicht die Gefäßverengungen. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass dies einen Einfluss auf die Stickstoffeliminierungsrate nach dem Tauchen hat und die wiederum erhöht die Gefahr einer Dekompressionsverletzung. Allein deshalb ist es gerechtfertigt, von der Kombination Rauchen und Tauchen abzuraten.

Adipositas – Ein Grund zur Sorge?

Für viele Taucher bedeutet die Winterzeit auch, dass sie weniger Tauchen und Sport treiben. Stattdessen stehen herzhafte Mahlzeiten und eine Tendenz zur Gewichtszunahme, gewöhnlich in der Form von unerwünschten Fettpolstern, auf dem Programm. Dieses Bild kommt vielen sicherlich bekannt vor, denn dieses Phänomen kennen viele. Laut erhobenen Daten von National Health and Nutrition Examination Survey werden annähernd zwei Drittel der Erwachsenen als übergewichtig eingeordnet, 30,5 Prozent sind adipös. 35 Prozent der Erwachsenen und 14 Prozent der Kinder wiegen deutlich mehr als gut für sie wäre.

Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: übermäßiges Essen und Bewegungsmangel.

Übergewicht und Fettleibigkeit

Es ist wichtig, zwischen „übergewichtig“ und „fettleibig“ zu unterscheiden. Ein Mensch gilt als übergewichtig, wenn er nach den Tabellen für Körpergröße und Gewicht der Krankenversicherungen bis zu 20 Prozent mehr wiegt als sein Idealgewicht. Eine allgemeine Definition von adipös bezieht sich auf Menschen, deren Anteil des Körperfetts am gesamten Körpergewicht mehr als 20 Prozent beträgt. Dieser prozentuale Gewichtsanteil des Körperfetts wird gewöhnlich mit einer Hautfalten-Fettmessung an bestimmten Körperpartien mithilfe einer Messzange bestimmt, z. B. direkt unterhalb des Schulterblatts und über Oberschenkel, Trizeps und Bauch. Eine andere Methode zur Messung des Fettleibigkeitsgrads und zur Ermittlung der Körperzusammensetzung ist die Berechnung des „Body Mass Index“ (BMI).

Das Konzept des BMI wurde von den National Institutes of Health entwickelt.

Dabei wird eine Formel verwendet, die auf dem Verhältnis von Größe zu Gewicht einer Person beruht:

Der BMI ergibt sich aus dem Gewicht einer Person in Kilogramm, geteilt durch deren Größe in Metern zum Quadrat (BMI = kg/m2).

Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt beispielsweise als normal, während ein BMI von 30,0 bis 39,0 Adipositas anzeigt. Übergewicht ist problematisch, aber Adipositas kann Gesundheitsprobleme potenzieren, z. B. Bluthochdruck, Diabetes und beschleunigte Arteriosklerose (Ablagerungen, die die Flexibilität der Arterien einschränken). Adipöse Menschen haben deshalb ein erhöhtes Risiko für Herzattacken und Schlaganfälle, sowie eine verkürzte Lebenserwartung.

Was diese Risiken für Taucher bedeuten, haben wir nun schon hinlänglich besprochen und reiten an dieser Stelle nicht weiter darauf herum. Viele rundliche Zeitgenossen haben unverständlicherweise oft die Ambitionen sich in Bereiche des Tauchsports hineinzubewegen, die von Hause aus eigentlich schon Risiken in sich bergen und darüber hinaus sehr anstrengend sind. Technisches Tauchen, dicke Doppelpacks, Tieftauchen usw. soll hier stellvertretend genannt werden. Zum Thema Dekompression kommen wir später noch ausführlich, aber an dieser Stelle wissen wir bereits, was Stickstoffeinlagerungen sind und welche Risiken hiermit verbunden sind. Spricht man offen mit dieser Klientel der Taucher, erntet man oft nur Beschimpfungen oder dumme Ausreden. Dennoch kommen viele irgendwann auf die Idee, dass es auch anders als mit strenger Ernährungsumstellung und Sport gehen muss. Sie kommen auf die Idee eines chirurgischen Eingriffs. Hier sind nun zwei Methoden Gang und Gebe geworden.

Der Roux-en-Y-Magenbypass Dieses Verfahren wirkt über eine Malabsorption, die durch den Bypass einer nicht unerheblichen Strecke des Dünndarms und Verkürzung des gesamten Verdauungstrakts erreicht wird (Anmerkung: die Verdauung geschieht hauptsächlich im Darm und nicht im Magen). Die Darmverkürzung reduziert die Menge der aufgenommenen Kalorien, Zucker und Fette, die normalerweise absorbiert würden. Dieses Verfahren gestattet den Patienten, eher normale Speiseportionen zu sich nehmen und eine größere Nahrungsbandbreite genießen zu können. Da weniger Nährstoffe absorbiert werden, verliert der Patient Gewicht. Einige wichtige Nährstoffe, Vitamine und weitere lebensnotwendige Substanzen können aber gleichermaßen schlecht aufgenommen werden, insbesondere Proteine, Fett, fettlösliche Vitamine (Vitamine A, D, E und K), Eisen, Kalzium und Vitamin B12.

Patienten können Mangelerscheinungen vorbeugen, indem sie geeignete Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Die Operation hat eine Nebenwirkung, das sogenannte ‚Dumping-Syndrom‘. Magen und Darm bewegen die Nahrung mittels einer Reihe von wellenförmig ablaufenden Kontraktionen, die man Peristaltik nennt. Diese Symptome sind erhöhte Herzfrequenz, übermäßiges Schwitzen, reduzierte Aufmerksamkeitsspanne, Bauchschmerzen / –krämpfe, Schwindel, Durchfall und Hitzewallung. Die Symptome können 30 Minuten bis drei Stunden nach der Mahlzeit auftreten. Erleidet nun jemand diese Symptome unter Wasser, kann dies die bekannten gefährliche zur Folge haben. Ärzte empfehlen deshalb den tauchenden Patienten, die anfällig für das Dumping-Syndrom sind, frühestens drei Stunden nach der letzten Mahlzeit zu tauchen.

Es versteht sich daher von selbst, dass solche Tatsachen (die OP und die Folgen) im Gesundheitsfragebogen anzugeben sind, damit der verantwortliche Tauchlehrer, der Tauchpartner, die Tauchbasis usw. informiert sind und ein Auge darauf haben.

Alternativ gibt es eine zweite gängige Variante.

Verringerung der Kapazität des Magens

Ein weiteres restriktives Verfahren verkleinert die Größe des Magens. Nach der Operation passen in den Magen des Patienten möglicherweise nur noch 1 bis 2 Teelöffel. Bei dieser Methode wird die Menge, die der Patient auf einmal aufnehmen kann, drastisch reduziert. Die Verdauung verläuft normal und ernährungsbedingte Probleme wie Anämie und Osteoporose kommen so gut wie nicht vor. Der Patient benötigt keine fortlaufende ärztliche Überwachung oder Nahrungsergänzungsmittel größeren Ausmaßes. Patienten, die sich für dieses Verfahren entscheiden, müssen hinsichtlich der Nahrung, die sie zu sich nehmen, sehr wählerisch sein. Da die Nährstoffausnutzung unverändert bleibt, werden sich kalorienreiche Nahrungsmittel, Zucker und Fette genauso auf den Körper auswirken wie vor der Operation. Wenn ein Patient zu viel Nahrung aufnimmt oder größere Nahrungsstücke verspeist, kann es zum Erbrechen kommen.

Probleme nach der Operation

Einige Patienten leiden nach der Operation unter chronischem Sodbrennen. Ein solcher Reflux und die Regurgitation von Flüssigkeit und Magensäure kann einem Taucher in Über-Kopf-Position, z. B. während des Abstiegs, Probleme bereiten. Taucher können Problemen mit Erbrechen durch Überlegungen hinsichtlich einer geeigneten Ernährungsauswahl und möglicherweise durch Medikamenteneinnahme begegnen. Ein Magen-Darm-Barotrauma bringt eher tauchspezifische Probleme mit sich. Während des Aufstiegs dehnen sich Gasblasen im Magen-Darm-Trakt aus. Wenn das Gas aufgrund eines blockierten Darmabschnitts nicht entweichen kann, könnte ein Darmriss auftreten. Tauchmediziner meinen, dass Taucher nach einem solchen Eingriff ohne Komplikationen normalerweise kein erhöhtes Risiko für ein Magen-Darm-Barotrauma aufweisen sollten.
Nach der OP – Wieder tauchen gehen?

Wie lange muss der Taucher nach einem solchen Eingriff warten, bis er wieder tauchen gehen kann? Ärzte empfehlen nach einer größeren Operation eine Wartezeit von vier bis sechs Wochen, bis man anstrengendere Aktivitäten wiederaufnehmen kann. Nach einer OP wird es wahrscheinlich besser sein, wenn Sie deutlich länger damit warten. Man sollte möglichst die Ernährungsgewohnheiten angepasst, Probleme wie Sodbrennen und Erbrechen im Griff und die maximale Gewichtsabnahme erreicht haben. Gewöhnlich wird für diesen Prozess mehr als ein Jahr nach der Operation benötigt. Taucher sollten so lange nicht wieder tauchen gehen, bis sie wieder ungefährdet Sport treiben können.

Während einer Phase der Genesung und der Inaktivität kann eine Menge Muskelmasse und Körperkraft verloren gehen. Wann das Tauchen wiederaufgenommen wird, sollte man einerseits von der für jede Behandlung erforderlichen Erholungszeit abhängig machen, andererseits von der konditionellen Sicherheitsreserve, die für jede Aktivität benötigt wird, die über die alltäglichen Anforderungen des Tauchens hinausgeht.

Adipositas wird allgemein mit Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck in Verbindung gebracht. Daher sollten sich umsichtige Taucher, die adipös sind oder sich kürzlich einem Magen-Eingriff unterzogen haben, auf diese Erkrankungen hin untersuchen lassen und spezielle Belastungstests durchlaufen. Für Menschen mit einer Neigung zum Übergewicht sind Gesundheitsfürsorge und Krankheitsprävention vorrangige Ziele. Ein bewusster Taucher kann sich durch eine Kombination aus geeigneter Ernährung, Sport und Bewegung sowie durch regelmäßige Arztbesuche dieser Probleme entledigen. (Informationsquelle: DAN)

Tauchen macht schlank – oder doch nicht?

Oft gelesen, verbreitet in den sozialen Netzwerken: Tauchen macht schlank. Tolle Grafiken dabei und das Gewissen ist beruhigt, denn beim Tauchen verbrennt man fast genauso viel Kalorien, wie beim Joggen! Liegt es vor allem am Schleppen der Ausrüstung zum Wasser, am An- und Ausziehen und ganz bestimmt am Ein- und Ausstieg aus dem Wasser? Nur, weshalb sind nicht alle Taucher gertenschlank?

Ist Tauchen denn überhaupt ein richtiger Sport? Viele Kritiker werfen ein, dass Tauchen doch eher nur eine entspannte Freizeitbeschäftigung ist. Und der Aufenthalt unter Wasser sei doch nun einmal überhaupt nicht anstrengend, sondern höchstens das mühselige An- und Ausziehen oder das Rein- und Rauskommen aus dem Wasser. Diese Momente sind dann auch noch sehr kurz, so dass man wohl kaum von fettverbrennenden Ausdauersport reden kann.

Bei einem Tauchgang am Riff kommt man eher selten ins Schwitzen oder gar aus der Puste, so dass der Kalorienverbrauch nicht groß sein kann.

Oder etwa doch?

Und selbst wenn die schlauen Zeitgenossen von einer leichten Freizeitaktivität sprechen, ist es doch sehr verwunderlich, dass sogar der simpelste gemütliche Hausrifftauchgang ein wahrer Fatburner ist. Doch wie kommt es, dass beim Tauchen so viele Kalorien verbraucht werden, obwohl einem die Unterwasser-Aktivität im Normalfall nicht wirklich anstrengend vorkommt?

Die Antwort mag nun tatsächlich alle Skeptiker total verblüffen, denn ein Taucher mit einem Körpergewicht von ca. 80 Kg verbrennt je Stunde Tauchgang ca. 600 Kilokalorien! Vergleicht man das mit vielen anderen Sportarten, wie z.B. eine Stunde Basketballspielen stellt man fest, dass man etwa die gleiche Menge verbraucht, obwohl sich Basketballer doch sicher mehr bewegen, da diese Sportart durchaus dynamischer ist. Aber das ist noch nicht alles, denn der Kalorienverbrauch beim Tauchen kann sich sogar noch erhöhen, wenn man Strömung, längere Schwimmstrecken, Tiefe und Wassertemperatur noch einbezieht.

Warum steigt der Kalorienverbrauch bei Kälte?

Der erheblichste Faktor für den hohen Kalorienverbrauch beim Tauchen ist die Kälte. Man mag das sicher bei Tauchgängen im heimischen See besonders im Winter einräumen, wo es so richtig kalt ist. Aber beim Tauchurlaub im tropischen Meer?

Ein klares ja, denn wie gelernt ist die Wärmeleitfähigkeit im Wasser deutlich höher als an der Luft. Aber auch die große Wärmeaufnahmefähigkeit des Wassers spielt eine große Rolle. Sogar bei Wassertemperaturen von 28 Grad Celsius verliert der Körper noch so viel Wärme, dass es zu einem erhöhten Wärmeverlust und zur Auskühlung kommen kann.

Nochmals zur Wiederholung: der Wärmeaustausch zwischen Körper und Umgebung erfolgt vor allem durch Strahlung, Konduktion, Konvektion und Verdunstung sowie in geringem Maße durch die Urinabgabe. Strahlung und Verdunstung spielen unter Wasser kaum eine Rolle, aber bedingt durch die beim Tauchen gesteigerte Urinproduktion mit vermehrtem Harndrang, der Taucherdiurese, geht über den Urin schon eine gewisse Wärmemenge verloren.

Erheblich sind aber die beträchtlichen Verluste durch Konduktion und Konvektion. Bei der Konduktion, die einen Wärmefluss vom Körper weg ins Wasser darstellt, bestimmt die Temperaturdifferenz des Wassers zur Haut seine Wärmeleitfähigkeit und die Größe der Kontaktfläche den Wärmeverlust. Ruht der Körper vollständig im Wasser, so erfolgt Konduktion durch eine dem Körper anliegende Grenzschicht. Wärme fließt vom Körper ab ins kältere Wasser.

Wieso steigt die Wärmeabgabe im Wasser?

Der Wärmetransport kann effektiv durch Konvektion erfolgen, bei der die Wärme schlichtweg weggeführt wird. Dabei gleitet die durch Konduktion erwärmte Wasserschicht aufgrund ihrer Dichteabnahme aufwärts und wird durch kühleres Wasser ersetzt. Mit zunehmender äußerer Wasserbewegung, wie durch Strömung oder Schwimmbewegungen, kommt es zu einer erheblichen Steigerung der Wärmeabgabe, denn die angewärmte Grenzschicht nahe der Haut wird immer geringer. Dieser Vorgang ist im Wasser sehr erheblich, weil Wasser eine Wärmeübergangszahl hat, die 200-mal größer als die der Luft ist. Dazu kommt noch die ca. 20mal höhere Wärmeleitfähigkeit und eine große spezifische Wärme, sodass ein hoher konvektiver Wärmestrom bereits bei geringer Strömungsgeschwindigkeit und Temperaturdifferenz erfolgt. Demzufolge ist der Wärmeverlust abhängig von der Wassertemperatur und von der Aufenthaltszeit im Wasser.

So erklärt sich von selbst, warum bei Tauchgängen in heimischen Gewässern und in größerer Tiefe mehr Kalorien verbraucht werden, denn hier ist die Wassertemperatur deutlich geringer.

Was hat Wärmeverlust mit einem erhöhten Kalorienverbrauch zu tun? Viele Taucher kennen das: nachts kommen die kleinen Tierchen, die Kalorien und nähen die Tauchanzüge enger. Aber in Wahrheit ist die Einheit „Kalorie“ eine Maßeinheit, die eine Wärmemenge beschreibt. Eine Kalorie ist die Energie- oder Wärmemenge, die benötigt wird, um die Temperatur von einem Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erhöhen.

Und genau das ist es, was der Körper beim Tauchen tun muss, um den Wärmeverlust auszugleichen. Der Körper erhöht dafür die Stoffwechselrate und so den Grundumsatz, was einen erhöhten Sauerstoffverbrauch und eben auch einen erhöhten Energieverbrauch zur Folge hat. Der Körper läuft auf Hochtouren und verbrennt quasi auf höherer Flamme und steigert so den metabolischen, stoffwechselbedingten Kalorienverbrauch.

Auch durch die Atmung erfolgt ein erheblicher Wärmeverlust und das nicht nur in unserem heimischen See, sondern auch in tropischer Atmosphäre. Gelernt haben wir ja schon, dass durch die Atmung Wärme verloren geht, wenn die Umgebung kühler ist, als der Körper und diese Wärmeverluste vervielfachen sich mit zunehmender Tauchtiefe.

Das heißt einfach ausgedrückt, dass je tiefer man taucht, je höher die Wärmeverluste über die Atmung sind. Und wieder führt dieser Wärmeverlust dazu, dass eine höhere Stoffwechselrate vorliegt, weil Körperwärme produziert werden muss. Man merkt diese Belastung kaum, weil schwimmen gegen die Strömung anstrengender ist, aber sie ist schon sehr hoch und verbraucht entsprechend viele Kalorien. Selbst bei Verwendung der neuesten und besten Lungenautomaten ist die Atemarbeit immer im Vergleich zur Atmung an Land deutlich erhöht. Und es gilt auch bei den besten Atemreglern, dass je tiefer der Tauchgang durchgeführt wird, je höher wird die Atemarbeit. Das ist schlichtweg Physik, durch die höhere Dichte der Atemluft in der Tiefe.

Die Atemarbeit wird oft zudem dadurch erhöht, dass man auch gegen den elastischen Widerstand des Tauchanzuges arbeiten muss. Beim Schnorcheln an der Oberfläche wird gegen die Druckunterschiede in der Lunge und des auf dem Brustkorb lastenden Wasserdrucks geatmet. Auch das verbraucht Energie und damit wieder Kalorien. Oft wird beim Urlaubstauchen vom Boot aus getaucht und auch hier können plötzliche Strömungen oder Wellengang das Tauchen unter Wasser und das Schwimmen an der Oberfläche sehr anstrengend machen.

Jeder Taucher ist also gut beraten, über ein Mindestmaß an körperlicher Fitness zu verfügen. Eine ideale Vorbereitung wäre z.B. über einen Club im Pool das Flossenschwimmen regelmäßig zu trainieren.

Sportlicher Aspekt des Tauchens: Muskelanstrengung

Wie war das noch? Tauchen ist kein richtiger Sport! Kommen wir aber doch noch zum sportlichen Aspekt des Tauchens. Der Weg zum Wasser und zurück kann schon anstrengend sein. Und erst das Anziehen des Tauchanzuges, das Schultern der Tauchausrüstung und auch der Weg zurück zum Auto mit Gerät auf dem Rücken, wenn man die Flossen vergessen hat. Das alles erhöht auch den Kalorienverbrauch, weil durch jede Muskeltätigkeit Energie verbraucht wird, die wieder bereitgestellt werden muss. Und so auch für die Zeit im Wasser, selbst dann, wenn nicht gerade gegen eine leichte Strömung gepaddelt werden muss. Das Schwimmen in voller Tauchausrüstung ist anstrengender, als das Schwimmen in Badekleidung.

Tauchen, die ideale Sportart um abzunehmen?

Alles was zuvor zu diesem Thema festgehalten wurde, lässt die Vermutungen aufkommen, dass Tauchen eine optimale Art ist Körpergewicht zu verlieren, ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Die Antwort wird uns nicht gefallen und ist leider sehr ernüchternd, denn sie lautet: „Leider nein!“.

Allerdings kann der eine oder andere sagen, dass sie bei einem intensiven Tauchurlaub tatsächlich Gewicht verloren haben. Und das ist durchaus plausibel. Bei mehreren Tauchgängen am Tag summiert sich natürlich der tatsächlich nicht unerhebliche Kalorienverbrauch beim Tauchen. Viele Taucher vertragen es nicht gut, mit einem vollen Magen ins Wasser zu steigen, weil sie, insbesondere nach einer fettreichen Mahlzeit, vermehrt unter Aufstoßen und Sodbrennen leiden. Diese Taucher senken das Problem in den meisten Fällen dadurch, dass sie mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen und auf fettes Essen verzichten. Diese kalorienreduzierte Ernährung mit gleichzeitig erhöhtem Energieverbrauch kann so wirklich zu einem Gewichtsverlust führen.

Tauchen ist aber zum Abnehmen eher weniger geeignet, so wie übrigens auch das Schwimmen. Es stimmt, dass eine Vielzahl von Muskeln bewegt werden und der Kalorienverbrauch durch die Fortbewegung gegen den erhöhten Wasserwiderstand bei entsprechender Schwimmintensität erhöht ist. Aber Untersuchungen zeigen, dass nach einem Schwimmtraining die Kalorienaufnahme bei einem freien und unkontrollierten Essen höher ist, als der Verbrauch durch die vorher stattgefundene sportliche Aktivität.

Nach einem Tauchgang bekommt man nicht nur einen trockenen Mund, sondern auch einen Heißhunger auf Süßes. Jetzt kommt es wieder: Wer durch Schwimmen oder Tauchen gezielt abnehmen will, braucht sehr viel Disziplin beim Essen. Und fast immer werden durch die Tauchaktivität verbrannte Kalorien durch den Hunger zunichtegemacht. Werden dann auch noch Kohlenhydrate und Fette aufgenommen, ist der sportliche Effekt gleich Null!

Tauchen mit Diabetes

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechsel-erkrankung, die auf Insulinresistenz oder Insulinmangel beruht und durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Sie ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden. Die Ursache des Diabetes mellitus ist immer ein Ausfall des glucotropen Regelkreises, der durch Störungen an verschiedenen Stellen bedingt sein kann.

Zuckerkrankheit ist heutzutage leider schon fast eine Modeerkrankung. Schuld ist mitunter unsere Konsumgesellschaft, also wieder das leidige Thema Ernährung und Sport. Weiß man, dass man an Diabetes leidet, wird sich der verantwortliche Tauchlehrer, Basenbetreiber oder Tauchgangsführer neben dem Gesundheitsfragebogen in jedem Fall ein Attest von einem Tauchmediziner nach GTÜM Richtlinien vorlegen lassen. Zusätzlich zum normalen von der GTÜM empfohlenen Untersuchungsspektrum sind nun weitere Zusatzuntersuchungen notwendig:

  • Blutzuckerwerte der letzten 6 Monate
  • aktueller HbA1c Wert
  • Befunde der Screening Untersuchungen auf Folgeerkrankungen
  • Belastungs-EKG unabhängig vom Alter

Möchte ein Diabetiker tauchen lernen oder wird ein Taucher zum Diabetiker so wird er mit einer Reihe von Einschränkungen der Tauchtauglichkeit rechnen müssen.

An dieser Stelle sei auch nochmals an unsere „kräftigen“ Taucher erinnert, da Adipositas oft mit Diabetes in Verbindung steht und eine Diabetes ist ja nicht durch eine möglicherweise vorgenommene OP weg.

Einschränkungen bei einer Diabetes Erkrankung:

  • Maximale Tauchtiefe 30 m (Verwechslungsgefahr von beginnender Hypoglykämie und beginnendem Tiefenrausch)
  • Maximale Tauchzeit 60 min (bei sportlichen Aktivitäten über 60 Minuten ist eine Kohlenhydratzufuhr während des Sports erforderlich)
  • Keine dekompressionspflichtigen Tauchgänge
  • Keine Höhlentauchgänge (bei Problemen, insbesondere Anzeichen einer Hypoglykämie, muss jederzeit die Rückkehr zur Wasseroberfläche möglich sein)
  • Keine extreme Anstrengung oder Kälteexposition (Hypoglykämie-Risiko zu hoch)
  • Mitführen von Glucose Gel oder Glucose haltiger Flüssigkeit (Therapie Hypoglykämie)

Bei Kindern sind nur Pool-Tauchgänge, wo jederzeit eine Unterstützung von außen möglich ist, anzuraten.
Wie schon erwähnt ist auch hier Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber allen anderen Beteiligten wichtig. Hier ein paar praktische Tipps für die Betroffenen und Infos für die Beteiligten:

  • Tauchschule / Dive Guide muss über Diabetes des Tauchers unterrichtet sein
  • Notfallmanagement vor Tauchgang genau absprechen
  • UW- Zeichen für Hypoglykämie absprechen (L-Zeichen)
  • Tauchpartner darf kein Diabetiker sein
  • Insulinpumpe ablegen
  • Tauchpartner sollte eine zweite Tube Glucose Gel mitführen
  • Einnahme von Glucose Gel oder Benutzung des Scuda (self contained underwater drinking apparatus) vorher üben
  • Ev. SCUDA mit Glucose haltigem Getränk mitführen
  • Kleine Gruppengröße
  • Auf sehr gute Hydration achten!

Bei drohender Ohnmacht an der Wasseroberfläche zuerst das Jacket aufblasen und dann Glucose geben.

Nach einem Tauchgang sind engmaschige Blutzuckerkontrollen über einen längeren Zeitraum notwendig, da durch den sogenannten „Muskelauffülleffekt“ auch zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt (bis zu 12 Stunden) noch Hypoglykämien möglich sind. Es ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Weiterhin müssen unbedingt Notfall Medikamente (Glucagon Injektionsset) verfügbar sein und es muss die Möglichkeit bestehen, Hilfe zu holen.

In freudiger Erwartung – Tauchen in der Schwangerschaft

Es gibt bekanntlich verschiedene Arten des Tauchens. Zum einen das Tauchen ohne technische Hilfsmittel, das als Apnoe Tauchen bezeichnet wird. Dabei wird die Luft von der Schwangeren angehalten. Während die Luft in den Lungen verbleibt, wird getaucht. Ist nicht mehr genügend Sauerstoff in den Lungen, so wird an der Oberfläche neue Luft in die Lungen geatmet.

Eine weitere Variante ist das Presslufttauchen. Dabei wird komprimierte normale Luft in Flaschen mitgenommen. Über einen Lungenautomaten, der den Druck angleicht, wird dann die Luft während des Tauchgangs eingeatmet. Somit ist ein längerer Aufenthalt unter Wasser möglich und es kann in größere Tiefen getaucht werden.

Presslufttauchen in der Schwangerschaft

Bereits im Jahr 1979 berichtete Bolton über Untersuchungen an amerikanischen Taucherinnen. Von 109 Frauen, die während der Schwangerschaft getaucht hatten, brachten 5,5% Kinder mit verschiedenen Missbildungen (Herzfehler, Fehlbildungen des Skeletts und von Gefäßen) zur Welt. Dabei war kein Zusammenhang zwischen Missbildungsrate und Tauchprofil festzustellen. Von den Taucherinnen, die nicht während der Schwangerschaft getaucht hatten, waren keine kranken Kinder geboren worden.

Eine weitere Studie aus England (Betts, 1985) zeigte, dass die Missbildungsrate bei Frauen, die im ersten Schwangerschaftsdrittel getaucht hatten mit 30% etwa 15 mal höher liegt als beim Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

Und nochmals zeigten skandinavische Studien (Bakkevig, 1989) dass von 100 Schwangerschaften, die bekannt waren und weitergetaucht wurde, die Missbildungsrate bei 15% lag. Bei anderen Schwangerschaften von Taucherinnen, die nicht nach Bekanntwerden der Schwangerschaft weitertauchten lag die Missbildungsrate mit 1,5% im Bereich der Norm.

Letztendlich können wir an dieser Stelle schon einen Strich drunter machen und aus diesen Untersuchungen ableiten, dass ein erhöhtes Risiko für den Fetus besteht, Fehlbildungen zu erleiden. Auch wenn der eindeutige Beweis und die kausalen Zusammenhänge zwischen Fehlbildung und Ursache noch ungeklärt sind.

Risiken für die Mutter

Der Aufenthalt in einer Umgebung, wo der menschliche Körper ohne Hilfsmittel grundsätzlich nicht lange lebensfähig ist, ist immer mit hohen Risiken verbunden. Beim
Tauchen wirken die schon bekannten verschiedenen Faktoren auf den menschlichen Körper ein.

Wir verweisen hier auf das bereits Gelernte zu den Auswirkungen des unterschiedlichen Drucks in den unterschiedlichen Wassertiefen. Beim Abtauchen nimmt der Druck zu (Kompressionsphase), beim Auftauchen nimmt der Druck ab (Dekompressionsphase). Unter Wasser, in der Erkundungsphase des Tauchgangs, bleibt der Druck relativ konstant (Isopressionsphase), wenn in konstanter Tiefe getaucht wird.

Druckdifferenzen gegenüber abgeschlossenen Gasmengen entstehen, wenn diese nicht durch eine Volumenänderung des Gases ausgeglichen werden kann. Im menschlichen Körper gibt es die bekannten verschiedenen Hohlräume. Die Lunge ist ein elastischer Hohlraum und das Volumen kann im gewissen Rahmen angepasst werden. Starre Hohlräume sind zum Beispiel das Ohr, die Nasennebenhöhlen und die Zähne. In den starren Hohlräumen kann das Volumen nur durch Schwellung von Gewebe oder Transport von Flüssigkeit in den Hohlraum ausgeglichen werden.

Die Wirkung des Drucks macht sich nun für die Frau während der Schwangerschaft besonders bemerkbar, da sich der Körper der Schwangeren stark verändert. Es kommt während der Schwangerschaft zum erhöhten Körperfettanteil, Änderungen des Flüssigkeitshaushalts, Durchblutungsstörungen, hormonelle und stoffwechselbezogene Umstellungen. Damit sind die Mechanismen zum Druckausgleich stark betroffen.
Risiken für den Fetus

Der Fetus ist durch das Tauchen besonders gefährdet. Bei einigen Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung der Einflüsse des Tauchens (z.B. Gaskonzentration im Blut, Bläschenbildung) beim Fetus stärker eintritt als bei der Mutter. Menschenversuche mit gesicherten Messergebnissen gibt es zu diesem Thema nicht. Die Ergebnisse sind aus den Studien rückgeschlossen:

  • toxische Wirkung des erhöhten Inertgaspartialdruckes
  • toxische Wirkung des erhöhten Sauerstoffpartialdruckes
  • erhöhte Gefährdung durch Dekompressionskrankheit
  • mögliche Unterkühlung

Tauchverbot für Schwangere

Die Sportart Tauchen birgt immense Risiken für die Mutter und insbesondere für das ungeborene Baby. Auch wenn die wissenschaftlichen Belege und Beweise nicht lückenlos vorliegen gilt:

Schwangere Frauen sollten grundsätzlich nicht tauchen.

Verletzungen durch Meerestiere – die Waffen der Unterwasserwelt

Tauchen gehört zu den Risikosportarten. Hält man sich an die Spielregeln, beschränkt sich auf das, was man kann und wofür man ausgebildet ist, ist das Risiko sehr gering. Es gibt deutlich mehr Unfälle beim Skifahren, Verletzungen durch herunterfallende Kokosnüsse oder beim Klettern. Doch warum gehen wir eigentlich Tauchen?

Viele werden nun die Faszination nennen, den Kick, das Abenteuer oder sonst was, doch die überwältigende Mehrheit wird die Tiere und Pflanzen unter Wasser nennen. Aber ähnlich wie am Land, gibt es auch unter Wasser einige Kreaturen, die dem Taucher das Leben ganz schön unangenehm machen können.

Wie alle Lebewesen dieser Erde entstammt auch der Mensch dem Meer und er fühlt sich deswegen immer wieder zu diesem Element hingezogen. Wir Menschen erleben beim Umgang mit dem Meer immer unweigerlich das Gefühl von Furcht. Furcht vor dem Unbekannten.

Wir Menschen haben schon den Mond betreten, andere Planeten und Sterne erforscht. Aber was alles im Ozean und sonstigen tiefen Gewässern lebt oder sich verbirgt, ist noch recht unbekannt. Es verbirgt sich so viel im Meer, dass man erst einen winzigen Teil davon bisher erforscht hat. Sicher ist aber, dass etwa fünf Sechstel aller Organismen auf unserem Planeten in der hellen oberen Meeresschicht (bis ca. 200 m Tiefe) existieren.

Doch bevor wir uns in die Tiefen des Ozeanes hinabbegeben, schauen wir uns zunächst mal unsere heimischen Gewässer an. Auch hier heißt es für die Bewohner Vorsicht, denn auch hier frisst man und wird gefressen. Wir Menschen neigen dazu vor dem Angst und Respekt zu haben, was groß ist. Aber oft sind es auch die Kleinen, vor denen man sich vorsehen muss. Vorweg: In unseren Seen gibt es keine Lebewesen, die uns gefährlich werden können. Es gibt aber auch hier große Jäger, wie den Wels oder den Hecht, aber mehr als Neugierde können wir ihnen nicht abverlangen, Gefahr droht keine.

Welse können schon recht kolossal sein, stellen aber für den Taucher keine Gefahr dar. Sie liegen tagsüber reglos unter Bäumen oder in sonstigen Verstecken und gehen nur selten auf die Jagd. Nachts suchen sie ihre Beute und haben immer Hunger, viel Hunger.

Hechte, Barsche und Zander sind gleichfalls Raubfische und tags aktiv. Daher sind Begegnungen mit ihnen an der Tagesordnung.

Größere Exemplare können schon mal neugierig werden oder auch ihr Revier verteidigen. Sie schwimmen dann auf den Taucher zu und drehen blitzschnell wieder ab und sind auf und davon.

In manchen Gewässern hat man Störe eingebracht. Auch diese Tiere können bis über 2 Meter lang werden, sind aber absolut friedlich. Forellen, Lachse und Saiblinge trifft man in nährstoffreichen, eher fließenden Gewässern an und können auch recht groß sein. Same, same but different: absolut harmlos.

Taucht man dagegen im Meer, gibt es schon eine ganze Reihe von Lebewesen, die wir genauer betrachten möchten. Wir klammern hier bewusst mal die Meeresriesen von Seefahrerlegenden, Science-Fiction-Filmen oder Jules Verne Romanen aus und betrachten solche, denen wir bei unseren „normalen“ Tauchgängen begegnen könnten und auch tatsächlich begegnen.

Die Lebewesen, welche dem Menschen gefährlich werden können, lassen sich in Gruppen unterteilen:

  • beißende Tiere, allen voran die berüchtigten Haie
  • nesselnde Tiere, die ihren Opfern ein mehr oder weniger starkes Gift einspritzen
  • gifthaltige Tiere, deren Gift Schmerzen oder gar den Tod bewirkt
  • elektrische Tiere, die ihre Oper mit selbst erzeugten Stromstößen lähmen oder töten.

Nicht die Größe eines Tieres ist entscheidend. Lebewesen, die unter bestimmten Voraussetzungen potentiell gefährlich werden können, unterscheiden sich in der Größe beträchtlich.
So reicht die Bandbreite vom kleinen blaugestreiften Zwergkraken über Schnecken bis hin zum 20 m großen Riesenkraken.

Die Gefährlichkeit ist ebenso breit gefächert. Eines der giftigsten Tiere überhaupt ist die Seewespe, eine kleine tropische Medusenart, die durch bloße Berührung bei einem Menschen den Tod herbeiführen kann. Bei den gifthaltigen Tieren ist der Kugelfisch vielleicht der gefährlichste. Das Verspeisen bestimmter Teile seines Fleisches ist für den Menschen sofort tödlich.

Die Liste der gefährlichen Meeresbewohner ist lang und bunt. Viele dieser Tiere kommen in vertrauten und reizvollen Lebensräumen vor. Doch bitte, auch wenn du gleich mehr erfährst, beruhige dich. Abgesehen von einigen ganz wenigen Haifischarten greift kein Meerestier einen Menschen an, solange es nicht gereizt wird. Keines dieser Tiere hat eine besondere Vorliebe für Menschenfleisch. Merke dir ganz einfach bereits jetzt:

Nur gucken, nicht anfassen.

Niemals Tiere in die Enge treiben, dann ist es so wie an Land bei Hund und Katze: sie wehren sich!

Was kann uns denn nun unter Wasser gefährlich werden?

Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit und soll auch nur stellvertretend sein.

Haie

Der Hai ist von allen Lebewesen im Meer das Tier, welches man am meisten fürchtet. Die Haie haben vor etwa 100 Millionen Jahren ihre heutige Gestalt angenommen.

Haie verschlingen alles, was in ihre Reichweite kommt. Delphine, Schildkröten, Seelöwen, Vögel usw. einfach alles. Sie haben keine natürlichen Feinde. Schwertwale und Schwertfische greifen zwar manchmal einen Hai an, aber in der Regel stirbt ein alternder Hai daran, dass er von anderen Haien gefressen wird. Haie haben ein Skelett aus Knorpeln und es fehlt die Schwimmblase.
Viele Haiarten sind deshalb ständig in Bewegung, um nicht abzusinken. Man nimmt deshalb an, dass Haie nie schlafen.

Haie haben hochempfindliche Sinneswerkzeuge, mit denen sie ihre Beute aufspüren. Die Erschütterungen, die von einem 200 m entfernten Tier ausgehen, werden von den Nervenenden an der Seite des Haikörpers aufgenommen. Dies ist die sogenannte Seitenlinie, welche die registrierten Erschütterungen ans Gehirn weiterleitet. Sein feinster Sinn jedoch ist sein Geruchssinn. Er vermag 1 Liter Blut in 1 Million Liter Wasser zu erschnuppern.

Die Körperlänge der rund 250 Haiarten schwankt zwischen 15 cm und 20 m.

Von diesen 250 Haiarten sind 39 im „International Sharck Attack File“ registriert, die nachweislich Menschen angegriffen haben. Am häufigsten erscheinen in dieser Kategorie der große Weiße Hai, Tigerhai, Makohai, Blauhai, Hammerhai, Zitronenhai, Weißspitzenhai, Schwarzspitzenhai und der Sandhai.

Tödliche Zwischenfälle kommen zwar vor, betreffen aber zumeist nicht den Taucher. Überhaupt sind Angriffe von Haien eher eine Verwechslung und nicht eine Jagd.

Man kann am Verhalten der Haie schon sehr gut erkennen ob sie friedlich ihrer Wege ziehen oder ob sie sich eingeengt fühlen. Haie sind neugierig, es kann also vorkommen, dass sie schon recht nahe kommen, um sich das blubbernde Etwas unter Wasser genauer anzusehen. Eine Drohgebärde erkennst du bei vielen Arten durch ein „Buckeln“ und Herablassen der Seitenflossen. Dann vergrößere den Abstand und lasse das Tier in Ruhe. Bevor der Hai dann wirklich angreift schwimmt er zunächst Scheinangriffe, du hast also noch ausreichend Zeit, dich aus dem Staub zu machen.

Rochen und Sägefische

Zu den Knorpelfischen gehören wie die Haie auch Rochen. Hierzu zählen auch Sägefische. Obwohl keine der rund 350 Arten von sich aus Menschen angreift, verursachen Rochen mehr Verletzungen als alle anderen Fische zusammen. Am gefährlichsten sind die giftigen Stech- oder Stachelrochen. Sie haben eine rundliche bis trapezförmige Gestalt und eine Spannweite von 15 bis 210 cm. Sie besitzen einen Giftstachel, der sich auf der Schwanzoberseite

befindet. Bei der Verteidigung richten diese Rochen ihren Stachel auf und treiben ihn mit Hilfe des muskulösen Schwanzes in den Körper des Widersachers. Die vielen scharfen Zähnchen am Stachel zerreißen das Gewebe und fördern so die Ausbreitung des Giftes. Rochen liegen meist verdeckt im Sand oder Schlamm des Meeresgrundes und sind dank ihrer guten Tarnung kaum zu erkennen.

Die ungiftigen echten Rochen sehen den Stachelrochen zum verwechseln ähnlich. Sie sind jedoch kaum gefährlich für den Menschen. Sie greifen nur selten Tiere an, die größer als eine Garnele sind. Der größte und bei weitem am bedrohlichsten wirkende Rochen, der Manta oder auch Teufelsrochen genannt, ist ganz und gar nicht aggressiv und die einzige Gefahr für einen Menschen besteht darin, dass das Tier den Taucher zu Tode erschreckt.

Der Sägefisch hat, wie schon der Name sagt, eine lang ausgezogene sägeblattähnliche Schnauze, mit der er Beutefische erschlägt und zerfetzt.

Sägefische sind nicht angriffslustig und stellen für den Menschen keine echte Gefahr dar.

Muränen

Muränen gehören zur Familie der Aalartigen Fische und können über 3 Meter lang werden. Es gibt ca. 200 Arten, die über alle tropischen und subtropischen Meere verbreitet sind.

Muränen leben in Fels- und Korallenriffen in Tiefen bis zu 200 m und verbergen sich tagsüber in Spalten und Höhlen. Um die schuppenlose Haut vor den Berührungen mit dem scharfkantigen Riff zu schützen, bilden Drüsen ein schleimiges Sekret, das sich als schützende Schicht über den Körper legt. Dieses Sekret ist bei manchen Arten giftig, ebenso das Blut.

Muränen lauern in Riffspalten auf Beutetiere wie Fische und Krebstiere. Ihre Beute spüren sie vor allem mit ihrem Geruchssinn auf. Muränen selbst haben nur wenige Feinde zu fürchten, zu denen Zackenbarsche, andere Muränen und der Mensch gehören.

Auf Taucher machen Muränen einen bedrohlichen Eindruck, wenn von ihnen aus ihren Höhlen und Spalten nur der Kopf und etwas vom Körper herausschaut. Dabei klappen sie ihr Maul im Sekundentakt auf und zu. Dieses Verhalten ist notwendig, um sauerstoffreiches Wasser durch den Kiemengang zu spülen. Einen Kiemendeckel besitzen die Muränen nicht. Wenn sie jedoch für mehrere Sekunden ihre Mäuler offenlassen, bedeutet das eine Warnung. Schaut man mal in Ruhe ihr Maul an, entdeckt man durchaus spitze, teilweise mächtige Zähne. Neugierige Hände und Finger können durchaus gebissen werden, aber im Regelfall ziehen sie ich schnell in ihre Verstecke zurück.

Barrakudas

Ein wirklich tolles und unvergessliches Erlebnis ist es, einmal in einem großen Schwarm Barrakudas zu tauchen, der sich dann kreisförmig um den Taucher schließt. Solange Barrakudas im Schwarm leben, sind sie absolut ungefährlich, Angriffe sind nicht bekannt.

Einzelgänger, die doch eine recht imposante Größe erreichen, können einem schon eine Gänsehaut unter den Anzug zaubern.

Barrakudas haben den Ruf, für Menschen gefährlich zu sein und werden in einigen Gegenden mehr gefürchtet als Haie. Ihre Angriffslust scheint aber je nach Region unterschiedlich zu sein. Aus der Karibik gibt es Meldungen von Angriffen auf Menschen. Kleinere Barrakudas machen nur Scheinangriffe und verziehen sich dann rasch. Große Barrakudas scheinen von blinkenden und blitzenden Gegenständen zum Angriff verleitet zu werden. Der Aggression geht eine Warnung in Form einer Schnappbewegung des Mauls voran. Die großen Unterkieferzähne der Barrakudas können schwere Wunden verursachen, die zu größerem Blutverlust führen können. Allerdings beißen sie nur einmal zu und schwimmen dann weg. Deshalb gilt, wie bei allen anderen Lebewesen auch, Abstand halten, nicht bedrängen und auf Drohgebärden achten.

Seeschlangen

Diese Tiere sind absolut mega-giftig und könnten dem Taucher durchaus den Garaus machen, aber sie sind überhaupt nicht aggressiv. Seeschlangen sind super neugierig und gucken schon mal, was man da so macht. Also: nicht versuchen sie einzufangen oder zu streicheln. Der Kopf ist recht klein und kann uns eigentlich nichts, aber sie könnte in die Zwischenräume der Finger beißen. Es dauert schon recht lange wenn du eine Seeschlange ärgerst bis sie zubeißen würden, aber du musst das Schicksal ja nicht überstrapazieren.

Die Giftdrüsen enthalten 10 bis 15 Milligramm Gift, aber bereits drei bis zehn Milligramm wirken tödlich. Allerdings verläuft nur etwa ein Viertel aller Bisse kritisch, da nicht immer Gift in die Bissstelle kommt. Etwa fünf bis 35 Prozent dieser Vergifteten sterben an dem Biss. Eine Erklärung für diese doch relativ geringe Mortalität bietet das Sparsamkeitsprinzip. Es ist anzunehmen, dass die Seeschlangen ihr Gift nur in äußerst geringen Dosen abgeben, da für die Vergiftung ihrer Opfer, meist Fische, bereits kleine Mengen ausreichen.

Die ersten Anzeichen einer Nervenlähmung zeigen sich beim Menschen meist erst nach mehr als 30 Minuten, es kann allerdings auch einige Stunden dauern. Anfangs kommt es zu einem Trockenheitsgefühl im Hals und einer Zungenlähmung, meistens gemeinsam mit Übelkeit und Erbrechen. Den ersten Anzeichen folgen oft Angstattacken, Unruhe oder auch Euphorie. Nachfolgend werden die Extremitäten gefühllos, beginnend mit den Beinen. Die weitere Lähmung ist aufsteigend und setzt sich über die Bauch- und Brustmuskulatur fort, schließlich kann nur noch das Zwerchfell die Atmung leisten. Bis zu seinem Tod bleibt der Gebissene bei vollem Bewusstsein, obwohl er für einen Beobachter einen schlafenden Eindruck macht. Bei einem Viertel der Todesopfer tritt der Tod nach spätestens 8 Stunden nach dem Biss ein, bei der Hälfte innerhalb von acht bis 24 Stunden und bei den verbleibenden nach bis zu drei Tagen.

Die giftigste Seeschlange der Welt ist die Dubois’ Seeschlange, nach der gewöhnlichen Braunschlange und dem Taipan die drittgiftigste Schlange der Welt.

Skorpionsfische

Zu dieser Fischfamilie gehören Drachenköpfe, Rotfeuerfische, Krokodilfische und vor allem Steinfische. Sie haben je nach Art an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel Rückenflossen, Brustflossen, Afterflossen usw., Giftstachel.

Wird man von einem Fisch gestochen, heißt das, man wird nicht aktiv angegriffen, sondern man hat unbedacht draufgefasst, da die Tiere oft sehr gut getarnt sind. Es können neben starken Schmerzen durchaus Nervenausfälle durch das eingetretene Gift auftreten. Die betroffenen Stellen sollten dann schnellstmöglich mit heißen Kompressen behandelt werden und der Verunfallte zum Arzt geschafft werden.

Zur Familie der Steinfische gehören über 30 Arten. Sie sind vor allem dadurch bekannt, dass einige von ihnen zu den giftigsten Fischen überhaupt gehören. Das in den Rückenflossenstacheln sitzende Gift kann durchaus auch für den Menschen tödlich sein.

Steinfische haben einen plumpen Körper, große Brustflossen, einen sehr großen Kopf und ein nach oben gerichtetes, großes Maul.

Sie leben in tropischen Gewässern und sind Lauerjäger, die gut getarnt auf Opfer warten.

Steinfische können Beute bis zu ihrer eigenen Größe verschlingen. Die Tiere sind allerdings schlechte Schwimmer, daher müssen sie bei der Jagd etwas besonders können, blitzschnell vorstoßen und das Opfer einsaugen.

Wie schon erwähnt, sind die Stiche dieser Fische wirklich gefährlich! Dummerweise sind sie aber auch kaum sichtbar und von der Umgebung fast nicht zu unterscheiden, daher auch ihr Name. Damit du dich nicht an einem solchen Tier verletzt, vergesse nicht die wichtigen Regeln:

Nicht ins Riff greifen, sich dort festhalten und nichts anfassen oder berühren

Die Feuerfische sind eine Unterfamilie der Skorpionfische und haben stark vergrößerte Brust- und Rückenflossen mit verlängerten Flossenstrahlen. Viele Feuerfische sind von roter Grundfarbe, meist mit einer Streifen- oder Fleckenzeichnung. Über den Augen und am Maul haben sie fühlerartige Hautauswüchse.

Sie kommen in allen warmen Meeresregionen vor und erreichen eine Körperlänge von 12 bis 40 cm.

Mittlerweile findet man diese Tiere auch schon weit verbreitet im östlichen Mittelmeer, wo sie sich rasant verbreiten, weil es keine natürlichen Feinde gibt. Das Foto wurde 2018 am Wrack der Zenobia vor Zypern geschossen.

Die stacheligen Strahlen der Rückenflosse der Rotfeuerfische enthalten ein starkes Gift, welches sich in einem Hautsekret auf den Stacheln befindet. Feuerfische besitzen demnach keine Giftdrüse und die Stacheln keinen Giftkanal.

Das Gift verursacht lokal extreme Schmerzen, teilweise mit Ausstrahlung auf die gesamte betroffene Extremität und Schwellungen. Weitere Symptome sind Blasenbildung, Angstzustände, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Bewusstseins-störungen, Bluthochdruck, Kollapszustände, Rötung des Gesichtes, Kopfschmerzen und Desorientiertheit. Es gibt keine verbürgten Todesfälle durch den Stich eines Feuerfischs. Als Gegenmaßnahme wird die „heiße Kompressen“-Technik empfohlen.

Titandrücker oder Riesen-Drückerfisch

Der Riesen-Drückerfisch ist die größte Art innerhalb der Familie der Drückerfische. Die Fische leben in allen wärmeren Korallenmeeren und erreichen etwa eine Länge um die 75 Zentimeter und ein Gewicht von 10 kg.

Der Riesendrücker ist der einzige in der Familie der Drücker, der einem schon mal heftig attackiert. Das macht er aber nur, wenn er sein Nest verteidigt und Nachwuchs da ist. Dann allerdings umso heftiger. Er scheut sich auch nicht Stücke aus der Flosse zu stanzen, denn sein Gebiss ist schon imposant.

Schalentiere knackt er locker mit links. Solltest du in das Revier eines „Nestverteidigers“ geraten, so tauche nach unten weg, denn sein Revier ist trichterförmig nach oben ausgelegt.

Quallen

Diese Tierchen können durchaus dem Menschen zum Verhängnis werden. Aber nicht alle, sondern nur z.B. Seewespe und Portugiesische Galeere. Hier kann man sich an den meterlangen Tentakeln lebensgefährlich vernesseln.

Viele Quallen dagegen nesseln überhaupt nicht.

Bei Menschen verursacht das über die Nesselzellen abgesonderte Sekret meist einen brennenden Schmerz, Hautrötungen oder juckende Ausschläge, wie Blasenbildungen oder Schwellungen. Unbehandelt ist die Wirkung mit einer leichten Verbrennung zu vergleichen, wodurch über Monate sichtbare Pigmentveränderungen oder sogar Narben zurückbleiben können. Das Gift einiger weniger Arten kann Atembeschwerden, Brechreiz oder gar einen Kreislaufkollaps verursachen. Bleiben die Tentakeln oder Teile davon am Menschen haften, so sollten diese nicht mit bloßen Händen berührt werden, da sie noch sehr lange Gift absondern können. Aus dem gleichen Grund ist auch die Berührung gestrandeter Quallen nicht ratsam.

Der Hautkontakt mit der einheimischen Feuerqualle kann besonders bei kleinen Kindern zu starken allergischen Reaktionen führen. Ähnliche Reaktionen verursachen in unseren Breiten nur noch die Gelbe Haarqualle und die Blaue Nesselqualle, die allerdings nur in der Nordsee vorkommt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen nach Quallenkontakt

Nach dem Kontakt mit der Qualle sollte man zunächst möglichst Ruhe bewahren, das Tier vorsichtig abschütteln und sich rasch aus dem Wasser begeben. Helfer sollten auf den Betroffenen beruhigend einwirken, um überflüssige Bewegungen bzw. Berührungen zu vermeiden.

Zur Entfernung eventuell auf der Haut verbliebender Tentakeln sollte möglichst viel Salzwasser (kein Süßwasser!) über die betreffenden Hautstellen gespült werden. Die Tentakel dürfen natürlich nicht mit den Fingern entfernt werden, da sonst auch dort die Haut genesselt wird. Ebenso ist es zu vermeiden, auf der Haut zu reiben, da hierdurch nur weitere Nesselzellen platzen und ihr Gift in die Haut injizieren.

Nach dem Entfernen der Tentakel gilt es nun, die verbliebenen Nesselkapseln zu deaktivieren. Hierzu wird in erster Linie die Behandlung mit normalen Haushaltsessig empfohlen, der oftmals an den Badestränden der besonders betroffenen Regionen vorhanden ist. Dieser Essig wird über die betroffenen Stellen gegossen und einige Zeit einwirken gelassen. Durch seine osmotische Wirkung verhindert der Essig das Platzen weiterer Nesselkapseln. Nach diesen Behandlungsschritten ist eine anschließende Hautkühlung, zum Beispiel durch Eisbeutel oder Kühlgel angebracht.

Schnecken

Manche Schnecken, wie die Kegelschnecken, haben sehr wirksame Gifte, da sie Fische jagen und das Gift schnell wirken muss. Diese Schnecken könnten durchaus dem Taucher gefährlich werden. Also Finger weg und nicht einsammeln!!!

Das Gift der Kegelschnecke ist eine Mischung aus über 50 Toxinen und eines der wirksamsten Gifte überhaupt. Es blockiert die Freisetzung des Transmitterstoffes Acetylcholin, der die Übertragung des Nervenimpulses auf die Muskelzellen bewirkt. Auch andere Komponenten des Kegelschneckengiftes behindern allesamt die neuromuskulären Vorgänge. Dadurch werden innerhalb von Sekunden lebenswichtige Funktionen gestört. Das Opfer stirbt, bevor es fliehen kann.

Korallen

Es gibt eine Vielzahl mehr oder weniger stark nesselnder Korallen. Teilweise „brennt“ es sehr stark und die betroffenen Stellen schwellen an. Wichtig ist, bei der Vernesselung nicht an den Körperteilen zu reiben, so reibt man die Nesselkapseln noch weiter in die Haut. Am besten mit klarem Wasser, Essig oder ähnlichem nur abspülen.

Es heißt ja nicht umsonst: tauche mit mindestens 1 –1,5 Meter Abstand zum Untergrund!!

Anemonen

Anemonen sind Fleischfresser, laufen und schwimmen können sie nicht, also müssen sie in der Lage sein, ihre Opfer, die sich in sie verirren, zu betäuben. Giftnesseln eignen sich hierzu besonders gut. Die Dosis muss demnach auch so sein, dass die Beute nicht noch lange durchs Meer schwimmen kann. Solche Konzentrationen sind ggf. auch für den Menschen gefährlich, aber nicht tödlich. Starkes Jucken und Brennen sind die Folge, wenn die Hand in die Anemone langt. Deshalb: Finger weg!!

Seeigel

Die meisten Seeigel-Arten können durch ihre Stacheln Verletzungen verursachen. Es sind aber nur wenige Arten im Besitz von Gift. Verletzungen durch Seeigel sind recht häufig. Besonders zu erwähnen sind die sogenannten Diadem Seeigel.

Die Stacheln dieser Art können länger als 30 cm werden. Sie sind innen hohl und enthalten eine Flüssigkeit. Die Stacheln brechen bei einem Kontakt mit der Haut sehr leicht ab. Bis zum heutigen Stand ist es noch nicht geklärt ob die Flüssigkeit toxische Komponenten enthält, die Symptomatik der Betroffenen spricht aber dafür.

Symptome: Mechanische Verletzungen, starke lokale Schmerzen, lokale Schwellungen, Rötung. Falls die Stacheln in ein Gelenk eindringen, kann die Funktionsfähigkeit eingeschränkt bis aufgehoben werden. Maßnahmen: Die Therapie erfolgt symptomatisch. In der Klinik oder beim Arzt sind Stachelteile zu entfernen.

Der Urlaub ist um – Fliegen nach dem Tauchen

Wir haben nun gelernt, was vor dem Tauchen zu planen und beachten ist, dann, was währenddessen vor sich geht, und jetzt betrachten wir noch, was es danach zu beachten gibt, zumindest wenn man nach Hause fliegen muss (bzw. über hohe Pässe fahren muss). Zu diesem Thema hat sich DAN viele Gedanken und entsprechende Erhebungen gemacht.

Im Bereich Fliegen nach dem Tauchen verdeutlicht das “Flying bubbles”-Projekt von DAN deutlich die Kluft zwischen Theorie und Praxis.

Vor diesem Projekt gab es doch sehr unterschiedliche Empfehlungen, wie lange man nach dem Tauchen mit dem Fliegen warten sollte, um das Risiko von durch Druckabfall in der Kabine verursachten Dekompressionsproblemen zu vermeiden. Doch fast alle Empfehlungen entsprangen nur der grauen Theorie. Viele Richtlinien von Tauchorganisationen beruhten auf der Annahme, dass es bis jetzt nicht viele Probleme gab, daher lasst uns so weitermachen wie bisher.

DAN ist der Sache dann nachgegangen und hat für seine Studien die Dauer der erforderlichen Wartezeit durch Überwachen tatsächlicher Vorfälle von Dekompressionskrankheit bestimmt.

Wer noch die alten U.S. Navy-Tabellen benutzt hat, erinnert sich möglicherweise noch vage daran, dass sie vor dem Fliegen als Gruppe “D” kategorisiert wurden. In bestimmten Fällen war es sogar erlaubt unmittelbar zu fliegen! Später fügte man feste Intervalle hinzu (24 oder 48 Stunden), je nachdem, ob der letzte Tauchgang ein einzelner oder ein wiederholter Tauchgang war und ob er innerhalb oder außerhalb der Grenzwerte stattgefunden hatte. Sogar bei Berufstauchern und Militärtauchern variieren die Wartezeiten vor dem Besteigen eines Passagierflugzeuges zwischen 2 und 24 Stunden.

Und die gute alte Bühlmann-Hahn Tabelle ermöglicht Fliegen nach dem Tauchen zwischen 4 und 24 Stunden. Das heißt, nix genaues weiß man nicht. Daher ruht dann auch die gängige Empfehlung, bestenfalls 24 Stunden nach dem letzten Tauchgang nicht fliegen. Sicher ist sicher!


Flugverbot gem. Tauchtabelle DEKO 2000

DAN begann erstmals im Jahr 1989 mit richtigen Analysen und führte Leitlinien zur Erhöhung der Tauchsicherheit ein. Allerdings protestierten viele Tauchbasenbesitzer, weil sie mit der Einführung solcher Leitlinien Schaden für das Tauchbusiness befürchteten.

Zwischen 1992 und 1999 führte DAN dann Experimente im F.G. Hall Labor des Medizinischen Zentrums der Duke University durch. In diesem Rahmen wurden über 500

Probanden in 800 Flugsimulationen untersucht. Es handelte sich um Simulationen, weil die “Flüge” in der Druckkammer stattfanden. Desweiteren untersuchte DAN im Rahmen einer Fallkontrollstudie den Zusammenhang zwischen Dekompressionskrankheitsrisiko und Oberflächenintervall vor dem Fliegen.

In vielen Bereichen der Medizin hat sich allerdings gezeigt, dass Laboruntersuchungen von “im Feld” gewonnenen Ergebnissen abweichen können. Auch können manche Phänomene im Labor nicht repliziert werden. Deshalb kamen im Jahr 2011 die beiden Herren Dr. Danilo Cialoni und Massimo Pieri (beide Mitglieder der DAN Forschungsabteilung) auf der Rückkehr von einer Forschungsreise auf die Idee, ein Projekt zu starten, wo Herzultraschalluntersuchungen direkt während eines Heimfluges von einer Tauchreise vorgenommen werden sollten. Das Verfahren der Ultraschallüberwachung besteht aus vier Kontrollphasen.


Rückseite PADI RDP – Hier findest du alle Sonderregeln

Die erste Phase findet auf dem Hinflug statt, wenn der Taucher für mindestens 48 Stunden nicht tauchen war. Diese ersten Tests sind notwendig, um die Daten zu erhalten, die unbeeinflusst von jeglicher hyperbarer Exposition sind und um das zu bestimmen, was man im Mediziner-Jargon das “Ultraschallfenster” nennt.

In einer zweiten Phase wurden über die Dauer einer Woche auf einer Tauchkreuzfahrt Ultraschalluntersuchungen und andere Tests nach jedem Tauchgang durchgeführt. Alle Tauchgänge fanden innerhalb der Sicherheitsgrenzen statt. Auftauchen bei korrekter Geschwindigkeit mit Sicherheitsstopp von 3 Minuten bei 5 Meter Tiefe wurde immer eingehalten. Keiner der Taucher hatte eine Dekompressionserkrankung.
Die dritte Kontrollphase fand im Flughafen statt, wo Herzultraschallsignale der Taucher unmittelbar vor dem Besteigen des Flugzeuges nach einem 24-Stunden-Oberflächenintervall aufgezeichnet wurden.
In der letzten Phase, auf dem Heimflug, wurden alle Taucher nach genau 30, 60 und 90 Minuten nach Erreichen der Reiseflughöhe des Flugzeuges mit Herzultraschall und Doppler kontrolliert.

Einige der erhobenen Daten sind leicht nachzuvollziehen. Zum Beispiel wurden bei keinem der an der Studie teilnehmenden Taucher während der Untersuchung auf dem Hinflug Bläschen beobachtet. Obwohl man eigentlich kein anderes Ergebnis erwarten würde, musste dieser Test jedoch deshalb durchgeführt werden, um zu beweisen, wenn auf dem Rückflug in den Tauchern Bläschen gefunden werden würden, diese nicht durch den Flug selbst, sondern durch den kombinierten Effekt von Tauchen und folgendem Druckabfall während des Fluges verursacht worden wären.

Würde man in einem Flugzeug den Kabinendruck nicht reduzieren, würde sich der Kabinenraum ausdehnen. Erinnere dich an Boyle Mariotte.
Landet man nun, muss das natürlich wieder angepasst werden und der Kabinendruck steigt wieder an.

Die Studie ergab auch unerwartete Daten. Zum Beispiel hatte man immer angenommen, dass auf Langstreckenflügen hinsichtlich der Dekompressionskrankheit ein größeres Risiko bestünde als auf Mittelstreckenflügen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Das hängt höchstwahrscheinlich damit zusammen, welcher Kabinendruck in der Höhe erreicht wird: ungefähr 1500-1800 Metern über dem Meeresspiegel für die Reise auf die Malediven und bei 2400 Metern über dem Meeresspiegel (erlaubtes Maximum) für nähere Reiseziele.

Die Untersuchung von Tauchern im Flughafen vor Antritt des Rückfluges, bei denen keine Bläschen beobachtet wurden, ermöglicht die Einschätzung, dass ein Intervall von 24 Stunden Wartezeit auf Meeresspiegelhöhe ausreicht, damit sich keine Bläschen bilden können.

Aber man erkennt auch, dass einige Taucher mehr Bläschen als andere, selbst bei sehr ähnlichen Tauchprofilen bilden. Die Untersuchungen während der Woche auf dem Kreuzfahrtschiff erlaubten es, die Probanden in drei Kategorien einzuteilen: Taucher, die keine Bläschen bilden, Taucher, die manchmal Bläschen bilden, und Taucher, die geradezu „Bläschen-prädestiniert“ sind, also nach jedem Tauchgang Bläschen bilden”

Was bedeutet das nun für uns? Sicher ist die 24 Stunden Wartefrist eine gute Wahl. Kennt man „sein Blasenverhalten“ oder will auf Sicherheit setzen, so sollte man die 36 Stunden Wartefrist einplanen.

Wie haben wir so schön zu Beginn dieses Kapitels gelesen: Wunderwerk menschlicher Körper. Und seither war stets der erhobene Zeigefinger zu sehen!

Aber keine Sorge, HALTE DU die „Spielregeln“ ein, sei ein Vorbild für Deine Mittaucher, deine Tauchschüler oder mit wem du sonst über das Thema Tauchen sprichst und der Tauchsport wird noch weniger Zwischenfälle haben, als die Statistiken ausweisen.

Deshalb haben wir uns in diesem Kapitel diese Themen ein wenig genauer angeschaut:

  • Grundsätzliches zum menschlichen Körper
    – ein Wunderwerk der Natur
  • Psyche – beim Tauchen spielt sich viel zwischen den Ohren ab
  • Kreislauf und Atmung – wie die Maschine Mensch versorgt wird
  • Barotrauma – Probleme bei Druck und Volumenänderungen
  • Vergiftungen durch Atemgase – das Spiel mit den Partialdrücken
  • Dekompressionserkrankung
    – Ein Whirlpool im Körper ist nicht erwünscht
  • Ertrinken – Der stille Tod
  • Dehydratation – Der Körper braucht Wasser
  • Thermische Probleme – Mir ist kalt. Mir ist warm!
  • Schock – Ein Missverständnis im Körper
  • Depressionen – ein Thema, das egal ist?
  • Drogen – Die Süchte des Lebens
  • Adipositas – das große gesellschaftliche Problem
  • Tauchen als Diät – der ideale Sport zum Abnehmen
  • Diabetes – das KO für´s Tauchen?
  • Schwangerschaft – in freudiger Erwartung des nächsten Tauchers
  • Verletzungen durch Meerestiere – die Waffen der Unterwasserwelt
  • Fliegen nach dem Tauchen – alles hat ein Ende

Wiederholungsfragen Tauchmedizin

1. Was ist der Hauptauslöser für einen Tauchunfall / -zwischenfall?
a Haiattacken
b Selbstüberschätzung
c Stimmritzenkrampf beim Maske ausblasen
d Eine CO Vergiftung

2. Wie verhält sich der physiologische Effekt eines Gases mit einem bestimmten Anteil innerhalb einer Atemgasmischung bei zunehmender Tauchtiefe?
a er ändert sich nicht
b er nimmt zu
c er nimmt ab
d abhängig vom Gas nimmt er mal zu und mal ab
e hängt davon ab, wieviel der Atemregler filtern kann

3. Welche Aufgabe hat das Herz?
a Das Herz pumpt das Blut aus der linken Herzkammer in den Körperkreislauf und von da aus in den rechten Vorhof, von dort in die rechte Herzkammer und weiter in den Lungenkreislauf und zurück in den linken Vorhof.
b Die linke Herzhälfte pumpt das Blut in den Körperkreislauf, die rechte Herzhälfte versorgt den Lungenkreislauf. Die beiden Kreisläufe sind unabhängig voneinander.
c Die rechte Herzhälfte pumpt das Blut in den Körperkreislauf, die linke Herzhälfte versorgt den Lungenkreislauf.
d Im Herz wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und anschließend im Körper
verteilt.
e Im Herz wird das Blut von Fremdstoffen gereinigt und wieder dem Kreislauf
zugeführt.

4. Welche Aussage zur Dekompressionskrankheit (DCS) vom Typ I ist richtig?
a Ein DCS Typ I liegt vor, wenn Schmerzen das einzige Symptom sind.
b Aus DCS Typ I entwickelt sich ohne Druckkammerbehandlung immer DCS Typ II.
c Schmerzen hinter dem Brustbein (Chokes) gehören zum DCS Typ I.
d Aus DCS Typ I entwickelt sich nie ein DCS Typ II.
e Bei DCS Typ I sind das zentrale Nervensystem und die Atmung betroffen.

5. Was sind die Anzeichen einer Hitzeerschöpfung?
a Körperzittern, taubes Gefühl in den Fingern und Zehen.
b kein Körperzittern, Müdigkeit, Mangel an Koordination, Koma.
c starker schneller Puls, kein Schwitzen, heisse Haut
d flache schnelle Atmung, schwacher schneller Puls, starkes Schwitzen, feuchtkalte Haut, Übelkeit
e Keine dieser Symptome treten bei einer Hitzeerschöpfung auf.

6. Was sind die Anzeichen einer fortgeschrittenen Hypothermie?
a Körperzittern, taubes Gefühl in den Fingern und Zehen.
b kein Körperzittern, Müdigkeit, Mangel an Koordination, Koma.
c starker schneller Puls, kein Schwitzen, heisse Haut
d flache schnelle Atmung, schwacher schneller Puls, starkes Schwitzen, feuchtkalte Haut, Übelkeit
e Keine dieser Symptome treten bei einer Hitzeerschöpfung auf.

7. Bei einer Luftembolie gelangt aufgrund eines Lungenüberdruck- barotraumas Luft …..
a … ins Innenohr.
b … in das weiche Gewebe im Nacken.
c … in die Brustmitte und drückt auf das Herz.
d … zwischen Lungen- und Rippenfell, die Lunge fällt zusammen.
e … in den Blutstrom

8. Der erhöhte Flüssigkeitsverlust beim Tauchen wird auch …
a … Hydration genannt.
b … Konvektion genannt.
c … Dehydratation genannt.
d … Hydroexpansion genannt

9. Welche Verletzung kann bei einem Innenohrbarotrauma auftreten?
a Einreißen des runden Fensters.
b Einreißen des ovalen Fensters.
c Einreißen des Trommelfells.
d Einreißen der Schleimhaut in der Ohrtube.

10. Welche Aussage hinsichtlich einer Nesseltierverletzung ist richtig? a Bei Nesselverletzungen ist es wichtig, die betroffenen Stellen nicht mit Süßwasser zu reinigen, sondern mit Salmiak- oder Essiglösung. Süßwasser reizt die Nesselkapseln regelrecht. b Die Wunde vorsichtig mit heißem Lappen ca. 30°C – 40°C abtupfen. Nesselgifte sind auf einer Eiweißbasis aufgebaut, die durch die Temperatur zerstört werden. c Bei Nesselverletzungen ist es wichtig, die betroffenen Stellen mit Süßwasser zu reinigen. d Alle oben genannten Methoden sind richtig und können je nach Bedingung angewendet werden.

Kapitel 3 – Die Physik ist alles Schuld

Ganz sicher erinnern wir uns an die mahnenden Worte des Tauchlehrers oder dem Open Manual: „tue das nicht“, „pass hier auf“, „Gefahr droht beim Tauchen dort“. Unterm Strich können wir uns aber auch daran erinnern, dass Tauchen zwar eine Risikosportart darstellt, aber solange man die Spielregeln einhält, nichts passieren kann, bzw. das Risiko sehr stark minimiert ist.

Doch wer stellt eigentlich diese Spielregeln zum größten Teil auf? Der Tauchverband? Der Autor dieses Manuals? Dein Tauchlehrer? Weit gefehlt, sehr alte Herren letztendlich, die die Grundlagen der Physik erkannt und erforscht haben, waren die Auslöser, die uns nachdenklich haben werden lassen. Durch diese Denker sind wir sensibel geworden und versuchen, die Ergebnisse ihrer Forschung in unsere Überlegungen einfließen zu lassen, wenn wir abtauchen.

Sehen unter Wasser – Das Licht

Jeder kennt das aus der Badewanne oder dem Schwimmbad und hat festgestellt, dass, wenn man im Wasser abtaucht und die Augen öffnet, man alles unscharf sieht. Warum ist das so? Unser Auge ist ein Linsensystem, das für das Außenmedium Luft eingestellt und optimiert ist. Die Lichtstrahlen werden beim Übergang von der Luft in das Auge gebrochen und das Abbild der Wirklichkeit landet dann exakt auf unserer Netzhaut. Wir sehen scharf.

Nach dem Abtauchen umspült nun Wasser das Auge und verändert die Lichtbrechung. Teste es doch mal selbst und nimm eine Lupe. In der Luft vergrößert die Lupe die Buchstaben, doch wenn sie unter Wasser getaucht wird, verschwindet die Vergrößerungswirkung! Entscheidend für die Lichtbrechung ist nämlich immer der Übergang zwischen zwei Medien: Bei der Lupe ist das der Übergang zwischen Luft und Glas. Dann vergrößert sie. Beim Übergang von Wasser zu Glas nicht. Bei unseren Augen passiert etwas Ähnliches.

Beim normalen Übergang zwischen der Luft und der gekrümmten Hornhaut werden die Lichtstrahlen korrekt gebrochen und wir sehen scharf. Unter Wasser erfahren die Lichtstrahlen den Übergang von Wasser zur Hornhaut. Der optische Unterschied zwischen Wasser und der Hornhaut ist sehr gering, daher fällt die Lichtbrechung weit schwächer aus. Die Folge davon ist, dass das scharfe Abbild der Wirklichkeit nun nicht mehr auf die Netzhaut projiziert wird, sondern dahinter landet. Unter Wasser sind wir deshalb weitsichtig und sehen unscharf.

Aber auch unter Wasser können wir scharf sehen, es bedarf nur unserer Tauchermaske. Hierdurch ist dann nicht mehr Wasser, sondern Luft vor unseren Augen und die Lichtbrechung stimmt wieder.

Übrigens: Fische sehen auch unter Wasser scharf und das ganz ohne Tauchermaske. Ihre Hornhaut ist nämlich nicht wie unsere stark gekrümmt, sondern flacher. Die entscheidende Lichtbrechung geschieht in den Fischaugen durch eine kugelförmige Linse.

Die ins Wasser einfallenden Lichtwellen erfahren im Moment des Eintritts ins Wasser eine ganze Reihe von Veränderungen. Licht hat unter Wasser eine andere Ausbreitung als in Luft und wird langsamer. Die Lichtgeschwindigkeit unter Wasser beträgt nur noch 225.000 km/s und nicht 300.000 km/s, wie in der Luft.
Unter Wasser unterliegt Licht auch verschiedenen Einflussfaktoren wie Absorption, Streuung, Lichtbrechung und Reflexion.

Absorption und Streuung

Durch Absorption wird das Licht praktisch geschluckt, d.h. die Lichtenergie wird hauptsächlich in Wärme umgewandelt und dadurch in seiner Intensität deutlich geschwächt. Die langwelligen Anteile des sichtbaren Lichtes (rot, orange) werden dabei eher absorbiert als die kurzwelligen Anteile (blau, violett).

Mit zunehmender Strecke, die das Licht im Wasser zurücklegt, entsteht der subjektive Eindruck einer blau/grauen Unterwasserwelt. Aber entscheidend ist nicht die Wassertiefe, sondern die zurückgelegte Wegstrecke, die das Licht von der Lichtquelle (z. B. von der Wasseroberfläche oder einer Unterwasserlampe) zum Objekt und zum Auge zurücklegen muss.

Eine weitere wahrnehmbare Schwächung des Lichts entsteht durch die Streuung (Dispersion), die durch kleine Schwebeteilchen noch verstärkt werden kann. Hier wird dann das Licht von seiner ursprünglichen Strahlungsrichtung abgelenkt.

Brechung

Wie zu Beginn dieses Absatzes schon beschreiben, sehen wir unter Wasser alles unscharf und um die normale Refraktion des Auges wiederherzustellen, ist es erforderlich zwischen Hornhaut und Wasser eine Luftschicht zu legen, die von einer ebenen Scheibe begrenzt wird. In der Regel ist dies die bekannte Tauchermaske.

Eine weitere Besonderheit unter Wasser sind die scheinbaren Veränderungen von Größen und Entfernungen. Grundsätzlich gilt, dass ein Lichtstrahl, der nicht senkrecht auf die Verbindungsfläche Luft/Wasser fällt, beim Übertritt vom optisch dünneren (hier Luft) in das optisch dichtere Medium (hier Wasser) zum Lot hin gebrochen wird. In umgekehrter Richtung wird der Lichtstrahl vom Lot weg gebrochen. Abhängig von der verringerten Lichtgeschwindigkeit gegenüber Luft besitzt Wasser einen Brechungsindex von 1,33.

Durch diesen Brechungsindex erscheinen durch die Tauchermaske Entfernungen auf 3/4 verkürzt und alle Objekte in 4/3 ihrer wahren Größe. Oder wie im Open-Water-Diver Kurs gelernt: wir sehen alles ein Viertel näher und ein Drittel größer.

Der Brechungsindex des Wassers ändert sich mit seiner Dichte und die Dichte ist abhängig von Temperatur und Salinität. Mischt sich Wasser unterschiedlicher Dichte, kann man eine Trennschicht oder Schlieren beobachten, ähnlich den optischen Effekten in der erhitzten Luft über einer Kerzenflamme. Dadurch lassen sich beispielsweise eine untermeerische Süßwasserquelle oder ein „Kaltwassersee“ erkennen.

Die Höhlentaucher in Mexiko können diesen Effekt bestens beobachten, hier liegt Süßwasser auf Salzwasser und ist messerscharf durch die sogenannte Halocline getrennt.

Hören unter Wasser – Der Schall

Können wir Menschen unter Wasser überhaupt hören? Na klar, denn Geräusche (genauer die Schallwellen) breiten sich in Gasen, in Festkörpern und auch in Flüssigkeiten aus. Allerdings ist die Schallgeschwindigkeit im Wasser um den Faktor 4,3 höher als an der Luft.

Der Übergang des Schalls von einem Medium in das andere klappt dagegen nicht so wirklich gut. Das ist der Grund warum man schon knapp unter der Wasseroberfläche nicht mehr hören kann, was andere, deren Kopf über Wasser ist, besprechen.

Schallgeschwindigkeit
In der Luft: 343 m/s Im Wasser: 1480 m/s (im Eis: 3200 m/s)

Was bedeutet es für uns, wenn der Schall unter Wasser mit 4,3-facher Geschwindigkeit auf unsere Ohren trifft? Unsere Ohren sind evolutionär auf die Luftgeschwindigkeit ausgelegt, was bedeutet, dass der Luftschall ein Ohr und dann mit leichter Verzögerung das andere erreicht. So können wir die Ursprungsrichtung des Schalls bestimmen. Unter Wasser ist die Schallgeschwindigkeit aber so schnell, dass eine Lokalisation des Schallursprungs nicht möglich ist.

Neben der Geschwindigkeit ist durch die höhere Dichte des Mediums Wasser auch eine verlustfreiere Übertragung zu beachten. Der Schalldruck nimmt bei gleichem Abstand von der Schallquelle im Wasser weniger stark ab als an der Luft und das bedeutet für das Hören unter Wasser, dass die Schallquelle einiges näher erscheint, als sie in Wirklichkeit ist.

Diese beiden Faktoren haben Auswirkungen für den Taucher, denn er kann unter Wasser Geräusche gut hören, aber nicht ihren Quellen zuordnen. Will man sich in einer Gruppe akustisch bemerkbar machen (z.B. mit einem UW-Shaker oder durch Klopfen des Messers an der Flasche) werden die anderen das zwar hören, aber nicht sofort in die richtige Richtung schauen. Gefährlich werden kann das z.B. beim Auftauchen. Man kann z.B. den Motor eines Motorbootes hören, aber weder sagen, wie nahe es ist, noch aus welcher Richtung das Geräusch kommt. Ist die Sicht dann auch noch schlecht, ist beim Auftauchen große Vorsicht geboten, damit man nicht von diesem Boot überfahren wird.

Nun kennen wir die Schwierigkeiten beim Hören unter Wasser. Doch hören wir mal genau hin. Beim Tauchen im Schwimmbad mit dem Kopf unter der Wasseroberfläche, ist unser Hörvermögen sehr stark beeinträchtigt. Alle Geräusche hören sich sehr dumpf an und Sprache ist kaum zu verstehen.

Unsere Ohren sind nun nicht für das Hören im Wasser gebaut, sondern haben sich im Laufe der Evolution an das Hören in der Luft angepasst. Unser Trommelfell kann leicht durch Luftschall in Schwingungen versetzt werden, unter Wasser jedoch wird das freie Schwingen gerade durch den Kontakt mit dem Wasser verhindert. Dieses Problem betrifft alle Landwirbeltiere.

Doch was ist mit den Lebewesen im Wasser? Oder können Fische gar nicht hören?

Fische können sehr wohl hören und bewiesen wurde das bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals hat der Verhaltensforscher und spätere Nobelpreisträger Karl von Frisch einen Wels darauf dressiert, auf einen Pfiff aus seiner Höhle zu kommen.

Fische sind im Wasser jedoch mit einem besonderen Problem konfrontiert. Die Dichte ihrer Körper unterscheidet sich kaum von der des umgebenden Wassers. Schall, der durch das Wasser geleitet wird und auf einen Fischkörper trifft, versetzt einen Fisch daher genauso in Schwingung wie das umgebende Wasser selbst. Fische sind quasi akustisch „durchsichtig“ und benötigen zur Wahrnehmung der Schallwellen unter Wasser eine träge Masse mit einer höheren Dichte als Wasser. Sie besitzen in ihren Ohren ein Kalkgebilde mit recht hoher Dichte, ihre Hörsteine.

Ankommende Schallwellen versetzen den Fischkörper in Schwingung, aber nicht die träge Masse ihres Hörsteins. Der Fisch schwingt mit dem umgebenden Wasser, wobei der Hörstein seine Position aufgrund der Trägheit behält. Der Hörstein ist mit Haarsinneszellen des Innenohres verbunden, so entsteht eine Bewegung zwischen den Haarsinneszellen und dem Hörstein und dadurch ein Sinnesreiz.

Viele Fische sind im Besitz einer gasgefüllten Schwimmblase, die dem Fischkörper seinen Auftrieb verleiht. Aufgrund der Gasfüllung hat diese Blase eine wesentlich geringere Dichte als Wasser und kann durch Schallwellen in Schwingung versetzt werden, ähnlich wie unser Trommelfell. Aber die meisten Fische haben keine Übertragungsmechanismen zwischen der Schwimmblase und dem weit von ihr entfernten Ohr.

Einige Arten wie, z. B. die Karpfenfische, Salmler und Welse, entwickelten in ihrer Evolution eine Kette von Knöchelchen von der Schwimmblase zu den Innenohren und können so Schwingungen der Schwimmblase direkt zum Ohr leiten. Einige andere Arten kommen ohne verbindende Knöchelchen aus und benutzen direkte Verbindungsgänge der Schwimmblase zu gasgefüllten Blasen direkt am Innenohr, um ihre Hörfähigkeit zu verbessern. Heringe sind auf diese Weise sogar in der Lage Ultraschall wahrzunehmen, was sie vor einem ihrer Hauptfeinde, den mit Ultraschall jagenden Delfinen besser schützt.

Was ist denn mit den Säugern unter Wasser? Können die wie wir nur dumpf oder schlecht hören? Zahnwale, vor allem Delfine, verwenden ein akustisches Echoortungssystem, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren und um Beutetiere zu lokalisieren. Delfine verständigen sich auch mit Hilfe von akustischen Signalen. Verschiedene Pfeif- und Zischlaute werden mit Luftsäcken erzeugt, die sich am Nasengang in der Nähe des Blaslochs befinden. Normalerweise können wir diese Laute wahrnehmen, weil sie in den für uns hörbaren Frequenzbereich fallen. Die Laute, die zur Orientierung und zur Jagd benutzt werden, sind dagegen im Ultraschallbereich angesiedelt. Auch sie werden mit Hilfe der Luftsäcke produziert, von der darüber liegenden Schädeldecke nach vorn reflektiert und von der sogenannten Melone gebündelt. Bei der Melone handelt es sich um eine Aufwölbung über der Schnauze, die mit einer fettartigen Substanz gefüllt ist und die typische „Stirn“ des Delfins bildet.

Die so produzierten Schallwellen liegen im Frequenzbereich von 56.000 bis 120.000 Hz und sind daher für den Menschen unhörbar. Treffen die Schallwellen auf ein Hindernis, werden sie reflektiert und vom Ohr des Delfins wahrgenommen. Aus der Laufzeit und den geringen Zeitunterschieden, mit denen die reflektierten Wellen das linke und das rechte Ohr erreichen, erhält der Delfin Informationen über die Richtung der Schallquelle und die Entfernung, die Größe und Art des schallgebenden Objekts.

Die Wahrnehmung des Schalls unterscheidet sich wesentlich von der Art, wie landlebende Säugetiere die Schallwellen wahrnehmen. Beim Delfin hat der Hammer
keinen Kontakt zum Trommelfell. Der Schall wird im hinteren Teil des Unterkiefers durch eine besonders dünne Stelle in der Kieferwand auf einen Ölkanal übertragen, der ihn an die Mittelohrkapsel weiterleitet. Durch das Vibrieren der gesamten Mittelohrkapsel wird der Schall schließlich über die Gehörknöchelchen auf das Innenohr übertragen. Die Genauigkeit dieses Systems ist wie bei den Fledermäusen beeindruckend und Delfine können mit ihrem Echoortungssystem Stärkenunterschiede bei Blechen von nur einem Millimeter wahrnehmen.

Menschen versuchen so etwas Ähnliches. Weil elektromagnetische Wellen im Wasser stark gedämpft werden, benutzen Schiffe auf der Suche nach Fischschwärmen oder zur Feststellung der Wassertiefe kein Radar wie Flugzeuge, sondern so genanntes Sonar. Es werden Töne ausgesendet und gemessen, wie lange die Zeit ist, bis das Echo wieder auf das Schiff trifft.

Aus der Art des Echos kann dann errechnet werden, was sich in welcher Entfernung befindet: Meeresboden, Fischschwärme oder auch U-Boote. Sonar ist eine Art akustischen Radars.

Technisch erzeugte Geräusche in den Weltmeeren können sich weit ausbreiten und sind, verglichen mit Geräuschen an Land, extrem laut. Dadurch werden Tiere gefährdet, die sich über akustische Signale verständigen, etwa Wale.

Wale können sich mit ihren Gesängen über weite Strecken unterhalten. Forscher gehen davon aus, dass sich die Wale mit ihren Gesängen über Ozeane hinweg, also über Tausende von Kilometern verständigen konnten. Reibungslos funktionierte das jedoch nur bevor der Mensch Schiffsmotoren und Schallkanonen erfand, die unter anderem zur Suche nach Erdöl im Meeresboden genutzt werden.

Sprechen unter Wasser – Ohne Worte

Unter Wasser herrscht Stille. Denkt man, denn viele Tauchpartner wollen sich auch unter Wasser noch unentwegt mitteilen. Vielleicht habt ihr auch mal versucht, unter Wasser zu reden, doch dabei versteht man nichts Sinnvolles. Aber warum ist das so?

Die menschliche Stimme wird dadurch erzeugt, dass Luft an den Stimmbändern im Kehlkopf vorbei strömt. Sind die Stimmbänder straff gespannt, entsteht ein hoher Ton, bei geringer Spannung ein tiefer. Beim Sprechen werden die Stimmbänder schnell und unbewusst gesteuert, ein wahres Wunder!

Mit einem aufgeblasenen Luftballon kann man diesen Effekt nachvollziehen, indem man die Luft ausströmen lässt. Zieht dabei den Auslass mehr oder weniger stark mit den Fingern auseinander, entstehen unterschiedliche Töne.

Versucht man unter Wasser zu sprechen, dann strömt die Luft aus der Lunge an den Stimmbändern vorbei und wird in Schwingung versetzt. Aber sobald man den Mund öffnet, blubbert die Luft in Blasen heraus. Das Problem beim Sprechen unter Wasser ist also der Übergang der Luftschwingungen auf das Wasser, denn das funktioniert nicht mit unserem Sprechapparat.

Aber man kann unter Wasser durchaus laut und in gewisser Weise verständlich summen. Man nimmt es zwar ziemlich dumpf wahr, aber Summen geht viel besser als Sprechen unter Wasser. Das liegt daran, dass beim Summen die Schwingungen direkt vom Kehlkopf und Hals auf das umgebende Wasser übergehen und das Wasser direkt zum Schwingen angeregt wird.

Das Summen nimmt man deshalb so dumpf wahr, weil man sich dann nicht über das Ohr hört, sondern die Schwingungen direkt vom Kehlkopf über die Schädelknochen auf das Innenohr übertragen werden. Tiefe Frequenzen oder Töne werden dabei besser übertragen, als hohe, daher der dumpfe Eindruck.

Möchte (oder muss) man sich unter Wasser unterhalten und mitteilen, so bleibt die Möglichkeit eine Vollgesichtsmaske zu verwenden, die sich gut mit Sprechfunk ausstatten lässt. Dasselbe gilt für TauchhelmeTauchen ist aber für viele von uns auch Entspannung und wir wollen die Ruhe genießen. Ein bisschen Kommunikation muss aber dennoch sein, daher bleibt also nur die Möglichkeit, die guten alten Handzeichen zu verwenden (mehr darüber im Kapitel Praxis) und es ist wieder wie früher …… ruhig!

Die wichtigsten Handzeichen, kennst du alle?

von oben nach unten:
OK –
nicht OK –
auftauchen –
abtauchen
100bar –
50bar –
keine Luft mehr –
wie viel Luft hast du noch?
Essoufflement –
Position wechseln –
Stop
Übung beginnt –
Übung wiederholen

Wärmeverlust beim Tauchen – Warum muss das denn sein?

Warum ziehen sich Taucher eigentlich diese unbequemen Anzüge an? Manche Anzüge sind so dick, dass man sich vorkommt wie ein Ritter in seiner Rüstung und trotzdem schnattert der eine oder andere nach einem Tauchgang so sehr, dass man noch meterweit sein Zähneklappern hört.

Doch die Frage war ja, warum frieren wir selbst im Meer bei wohligen 27°C?

Befassen wir uns doch mal mit dem Wärmehaushalt (Thermoregulation) von Tauchern. Der menschliche Körper gibt mehr Wärme ab, wenn ihn Wasser, was kälter als die Körpertemperatur ist, umgibt. Um den Körper zu schützen nutzt man eben diese unbequemen Tauchanzüge. Nimmt allerdings der Dämmeffekt dieser Anzüge mit zunehmender Tiefe durch Kompression des Anzugmaterials ab, was selbst bei Verwendung eines Trockentauchanzugs nicht vollständig verhindert werden kann, sieht das Ganze schon wieder anders aus und die Kälte kommt zurück.

Schuld daran sind unterm Strich einige Faktoren, und die schauen wir uns nun kurz an.

Wärmeleitung (Konduktion)

Unter Wärmeleitung, auch Wärmediffusion oder Konduktion genannt, wird in der Physik der Wärmefluss in einem Feststoff oder in einer ruhenden Flüssigkeit infolge eines Temperaturunterschiedes verstanden. Wärme fließt dabei immer nur in Richtung der geringeren Temperatur. Sprechen wir von Konduktion, also der Wärmeleitung, dann besteht ein direkter Körperkontakt. Die Wärmeleitfähigkeit von Gasen nimmt mit ihrer Dichte zu. Wir erinnern uns, dass der zunehmende Druck die Atemluft verdichtet. In der Tiefe atmet der Taucher komprimierte, also dichtere Luft, die in der Lunge erwärmt wird. Deshalb verliert er allein durch das Atmen mehr Wärme als über den Kontakt mit dem Umgebungswasser. Zusätzlich ist die eingeatmete Luft trocken und kalt, wegen der kurz zuvor erfolgten Druckentlastung beim Atmen aus der unter hohem Druck stehenden Flasche.


Konduktion

Wärmeströmung (Konvektion)

Auch bei dieser Art des Wärmeverlustes wird Wärme an die umgebende Luft oder an das Wasser beim Tauchen abgegeben, wobei ein Temperaturgefälle zwischen Haut und Luft bzw. Wasser vorhanden sein muss.

Der Abtransport geschieht dadurch, dass Flüssigkeiten oder Gase mit der in ihnen enthaltenen Wärmeenergie wegströmen und diesen Wärmetransport durch bewegte Flüssigkeiten oder Gase nennt man Konvektion.


Konvektion

Wärmestrahlung

Die Wärmestrahlung ist mit einem Anteil von etwa 66% der wichtigste Mechanismus für Wärmeabgabe, sprich Wärmeverlust. Alle Körper strahlen sich über elektromagnetische Wellen gegenseitig Energie zu und wärmere Körper kühlen dadurch ab, kältere dagegen erwärmen sich. Dies hat bei Tauchern ebenfalls eine hohe Relevanz, weil in der Nähe von kalten Flächen, wie Fenstern usw. außerhalb des Wassers oder eben das Wasser außerhalb unseres Tauchanzuges, trotz anscheinend hoher Raumtemperaturen oder Temperatur im Anzug, viel Wärme abgestrahlt werden kann.


Wärmestrahlung

Verdunstung

Wärme wird, wenn Konduktion und Konvektion bei hohen Außentemperaturen nicht ausreichen, über Wasserverdunstung von den Schweißdrüsen abgegeben. Wir schwitzen.
Verdunstung entsteht wie zuvor schon kurz erwähnt auch bei jeder Ausatmung und spielt beim Tauchen durch sehr trockene kalte Luft eine große Rolle, denn der Mensch muss zum Atmen diese Luft vorher anfeuchten.

Wieviel das nun ist, ist abhängig von den verwendeten Atemgemischen, weshalb beim Tec-Tauchen auf die thermischen Probleme besonders hingewiesen wird.
Medizinische Auswirkungen betrachten wir im Kapitel Medizin noch genauer und wenden uns nun Dingen zu, die unter Druck, also beim Erkunden der Unterwasserwelt eine Rolle spielen.

Der Druck – Was hält der Taucher alles aus?

Was ist Druck genau, denn die ganze Welt steht unter Druck.

Druck begegnet uns überall. Egal ob wir einen Wasserhahn aufdrehen, eine offene Sprudelflasche mit dem Daumen zuhalten und schütteln oder mit dem Fahrrad fahren. Beim Staubsaugen spielt Druck genauso eine Rolle, wie beim Tauchen. Selbst in unserem Körper gibt es Druck, wie z.B. das Schlagen des Herzens, wenn es das Blut mit Druck durch den Blutkreislauf pumpt.

Wissenschaftler nennen diesen Druck den physikalischen Druck. Drückt eine Kraft auf eine Fläche, nennt man das den physikalischen Druck. An einem Beispiel wird es deutlicher. Hämmern wir einen Nagel in ein Holzbrett, dann wirkt die Kraft des Hammers auf die Fläche des Nagelkopfs. Bläst Wind in ein Segel, dann wirkt die Kraft des Windes auf die Fläche des Segels.

Also noch einmal für alle Physiker:

Druck ist die Kraft, die auf eine Fläche wirkt.

Wenn man zu seinem Chef ins Büro kommen muss oder der Taucher zum Kursabschluss einen Test schreiben muss, dann sprechen wir oft auch von Druck.

Doch dieser Druck hat mit unserem physikalischen Druck nichts zu tun und wird deshalb Stress genannt. Und was das wieder alles bedeutet, lernt man im IDA Kurs Tauchsicherheit & Rettung (Rescue Diver).

Der Druck gibt also an, mit welcher Kraft ein Körper auf eine Fläche von einem Quadratmeter wirkt. In Berechnungen, die uns zu einem späteren Zeitpunkt noch begegnen werden, wird das Formelzeichen P für den Druck verwendet, die physikalische Einheit ist ein Pascal (1 Pa), benannt nach dem französischen Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (1623-1662).

Druck kann in Flüssigkeiten und in Gasen auftreten, aber auch feste Körper können auf andere Körper Druck ausüben.

Im normalen Alltag wird der Begriff Druck u. a. im Zusammenhang mit dem Reifendruck, dem Druck in Wasserleitungen oder dem Luftdruck verwendet. Dabei benutzt man den Begriff Druck häufig, um Wirkungen von Kräften zu beschreiben. Die physikalischen Größen Kraft und Druck müssen aber deutlich voneinander unterschieden werden. Während die Kraft angibt, wie stark ein Körper auf einen anderen einwirkt, beschreibt der Druck die Wirkung einer Kraft auf eine bestimmte Fläche.
Der Druck in einer Flüssigkeit oder in einem Gas, die (das) sich in einem abgeschlossenen Gefäß befindet, ist überall näherungsweise gleich groß und breitet sich allseitig aus.

Allgemein gilt:
Der Druck gibt an, mit welcher Kraft ein Körper auf eine Fläche von einem Quadratmeter wirkt.

Und was ist nun Kraft?

Kraft(F) ist gleich Masse (m) x Beschleunigung (g)

Auf der Erdoberfläche ist die Beschleunigung im Mittel 9,81 m/sek². Jeder Körper hat eine gewisse Masse und damit auch eine gewisse Trägheit. Ein Körper mit der Masse von 1kg behält überall auf der Erde, auch auf anderen Planeten, seine Masse und somit auch die gleiche Trägheit. Die Gewichtskraft F jedoch ist ortsabhängig. Für jeden Ort gilt eine bestimmte Fallbeschleunigung g.

Auf der Erde ist die Fallbeschleunigung g an der Erdoberfläche zwischen 9,78 m/s2 (Äquator) und 9,83 m/s2 (Polnähe). Zu internationalen Vergleichen wurde die Normfallbeschleunigung g festgelegt.

Fallbeschleunigung g = 9,81 m/s²

Im Vergleich zur Erde verursacht die ca. 28fach größere Anziehungskraft der Sonne eine ca. 28mal größere Gewichtskraft des Körpers, während sie auf dem Mond nur etwa 1/6 der Erd- Gewichtskraft beträgt.

In Kurzform heißt das: Die Gewichtskraft G ändert sich mit dem Ort, die Masse m dagegen bleibt überall dieselbe.

  • Die Gewichtskraft G eines Körpers ist eine vom Ort abhängige Größe
  • Die Gewichtskraft G wird in Newton (N) gemessen

Dieser kurze Einblick in die Tiefen der Physik soll genügen, da wir uns für den Tauchsport hiermit nicht weiter beschäftigen müssen. Kommen wir deshalb zurück zum Druck.

Wie entsteht Druck in Flüssigkeiten und Gasen? In einer Flüssigkeit kommt der Druck durch die Kraftwirkung der Teilchen aufeinander und auf die Gefäßwände zustande.

In Gasen treffen die frei beweglichen Teilchen aufeinander und auf die Gefäßwände. Dabei üben sie Kräfte auf Flächen aus, die sich als Druck bemerkbar machen.
Der auf eine Fläche wirkende Druck ist umso größer,

  • je größer die auf die Fläche wirkende Kraft ist
  • je kleiner die Fläche ist.

Wie wird der Druck gemessen?

Der Druck kann mithilfe eines Druckmessers oder Manometern gemessen werden. Wichtige Bauformen sind das U-Rohr-Manometer und das Membran-Manometer. Mit den verschiedenen Bauformen befassen wir uns noch in Kapitel 6 – Technik

Das Volumen ist der räumliche Inhalt eines geometrischen Körpers.
Das übliche Formelzeichen ist V.

Hier ein Beispiel an Hand eines Zylinders:

Können wir dieses Beispiel auf unseren Tauchsport übertragen? Wenn ja, wo hat das für uns eine Bedeutung? Die Beantwortung ist sicher ganz einfach. Unsere Tauchflaschen sind in der Regel Stahl- oder Aluminiumzylinder und wir können berechnen wie viel Luft wir mitführen bzw. mitnehmen müssen, um bestimmte Tauchgänge überhaupt durchführen zu können. Im Kapitel Tauchausrüstung und Tauchpraxis haben wir verschiedene Tauchflaschengrößen und die Berechnung unseres Atemminutenvolumens kennengelernt und verlassen daher hier dieses Thema.

Zum Thema Druck schauen wir nochmal kurz in die Open Water Diver (IDA/CMAS*) Ausbildung zurück. Hier haben wir gelernt, dass zwei Drücke für den Taucher wichtig sind und großen Einfluss auf fast alles haben, was in und um uns herum passiert.

Aber wo begegnet uns der physikalische Druck? Schauen wir nach, welche unterschiedlichen Formen von Druck auftreten können.

Luftdruck

Luftdruck ist ein Druck, der immer auf uns wirkt. Obwohl wir Luft nicht sehen können und sie scheinbar nichts wiegt, hat Luft dennoch Gewicht. 1 Liter Luft wiegt 1,3 Gramm. Dieses Gewicht verursacht den Luftdruck. Der Luftdruck am Meeresstrand beträgt ca. ein Bar. Wird bei der Wettervorhersage von Hochdruckgebieten gesprochen, bedeutet dies, dass dort ein höherer Druck herrscht als in Tiefdruckgebieten. Die Luft will den unterschiedlichen Druck ausgleichen und weht deshalb vom Hochdruck- zum Tiefdruckgebiet. So entsteht Wind. Je größer der Druckunterschied, desto schneller ist der Wind. So entstehen dann Stürme.

Luftdruck benutzen wir, um Fußbälle, Auto- oder Fahrradreifen, Luftmatratzen und auch unsere Tauchflaschen aufzupumpen. Wir pumpen Luft in einen geschlossenen Bereich wie einen Fahrradschlauch hinein und erzeugen so im Inneren einen Überdruck.

Den Druck in der Luft, der infolge der Gewichtskraft der darüber liegenden Luftsäule entsteht, nennt man also Luftdruck. Der Luftdruck ist zwar ein spezieller Druck, es gelten für ihn aber alle Aussagen, die für den Druck allgemein zutreffen. Daher gilt auch hier:

Ein Druck tritt auf, wenn ein Körper mit einer Kraft auf eine Fläche wirkt.

Diese Kraft kann auch die Gewichtskraft einer Luftsäule sein.

Der Luftdruck ist in einer bestimmten Höhe in allen Richtungen gleich groß. Befindet man sich z. B. am Erdboden, so wirkt an dieser Stelle die Gewichtskraft der darüber liegenden Luftsäule. Die Kraft je Fläche ist gleich dem Druck, den die Luftsäule ausübt. Der Luftdruck ist somit ein Schweredruck, ähnlich wie der Schweredruck in Flüssigkeiten.

Befindet man sich dagegen in einer größeren Höhe, so hat die darüber liegende Luftsäule eine geringere Höhe. Der Druck der Luft ist geringer.
Der normale Luftdruck in Meereshöhe wird auch als Normdruck bezeichnet. Er beträgt 101,325 kPa. Der Luftdruck wie auch der Normdruck werden mitunter in anderen Einheiten angegeben.

Üblich sind für den Luftdruck auch die Einheiten ein Millibar (1 mbar) oder ein Hektopascal (1 hPa), es gilt:

101,325 kPa = 1.013,25 mbar
101,325 kPa = 1.013,25 hPa
1.000 hPa = 1 bar Luftdruck

Der Luftdruck schwankt um diesen Normdruck und hat bei uns in der Regel Werte zwischen 970 hPa bei einem Tiefdruckgebiet und 1030 hPa bei einem Hochdruckgebiet. Diese relativ geringen Druckunterschiede spielen beim Tauchen keine Rolle.

Deshalb gehen wir von einem Druck von 1bar auf Meereshöhe aus und sagen auch, dass der Luftdruck je 1.000 Meter Höhe um 0,1bar abnimmt. Diese Aussage ist ebenfalls stark vereinfacht, denn der Luftdruck nimmt mit steigender Höhe erst stark, dann immer weniger ab. Zwischen Höhe und Luftdruck besteht keine Proportionalität.

Gewässer, die sich in größerer Höhe befinden und unter Einhaltung einiger Grundregeln betauchbar sind, liegen auf max. 2000 Meter, deshalb können wir bei unseren Planungen mit dieser Vereinfachung gut leben.

Wasserdruck

Tauchen wir im Schwimmbad, spüren wir den Wasserdruck in den Ohren. Je tiefer wir tauchen, desto mehr tun die Ohren weh. Das Gewicht des Wassers drückt auf unseren Körper und auch auf unsere Ohren. In 10 Meter Tiefe herrscht bereits ein Druck von einem Bar. Wassertürme nutzen den Wasserdruck: Durch ihre Höhe erzeugen sie Druck in den angeschlossenen Leitungen. Wassertürme wurden früher deshalb immer höher als die Häuser gebaut. Denn damit war der Druck hoch genug, um das Wasser auch in die höchsten Stockwerke zu „drücken“. Heute sorgen Pumpen vor allem in Hochhäusern für genügend Druck des Wassers in den Leitungen.

Den Wasserdruck nennt man auch „hydrostatischer Druck“. Wasser ist gegenüber der Luft ca. 800x dichter.

Der Wasserdruck nimmt pro 10 m Tiefe um ungefähr 1 bar zu. Für viele Berechnungen, die der Taucher vornehmen muss, reicht diese vereinfachte Aussage völlig aus.

Bei einigen Berechnungen jedoch, wie z.B. bei Auf- und Abtrieb des Tauchers bzw. von Gegenständen und Gerätschaften, muss der fortgeschrittene Taucher unterscheiden, ob er sich im Süß- oder Salzwasser befindet.

Richtigerweise sind es in reinem Süßwasser genau 0,98 bar auf 10 m und im Meerwasser, wegen der Salinität, bis zu etwa 1,03 bar.

Umgebungsdruck (absoluter Druck)

Die Summe aus hydrostatischem und atmosphärischem Druck nennt man Umgebungsdruck. Auf Meereshöhe wirkt auf die Wasseroberfläche nur der Luftdruck von 1bar. Taucht man nun auf 10 Meter Tiefe ab, so wirkt zusätzlich der Wasserdruck (1bar) auf den Taucher, insgesamt demnach 2bar Umgebungsdruck. Festhalten können wir also, dass der Umgebungsdruck alle 10 Meter um ein bar zunimmt.

Berstdruck

Platzt ein Luftballon, wurde sein Berstdruck erreicht. Grundsätzlich sind luft-, wasser- oder gasgefüllte Gegenstände unterschiedlich stabil. Sie halten deshalb auch unterschiedlich viel Druck aus. Steigt der Druck im Inneren bis zum Berstdruck, wird der Gegenstand vom Druck auseinandergerissen. Die Kraft, die auf diese Fläche wirkte, war dann zu stark. Bei einem Wasserrohrbruch hat die Wasserleitung ihren Berstdruck an einer schwachen Stelle erreicht und ist kaputt gegangen.
Alle Gegenstände, die mit Druck arbeiten, werden vorher auf ihren Berstdruck getestet. Damit wird sichergestellt, dass diese Gegenstände nicht bei normaler Benutzung kaputt gehen. Bei uns Tauchern trifft das besonders auf die Tauchflaschen zu, deshalb müssen sie auch regelmäßig getestet werden (TÜV, alle 2.5 Jahre), um weiterhin genutzt werden zu dürfen. Atemluftkompressoren sind mit einer Vorrichtung ausgestattet, damit sie keinen höheren Druck als zugelassen in die Tauchflaschen „drücken“ können.

Den Berstdruck muss eine Taucherflasche mindestens verkraften, bevor es zum Bersten kommt. Er liegt meist zwischen 500 bar und 600 bar. Gerade ältere Flaschen sind durch Rost oder Aluminiumflaschen durch Materialermüdung gefährdeter, den Mindestberstdruck nicht mehr zu erreichen.

Blutdruck

In unserem eigenen Körper herrscht Druck im Blutkreislauf. Das Herz ist nichts anderes als eine große Pumpe. Es erzeugt einen Druck, der dafür sorgt, dass neues, sauerstoffreiches Blut an alle Stellen des Körpers gelangt. Ist der Blutdruck nicht in gewissen Normbereichen, muss man etwas dagegen unternehmen.

Störungen des Blutdruckes beeinträchtigen mitunter stark den Gesundheitszustand und können daran schuld sein, dass der Tauchmediziner keine Tauchtauglichkeit ausstellt oder Einschränkungen attestiert.

Wann hast DU das letzte Mal den Blutdruck messen lassen? Ist DEINE Tauchtauglichkeit noch aktuell und gültig?

Wir haben soeben gelernt, dass Druck allgegenwärtig ist, also auf gleicher Höhe in und um unseren Körper herum. Diese Kenntnis hilft uns bei den weiteren Überlegungen und wir schauen uns das erste physikalische Gesetz an, welches in vielen Bereichen des Tauchens eine große Rolle spielt:

Das Gesetz von Boyle und Mariotte – Volumenänderungen unter Wasser

Das Boyle-Mariotte-Gesetz besagt, dass der Druck von idealen Gasen bei gleichbleibender Temperatur T (isotherm) und gleichzeitig gleichbleibender Stoffmenge umgekehrt proportional zum Volumen V ist.

Bevor wir fortfahren können, müssen wir noch kurz den Begriff „ideales Gas“ besprechen.

Um Gase einfacher berechnen zu können, wurden bei dem idealen Gas einige Vereinfachungen angenommen. Diese Vereinfachungen entsprechen natürlich nicht der Realität.

Ließe man keine Stöße zu, so könnte man das Gas nicht in einem Volumen festhalten, da es die Wand nicht bemerken würde. Außerdem behielte jedes Gasteilchen für alle Zeiten seine Anfangsgeschwindigkeit. Trotz dieser Näherung für die Gase, lassen sich mit dem idealen Gas in den meisten Fällen alle unsere Berechnungen durchführen.

Hier versteht man nicht, auf welche Eigenschaft du dich beziehst und wie du es meinst.

Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel, doch dazu später mehr.

Kurz gesagt: ideale Gase verhalten sich so, wie die Physik es gerne hätte. Da Gase aber nicht dem Ideal, sondern der Realität entsprechen, redet man von „realen Gasen“.

Kommen wir zum Gesetz von Boyle und Mariotte zurück und fassen es so zusammen, dass unter der Bedingung, wenn die Temperatur eines Gases konstant ist und sich das Gas wie das ideale Gas verhält, gilt:

P x V = konstant oder einfach ausgedrückt: Druck und Volumen sind umgekehrt proportional, also je kleiner das Volumen wird, wo ein Gas drin ist, desto größer ist der Druck in diesem Behälter.

Dieses Gesetz wurde erstmals 1662 von dem britischen Chemiker und Physiker Robert Boyle (1627-1691) und unabhängig von ihm einige Jahre später von dem französischen Forscher Edme Mariotte (um 1620-1684) formuliert. Heute werden diese Erkenntnisse als Gesetz von Boyle und Mariotte oder auch als Druck-Volumen-Gesetz bezeichnet.

Dieses Gesetz ist ein Spezialfall der Zustandsgleichung für das ideale Gas. Da bei dem betrachteten Vorgang die Temperatur des Gases konstant bleibt, sich aber Druck und Volumen ändern, spricht man in der Physik auch von einer isothermen Zustandsänderung des Gases.

Beispiele für das Wirken des Gesetzes

Beispiele für das Wirken des Gesetzes von Boyle und Mariotte treten überall dort auf, wo sich das Volumen abgeschlossener Gasmengen ändert und dabei die Temperatur näherungsweise konstant ist.

Ein Beispiel dafür sind z.B. Pumpen (Luftpumpen). Bei fast konstanter Temperatur wird das Gas in einem Behälter zusammengedrückt (komprimiert) und so das Volumen verringert. Dadurch erhöht sich der Druck in dem Behälter. Bei einem bestimmten höheren Druck strömt das Gas in den gewünschten Raum, z. B. bei einer Luftpumpe in den Schlauch oder bei einer medizinischen Pumpe in die Lunge.

Auch bei flexiblen Behältern zeigt sich der Zusammenhang zwischen Druck und Volumen. Je mehr Luft man hineinbläst, desto größer wird der Druck. Durch den erhöhten Druck wird der Behälter größer, das Volumen wird wieder größer und der Duck sinkt im gleichen Verhältnis. Dies passiert zum Beispiel beim Aufblasen eines Luftballons. Der Ballon wird immer größer und sobald er nicht mehr größer werden kann, platzt er. Drückt man einen luftgefüllten Ballon unter Wasser, so verkleinert sich sein Volumen mit zunehmender Tiefe deutlich. Beim Auftauchen dagegen bläht er sich wieder auf seinen ursprünglichen Inhalt auf. Der Wasserdruck, der von allen Seiten auf die Außenhaut wirkt, komprimiert die Luft im Inneren des Ballons. Genauso wird die Lunge eines Säugetiers oder des Menschen unter Wasser zusammengedrückt.

Wie heißt es doch so schön? Druck und Volumen einer abgeschlossenen Gasmenge stehen in umgekehrtem Verhältnis zueinander. Wird einer der beiden Werte größer, so wird der andere kleiner und umgekehrt.

  • Verdoppelt man den Druck, so halbiert sich das Volumen.
  • Verdreifacht man den Druck, ist das Volumen nur ein Drittel.
  • Bei vierfachem Druck bleibt nur noch ein Viertel des Volumens.

Umgekehrt gilt: Um das Volumen zu verdoppeln, muss der Druck halbiert werden.

Das Gesetz von Boyle-Mariotte und der Taucher

Nach dem Gesetz von Boyle-Mariotte ist bei Gasen das Produkt aus Volumen und Druck konstant. Das bedeutet, dass sich Druck und Volumen umgekehrt proportional zueinander verhalten.

Zur Wiederholung nochmals der Hinweis: Verdoppelt man den Druck einer gegebenen Gasmenge, so verringert sich ihr Volumen auf die Hälfte. Weil nun in der Tiefe der Druck erhöht ist, das maximale Lungenvolumen aber stets gleich bleibt, braucht der Taucher mehr Luft, um seine Lunge zu füllen (in 10 m Tiefe doppelt so viel wie an Land auf Meereshöhe). Deshalb kann man festhalten, dass der in der Tauchflasche mitgeführte Luftvorrat umso schneller zur Neige geht, je größer die Tauchtiefe ist.

Nicht nur in der Lunge muss der Druck ausgeglichen werden, sondern auch in allen Hohlräumen des Körpers, viele davon im Kopf. (Mittelohr, Stirnhöhlen u. a.) Das gilt bei steigendem Druck beim Abtauchen genauso wie bei sinkendem Druck während des Auftauchens. Deshalb hat jeder von uns im OWD-Kurs gelernt: „Halte niemals die Luft an!“ Beim Verstoß gegen diese Regel besteht die Gefahr eines Barotraumas, z. B. eines Lungenrisses, weil die sich ausdehnende Luft beim Aufsteigen nicht entweichen kann.

Beim Abtauchen baut sich spürbarer Druck im Mittelohr auf, den der Taucher durch Zuhalten der Nase, Schließen des Mundes und gleichzeitiges leichtes Pressen der Atmung ausgleichen kann (Valsalva-Methode). Taucht er ohne einen Druckausgleich durchzuführen ab, droht ein Riss des Trommelfells.

Neben diesen ersten Beispielen begegnen wir in unseren weiteren Kapiteln noch einige Male den beiden Herren Boyle und Mariotte. Versprochen……

Fast jeder von uns kennt Lucky Luke und seine vier Gegenspieler, die Daltons. Doch die wenigsten wissen, dass es noch einen fünften gab und dieser ein angesehener Physiker war. Spaß beiseite, kommen wir nun zum nächsten physikalischen Gesetz welches für uns Taucher von großer Bedeutung ist …..

Dalton – Alle zusammen ergeben ein Ganzes

John Dalton wurde 1766 in Eaglesfield (Cumberland) geboren und war gerade erst 12 Jahre alt, als er hauptamtlich das Amt des Lehrers an einer Schule in Kendall antrat. Später wurde er Leiter dieser Schule. Ab 1793 arbeitete er als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der „Warrington – Academie“ in Manchester, die später nach York verlegt wurde.

Dalton war nicht nur als Privatlehrer tätig, er beschäftigte sich außerdem mit verschiedenen Forschungen. Dabei forschte er in den Bereichen Astronomie, Meteorologie, Physik, Botanik sowie der Geografie und ab 1796 galt Daltons Hauptinteresse chemischen Aspekten. Im Rahmen dieser Forschungen fand er 1801 heraus, dass sich jedes einzelne Gas eines Gasgemischs im Raum so verhält, als befinde es sich allein im Raum. Er fand, dass man den Gesamtdruck eines Gasgemischs berechnen kann, wenn man die Einzeldrücke jedes der enthaltenen Gase addiert. Dieses Gesetz wurde später „DALTONsches Gesetz der Partialdrücke“ genannt.

Der Gesamtdruck setzt sich also aus der Summe der Teil- (Partial-) drücke zusammen und der Teildruck eines Gases in einem Gasgemisch entspricht dem Druck, den dieses Gas ausüben würde, wenn es das ganze Volumen allein ausfüllen könnte.

Der Teildruck eines Gases in einem Gasgemisch ist demnach der Prozentsatz, mit dem das Gas im Gemisch vertreten ist.

Daraus ergibt sich folgende Formel:

p (Partialdruck=Teildruck) = P (Gesamtdruck) x Prozentsatz des Gases in der Mischung

In einer Gasmischung übt jedes Gas unabhängig von den anderen Gasen in der Mischung demnach seinen Druck aus. Der unabhängige Druck eines Gases ist also sein Partialdruck, das ist derjenige Teil des Drucks, der genau von diesem Gas ausgeübt wird.

Falls man eine Gasmischung unter Wasser bringt (wie zum Beispiel die Luft, die man atmet), dann steigt der Druck mit der Tiefe. Der Partialdruck jedes Gases in der Mischung steigt ebenfalls proportional mit seinem Anteil in der Mischung.

Wir müssen in der Lage sein, den Partialdruck der einzelnen Gase innerhalb eines Gasgemischs für jede beliebige Tiefe zu berechnen, wenn die Anteile der Gase im Gemisch in Prozent vorgegeben sind, um zu wissen, wann wir mit möglicherweise auftretenden Problemen rechnen können.

Man kann den Partialdruck leicht berechnen, indem man den prozentualen Anteil des Gases in der Mischung mit dem absoluten Druck multipliziert.

Wie zum Beispiel bei der Fragestellung: Wie viel bar beträgt der Partialdruck des Sauerstoffs in der Luft in einer Tiefe von 40 Metern (Salzwasser)?

Antwort: Der Sauerstoffpartialdruck (abgekürzt pO2) = 1,05 bar

Wie kommt man darauf?
Der Umgebungsdruck beträgt 5bar
Luft enthält 21% Sauerstoff (21% = 0,21pO2)

5 bar x 0,21bar pO2 = 1,05 bar

Eine Eigenschaft von Gasen besagt, dass sich jeder Bestandteil eines Gasgemisches so verhält als wäre er allein. Der prozentuale Anteil der Gasmischung ändert sich nicht mit steigendem Druck, aber der Partialdruck im Verhältnis zur Druckänderung und hat Auswirkungen auf den Taucher. So wird Sauerstoff ab ca. 1,7 bar toxisch, Stickstoff bei 3,16 bar narkotisch und andere Gase, die auftreten, haben weitere zu beachtende Reaktionen. Hiermit beschäftigen wir uns im Kapitel Medizin noch ein wenig genauer.

Wie schon erwähnt gibt es physiologische Effekte durch das Atmen eines bestimmten Prozentanteils eines Gases in der Tiefe, verglichen mit demselben Prozentanteil des Gases an der Oberfläche. Der Körper reagiert auf ein Gas auf Grundlage seines Partialdrucks, nicht auf den prozentualen Anteil des Gases in der Mischung. Dies bedeutet: Je mehr der Druck zunimmt, desto stärker nimmt die physiologische Wirkung zu.

Die Reaktion des Körpers auf Partialdruck ist aufgrund des Problems verunreinigter Luft von Bedeutung, weil der Grad einer Verunreinigung, der an der Oberfläche harmlos ist, unter erhöhtem Partialdruck in der Tiefe giftig werden kann.

Unter Oberflächenäquivalenz versteht man den prozentualen Anteil eines Gases, den man an der Oberfläche atmen müsste, um den gleichen physiologischen Effekt des Gases wie in einer bestimmten Tiefe zu erzielen.

Um die Oberflächenäquivalenz zu berechnen, verwendet man den Partialdruck in der Tiefe zur Bestimmung des prozentualen Anteils des Gases an der Oberfläche.

Hat nun zum Beispiel ein Kompressorbetreiber verunreinigte Luft angesaugt und die Tauchflasche gefüllt, wird mit Problemen zu rechnen sein. Nehmen wir an, dass eine Luftmischung 0,5% Kohlenmonoxid enthält und wir gehen damit tauchen, so stellt sich die Frage, was dem Atmen dieser Luft in 40 Meter Tiefe (Salzwasser), dem Atmen von wie viel Prozent Kohlenmonoxid an der Oberfläche entsprechen würde?

Antwort: 2,5% (Ein solcher CO-Anteil ist als giftig anzusehen.)

Umgebungsdruck in 40 m = 5 bar
5 bar x 0,005 = 0,025 bar Partialdruck
0,025 = 2,5% Oberflächenäquivalenz

Wie schon gesagt (und später mehr dazu), spielt zwar eine Sauerstoffvergiftung beim Tauchen mit Pressluft keine Rolle, aber beim Tauchen mit Nitroxgemischen auf jeden Fall. Und da das Angebot für solche Gemische immer weiter zunimmt, sollten wir wissen, dass Sauerstoff ab einem Partialdruck von 1,7 bar toxisch wird. Wir sprechen beim Tauchen mit Nitrox von einem kritischen Wert ab 1,4 bar pO2.

Wir wissen vielleicht schon, dass man zum Beispiel nach Tauchunfällen 100% Sauerstoff verabreichen soll. Kann das denn nicht auch zu viel des Guten sein? Nein, denn eine Vergiftung des zentralen Nervensystems (ZNS) ist nur bei einem Sauerstoff-Partialdruck über 1,4 bar absolutem Druck zu erwarten. Der größte Anteil Sauerstoff, den man haben kann, beträgt 100%. Das Atmen von 100% Sauerstoff an der Oberfläche bedeutet einen pO2 von 1,0 bar absolutem Druck, dem größten Partialdruck, den man an der Oberfläche haben kann.

Wie gelangt denn überhaupt das Gas ins Gewebe und wie kommt es wieder heraus? Gibt es Ventile, die man auf- und auch wieder zudrehen kann? Dass es keinerlei Vorrichtungen gibt, kann man bei einer Sprudelwasserflasche gut erkennen. Flasche aufgedreht und schon bald schmeckt das Wasser abgestanden, die Blasen sind weg. Auch hier hat jemand die Hand im Spiel, die gute alte Physik. Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Gesetz, das es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat.

Henry – Über Gassättigung und Bläschen

Der englische Chemiker William Henry (1774 bis 1836) war ein englischer Mediziner und Chemiker und befasste sich unter anderem damit, wie die Löslichkeit von Gasen in einer Flüssigkeit vom äußeren Druck abhängt. Er fand heraus, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen dem Druck und der gelösten Gasmenge gibt.

Das bedeutet schlicht weg, dass bei doppeltem Druck auch die doppelte Gasmenge in der Flüssigkeit gelöst wird, bei dreifachem Druck die dreifache Gasmenge und so weiter. Dieser Zusammenhang hat für uns Taucher eine große Bedeutung, weil das Lösen von Gasen in Flüssigkeiten unter Druck eine der größten Gefahren beim Tauchen verursachen kann, nämlich die Dekompressionskrankheit.

Bei konstanter Temperatur und im Sättigungszustand steht die Menge des in einer Flüssigkeit gelösten Gases im direkten Verhältnis zum Partialdruck des Gases über der Flüssigkeit, so hat der gute William Henry es niedergeschrieben. Was passiert denn eigentlich, wenn man den Druck eines Gases erhöht, das Kontakt mit einer Flüssigkeit hat?

Think simple! Als Witz gemeint? Simple ist einfach 😊

Gase lösen sich in Flüssigkeiten. Dies bedeutet, dass Gase, die Kontakt mit einer Flüssigkeit haben, sich in der Flüssigkeit proportional zu ihrem Partialdruck lösen. Falls der Druck steigt, löst sich mehr Gas, falls der Druck sinkt, verlässt das Gas wieder die Flüssigkeit, d.h. es geht aus der Lösung.
Unsere bereits erwähnten kohlensäurehaltigen Getränke sind hierfür ein gutes Beispiel.

Der menschliche Körper besteht weitgehend aus Wasser, also aus Flüssigkeit. Beim Tauchen kommt nun der Druck noch hinzu und die Grundkomponenten für unser Gesetz sind beisammen.

Bereits gelernt haben wir, dass nach dem Henry-Gesetz die Menge eines in Flüssigkeit gelösten Gases in direktem Verhältnis zum Partialdruck des Gases über der Flüssigkeit steht. Deshalb diffundiert bei einem Tauchgang auf z. B. 30 m Tiefe durch den erhöhten Partialdruck des Gases in der Atemluft entsprechend mehr Stickstoff durch die Alveolar- und Kapillarmembranen und löst sich im Blut (die Löslichkeit steigt mit dem Umgebungsdruck).

Das nun mit Stickstoff reichlich angereicherte Blut wird nun durch das arterielle System unseres Kreislaufes zu den verschiedenen Geweben im Körper transportiert, wo sich die Stickstoff-Konzentration ebenfalls erhöht, denn genauso viele Stickstoffteile wie im Blut sind, werden nun ins Gewebe verlagert. Um Berechnungen anzustellen, wie lange ich nun in welcher Tiefe bleiben kann, ohne dass es zu Problemen kommt, werden hierfür theoretische Gewebe kreiert, die man als Kompartimente bezeichnet.

Die Stickstoffaufnahme in den Geweben (Aufsättigung), wie auch die spätere Abgabe des Stickstoffs beim Auftauchen (Entsättigung), geschieht in jedem Gewebe unterschiedlich schnell bzw. langsam. Das hängt davon ab, wie gut durchblutet ein Gewebe ist. Das stark durchblutete Gehirn wird als schnelles Gewebe bezeichnet, die weniger versorgten Gelenke und Knochen als langsames Gewebe.

Als Halbwertszeit eines Gewebes bezeichnet man die Zeitdauer, die es in der Tiefe bis zur Hälfte seiner möglichen Aufsättigung beziehungsweise Entsättigung benötigt.

Während des Aufstieges entsättigen sich die Gewebe wieder vom Stickstoff, der dann über das Blut zur Lunge transportiert und abgeatmet wird.
Bei einem zu schnellen Aufstieg an die Oberfläche, unter Missachtung der Dekompressionsregeln, sinkt der Außendruck schneller ab, bevor es zur entsprechenden Entsättigung kommen kann. Blut und Gewebeflüssigkeit weisen dann eine Gasübersättigung auf. Der Stickstoff zusammen mit allen anderen gelösten Gasen bleibt dann nicht vollständig in Lösung, sondern sie bilden Blasen. Damit sind wir wieder bei der Sprudelwasserflasche. Beim Öffnen der Flasche geht das Gas schnell aus der Lösung, es schäumt auf.

Die entstehenden Gasblasen können nun im Gewebe zu mechanischen Verletzungen führen und in Blutgefäßen eine Gasembolie bilden. Unter einer Embolie (griechisch Gefäßpfropf) versteht man in der Medizin den teilweisen oder vollständigen Verschluss eines Blutgefäßes, der durch mit Blut eingeschwemmten Materials entsteht. Solches Material können körpereigene und fremde Substanzen wie Fetttropfen, Blutgerinnsel und Luftblasen sein. Es entsteht hinter dem Pfropf so eine lokale Unterbrechung der Blutversorgung.

Aber auch in einer Flüssigkeit gelöste Gase üben weiterhin Druck aus, was man als Gasspannung bezeichnet. Ein Gas löst sich nicht sofort in einer Flüssigkeit und verlässt diese auch nicht sofort, wenn sich der Druck ändert. Dies geschieht vielmehr schrittweise über eine gewisse Zeitspanne, die abhängig ist von der Flüssigkeit, dem Gas und der Kontaktfläche zwischen dem Gas und der Flüssigkeit.

Irgendwann wird jedoch der Druck des in der Flüssigkeit gelösten Gases dem Druck des Gases entsprechen, das in Kontakt zur Flüssigkeit steht und es kann und wird sich kein weiteres Gas in der Flüssigkeit lösen bzw. aus der Lösung gehen können. Dieser Gleichgewichtszustand wird als Sättigung bezeichnet.

Wenn sich der Druck des mit der Flüssigkeit in Kontakt stehenden Gases erhöht (zum Beispiel, wenn der Taucher abtaucht), dann wird die Flüssigkeit noch mehr Gas aufnehmen können als zuvor. Der Gasaustausch erfolgt weiterhin wie zuvor, bis ein neuer Gleichgewichtszustand erreicht ist. Wenn der Druck des mit der Flüssigkeit in Kontakt stehenden Gases sich verringert (wenn der Taucher auftaucht), dann wird die in der Flüssigkeit bestehende Gasspannung grösser sein als der Druck, der auf die Flüssigkeit einwirkt. Der Zustand der Flüssigkeit wird dann als übersättigt bezeichnet. Diese Übersättigung verringert sich schrittweise, während das Gas aus der Lösung geht und sich erneut ein Gleichgewicht einstellt.

Was passiert nun, wenn man den Druck auf eine Flüssigkeit schnell verringert, die mit einem Gas gesättigt ist, welches unter höherem Druck in der Flüssigkeit gelöst wurde?

Eine Flüssigkeit (ein Gewebe) kann eine gewisse Übersättigung vertragen und das Gas noch in Lösung halten.

Wenn die Druckverringerung nun schrittweise erfolgt, wird das Gas die Flüssigkeit auch wieder verlassen, ohne dass sich Blasen bilden.

Erfolgt die Druckverringerung allerdings zu schnell und erzeugt eine übermäßige Übersättigung, kann das Gas in der Flüssigkeit nicht weiter in Lösung bleiben und es kommt zur Blasenbildung. Diese Situation bezeichnen wir als Dekompressions-Krankheit.

Tauchtabellen und Tauchcomputer unterstützen den Taucher eine Übersättigung zu kontrollieren, um zu verhindern, dass sich Blasen bilden.

Zum Thema Dekompressionserkrankung erfahren wir im Kapitel Medizin noch so einiges.

Fassen wir unser Gasgesetz von Henry kurz zusammen und schauen, welche Faktoren eine wichtige Rolle über Menge und Geschwindigkeit einer Aufsättigung spielen.

  • Druck des Gases über der Flüssigkeit (entspricht der Tauchtiefe)
  • Grundzeit
  • Zeit (Tauchzeit)
  • Art des Gases (z.B. Stickstoff)
  • Temperatur (Körpertemperatur),
  • Austauschoberfläche (Gewebeoberfläche, Venen, Arterien),
  • Art der Flüssigkeit (unterschiedliche Gewebsflüssigkeiten)

Gay Lussac – Druck und Temperatur

Joseph Louis Gay-Lussac (1778 – 1850) war ein französischer Chemiker und Physiker. 1802 formulierte er ein Gesetz, nach dem sich Gase proportional mit steigender Temperatur ausdehnen, wenn der Druck konstant bleibt. Der Koeffizient der Volumenzunahme, den Gay-Lussac je Grad Temperaturerhöhung bestimmte, lag bei 1/266 (tatsächlich: 1/273). Nach diesem Gesetz ermittelte A. Crawford die Temperatur, bei der das Volumen eines Gases verschwindet. Diese Berechnungen führten nahe an den absoluten Nullpunkt der Temperatur (-273 °C) heran.

Vorarbeiten für das Gay-Lussac Gesetz gab es bereits von einigen bekannten Wissenschaftlern (Amontons, Lambert, Charles), die jedoch den Grad der Ausdehnung bei Temperaturerhöhung noch nicht präzise genug bestimmt hatten. Jacques Alexandre César Charles stellte bereits eine gleichmäßige Ausdehnung von Gasen (Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff) im Bereich zwischen 0 und 100 °C fest.

Aus dieser Feststellung ergibt sich eine wunderbare Formel, die wir später noch brauchen werden:

Das Gesetz von Gay Lussac kann man nun so interpretieren:

Bei konstantem Volumen wächst der Druck einer gegebenen Gasmenge im gleichen Verhältnis wie die absolute Temperatur in Kelvin.

Was ist denn nun schon wieder Kelvin? Das Kelvin (Einheitenzeichen: K) ist die Basiseinheit der thermodynamischen Temperatur und zugleich gesetzliche Temperatureinheit. In Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in anderen europäischen Ländern gilt auch das Grad Celsius (Einheitenzeichen: °C) als gesetzliche Einheit für die Angabe von Celsius-Temperaturen. Dabei entspricht eine Temperatur von 0 °C umgerechnet 273 K. Der Zahlenwert eines Temperaturunterschieds in den beiden Einheiten Kelvin und Grad Celsius ist gleich. Das Kelvin wurde nach William Thomson, dem späteren Lord Kelvin, benannt. Der Gute wird uns später auch nochmals begegnen.

Welche Beziehung besteht nun zwischen dem Druck, dem Volumen und der Temperatur eines Gases in einem flexiblen Behälter bzw. in einem starren Behälter?

Wärme ist die Energie der Molekularbewegung, deswegen bewegen sich die Moleküle schneller, wenn man Gase in einem starren Behälter erwärmt, aber das Volumen unverändert bleibt, wie eben in unserer Pressluftflasche. Dies bewirkt, dass die Moleküle auf die Innenwände des Behälters öfters und mit mehr Kraft auftreffen und dadurch den Druck erhöhen. Abkühlen bedeutet, dass die Moleküle Wärme verlieren und sich langsamer bewegen, was die Kraft und die Frequenz ihres Auftreffens auf die Innenwände verringert und den Druck sinken lässt.

Zur genauen Berechnung müssen die Temperaturen von Grad Celsius in Kelvin (K) umgerechnet werden. Hierzu addiert man zu den Grad Celsius 273 K.

Wie soeben erfahren, stehen Druck, Volumen und Temperatur eines Gases miteinander in Beziehung. Wenn man bei einer gegebenen Menge eines Gases eine Größe ändert, muss man eine der beiden anderen oder beide proportional ebenfalls ändern. Beim Tauchen vorkommende Änderungen des Drucks, des Volumens und der Temperatur lassen sich voraussagen. Wenn man den Druck erhöht, indem man einem nicht veränderbaren Volumen Gas hinzufügt, wird die Temperatur ansteigen. Das passiert beim Füllen einer Pressluftflasche.

Wenn man den Druck verringert, indem man einem nicht veränderbaren Volumen Gas entnimmt, wird die Temperatur sinken.

Dies erklärt, weshalb eine Pressluftflasche kälter wird, wenn man schnell Luft abströmen lässt und Hersteller spezielle Modifikationen entwickeln, um das Einfrieren eines Atemreglers zu verhindern.

p1 = 225 bar
T1 = 336 K (entspricht 63°C)
T2 = 280 K (entspricht 5°C)
p2 = X
p1/T1 = p2/T2 => 225 bar / 336 K = X / 280 K => (225 bar / 336 K) * 280K = X
X = 187,5 bar

Durch die Abkühlung der Flasche reduziert sich also der Druck um 37,5 bar.

Das sollte man bei seiner Tauchgangsplanung schon berücksichtigen.

Wir erkennen, dass sich ein Gas nicht immer ideal verhält, sondern äußerst real ist.

Es gibt noch weitere Erkenntnisse wo das so ist und die beim Tauchen zu betrachten und berücksichtigen sind. Wir schauen uns deshalb die Arbeiten von Lord Kelvin noch ein wenig näher an.

Joule Thomson – der eisige Effekt

Der Joule-Thomson-Effekt wurde nach James Prescott Joule und Sir William Thomson (dem späteren Lord Kelvin) benannt, die dieses Phänomen im Jahre 1852 beschrieben.

Der Joule-Thomson-Effekt tritt auf, wenn ein reales Gas oder Gasgemisch durch Druckminderung eine Temperaturänderung erfährt. Diese Erscheinung spielt eine wichtige Rolle in der Thermodynamik von Gasen und ist vor allem für die Technik von Bedeutung.

Reduziert man den Druck eines strömenden Gases, so wie in unseren Atemreglern zum Beispiel, expandiert es. Das heißt nichts anderes, das vom Gas eingenommene Volumen hinter dem Hindernis nimmt zu. Dabei erhöht sich der mittlere Teilchenabstand, wodurch sich die Temperatur des Gases ändert. Ideale Gase dagegen weisen keinen Joule-Thomson-Effekt auf.

Ohne weiter in die Tiefen der komplexen Physik einzutauchen, halten wir kurz und knapp fest, dass der „Joule-Thomson Effekt“ maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass es zu einem starken Temperaturabfall in der ersten und auch in der zweiten Stufe des Atemreglers kommt. Ganz einfach auf den Punkt gebracht, beschreibt der Joule-Thomson Effekt den Temperaturabfall bei Gasen, wenn diese dekomprimiert werden und sich wieder ausdehnen.

Doch was löst eine Vereisung aus und welche Faktoren begünstigen eine Vereisung? Wo findet denn überhaupt eine Vereisung statt?
Diese Fragen beschäftigen uns im Kapitel Technik, denn diesem Thema ist höchste Aufmerksamkeit geschuldet und ihm wird, aus unserer Sicht, bei der Ausbildung immer noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.

Bevor wir nun das Kapitel der Gase in der Physik zuschlagen können, befassen wir uns noch einmal kurz mit den realen Gasen und erkennen, dass Gase sich weiß Gott nicht so verhalten wie die Physik es gerne hätte.

200bar oder darf es ein bisschen mehr sein

Die 300 bar Technik wird bei allwissenden Tauchern viel diskutiert. Neben der Frage, wer denn überhaupt Flaschen mit 300bar füllen kann, stellt sich die Frage, ist denn wirklich drin was draufsteht?

Warum soll das denn nicht so sein? Wir haben doch bereits im OWD-Kurs gelernt, dass sich der Flaschenvorrat (als Druckvolumen) als Produkt aus Flaschendruck und Volumen berechnet (konstante Temperatur vorausgesetzt).

Da war doch was. Ideale und reale Gase! Unsere Kenntnisse aus dem OWD-Kurs gelten nämlich nur für die idealen Gase. Wo war nochmal der Unterschied zwischen einem idealen und einem realen Gas? Bei einem idealen Gas geht man davon aus, dass sich das Gas unendlich stark verdichten lässt. Ein reales Gas besteht jedoch aus vielen Molekülen, die ein gewisses Volumen besitzen. Und diese Moleküle kann man nicht unendlich stark komprimieren, da ihr Grundvolumen nun mal nicht unendlich komprimierbar ist. Das bedeutet aber, dass ich immer höhere Drucke aufwenden muss, um einen bestimmten Verdichtungsgrad zu erreichen.

Man hat zur Berechnung von realen Gasen einen Korrekturfaktor ermittelt. Bei der weitverbreiteten 200 bar Technik beträgt der Korrekturfaktor 0.98, d.h. ich „verliere“ nur 2 % der mit einem idealen Gas geplanten Menge. Dieser geringe Verlust ist zu verschmerzen und kann bei der Planung unberücksichtigt bleiben.

Bei 300 bar beträgt der Korrekturfaktor bereits 0.90, das heißt, real stehen mir 10 % weniger zur Verfügung. Und dieser Umstand sollte zumindest in der Tauchgangsplanung in jedem Fall berücksichtigt werden.

Was bedeutet das nun in Zahlen? Ich beabsichtige, mir ein 10 Liter DTG mit 300 bar zu kaufen und würde gerne wissen, welchem 200 bar Gerät das nun entspricht. Berechne ich mir die Menge an Luft, die mir zur Verfügung steht, entsprechend idealer Gasgesetze, komme ich zu dem Ergebnis:

10 l Flasche x 300 bar = 3000barl
vergleichbar
mit 15l Flasche x 200 bar = 3000barl

Na also, mit einer 300bar 10er habe ich eine 200 bar 15er Flasche.
Aber Gase sind nun mal real und wenn ich mir das nun anschaue, staune ich wahrscheinlich nicht schlecht, denn das entspricht einem „realem“ 200 bar Gerät von:

10l Flasche x 300bar x 0,9 Korrekturfaktor = 2700barl

Sieh an, keine 15er mehr. Bei ein wenig wohlgemeintem Runden kann man eine 14er daraus machen.

Ob sich für den Einzelnen die 300bar Technik lohnen kann, muss jeder selbst für sich entscheiden (eine 10er mit 300bar ist in jedem Fall mehr, als eine 10er mit 200bar). Bei der Tauchgangsplanung sollte man jedoch den Korrekturfaktor nicht vergessen, denn bei manchen Tauchgängen kann es unter Umständen dann schon mal sehr eng werden. Und vergessenen sollte man den Füllvorgang auch nicht, denn eine 300 bar Flasche wird beim Füllen deutlich wärmer als eine 200 bar Flasche. Und auch da war doch was …

…. und das ist noch nicht alles, denn eine 300bar Flasche ist von Hause aus schwerer als eine 200bar Flasche. Sie hat dickere Wandungen, weil sie einem höheren Druck standhalten muss. Gewichtskraft und Volumen, das ruft doch schon wieder einen dieser Plagegeister, genannt Physiker, aus seiner verdienten Ruhe.

Archimedes – Der Vater der Tarierung und des Schwebens

Archimedes (um 287 – 212 v. Chr.) war ein griechischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur. Er gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker der Antike.

Nach Überlieferungen sollte Archimedes den Gold-Gehalt einer vom Herrscher Hieron II. den Göttern geweihten Krone prüfen, ohne sie jedoch zu beschädigen. Der König verdächtigte den Goldschmied, ihn betrogen zu haben.

Um diese gestellte Aufgabe zu lösen, tauchte er einmal die Krone und dann einen Goldbarren (sowie einen Silberbarren), der genauso viel wog wie die Krone, in einen vollen Wasserbehälter und maß die Menge des überlaufenden Wassers. Die Krone verdrängte mehr Wasser als der Goldbarren. Dadurch war bewiesen, dass die Krone ein kleineres spezifisches Gewicht hatte und daher nicht ganz aus Gold gefertigt war.

Archimedes soll der Legende nach das Archimedische Prinzip beim Baden entdeckt haben. Aus dem randvollen Wasserbehälter sei jene Wassermenge ausgelaufen, die er beim Hineinsteigen ins Bad mit seinem Körpervolumen verdrängte. Glücklich über seine Entdeckung soll er mit dem Ausruf „Heureka!“ (altgriechisch: „Ich hab’s gefunden!“) nackt auf die Straße gelaufen sein.

Das Archimedische Prinzip kann bei jedem schwimmenden Körper Anwendung finden. Es stellt beim Schiffbau eine zwingend zu berücksichtigende Tatsache dar. Bei seinen hydrostatischen Experimenten entdeckte er das Prinzip der kommunizierenden Gefäße.

Archimedes stellte als Gesetzmäßigkeit fest, dass

ein ganz oder teilweise in eine Flüssigkeit eingetauchter Körper einen Auftrieb mit einer Kraft erfährt, die dem Gewicht der von ihr verdrängten Flüssigkeit entspricht.

Dies bedeutet, dass ein Objekt, das weniger wiegt als das von ihm verdrängte Wasser, positiven Auftrieb hat. Dieser Auftrieb wird als positive Zahl ausgedrückt, zum Beispiel „zwei Kilogramm positiven Auftrieb“.

Ein Objekt, das exakt so viel wiegt wie das von ihm verdrängte Wasser, wird weder an der Oberfläche schwimmen noch sinken. Dieser Zustand wird als neutraler Auftrieb (hydrostatischer Zustand) bezeichnet. Durch das Hinzufügen bzw. Wegnehmen von Gewicht wird das Objekt sinken bzw. schwimmen.

Ein Objekt, das mehr wiegt als das von ihm verdrängte Wasser, hat negativen Auftrieb (Abtrieb). Dieser Auftrieb wird als negative Zahl ausgedrückt, zum Beispiel „zwei Kilogramm negativen Auftrieb“.

Ist doch eigentlich ganz einfach, oder? Die Grundlagen zumindest. Warum müssen, oder besser gesagt sollten, wir Taucher uns doch noch ein wenig mehr mit diesem Thema beschäftigen? Nun, es begegnet uns sofort, wenn wir den kleinen Zeh ins Wasser setzen.

Doch schauen wir uns ein paar wichtige Gegebenheiten der Praxis der Reihe nach an.

Die meisten Schwimmer treiben gerade eben auf dem Wasser. Im Süßwasser reicht es meist, auszuatmen und man geht unter. Der menschliche Körper besteht zu 90% aus Wasser, von daher liegt die Dichte nahe bei 1. Die Dichte des menschlichen Körpers ist abhängig vom Aufbau, denn ein durchtrainierter Körper hat weniger Fett eingelagert, Muskelmasse hat eine höher Dichte, als das Fett eines übergewichtigen Tauchers, auch wenn beide 80 kg wiegen.

Jedes Ausrüstungsteil beeinflusst zudem die Tarierung. Einige Ausrüstungsgegen-stände bringen Gewicht und somit negativen Auftrieb, andere, wie der Neoprenanzug zum Beispiel haben in der Regel positiven Auftrieb. Ein vollständig ausgerüsteter Taucher hat daher meist positiven Auftrieb.

Um seine Auftriebskraft zu verringern wird Blei eingesetzt. Im Salzwasser (Dichte ist mit 1,03kg/dm³ höher als die von Süßwasser) muss die Bleimenge entsprechend höher sein, wenn die restliche Ausrüstung identisch bleibt. Unter Wasser wird das Volumen des Anzuges (siehe auch das Gesetz von Boyle-Mariotte) komprimiert und verliert an Auftrieb. Dieser Auftriebsverlust wird durch Einpumpen von Luft (eine Dichte von 0,00126 kg/dm³) in das Jacket und/oder Trockentauchanzug wieder ausgeglichen. Wir wissen, dass sich beim Auftauchen das Volumen erhöht und damit auch wieder der Auftrieb vom Anzug und der Luft im Jacket. Diese überflüssige Luft muss wieder aus dem Jacket heraus. Durch dieses Spiel und die Feintarierung mit Hilfe der Volumenänderung über die Atmung, stellt sich das angenehme Gefühl der Schwerelosigkeit im Wasser ein. Schweben, ganz so wie der Astronaut im All.

Gute Tarierung und Trim = gerade Wasserlage

Doch wie viel Blei sollte ein Taucher denn nun mitnehmen? Sicher gibt es die ein oder andere Faustformel, aber richtig austariert ist man, wenn man gerade so viel Blei mitnimmt, dass man vor dem Tauchgang bei voller Lunge, leerem Jacket und fast leerer Flasche schwebt und bei voller Ausatmung langsam untergeht.

Fast leerer Flasche? Warum denn das? Nun, auch wenn man es nicht glauben mag, Luft wiegt. Oder wie war das noch beim Thema Druck? 1 Liter Luft wiegt 1,3 Gramm, macht nach Adam Riese bei einer 10 Liter Tauchflasche (200 bar x 10 l Volumen = 2000 barl Luft) 2000 Liter x 1,3 Gramm ergibt stolze 2,6 Kg. Und diese Gewichtskraft muss ich beim richtigen Austarieren berücksichtigen, sonst wird es schwierig, den Sicherheitsstopp auf 3 Meter problemlos einzuhalten.

Um den Auftriebs eines Objektes im Wasser berechnen zu können, muss man folgendes kennen:

  • Das Gewicht des Objekts außerhalb des Wassers.
  • Wie viel Wasser verdrängt das Objekt (das Volumen des Objekts).
  • Das spezifische Gewicht der verdrängten Flüssigkeit.
  • Das spezifische Gewicht und die Dichte von Wasser. (1 Liter Salzwasser wiegt 1,03 kg und 1 Liter Süsswasser 1,00 kg)

Um den Auftrieb eines Objektes zu berechnen, subtrahiert man sein Gewicht vom Gewicht der Flüssigkeit, das von ihm verdrängt wird.

Wenn das Gewicht des Gegenstands grösser ist, hat es negativen Auftrieb und wenn das Gewicht der Flüssigkeit grösser ist, hat es positiven Auftrieb. Wenn das Gewicht der Flüssigkeit und des Gegenstands gleich sind, haben wir neutralen Auftrieb.

Um ein Objekt mit negativem Auftrieb (Abtrieb) in neutralen Auftriebszustand zu versetzen, muss der Auftrieb um so viel erhöht werden, wie er negativ ist (gewöhnlich durch Hinzufügen von Luft in den Auftriebskörper, um das Verdrängungsvolumen des Objektes zu erhöhen). Um einen positiven Auftrieb zu bewirken, muss der Auftrieb um mehr als das erhöht werden.

Um ein Objekt mit positivem Auftrieb in neutralen Auftriebszustand zu versetzen, muss der Auftrieb um so viel verringert werden, wie er positiv ist (gewöhnlich durch Hinzufügen von Gewicht). Um einen negativen Auftrieb zu bewirken, muss das Gewicht um mehr als das erhöht werden.

Für uns als Taucher ist es sicherlich manchmal von Nöten, bei gegebenem Gewicht und gegebener Verdrängung eines Objektes, die Veränderung des Auftriebs in Süss- und in Salzwasser berechnen zu können, wenn Gewicht hinzugefügt bzw. dieses verringert wird, um dem Objekt positiven, negativen oder neutralen Auftrieb zu geben.

Gar nicht so schwer, oder?

Ein weiteres Beispiel zeigt, wie wichtig es ist Auf- und Abtrieb berechnen zu können:

Du assistierst einer Tauchbasis und hast die Aufgabe, in einem See, d.h. in Süsswasser, einen Gegenstand zu versenken, der 50 kg wiegt und 300 Liter Wasser verdrängt. Wie viel Kilogramm Blei musst du an dem Objekt befestigen, um es mit 10 kg negativem Auftrieb am Grund zu halten? (Lasse die minimale Verdrängung des Bleis unberücksichtigt.)

Antwort: 260 kg Blei.

Der Gegenstand hat einen positiven Auftrieb, weil das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit grösser ist als das Gewicht des Gegenstands.

Das Gewicht des verdrängten Wassers beträgt 300 kg.
(300 Liter x 1,00 kg/Liter = 300 kg)

Das Objekt wiegt 50 kg, d.h. es hat 250 kg positiven Auftrieb
(50 kg – 300 kg = -250 kg)

Füge 250 kg hinzu, damit es neutralen Auftrieb erhält, plus 10 kg, damit es 10 kg negativen Auftrieb erhält; dies ergibt zusammen 260 kg Blei.
(250 kg + 10 kg =260 kg)

Ist doch alles kein Hexenwerk, oder?

Im Spezialkurs Suchen & Bergen kann man sicher auch mal etwas ganz schweres Heben und wird live erleben, wie wichtig es ist, diese kleinen Berechnungen vornehmen zu können.

Ausserdem vertieft man in diesem Kurs auch die Navigations- und Tarierfertigkeiten. Also ein Kurs mit dreifachem Sinn.

Tauchflasche und benötigte Bleimenge oder Auftrieb der Tauchflasche

Wir alle kennen entweder von uns selbst oder von den Tauchpartnern die Frage:

„Wie viel Blei soll ich denn weglassen, wenn ich eine andere Tauchflasche (Größe) als normalerweise tauchen werde?“

Besonders spannend, wenn der- / diejenige das erste Mal ins Salzwasser geht und dann noch eine Alu-Flasche ausgeliehen bekommt.

Wir wollen hier die Aluminiumflaschen noch ausser Acht lassen und schauen auf die wesentlich häufiger verwendeten Stahlflaschen. Wenn man dann mal das Vergnügen hat, seine gewohnte 10l-Flasche gegen eine kurze 12er zu tauschen, ist die Überraschung groß, wenn man sich unter Wasser völlig „übergewichtig“ vorkommt.

Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden, denn die 12l-Flasche ist viel schwerer als die 10er!

Ein Blick auf die Flaschenschulter gibt Auskunft.

13,2 kg steht da möglicherweise, gegenüber nur 11,6 kg bei der 10l-Flasche.

An dieser Stelle kurz der Hinweis, dass dieses Gewichtsangaben jeweils ohne Ventil, Farbe, Fuß, Netz usw. angegeben ist, also nur der nackte Stahlzylinder.

Das Volumen der 12er Flasche ist zwar größer und damit auch die Wasserverdrängung, aber das Gewicht eben auch. Nun wollen wir es doch einmal genau wissen und fragen uns, wie groß ist denn nun der Unterschied im Auf-/Abtrieb zwischen der 10 L und der 12L-Flasche? Wieviel Blei muss man demnach beim Flaschenwechsel weglassen bzw. zusätzlich mitnehmen?

Um eine solche Berechnung überhaupt machen zu können, benötigt man die Verdrängung der Flasche (Volumen) und sein Gewicht (eingeprägt auf der Schulter)

Volumen der Tauchflasche > Verdrängung der Flasche > Füllvolumen + Stahlvolumen

Füllvolumen 12L (hier ein Beispiel)
Stahlvolumen = Gewicht DTG ./. Dichte von Stahl (7,85 kg/l)
Stahlvolumen = 13,2 kg ./. 7,85 kg/l = 1,68 l
Volumen der Tauchflasche (Beispiel) = 12 l + 1,68 l = 13,68 l
Völlig untergetaucht verdrängt die Tauchflasche demnach 13,68 l Wasser,

entsprechend 13,68 kg.

Negativer Auftrieb = Gewicht des verdrängten Wassers – Gewicht des DTG.
Negativer Auftrieb = 13,2 kg – 13,68 kg = -0,48 kg
Die leere Tauchflasche hat also einen Auftrieb von 0,48 kg.

So und schon sind wir mit dem Thema Physik durch. Im nächsten Kapitel geht es um die Medizin, besser gesagt um die Erhaltung der Gesundheit oder der Vermeidung von Problemen.

Hier werden wir dann erkennen, dass die Physik durchaus große Wirkung haben kann, aber nicht muss, wenn man die Spielregeln einhält.

Zusammenfassung – die Physik auf einen Blick im Ticker….

Sehen unter Wasser – Das Licht
Licht wird gebrochen, gestreut, absorbiert und reflektiert. Wir sehen alles ein Drittel größer und ein Viertel näher, Farben verschwinden unter Wasser.

Hören unter Wasser – Der Schall
Schall ist unter Wasser etwa viermal so schnell, wir hören zwar Vieles, können aufgrund der Geschwindigkeit die Schallquelle aber nicht genau bestimmen.

Sprechen unter Wasser – Ohne Worte
Sprechen unter Wasser ist eher nicht möglich, dafür nutzen wir Handzeichen

Wärmeverlust beim Tauchen – Warum muss das denn sein
Konduktion, Konvektion, Wärmestrahlung und Verdunstung. Diese Faktoren begünstigen das Auskühlen beim Tauchen.

Der Druck – Was hält der Taucher alles aus
Druck ist mathematisch Kraft ./. Fläche. Wir kennen verschiedene Drücke, wie den hydrostatischen und absoluten Druck, den Umgebungsdruck, aber auch Flaschendruck und viele Begriffe aus dem täglichen Leben.

Boyle – Mariotte – Volumenänderungen unter Wasser

Druck und Volumen sind umgekehrt proportional. Nimmt der Druck zu, wird das Volumen in einem flexiblen Behälter kleiner, nimmt der Druck wieder ab, dehnt sich die komprimierte Luft wieder aus.

Dalton – Alle zusammen ergeben ein Ganzes
Jedes an einem Gasgemisch beteiligte Gas hat einen eigenen Druck, den Partialdruck. Die Summe aller Partialdrücke ergibt den Gesamtdruck eines Gasgemisches.

Ideale und reale Gase – wie die Physik sich alles zu Recht legt

Ideal hätte die Physik die Gase gerne, dann wäre alles viel einfacher. Gase verhalten sich aber real, was wir besonders bei Temperaturunterschieden merken.

Henry – Über Gassättigung und Bläschen
Gase können sich unter Druck in Flüssigkeiten lösen, es sind also keine Blasen mehr. Es sind immer so viele Teilchen in einer Flüssigkeit gelöst, wie außerhalb vorhanden sind. Entlastet man den Druck, geht das Gas wieder aus der Lösung heraus und es entstehen wieder Blasen.

Gay Lussac – Druck und Temperatur
Fülle ich eine Tauchflasche, komprimiere ich unter hohem Druck die Luft und es entsteht Wärme; kühlt sich die Flasche wieder ab, so nimmt auch der in ihr befindliche Druck ab.

Joule Thompson – der eisige Effekt

Lasse ich Hochdruck z. B. durch ein Ventil in einen größeren Raum strömen, lässt der Druck nach, weil sich die Luft ausdehnen kann. Es entsteht Kälte. Nichts anderes passiert in einem Atemregler, wenn der Hochdruck der Tauchflasche auf einen atembaren Druck reduziert wird.

200bar oder darf es ein bisschen mehr sein
Es gibt neben der gängigen 200bar Technik auch die 300bar Technik. Ein paar Besonderheiten bezüglich meines tatsächlichen Atemgasvorrates sind zu beachten und wir reden hier auch von realen Gasen.

Archimedes – Der Vater der Tarierung und des Schwebens
Negativer oder positiver Auftrieb hängt stark vom Volumen und der Dichte von Materialien ab. Ein ins Wasser getauchter Gegenstand nimmt scheinbar so viel an Geschichtskraft ab, wie die von ihm verdrängte Wassermenge wiegt.

Wiederholungsfragen – Teste Dein Wissen

1) Physiologische Auswirkungen eines Gases nehmen in der Tiefe:
a) Zu
b) Ab
c) Bleiben gleich
d) Verdoppeln sich

2) Die prozentuale Zusammensetzung eines Atemgases in der Tauchflasche nimmt in der zunehmenden Tiefe:
a) Zu
b) Ab
c) Bleibt gleich
d) Verdoppelt sich

3) bei einem EAN 34 beträgt der Inertpartialdruck bei 25m:
a) 2,24bar
b) 1,65bar
c) 2,31bar
d) 1,19bar

4) In einem flexiblen Körper _________ sich das Volumen beim Abtauchen von der Meeresoberfläche in 30m Tiefe
a) verdoppelt
b) verdreifacht
c) drittelt
d) viertelt

5) Mit zunehmender Tiefe löst sich _________ Gas in einer Flüssigkeit
a) mehr
b) weniger
c) gleicht viel
d) die doppelte Menge

6) Nach dem Füllen bei 55°C im Kompressorraum zeigt das Finimeter 210bar an.
Nach dem Sprung in einem See bei 8°C zeigt das Finimeter was an?
Bitte auf die nächste Stelle aufrunden.

a) 258bar
b) 173bar
c) 201bar
d) 180bar

7) Es wird mit einer D7/300bar (Doppel 7ltr DTG mit 300bar gefüllt) getaucht.
Welche Luftmenge steht dem Taucher bei der Planung der benötigten Luftmenge zur Verfügung. a) 4200 barl Sauerstoff

b) 4200 barl Luft
c) 3822 barl Luft
d) 3780 barl Luft

8) Kurzwelliges ___________ Licht wird bei normaler Dispersion stärker gebrochen als langwelliges ____________ Licht.
a) rotes / blaues
b) blaues / rotes
c) grünes / blaues
d) grünes / rotes

9) Es soll ein auf den Grund gesunkener Anker mit einem Gewicht von 150Kg Gewicht und 80 Liter Verdrängung im Süßwasser geborgen werden. Wieviel Wasser muss verdrängt werden, damit der Anker neutral tariert ist? Bitte auf die nächste volle Stelle aufrunden.
a) 70 l
b) 66 l
c) 80 l
d) 64 l

10) Es soll ein auf den Grund versunkener Anker mit einem Gewicht von 150Kg Gewicht und 80 Liter Verdrängung im Salzwasser geborgen werden. Wieviel Wasser muss verdrängt werden, damit der Anker neutral tariert ist. Bitte auf die nächste volle Stelle aufrunden.
a) 70 l
b) 66 l
c) 80 l
d) 64 l

Kapitel 2 – Tauchsituationen in der Praxis

Der Tauchbegeisterte wird nach seiner Tauchausbildung sicherlich die ersten Tauchgänge mit einem Guide, Tauchlehrer oder einem sehr erfahrenen Taucher durchführen. Doch schon bald wird er sich auf eigene Flossen stellen wollen und unternimmt mit einem Buddy selbst geplante und organisierte Tauchgänge. Dabei wird das Tauchgebiet neben den bekannten Tauchplätzen immer weiter ausgedehnt. Doch nun heißt es wieder aufgepasst und mit Bedacht und langsam sich an die neuen Umgebungen herantasten.

Wir schauen uns in diesem Kapitel jeweils kurz ein paar Tauchsituationen an, die Auswahl ist nicht allumfassend und ausführlich. Wir verweisen hier auf unsere Spezialkurse, die sich intensiv und ausführlich mit verschiedenen Tauchsituationen befassen:

Gezeitentauchen – Ebbe und Flut

Gehört haben wir das alle schon einmal: Ebbe und Flut oder auch die Gezeiten. Eigentlich gibt es an jedem Tauchspot die Gezeiten. Mal bemerkt man sie fast gar nicht, mal ist das Meer wie von Zauberhand verschwunden. Bevor wir uns an Tauchplätze mit merklichen Gezeiten heranwagen und hier abtauchen, schauen wir uns dieses Phänomen genauer an, um die Spielregeln zu verstehen.

Als Flut wird der Zeitraum zwischen dem tiefsten Wasserstand und dem höchsten Wasserstand bezeichnet, man nennt diese Phase auch „auflaufendes Wasser“. Der Wasserspiegel steigt also während der Flut. Hat es den höchsten Wasserstand erreicht, nennt man das am Meer Hochwasser.

Das Gegenteil von Hochwasser ist das Niedrigwasser, wenn das Meer den geringsten Wasserstand erreicht hat. Als Ebbe wird der Zeitraum zwischen dem höchsten Wasserstand und dem niedrigsten Wasserstand bezeichnet, also wenn der Wasserstand sinkt. Das nennt man dann auch „ablaufendes Wasser“.

Und den in Metern gemessenen Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser bezeichnet man als Tidenhub.

Ebbe und Flut entstehen durch das Spiel von Anziehungs- und Fliehkräften zwischen Erde und Mond. Der Mond umkreist die Erde in ca. 28 Tagen. Die Anziehungskraft der Erde wirkt dabei auf den Mond und wirkt der Fliehkraft des Mondes bei seiner Bewegung um die Erde entgegen. Aber auch der Mond zieht die Erde an, allerdings deutlich schwächer. Und diese Anziehungskraft des Mondes bewirkt die Gezeiten.

Jeder von uns weiß, was uns auf der Erde fest auf dem Boden hält. Klar, die Schwerkraft und die wiederum entsteht durch die Anziehungskraft der Erde. Man nennt diese Kraft auch Gravitationskraft. Ohne sie würden wir frei in der Gegend umherfliegen. Die Erde zieht aber nicht nur uns an und hält uns auf dem Boden, auch wir ziehen die Erde an oder uns gegenseitig.

Dies merken wir allerdings nicht, weil wir viel weniger Masse und damit Gewicht als die Erde haben und unsere Anziehungskraft deshalb viel geringer ist. Zwei Naturgesetze sind in diesem Zusammenhang von Bedeutung für uns: Je mehr Masse ein Körper hat, umso höher ist auch seine Anziehungskraft. Allgemein zieht jeder Körper jeden anderen an, eben mit unterschiedlichen Kräften.

Durch die Gravitation zieht die Erde den Mond und der Mond wiederum die Erde an. Da Wasser flüssig, also beweglich ist, kann der Mond mit seiner Anziehungskraft das Wasser auf der Erde ein Stück zu sich hin „ziehen“.

An der Erdseite, an welcher der Mond gerade steht, hebt sich der Wasserspiegel der Meere also an.

Es entsteht an der mondzugewandten Erdseite ein sogenannter „Flutberg“. Da sich die Erde um sich selbst dreht, wandert sie durch diesen Flutberg hindurch. Deshalb wechseln sich Ebbe und Flut ab. Das Wasser „wandert“ also nicht einfach nur mit dem Mond weiter, sondern die Erde dreht sich dabei auch unter dem Flutberg hindurch. Warum dauert es aber etwa zwölf Stunden bis zur nächsten Flut? Die Erde dreht sich innerhalb von 24 Stunden, also in einem Tag, einmal um sich selbst und damit einmal unter dem „Flutberg“ hindurch. Es gibt aber noch einen zweiten Flutberg – dieser liegt direkt gegenüber dem ersten an der mondabgewandten Seite der Erde.

Doch wie entsteht dieser zweite Flutberg? Dazu müssen wir die zweite physikalische Kraft hinzuziehen: die Fliehkraft, die durch Drehbewegung entsteht.

Wir wissen, dass sich Erde und Mond um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen und dass bei jeder Drehbewegung Fliehkräfte entstehen. Stellen wir uns Erde und Mond wie zwei Menschen mit langen Haaren vor, die sich gegenüberstehen und fest an den Händen halten. Jetzt beginnen sie, sich umeinander zu drehen, so schnell, dass die Haare anfangen in der Luft zu „schweben“. So wie die Fliehkraft die Haare von der gemeinsamen Drehachse weg nach außen drängt, wird auch das Wasser auf der Erde nach außen geschleudert. Die Fliehkraft, die bei der Rotation von Erde und Mond entsteht, ist also für den zweiten, gegenüberliegenden Flutberg verantwortlich.

Ein weiteres Problem gibt es noch zu beachten. Es dauert zwölf Stunden und 25 Minuten von einer Flut bis zur nächsten und nicht nur einfach zwölf Stunden. Das liegt daran, dass sich der Mond innerhalb eines Tages weiter um die Erde bewegt. Teilt man den Erdball in 360 Grad ein, wandert der Mond jeden Tag um etwa 13 Grad um die Erde herum.

Anschaulich wird es, wenn man sich die Zeit notiert, an dem der Mond aufgeht. Nehmen wir an, er ginge genau um zwölf Uhr auf. Würden wir einen Tag später wieder messen, ginge er etwa 51 Minuten später, um 12:51 Uhr, auf. Rechnen wir diese 51 Minuten also zu den 24 Stunden, die die Erde braucht, um sich einmal um sich selbst zu drehen und teilen wir die Summe jetzt durch zwei (denn während dieser Zeit dreht sich die Erde genau einmal unter den zwei Flutbergen hindurch) kommen wir dann auf zwölf Stunden und 25,5 Minuten. Das entspricht der Zeit, die zwischen zwei Fluten liegt.

Auch die Sonne hat einen Einfluss auf Ebbe und Flut. Doch obwohl die Sonne viel mehr Masse hat als der Mond, ist ihr Einfluss auf die Gezeiten nicht einmal halb so groß. Dies liegt an der großen Entfernung der Sonne zur Erde. Denn je größer die Entfernung zweier Körper voneinander ist, desto kleiner ist ihre gegenseitige Anziehungskraft und die Anziehungskraft der Sonne auf die Erde ist deshalb etwa drei Mal so klein.

Je nach Stand des Mondes zur Sonne und Erde hat die Sonne dabei eine verstärkende oder auch abschwächende Wirkung auf die Gezeiten. Stehen Sonne, Erde und Mond auf einer Linie addieren sich die „Gezeitenkräfte“ von Sonne und Mond. Der „Tidenhub“ ist dann besonders groß. Tidenhub ist wie gelernt der Höhenunterschied zwischen dem Wasserpegel bei Ebbe und Flut. Da besonders viel Wasser zu den Flutbergen strömt, ist die Flut höher als sonst. Man nennt diese besondere Gezeitenform dann Springtide. Auch die Ebbe ist bei der Springtide ausgeprägter als sonst.

Fazit: Bei Neu- und Vollmond ist die Flut höher.

Was bedeutet das alles für uns Taucher? In erster Linie eine exakte Planung des Tauchganges. Neben allen Anforderungen an die Ausrüstung wie beim Strömungstauchen, müssen wir den genauen Zeitpunkt des sogenannten Stillwassers kennen, das ist der Zeitpunkt wo die Flut zur Ebbe und umgekehrt wird.

Zu diesem Zeitpunkt herrscht keine Strömung und die Tauchgänge sind deutlich einfacher durchzuführen als bei auf-, bzw. ablaufendem Wasser. Tauchen wir zu diesen Zeiten, kann es lebensgefährlich werden.

Deshalb tauchen wir genau während der mehr oder weniger strömungsfreien Phase am Kenterpunkt. Der Zeitpunkt der Strömungsumkehr zwischen auflaufendem und ablaufendem Wasser und umgekehrt nennt man den Kenterpunkt der Tide.

Abhängig vom Tauchplatz ergibt sich ein Zeitfenster von ca. 30 Minuten vorher, bis 30 Minuten nach dem Kenterpunkt.

Theoretisch gibt es 3-4 Zeitfenster am Tag: 2x Hochwasser und 2x Niedrigwasser, aber praktisch sind das jedoch nur 2 mögliche Zeitfenster.

Rein aus Sicherheitsgedanken ist ein optimales Tauchen nach Ebbe, denn dann bringt die Strömung uns am Ende des Tauchgangs landeinwärts.

Die bessere Sicht dürfte allerdings das Hochwasser bieten, aber dann ist der Tauchgang frühzeitig zu beenden, damit man nicht Gefahr läuft, mit der Strömung ins offene Meer gezogen zu werden.

Tauchen bei Brandung

Als Brandung bezeichnet man das geräuschvolle und mit der Bildung von Gischt verbundene Verhalten von Wellen, wenn sie extrem flache Bereiche eines Meeres oder eines sehr großen Sees, in aller Regel die Küsten- bzw. Uferzone, erreichen. Sie wird unter anderem dadurch hervorgerufen, dass im zunehmend flacher werdenden Wasser die Wellen immer höher werden und schließlich brechen. Die damit insgesamt verbundenen Turbulenzen und Strömungen haben einen bedeutenden Einfluss auf Erosion und Sedimentation an Flachküsten.

Wie entstehen Wellen und Dünung? Wenn Wind über das Wasser weht, entstehen durch die Reibung Wellen. So, wie wenn man auf die Suppe im Teller bläst. Je stärker der Wind, je grösser die Wirklänge (Fetch) und je länger die Einwirkzeit, desto mehr Energie überträgt der Wind ins Wasser. Somit entstehen die größten Wellen unter einem großen Sturmtief auf offener See. Direkt unter dem Sturm ist die See wild und ungeordnet. Der Seegang, der unter direktem Einfluss des Windes steht, wird als Windsee bezeichnet. Wütet der Sturm direkt an der Küste, sind die Wellen sehr hoch und in der aufgepeitschten See ist ein Abtauchen nicht möglich, besser gesagt sinnvoll.

Die Wellen breiten sich vom Entstehungsort auch in Regionen mit anderen Windverhältnissen aus, so wie sich die Wellen vom Eintauchpunkt im Kreis ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft. Der auslaufende Seegang wird als Dünung (engl. Swell) bezeichnet.

Mit zunehmender Distanz ebben die Wellen ab und ordnen sich. Die Wellenhöhe wird geringer, dafür vergrößert sich die Wellenlänge. Die Dünung kann so abflachen, dass sie an der Wasseroberfläche kaum mehr sichtbar ist. Der Energieimpuls der Welle wird im Wasser mit nur geringen Verlusten von Molekül zu Molekül weitergegeben, so dass die Welle große Distanzen sehr schnell zurücklegt.

Im tiefen Wasser bricht eine Welle, wenn ihr Verhältnis Höhe: Länge größer ist als 1:7, bedeutet, die Welle bricht wenn die Höhe der Welle ein Siebtel der Wellenlänge übersteigt. Auf ihrem weiteren Weg zur Küste nimmt die Wellenlänge weiter ab und die Wellenhöhe weiter zu, bis sich die Welle immer mehr einem Verhältnis von 1:7 nähert. Dieses Verhältnis ist erreicht, wenn die Wassertiefe das 1,3 fache der Wellenhöhe ausmacht. Da sich der Wellenkamm nun schneller bewegt als das Wellental und die Höhe mehr als das 1,7 fache der Wellenlänge ausmacht, wird die Welle instabil, die Welle bricht und der Wellenkamm fällt vorne über.

Es gibt nun drei Grundtypen von Brechern:

Sturzbrecher sind dadurch gekennzeichnet, dass sich an ihrem Kamm Wasserabrisse bilden, die durch die Luft fliegen bevor sie ins Wasser stürzen. Diese Brecher entstehen über mäßig abfallendem Grund, der die Welle abrupt bremst, sodass die Spitze der Welle dem unteren Teil förmlich voraus fliegt.

Schwallbrecher treten bei sanft ansteigendem Meeresboden auf. Der obere Teil der Welle trudelt und rutscht die Vorderseite der Welle hinunter, wenn sie langsam abgebremst wird.

Reflexionsbrecher entstehen an sehr steilen Stränden, die wie Wände aus dem tiefen Wasser hervorragen. Da die Welle keinen, bzw. nur sehr geringen Kontakt zum Grund hat, wird sie auch nicht gebremst und brandet nahezu ungebrochen an die Küste. Reflexionswellen können eine sehr zerstörerische Wirkung haben, da sie kaum Energie verlieren.


Die Ruhe kann trügerisch sein

Durch die unterschiedlichen Wellen und ihre Eigenschaften müssen Taucher auch unterschiedliche Techniken anwenden, wenn sie hier abtauchen wollen. Sturzbrecher können dem Taucher Probleme bereiten, wenn sie auf ihn herabstürzen, haben aber den Vorteil, dass es nur eine sehr kurze Brandungszone gibt und man schnell hindurch ist, wenn man sich die Durchquerung richtig einteilt.

Reflexionsbrecher


Es kann schnell so aussehen

Reflexionsbrecher sind sehr stark und können den Taucher gegen Felsen und Wände werfen, man kann sie aber beim Ausstieg perfekt nutzen indem sie den Taucher an die Küste heben.

Beim Einstieg ins Wasser vom Strand aus, zieht man seine Flossen wie üblich erst an, nachdem man hüfthohes Wasser erreicht hat, sofern die Oberflächenbedingungen dies überhaupt zulassen. Man lässt sich beim Anziehen der Flossen von seinem Tauchpartner helfen, zieht die Flossen über Kreuz an, indem man abwechselnd einen Fuß auf das gegenüberliegende Knie legt und die Flosse anzieht.

Alternativ kann man bei Brandung rückwärts ins Wasser gehen, sofern die Gegebenheiten dies zulassen. Man setzt die Maske auf und zieht die Flossen an, dreht sich um und geht rückwärts und bewegt sich mit schlürfenden Fußbewegungen ins tiefere Wasser. Zwischen den sich überschlagenden Wellen hält man inne und sobald das Wasser tief genug ist, dreht man sich um und taucht gemeinsam mit dem Partner ab und schwimmt vom Ufer fort.

Gibt es einen Steg, erfolgt der Einstieg mit einem großen Schritt vorwärts. Man wartet dabei auf eine größere Welle und schwimmt dann schnell aus der Brandung und von der Einstiegsstelle fort.

Wichtig ist, egal wie man einsteigt, die Navigation nicht zu vergessen. Hierbei setzt man seine natürlichen Navigations-fertigkeiten ein, achtet auf Orientierungs-merkmale über sowie unter Wasser, damit man die Einstiegsstelle wiederfindet.

Am schwierigsten ist es, wenn man über Felsen ins Wasser muss und keine Leiter oder die Möglichkeit zum Springen hat. In jedem Fall ist es wichtig zu wissen, wie tief das Wasser an dieser Stelle ist (sollte der Guide oder die ansässige Tauchbasis beantworten können) und man muss auch hier den Wellenrhythmus beachten. Nach dem Einstieg kann man versuchen, sich mit der Strömung raus ziehen zu lassen und vermeidet, gegen die Felsen geschleudert zu werden. Oft ist der Einstieg, wenn man noch munter und aufmerksam ist, relativ leicht. Der Ausstieg ist meistens bei weitem schwieriger. Man muss sich in eine Warteposition bringen, am Besten in Bodennähe, wo eine geringe Brandung ist, nimmt eine Flosse in die Hand begibt sich zum Ausstieg. Erst im letzten Moment zieht man auch die zweite Flosse aus, denn sonst ist man nur noch ein Spielball der Wellen. Wer Handschuhe hat sollte sie unbedingt verwenden, weil man sich schon einmal ein Stück an den Felsen entlangzieht und scharfe Kanten oder Seeigel zu Verletzungen führen können. Hast du als Buddy Anfänger dabei, ist es wichtig, ihnen vorher genau zu erklären was sie machen müssen und ihnen zu helfen, damit es nicht zu Stress und Panik kommt.

Rissströmung

Die Riss-Strömung ist ein Wasserfluss, der vertikal zur Küste auftritt und mit mehr Kraft in das Meer fließt, als ein Schwimmer oder Taucher in der Regel aufbringen kann.

Es sind lokale Abfluss-Korridore von angesammeltem Wasser an der Küste durch Kanäle.

Die Riss-Strömung hat je nach Größe der Öffnung eine Länge von 20 bis 200 Metern und eine Breite von 3 bis 7 Metern und ist wie ein Katapult, das den Schwimmenden ohne Vorwarnung treffen kann.

Solche Unterströmungen sind von Laien und von außerhalb des Wassers kaum zu erkennen. Man kann auf Unterschiede in den Wasserfarben und ungewöhnliche Wasserbewegungen achten und auf Bereiche, in denen sich Wassermengen aus unterschiedlichen Richtungen begegnen. Hier kann die Bewegung unter Wasser auch über Wasser sichtbar sein, aber das ist nicht zwingend der Fall!

Auch eine total ruhige Meeresoberfläche kann unsichtbare Unterströmungen in der Brandungszone verbergen. Selbst im flachen Wasser sind Unterströmungen so stark, dass sie einen Menschen umwerfen können.

Gerät ein Taucher in eine solche Strömung, die im englischen „ripp-current“ genannt wird, sollte er nicht versuchen geben diese Strömung anzukämpfen, sondern die Grundregeln beachten:

  • unbedingt Ruhe bewahren und
  • niemals gegen die Strömung ankämpfen

Am besten ist es, parallel zum Strand seitlich aus der Strömung heraus zuschwimmen. Der direkte Weg aus dem Wasser zum Strand ist meist der falsche, denn beim Kampf gegen die Strömung gehen einem die Kräfte sehr schnell aus.

Wenn Schwimmen nicht möglich ist, lässt man sich ruhig auf dem Wasser treiben, bis man aus der Zone der Unterströmung heraus ist. Dann erst heißt es, ruhig zum Strand zurückschwimmen. Ist man weit draußen und man kann den Strand nicht mehr selbst erreichen, dreht man sich in Richtung Strand, hebt einen Arm, winkt und ruft laut um Hilfe.

Aber aufgepasst, auch die Retter sind von Unterströmungen genauso gefährdet wie ihre „Opfer“. Tatsächlich sterben jedes Jahr viele Menschen beim Versuch, anderen aus „rip currents“ herauszuhelfen. Auch wenn man in panischer Angst um einen der Liebsten ist: Rennt nicht einfach ins Wasser!

Trommelt so viele andere Helfer zusammen wie möglich und bildet vom Strand aus eine sogenannte Rettungskette. Jemand sollte gleichzeitig einen Notruf absetzen und/oder nach einem Rettungsschwimmer suchen.

Wenn ihr jemanden im Wasser erreichen wollt, geht nur mit einem Auftriebskörper (einer Schwimmweste, einem Rettungsring oder mit einem Jacket) hinein, damit ihr eure Kraft nicht beim Schwimmen verbraucht.

Tauchen von einem Boot

Das Tauchen von einem Boot ist bei Tauchurlauben Gang und Gäbe. Aber gerade beim Tauchen von einem Boot sind einige Punkte zu beachten, um mögliche Probleme zu vermeiden. So könnten Gefahren beim Aufenthalt an der Ankerleine und durch Stampfbewegung des Bootes entstehen, die besonders beim Aufenthalt im Dreieck Wasseroberfläche — Ankerleine — Bug nicht zu unterschätzen sind.

Weitere Gefahren sind beim Losreißen des Ankers zu beachten, ebenso beim Schlingern des Bootes in der Nähe des Ankers. Besonders gefährlich ist es am Ankervorfach, da man sich hier die Finger einklemmen kann.

Aber auch schon während der Ausfahrt oder beim Vor-Anker-Liegen ist es leider schon oft vorgekommen, dass es zu Unfällen gekommen ist. Ganz banal und so leicht zu vermeiden. Vorwärts sollte man nicht auf Niedergängen herabsteigen, sondern wie auf einer Leiter am Apfelbaum. Oder eine Welle lässt das Boot sich auf und ab bewegen und man stürzt. Deshalb merkt man sich am besten den Satz: Immer eine Hand am Boot!

Grundsätzlich gilt den Anweisungen der Crew zu folgen, alle Ausrüstung sicher zu verstauen und rechtzeitig Platz machen, damit man bei Manövern nicht im Wege steht, sitzt oder liegt.

Sinn macht es auch, sich ein wenig mit der Sprache der Seeleute vertraut zu machen, damit man auch weiß, was die meinen, wenn Anweisungen oder Infos kommen. Tauchlehrer und Guides sollten den Sportbootführerschein oder zumindest den Kurs Seemannschaft belegt haben. Hier lernt man alle wichtigen Verhaltensweisen nachhaltig und kann ggf. sogar beim An- und Ablegen helfen oder man darf gar mal ein Stückchen selber fahren.

Anschauen wollen wir uns zumindest die wichtigsten Bezeichnungen der Seiten an Bord:

Möglich ist es natürlich auch, dass man der Verantwortliche bei einer Tauchausfahrt oder gar für eine Safari über mehrere Tage zuständig ist. Schauen wir uns kurz an, welche im ersten Augenblick nicht für möglich gehaltene Vielfalt an Aufgaben und Vorkehrungen es dabei zu beachten gibt.

Die folgende Zusammenstellung in Stichpunkten soll deshalb verdeutlichen, wie umfangreich diese Organisation ist, wenn man die Verantwortung für mehrere Tauchgruppen auf einem Boot hat.

Die Vorbereitungen beginnen bereits an Land:

  • Information über das Tauchgebiet einholen
  • Einteilung und Postierung der Mitglieder der Sicherheitsgruppe vor Abfahrt des Boots (einer Steuerbord hinten, einer Backbord hinten, einer in der Mitte des Boots) Sicherung der Taucher durch Sicherheitsgruppe während der Fahrt.
  • Überprüfung der Taucherdaten, wie z.B. ist die medizinische Untersuchung OK? Wann war der letzte Tauchgang? Welches Niveau haben die Taucher (Brevetierung, Anzahl der Tauchgänge). Diese Informationen benötigt man um entsprechend die Tauchgruppen zusammenzustellen.
  • Sich vertraut machen mit den Notfallhilfsmitteln an Bord
  • Mitnahme des/der Reservegeräte
  • Mitnahme einer schwimmenden Strömungsleine mit Boje
  • Notfallkoffer incl. Sauerstoff, ggf. AED (Automatisierter Externer Defibrillator)
  • Festlegung des Tauchziels
  • Sprit und Funktion des Beiboots überprüfen.

Vorbereitungen vor Beginn des Tauchgangs an Bord:

  • Vorstellung des Tauchgebiets (Gruppenleiterbriefing), Topologie, Gefahren,
  • Besonderheiten, die zu beachten sind
  • Absprache von Notsignalen
  • Briefing innerhalb der Gruppen durchführen lassen
  • Ausrüstungscheck innerhalb der Gruppen durchführen lassen
  • Auf Besonderheiten beim Tauchbetrieb aufmerksam machen (Ein-, Ausstieg)
  • Reservegeräte mit angeschlossenem Atemregler ausbringen (3 m Tiefe)
  • Bei Strömung Strömungsleine ausbringen
  • Bei größeren Booten Ausstieg öffnen
  • Leiter zum ins Boot hineinsteigen ausbringen,

Aktionen während des Tauchbetriebs:

  • Ankersicherung vor und nach dem Tauchen
  • Sicherung der Taucher durch Sicherheitsgruppe während des Tauchbetriebs
  • Führen der Tauchgangsliste (Namen, Einstiegszeit, Ausstiegszeit, Tiefe)
  • Sicherheitsgruppe geht erst ins Wasser, wenn die erste Gruppe wieder an Bord ist und den Sicherungsbetrieb übernimmt.
  • Betrieb nach dem Tauchgang:
  • Überprüfung, ob alle Gruppen zurück sind
  • Notierung der Gruppentauchdaten (Tiefe, Zeit, Vorkommnisse).
  • Einholen der Deko/Reservegeräte
  • Einholen der Strömungsleine

Sehr oft werden Tauchausfahrten mittels eines Schlauchbootes vorgenommen. Plant man z.B. eine Tauchausfahrt mit dem eigenen Schlauchboot, muss man vor dem Auslaufen einige weitere Punkte beachten. So ist der Bootsführer dafür verantwortlich, dass eine ordnungsgemäße Bootsausrüstung vorhanden ist. Diese besteht aus Anker mit Kettenvorläufer; Kompass; Lenzpumpe, Eimer oder Ösfaß, Signalhorn oder Trillerpfeife; Notsignale, Sturmstreichhölzer; starke Taschenlampe; Riemen oder Paddel; Erste-Hilfe-Kasten in wasserdichtem Behälter; Rettungswesten oder Taucherwesten; Werkzeug, Ersatzscherstifte; Ersatzzündkerzen; Ersatztreibstoff; Trinkwasser; Handy/Funkgerät.

Vor der Bootsausfahrt sollte natürlich auch der Wetterbericht eingeholt werden und eine Brennstoff-und Ölüberprüfung erfolgen. Den Mitfahrern werden feste Plätze und evtl. Jobs zugewiesen und die Beladung auf Sitz und Platz überprüft. Bei Wind und rauer See sollten die Tauchanzüge vorher angezogen und die Taucherwesten nach dem Tauchgang weiterhin getragen werden. An Land hinterlässt man Angaben über den geplanten Zielort, die voraussichtliche Rückkehrzeit und eine Teilnehmerliste. Bei zu starkem Wind, Strömung und/oder Wellen, sollte man die Ausfahrt erst gar nicht durchführen.

Spricht man über Bootfahren, Seemannschaft oder Sportbootführerscheine kommt man an einigen Knoten nicht vorbei. Doch viele dieser Knoten sind nicht nur beim Bootfahren zu gebrauchen, sondern helfen bei vielen anderen Belangen des Tauchsports. Und vergessen darf man nicht, dass ab **/Silber Knotenkunde als Voraussetzung gilt. Wir besprechen an dieser Stelle nur ein paar wenige, umfangreiche Knotenkunde findet man in den Kursen der Sportbootführerscheine, der Seemannschaft / Tauchen von einem Boot und im SK Suchen und Bergen.

Palstek

Der Palstek ist eine Schlinge die sich nicht zuzieht, ist der in der Seefahrt der am häufigsten verwendete Knoten und wird daher auch als König der Knoten bezeichnet.

Der Name Palstek ist plattdeutsch für Pfahlstich. Gemeint ist damit eine Festmacherleine, welche ein Schiff zu einem Pfahl oder Dalben hin befestigt.
Der Palstek ist einfach herzustellen, hält gut und ist auch nach langer und wechselnder Belastung meist gut zu lösen. Zuerst legt man ein Auge, fährt mit dem losen Ende um den zu befestigenden Gegenstand, oder bildet damit eine Schlaufe in der gewünschten Länge. Nun fährt man mit dem losen Ende durch das Auge, um das feste (ziehende) Ende herum, und wieder zurück durch das Auge.

Entscheidend ist, dass man das lose Ende von der richtigen Seite in das Auge führt, und umgekehrt wieder durch das Auge zurück, so dass die beiden Seilenden parallel liegen. Wenn man von der falschen Seite in das Auge eintaucht, entsteht kein Knoten. Zum Festziehen fasst man mit der einen Hand das ziehende Ende, mit der anderen die zwei parallel liegenden (das lose Ende und den parallel liegenden Teil der Schleife).
Eselsbrücke: „Ein Frosch kommt aus dem Teich – kriecht um den Baum herum – und taucht dann wieder in den Teich zurück.“

Beim Palstek mit außenliegendem Ende, auch rechter Palstek, liegt das Ende außerhalb des Auges. Diese Form wird in der britischen Literatur als „richtig“ bezeichnet.

Sie eignet sich besonders, wenn die Leine wechselnden Belastungen unterliegt. Beim Palstek mit innenliegendem Ende, auch linker Palstek, liegt das Ende innerhalb des Auges. Diese Variante wird bevorzugt, wenn vermieden werden soll, dass die lose Part an anderen Gegenständen hängenbleibt.

Kreuzknoten

Der Kreuzknoten, auch Doppelknoten, Reffknoten, Samariterknoten oder Weberknoten genannt, ist ein Knoten zum Verbinden von zwei gleichstarken Seilenden (Tampen). Der Kreuzknoten wird gebunden, indem man zwei Überhandknoten übereinander setzt. Dabei ist zu beachten, dass die beiden Überhandknoten verschiedene Orientierung haben – also links über rechts und dann rechts über links (oder beide umgekehrt). Beim Kreuzknoten liegen die Enden parallel, und der Knoten ist flach.

Webeleinenstek

Der Webeleinenstek oder Mastwurf ist ein Knoten zur Befestigung einer Leine an einem Gegenstand. Der Webeleinenstek verklemmt sich auch bei größerer Belastung kaum, kann aber bei einseitiger Belastung abrollen oder sich lockern.
Der Webeleinenstek kann gesteckt, gelegt oder geworfen werden; er ist einer der wenigen Knoten, die sich für auch für die Mitte einer Leine eignen, wenn deren Enden nicht frei sind.

Strömungstauchen

Unter Strömungstauchen zählen viele auch das Fluss- und Gezeitentauchen (hierüber haben wir bereits gesprochen) und es wird weltweit „Drift Diving“ genannt. Diese Art zu Tauchen ist eine Gerätetauch-Technik, die es erlaubt, sich in Gewässern mit einer Strömung fortzubewegen. Der Taucher lässt sich in der Regel dabei mit der Strömung tragen und erlebt so das Gefühl, unter Wasser zu fliegen. Strömungstauchen in Flüssen, Bächen und Kanälen kann spektakulär sein, ist aber nicht ganz ungefährlich. Daher sollten sich hier auch nur entsprechend ausgebildete Taucher in die Fluten stürzen.

Im Meer, Seen und Teichen, wo die Strömung durch die Gezeiten, Zuflüsse, Unterwasser-Topografie, Thermik im Wasser oder Unterschiede im Salzgehalt des Meerwassers entsteht, ist das Strömungstauchen oft weniger gefährlich und kann auch bereits von Anfängern erlebt werden.

Die Tauchgangsplanung benötigt beim Strömungstauchen mehr Aufwand als bei anderen Tauchgängen. Im Meer oder See ist ein Boot vorteilhaft, das den Tauchern an der Wasseroberfläche folgt. Sobald die Taucher die Tauchtiefe erreicht haben, blasen sie eine Signalboje auf, die sie zur Oberfläche aufsteigen lassen. Dieser von den Tauchern mitgezogenen Boje kann das Tauchboot einfach folgen.

Wird von einem geankerten Boot oder vom Land aus getaucht, muss der Einstieg so gewählt werden, dass der Tauchgang gegen die Strömung begonnen werden kann. Am Ende des Tauchgangs, bei Überanstrengung oder zu hohem Luftverbrauch, weil die Strömung stärker als vermutet ist, können sich die Taucher dann mit der Strömung zur Einstiegsstelle zurücktreiben lassen.

Ein Tauchgang vom Meeresstrand aus sollte nie unmittelbar nach Beginn der Flut geplant werden. Es besteht die Gefahr, in das offene Meer hinausgespült zu werden. Wie bei jedem Tauchgang muss insbesondere beim Strömungstauchgang das Verhalten bei Verlieren des Buddys vereinbart werden. Tauchboote lassen deshalb oft eine sogenannte Strömungsleine zu Wasser.

Das ist eine Boje, die an einem bis zu mehrere hundert Meter langen Seil befestigt ist. Treiben Taucher am verankerten Boot vorbei, ist die Chance groß, dass sie sich an der Strömungsleine halten und von einem Beiboot zurück auf das Tauchboot gebracht werden können.

Jeder Taucher sollte natürlich mit Kompass und mit einem Signalgeber ausgerüstet sein. In einigen Ländern ist es Vorschrift, dass die mitgeführten Bojen eine Taucherflagge tragen.

Im Briefing ist auf besondere Gefahren und Verhaltensregeln, bedingt durch die Strömung, hinzuweisen und dafür zu sorgen, dass genügend großer Luftvorrat (Anstrengung) vorhanden ist. Die erhöhte Anstrengung ist in der Tauchgangsplanung zu berücksichtigen (Zeitzuschlag). Man sollte feststellen, ob alle Tauchpartner über die entsprechende Ausbildung und über eine ausreichende Kondition verfügen.

Die Tauchgangsausführung im Allgemeinen läuft wie folgt ab:

  • Strömungsrichtung feststellen.
  • Erst gegen die Oberflächenströmung tauchen.
  • Ausnutzen von Strömungsschatten.
  • Dekompressionshalte im Freiwasser vermeiden (Nullzeittauchgänge durchführen).
  • Kein Tauchgang bei ablandiger Strömung.
  • Bei einer zum Ufer parallelen Strömung ist ein Tauchgang mit der Strömung möglich und zusätzlich vom Boot
  • Strömungsleine ausbringen.
  • Beiboot klar machen und Funktionieren des Motors überprüfen.
  • Abtauchen an der Ankerleine.
  • Bevor die Gruppe ins Wasser geht, erst für die Einstiegsmöglichkeit sorgen.
  • Auftauchen möglichst vor dem Boot von Land.

Mehr zu diesem Thema bieten die Spezialkurse Strömungstauchen, Gezeitentauchen und Flusstauchen.

Wracktauchen

Auch das Wracktauchen erfordert spezielle Vorbereitungen, besondere Sicherheitsvorkehrungen und eine zusätzliche Ausrüstung. Schiffswracks sind häufig unübersichtlich und können zudem gefährliche Ladung wie spitze oder schwere Gegenstände an Bord haben, die für Menschen gefährlich sind. Oft müssen Taucher auch in große Tiefen hinab, um ein Wrack zu besichtigen.

Je tiefer das Schiff auf dem Grund liegt, desto geringer wird die Sicht, die Wassertemperatur sinkt und der Druck steigt.

Beim Wracktauchen gelten einige allgemeine Grundregeln. So wird nur in vorher bekannte Wracks hineingetaucht, besser ist allerdings, nicht in Wracks einzudringen. Es sollen keine Nacht- oder Eistauchgänge in Wracks gemacht werden, auch bei starker Strömung sollte auf das Wracktauchen verzichtet werden.

Bevor man nun einen Wracktauchgang unternimmt, sollte man sich ausführliche Informationen zu den Tauchmöglichkeiten vor Ort einholen. Spezielle Reiseveranstalter, Tauchschulen, Bücher, Zeitschriften und das Internet können hierbei behilflich sein. Im nächsten Schritt holt man sich dann Informationen über das ausgesuchte Tauchrevier und das dort befindliche Wrack ein. Als wichtigste Grundvoraussetzung gilt immer, dass die individuelle Taucherfahrung und -ausbildung den Bedingungen vor Ort angepasst sein muss. Taucher, die zuvor nur in warmen Gewässern ihre Erfahrungen gesammelt haben, sollten auf keinen Fall ohne vorherige Übung Wracks in kalten, trüben und dunklen Gewässern betauchen. Genauso ist es Tauchern, die bisher nur in Seen getaucht sind, nicht zu empfehlen, Wracks in strömungsreichen Gebieten zu erkunden – selbst wenn das Gewässer sehr klar ist.

Wracks bestehen sehr oft aus Metall, deshalb gilt es auf scharfe Kanten, Ecken und hervorstehenden Teile aufzupassen. Oft hängen aussen am Wrack Netze, Kabel, Leinen, Angelschnüre und bilden so eine Gefahrenquelle. Viele Taucher sind schon in die Irre geführt worden, weil sie nicht beachtet haben, dass der Tauchkompass durch die Metallteile abgelenkt wird und nicht richtig anzeigt. Kommt es an einem Wrack zu kritischen Situationen, ist oft die Ursache, dass man sich durch die Faszination des Wracks von der Kontrolle der Tauchzeit und Tauchtiefe hat ablenken lassen.

Für das Wracktauchen ist daher eine spezielle Zusatzausrüstung nötig. Damit sich der Taucher nicht in Netzen und Tauen verfängt oder an spitzen und scharfkantigen Gegenständen verletzt, gehört ein Unterwasser-Scheinwerfer zu den wichtigsten Utensilien eines Wracktauchers. Der Scheinwerfer sollte einen weit streuenden Lichtkegel besitzen und stark genug sein. Zusätzlich sollte immer eine Backup-Lampe mitgeführt werden.

Ein Tauchermesser und/oder Line Cutter ist fester Bestandteil der Ausrüstung, um sich im Ernstfall aus Netzen oder Seilen befreien zu können. Auch ein größerer Luftvorrat ist sehr wichtig, wenn Wracks unter erschwerten Bedingungen betaucht werden. Wenn ein Drittel des Luftvorrats verbraucht ist, sollte der Rückweg zur Wasseroberfläche angetreten werden, da ein Drittel der Luft als Reserve dient.

Erschwerte Bedingungen sind beispielsweise sehr tief auf dem Grund liegende Wracks, heftige Strömungen oder unübersichtliche Schiffsteile. Dringt man doch einmal in ein Wrack ein, so muss man sich vergewissern, dass Teile des Wracks wie z.B. Seitenwände sich nicht bewegen oder umfallen können, Einstiegsluken sind gegen unbeabsichtigtes Zufallen zu sichern. Besonders ist darauf zu achten, dass sich die Ladung nicht löst (Luftblasen, Flossenschlag, etc.). Schiffe mit gefährlicher Ladung sollte man tunlichst meiden (Munitionsfrachter, Chemieladung, etc.). Das oberste Gebot ist nur mit einer Führungsleine in Wracks hineinzutauchen und jeder Taucher, der in ein Wrack hineintaucht, muss eine Lampe bei sich tragen. Wracks liegen ja bekanntlich meist schon eine Zeit unter Wasser. Daher ist es wichtig richtig austariert zu sein und durch vorsichtige Flossenschläge zu versuchen, kein oder nur wenig Sediment aufzuwirbeln, damit sich die Sicht nicht verschlechtert.

Taucher sollten sich bewusst sein, dass ein Wrack jederzeit zerfallen kann. Es ist Korrosion, Fäulnis und ständiger Wasserbewegung ausgesetzt und kein statisches Gebilde. Deshalb sollte ein Wracktaucher niemals Türen öffnen, an Stangen und Verstrebungen rütteln oder unter Aufbauten hindurchschwimmen. Türen eines Wracks können zufallen und den Taucher einschließen oder einquetschen. Verrostete Verstrebungen können zusammenbrechen, Munition und Granaten können auch nach Jahrzehnten noch durch Erschütterungen im Wasser explodieren.

In engen Räumen oder Gängen besteht die Gefahr, dass sich der Taucher verirrt oder einklemmt. Die Flossen berühren leichter den Grund, sodass Sand und Schlick aufgewirbelt werden. Durch die schlechten Sichtverhältnisse kann so die Orientierung verlorengehen. Vorsicht ist deshalb vor allem in Räumen geboten, in denen wenig Wasserbewegung herrscht, da hier sehr feine Schlickpartikel an Decken, Böden und Wänden haften.

Gefahren für Taucher und Ausrüstung verstecken sich auch unter Muscheln, Algen oder Seepocken, denn diese verdecken oft spitze oder scharfkantige Metallgegenstände. Auch muss bei einem Wracktauchgang immer damit gerechnet werden, dass einem zum Beispiel plötzlich eine Muräne dicht vor das Gesicht schwimmt, da ein Wrack vielen Tieren Unterschlupf gewährt. In einer solchen Situation gilt es Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen.

Das gesamte Taucherteam sollte nur aus erfahrenen Tauchern bestehen, besonders dann, wenn ein unbekanntes oder schwierig zu betauchendes Wrack das Ziel ist. Orientierungsschwierigkeiten sind bei einem Wracktauchgang nie auszuschließen, da zum Beispiel der sichere Ausgang aus dem Wrack für eine gewisse Zeit nicht mehr zu sehen ist. Bei großen Wracks können markante Strukturen wie beispielsweise der Schornstein oder die Kommandobrücke als Orientierungshilfe dienen. Ein Taucher muss vorher ins Kalkül ziehen, dass er eventuell kurzzeitig die Übersicht verliert und in diesem Moment mit der erhöhten nervlichen Anspannung zurechtkommen muss. In enge Öffnungen eines Schiffswracks sollte immer mit den Flossen zuerst hineingeschwommen werden und eine Hand außen bleiben, weil man nie weiß, was einen im Inneren erwartet. Während einer aus dem Tauchteam das Innere eines Wracks erkundet, müssen mindestens zwei Taucher außerhalb der Öffnung eine Sicherheitsgruppe bilden.

Ein Taucher sollte niemals „Mitbringsel“ aus einem Schiffswrack mit nach oben bringen. Zum einen kann sich der Wracktaucher dadurch selbst in Gefahr bringen, indem er versucht Gegenstände im oder am Wrack zu lösen. Der Taucher riskiert, sich an Wrackteilen zu verletzen, seine Ausrüstung zu beschädigen oder währenddessen zu vergessen, seine Instrumente ordnungsgemäß zu kontrollieren. Zum anderen sind „Souvenirjäger“ Schuld daran, dass wertvolle Informationen über ein Schiff und dessen Geschichte verloren gehen.

Viele Wracks stehen unter Denkmalschutz. Selbst beim Entwenden kleinster Gegenstände müssen Souvenirjäger mit hohen Strafen rechnen. Nicht zuletzt gilt es als moralisch bedenklich, in Wracks auf Beutezug zu gehen. Da mit den Schiffen oft auch viele Menschen in die Tiefe gerissen wurden, sollte deren Totenruhe gewahrt bleiben.

Es bleibt festzuhalten, dass Wracktauchen für Sporttaucher nicht gleich Wracktauchen ist. Der interessierte Leser sollte sich auf jeden Fall vor eigenständigen Wracktauchgängen mal mit seinem Tauchlehrer oder Tauchcenter unterhalten und zumindest einen Kurs besuchen, bevor er sich und auch seine Mittaucher in Gefahr bringt.

Nachttauchen

Nachttauchgänge gehören sicherlich zu den Tauchgängen, die im Vorfeld für viel Spannung und große Erwartungshaltung sorgen. Tauchgänge bei Nacht stellen allerdings für viele Taucher eine hohe physische Belastung dar, da die mitgeführte Lampe ja nur das zeigt, was im Lampenkegel auftaucht. Drum herum ist alles dunkel und lässt viel Spielraum für Überraschungen und Phantasie. Deshalb gilt es einige zusätzliche wichtige Dinge zu beachten, die über das „normale“ Tauchen hinausgehen.

Grundsätzlich werden bei Nacht keine extremen Tauchgänge hinsichtlich Zeit und Tiefe, Deko-, Wrack-, Eis- oder Strömung gemacht. Wichtig ist die Kenntlichmachung des Ein- und Ausstieges durch Licht, dabei ist sicherzustellen, dass die Lichtquelle nicht entfernt wird oder erlischt. Voraussetzung für einen entspannten Tauchgang ist auch die Wahl eines gefahrlosen Ein- und Ausstiegs (Brandung, Felsen etc.).

Für das Nachttauchen gelten einige allgemeine Sicherheitsregeln, die weltweite Gültigkeit haben. So hat jeder Teilnehmer eine eigene Lampe mit einer Brenndauer von mindestens der Länge des geplanten Tauchgangs, zzgl. einer Reservezeit von 25% mitzuführen. Der Gruppenführer verfügt außerdem über eine Ersatzlampe. Empfohlen wird allerdings, dass jeder Taucher eine Ersatzlampe haben sollte.

Grundsätzlich gilt, dass nachts keine Ausbildung gemacht wird und nur ein Taucher in der Gruppe keine Nachttauchgangerfahrung haben darf.

Die Tauchgruppe besteht aus höchstens 3 Tauchern in jeder Gruppe, wobei sie darauf achten, den Partner nicht mit der Lampe zu blenden. Als Tauchplatz wählt man nur bekannte und strömungsfreie Gewässer.

Wird nachts von einem Boot aus getaucht muss man die Leiter beleuchten und ein helles, weißes Rundumlicht für kleine Boote setzen, bei größeren Booten gilt es internationale Regeln zu beachten. Hilfreich ist es auch, den Anker mit einem Leuchtstab oder Blitzlicht zu beleuchten. Der Bootsführer bleibt an Bord und dient als Wache.

Als Notsignale bei Nacht kann man neben dem „Hilfe rufen“ auch einen Dauerton mit der Signalpfeife, ein Dauerlicht der Taucherlampe über Wasser mit Auf- und Abbewegungen, SOS-Blinken mit der Taucherlampe oder Rote Leuchtkugeln (z. B. Nico-Signal) wählen.

Grundsätzlich sind Nachttauchgänge Beobachtungstauchgänge. Die Tiefe sollte nicht über 15 m gehen. Es ist darauf zu achten, dass der Kontakt zu den Tauchpartnern nicht verloren geht. Alle wichtigen Punkte sind ausführlich beim Briefing anzusprechen.

Höhlentauchen

Wir sind nun bei einem Thema angelangt, bei dem der Autor schon oft weitere graue Haare bekommen hat, wenn Taucher nach Rückkehr aus einem Urlaub über Höhlentauchgänge berichten. Ähnlich wie beim Wracktauchen müssen wir festhalten, dass Höhlentauchen nicht gleich Höhlentauchen ist. Das soll keine Abwertung dieser Taucherlebnisse sein, aber ein mahnender Zeigefinger. Denn was der Taucher zu 99% betaucht hat, waren Meeresgrotten oder Kavernen.

Grotten und Kavernen sind Bereiche, die jedem Sporttaucher zugänglich sind, der einigermaßen gut tarieren kann und über einige Erfahrung verfügt.

Also: bitte seid ehrlich und sagt: wir waren in Meeresgrotten tauchen. Das verhindert leicht, dass ein Höhlentaucher von einem möglichen Buddy etwas erwartet, was er gar nicht kann und weiß.

Höhlentauchen selbst ist eine mehrstufige Ausbildung, die es inhaltlich schon in sich hat. Wir unterscheiden hier den „Cave 1-Diver“ (Cavern Diver), den „Cave 2-Diver“ (Intro the Cave Diver) und letztendlich den „Full-Cave-Diver“. Der Interessierte sollte sich hier an erfahrene Höhlentauch-Instruktoren wenden und sich beraten lassen oder einmal an einem Testtauchgang teilnehmen, der schon viel Aufschluss gibt, ob diese Herausforderung was für ihn ist.

Der Sporttaucher sollte sich zunächst mit dem Spezialkurs „Tauchen in Meeresgrotten“ befassen oder wie vom Tauchcenter der Autoren angeboten, an einer „Cenoten-Tauch-Tour“ nach Mexiko teilnehmen. Das gibt schon einen guten Einblick in diese unglaubliche Faszination und Schönheit von Höhlen.

Unter Tauchen in Meeresgrotten versteht man daher Tauchgänge in Grotten und Kavernen, wo man aus jeder Position den Ausgang sehen kann. Dennoch ist natürlich die Dunkelheit zu berücksichtigen und für eine entsprechende Lichtquelle zu sorgen. In einer Grotte kann durch Aufwirbeln von Sedimenten ggf. der Ausgang nicht mehr erkannt werden. Dies setzt voraus, dass an solchen Tauchgängen gute Tariereigenschaften gefordert sind. Weitere Probleme können durch Hängenbleiben, Beklemmungsangst und Panik, Sichtbeeinträchtigung durch Schlierenbildung bei Süßwasserzufluss, Dünung in geringer Tiefe und plötzlich auftretende Strömung entstehen. Werden manche Grotten zu häufig von Tauchgruppen besucht, können durch die Ausatemluft Teile der Grotte trockenfallen und Mikroorganismen, UW Pflanzen uvm. absterben. Mehr zu diesem Thema und aktivem Umweltschutz kann der Interessierte in diversen Spezialkursen oder Workshops erfahren und so seinen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt beisteuern.

Sidemount-Tauchen

Was ist Sidemount-Tauchen? Sidemount-Tauchen, wie der Name schon sagt, deutet darauf hin, dass die Flaschen seitlich am Körper getragen werden und nicht wie sonst üblich auf dem Rücken, auch bekannt als Backmount-Tauchen.

Sidemount-Tauchen ist aber viel, viel mehr als nur ein einfacher Wechsel der Ausrüstungskonfiguration. Mit der richtigen Ausbildung erweist sich das Sidemount-Tauchen als viel komfortabler und bequemer, sowie erlebnisreicher. Richtig ausgebildet im Sidemount-Tauchen und es kann passieren, dass man nicht mehr zurück zum Backmount-Tauchen will.

Wo liegt denn nun solch ein Vorteil, dass es zu solchen Überlegungen kommen kann? Zunächst besteht ein viel stromlinienförmigeres Profil. Das bedeutet gleichzeitig weniger Wasserwiderstand, und so auch weniger Luftverbrauch.

Es eröffnet ein hohes Maß an Komfort. Jede Sidemount-Konfiguration kann individuell auf den Taucher angepasst werden, so ist der Wohlfühlfaktor immer voll gegeben. Dabei schont es den Rücken, da die Flaschen einzeln getragen und erst im Wasser angelegt werden. Gleichzeitig erleichtert es den Ein- und Ausstieg.

Der größte Vorteil liegt aber sicher im Luft-Management. Alles ist sichtbar vor einem, man hat Zugang zu den Ventilen sowie den Ersten-Stufen. Alles schön übersichtlich und jederzeit zu bedienen. So kann auf alle Situationen schnell und effektiv reagiert werden.

Sidemount-Tauchen ist auch ein System für alle Situationen. Mit dem Sidemount-Equipment sind auch etwas anspruchsvollere Tauchgänge machbar, ob nun Wrack, Höhle oder technisches Tauchen, vorausgesetzt die Ausbildung stimmt.

Schaut man sich die Historie des Sidemount-Tauchens an, so erkennt man, dass es das doch auch schon lange gibt, denn bereits 1970 wurde das Sidemount-Tauchen erstmalig zum Betauchen von engen Höhlen von Woody Jasper angewendet. Seither wurde es, zumeist, nur von Höhlen-Tauchern praktiziert, die die “Restricted Areas”, sprich die Teile einer Höhle erforschen wollten, welche mit Backmount einfach nicht zu erreichen waren. So entstand eine der extremsten Formen des technischen Tauchens.

Wenn man bis vor kurzen einen Taucher gefragt hätte, ob er wüsste was Sidemount-Tauchen ist, dann wäre die Antwort sicherlich eher negativ ausgefallen. Bis heute haben meist nur ein paar Höhlen-Interessierte überhaupt vom Sidemount-Tauchen gewusst oder wüssten, was damit genau gemeint ist.

Erst 2009 fing es an, dass zwei Ausrüstungshersteller vermehrt die Sidemount-Ausrüstung produzierten. Seit 2010 haben dann auch die Ausbildungsorganisationen den Zweig für sich entdeckt und festgestellt, dass Sidemount-Tauchen ja etwas für alle ist und viele Vorteile bietet. 2012 wurden die ersten Kursmaterialien vorgestellt und die ersten Ausbilder geschult.

Heutzutage besteht für viele die Möglichkeit, Sidemount-Tauchen zu lernen. Schaue mal in Deinem Tauchcenter vorbei oder frage die Autoren, wo es die Möglichkeiten gibt und probiere es einfach mal aus. Und erlebe dann den Unterschied.

Tauchen und Naturschutz – ein Widerspruch?

Unter Wasser eröffnet sich dem Besucher eine faszinierende Parallelwelt gekennzeichnet durch Ruhe, Abwechslung und Vielfalt, Schwerelosigkeit. Und schon nach wenigen Pressluft-Atemzügen wird der Mensch Teil dieser Welt, voll auf Augenhöhe mit den See- oder Meeresbewohnern. Doch die Natur ächzt. War Tauchen früher noch eine exklusive Angelegenheit, ist es heute beinahe ein Breitensport geworden. Jahr für Jahr zieht es Millionen Menschen unter die Wasseroberfläche.
Die Hotspots der Tauchgebiete sind längst zu Magneten für die Massen geworden. Daran können auch unliebsame Begegnungen mit Meeresbewohnern oder eine angeschlagene Meeresfauna nichts ändern.

Nebenwirkungen des Tauchtourismus

Sobald der Mensch ein Ökosystem betritt, hat das Folgen. Vor allem, wenn Urlaubstaucher die Rücksichtnahme auf die fragile Unterwasserwelt vergessen und das Meer mit einem Souvenirladen verwechseln.

Auf der Hitliste der Unterwasser-Mitbringsel ganz oben stehen Muscheln, Schnecken und Korallenstöcke, die einfach abgerissen werden. Oft steckt noch nicht einmal böser Wille oder Ignoranz dahinter, wenn ein Schnorchler oder Taucher sich unvorsichtig auf eine Korallenbank stellt oder mit den Flossen Sand aufwirbelt. Manchmal ist es schlichte Unwissenheit. Denn nicht jede Tauchschule oder Tauchbasis schult das Umweltbewusstsein ihrer Schützlinge.

Vor allem am Roten Meer und auf den Malediven hinterlassen die Tauchtouristen unübersehbare Spuren. Denn mit den Tauchern kommen die Boote. Immer wieder ankern die Tauchboote direkt am Riff und die schweren Ankerketten fräsen über die Korallen. Undichte Tanks schädigen die Riffe zusätzlich. Beliebt ist auch das Anlocken der Fische mit Brot oder sonstigen Speiseresten. Doch durch Brotkonsum oder zig Eiern werden die Meeresbewohner anfälliger für Krankheiten, da normalerweise Algen oder frischer Fisch auf ihrer Speisekarte stehen.

Mit den Touristen kommt auch der Müll. Ausgeklügelte Müllbeseitigungs-systeme wie in good old Germany gibt es nicht überall, oft landen Plastiktüten und Co einfach im Meer.

Eine Bedrohung für das Riff, denn Korallen werden vom Plastikmüll abgedeckt und ersticken, weil die Sauerstoffzufuhr unterbrochen wird. Ist der Abfall eher scharfkantig, droht eine Beschädigung der Korallen, die wiederum Entzündungen nach sich ziehen kann.

Manche Riffe kämpfen auch mit der Salzlauge, die aus den Meerwasser-Entsalzungsanlagen fließt. Doch die Anlagen sind notwendig, wenn es in den Hotels täglich frische Handtücher geben soll und vor der Hotel- und Resorttür schöne bunte Blumenbeete sowie Golfanlagen mit einem knackigen grünen Rasen. Leider fließen die Abwässer der Hotelanlagen oft ungeklärt ins Meer. Kein Wunder, dass die Natur hier und da vor der Masse der Besucher kapituliert.

Das Meer braucht Schutz

Riffe sind im Grunde stabile Systeme, sie können sich sogar von schweren Stürmen wieder erholen. Der Dauerstress durch den Menschen wird allerdings zur wirklichen Bedrohung.

Durch den Treibhauseffekt und die damit steigende Erhöhung der Wassertemperatur, die Versauerung der Meere und nicht zuletzt auch durch den Tourismus sind bereits zehn Prozent aller Riffe unwiederbringlich geschädigt, 30 Prozent sind in einem kritischen Zustand und werden voraussichtlich in den nächsten Jahren sterben, weitere 30 Prozent aller Riffe sollen bis zum Jahr 2050 absterben.

Um die natürlichen Lebensräume unter Wasser zu schützen und zu erhalten, sollen bis 2020 nach den Beschlüssen der CBD-Staaten (CBD = „Convention on Biological Diversity“ zu Deutsch „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“) zehn Prozent der gesamten Meeresoberfläche unter Schutz gestellt werden. In Deutschland sind bereits über 45 Prozent der deutschen Meeresfläche als Schutzgebiete ausgewiesen.

Die Meeresschutzgebiete, insbesondere Riffe und Korallenbänke, dienen weltweit als Erholungs- und Rückzugsraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Innerhalb der Schutzgebiete sind menschliche Aktivitäten eingeschränkt.

Lokal sind diese Schutzmaßnahmen sehr unterschiedlich – von der Begrenzung bestimmter Fischfangmethoden bis hin zum absoluten Entnahmeverbot jeglichen maritimen Lebens. Und in einigen Zonen müssen Touristen eben ganz draußen bleiben. In diesen Schutzgebieten ist jeglicher Schiffsverkehr sowie das Baden, Angeln und Tauchen verboten.

Sperrung von Tauchgebieten – pro und contra

Im Jahr 2011 sorgte eine Ankündigung der thailändischen Umweltbehörde für Aufregung in der Tauchgemeinde. Zehn beliebte Tauchgebiete des Landes sollten geschlossen werden, um die dortigen Korallenbänke vor den Besuchermassen zu schützen. Schon in der Vergangenheit hatte Thailand Tauchplätze für eine befristete Zeit geschlossen, um den Korallen Zeit zur Regeneration zu geben.

Über den Sinn dieser Sperrungen von Tauchgebieten herrscht Uneinigkeit. Befürworter begrüßen diesen klaren Schritt. Wo zu viel Tourismus sei, müsse die Natur geschont werden, vor allem wenn es um Laichplätze von Fischen und beschädigte Korallenriffe geht.

Kritiker halten dagegen, dass den Menschen auch Gebiete gezeigt werden müssen, die schützenswert sind. Schon allein deshalb, damit ein allgemeines Verständnis für den betriebenen Aufwand geschaffen wird. Allerdings müsse es klare Regeln geben, wie sich der Mensch in diesem Ökosystem zu verhalten habe.

Unterwasser-Knigge oder ein paar Verhaltensregeln für Taucher

Nichts anfassen, nichts mitnehmen, nichts kaputtmachen. Seriöse Tauchschulen geben ihren Schützlingen konkrete Anweisungen mit auf den Weg, wie man sich unter Wasser zu verhalten hat. Vor Ort achten im Idealfall Tauch-Guides darauf, dass sich niemand für ein schönes Foto auf eine Korallenbank setzt. Der Umweltschutz ist als Programmpunkt in der theoretischen Tauchausbildung angekommen. Doch leider nicht überall.

Einige Tauchsportorganisationen haben Leitlinien für einen umweltverträglichen Tauchsport erarbeitet. Darin fordern sie die Taucher auf, Tiere, Pflanzen und geologische Formationen zu schützen und notfalls auch die Verantwortung in Sachen Umweltschutz für andere mit zu übernehmen.

Ein Taucher sollte durch Umwelt- und Spezialkurse so geschult sein, dass ihm negative Veränderungen in einem Tauchgebiet auffallen. Idealerweise sollte er diese Veränderungen auch Umweltexperten mitteilen. Auf diese Weise trägt der Taucher sogar aktiv zum Schutz der Unterwasserwelt bei.

Auch das Bundesamt für Naturschutz sieht in der Zusammenarbeit mit Sporttauchern Potenzial. So könnten die Taucher als Frühwarnsystem funktionieren, um zum Beispiel neue Arten in einem Gewässer schnell festzustellen. Voraussetzung ist natürlich, dass der Taucher über ein Grundverständnis der biologischen Zusammenhänge verfügt. So könnten die Unterwassersportler Behörden und Wissenschaftler in ihrer Arbeit unterstützen.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Naturschutz und Tauchsport gut vereinbar sind, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Und wenn ein Tauch-Guide im Urlaub einen Seeigel zerschlägt, um mit dem Fleisch die Fische zu füttern, ist es dringend Zeit, die Tauchschule zu wechseln.

Zusammenfassung

Wir haben uns in diesem Kapitel mit einigen besonderen Tauchsituationen befasst. Es bleibt natürlich festzuhalten, dass es eine weitere Vielzahl an besonderen Tauchsituationen gibt. Eistauchen, Navigation unter Wasser, Diveleader oder Gruppenführerkurse, Suchen und Bergen, Bergseetauchen, Scooter Tauchen und und und. Es gibt eine Vielzahl an so genannten Spezialkursen (Specialties), die durch die Tauchsportorganisationen angeboten werden. Und alle haben zumindest für den Kursteilnehmer eine Berechtigung. Denn er alleine kennt seine Bedürfnisse und keiner sollte sich anmaßen, diesen Kurs zu verlachen oder als Geldschneiderei zu bezeichnen. Man muss ja nicht teilnehmen, aber man kann.

Wir haben bewusst die Themen Bootstauchgänge, Strömungstauchen, Wracktauchen, Nachttauchen, Höhlentauchen und Sidemount-Tauchen gewählt, da diese im Fortgeschrittenen Bereich, also im Bereich der Dive-Leader, Gold-Taucher oder Tauchlehrer (-assistenten) oft prüfungsrelevant sind.

Festzuhalten ist in jedem Fall, dass zu diesen besprochenen Kursen (Tauchsituationen) eine besondere Aus- und Weiterbildung notwendig ist!

Ein ganz besonderer Reiz liegt sicher in der Kombination:
Technisches Tauchen mit Sidemount in Höhlen-, bzw. Cenoten in mehr als 40m Tiefe….

…. oder dem manchmal mehrere Stunden dauernden Tauchgängen in den verborgenen Tunneln und Gängen der Höhlensystemen.

Doch ohne die richtige Ausbildung: Lebensgefährlich!

Das solltest du wissen

1. Sie haben die Verantwortung für mehrere Tauchgruppen auf einem Boot.
Beschreiben Sie in Stichworten die Maßnahmen zur Vorbereitung und Durchführung des Tauchbetriebes!

2. Nenne Verhaltensregeln an Bord eines Tauchbootes bei starkem Seegang!

3. Welche besonderen Sicherheitsgrundsätze müssen Sie beim Wracktauchen beachten?

4. Sie nehmen einen OWD (* oder Bronze)-Taucher zu seinem ersten Nachttauchgang mit.
a) Wie sollten die persönlichen Voraussetzungen von Ihnen und Ihrem Tauchpartner sein?
b) Nach welchen Kriterien wählen Sie den Tauchplatz aus?
c) Wie führen Sie den Tauchgang durch?

5. Welche Verhaltensregeln über und unter Wasser erklären Sie einem Tauchpartner vor seinem ersten Nachttauchgang?

6. Sie wollen mit Tauchkameraden einen Tauchgang im Meer unternehmen. Es ist mit Strömung zu rechnen. Was müssen Sie bei der Tauchgangsplanung und -ausführung berücksichtigen?

7. Welche besonderen Ausrüstungsteile sollten bei einem Tauchgang in Meeresgrotten in jedem Fall mitgenommen werden.

8. Welche besondere Gefahr besteht beim Auftreten einer Rissströmung?

9. Wann bricht sich eine Welle?

10. Wann wäre es ideal in Gezeitengewässer den Tauchgang zu beginnen?

Kapitel 1 – Überprüfe Dein Wissen

Ein kleiner Rückblick – Teste Dein Grundlagenwissen

Überprüfe selbst Dein Wissen aus dem Open Water Diver oder IDA/CMAS * Kurs. Sei dabei ehrlich zu Dir selbst, beantworte zunächst alle Fragen und kontrolliere anschließend Dein Ergebnis.

Je nachdem wie viele Fehler sich eingeschlichen haben, solltest Du Dir das Open Water Diver Manual noch einmal durchlesen, um aufgetretene Lücken zu schließen. Dieses Manual baut hierauf auf und setzt Grundlagenwissen voraus.

Dann lege los und lass Dich überraschen was hängen geblieben ist.

 

 

 

 

 

 

Dann kontrolliere jetzt Dein Grundlagenwissen.

Sind Fehler aufgetreten?

Wenn Du anhand der Musterlösung Dein Wissen nicht auffrischen konntest, lese im Open Water Diver Manual das entsprechende Kapitel oder frage Deinen Tauchlehrer.
Die Tauchgangsplanung war das Problem? Keine Sorge hiermit beschäftigen wir uns in diesem Manual noch ausgiebig, dann sollte alles klar sein. Ganz sicher wird auch die Tauchgangsplanung in kursbegleitenden Workshops Thema sein.

Dann legen wir nun los und vertiefen dein Grundlagenwissen. Dieses Manual ist geeignet für alle Kursteilnehmer:

  • IDA/CMAS **/Silber
  • IDA/CMAS ***/Gold
  • Tauchlehrerassistenten und Diveguides
  • Tauchlehrer * bis *** zur Vertiefung der eigenen Kenntnisse

Grafiken:
Du benötigst keine Lupe 🙂
Klicke in den Kapiteln auf die Grafiken um sie gut zu erkennen.

Kursübersicht: Tauchtheorie für Fortgeschrittene und Profis

Dieses Manual baut auf den Kenntnissen des Open Water Diver/ CMAS* Kurses auf und dient als Grundlage, das erforderliche theoretische Wissen für die weiterführenden Kurse bis hin zum Divemaster, Diveguide sowie der Tauchlehrerstufen zu erlangen. Dieses Manual ist die perfekte Unterstützung für Workshops und
Seminare der jeweiligen Kursstufen und sehr geeignet das theoretische Fachwissen wiederaufzufrischen, sich autodidaktisch auf Unterrichtseinheiten sowie der schriftlichen Wissensüberprüfung vorzubereiten.

Kapitel 1 – Überprüfe Dein Wissen
Kapitel-2 – Tauchsituationen in der Praxis
Kapitel 3 – Die Physik ist alles Schuld
Kapitel 4 – Medizinische Grundlagen – Spielregeln beim Tauchen
Kapitel 5 – So ganz ohne Technik geht es nicht
Kapitel 6 – Dekompression das unbekannte bekannte Wesen
Kapitel 7 – Die Grundlagen der Tauchgangsplanung
Kapitel 8 – Notfallmanagement beim Tauchen
Kapitel 9 – Herausforderungen im Tauchsport
Anhang: Dokumente & Anlagen

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